Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.Rede seyn; solch' eine Menge öffentlicher Verhandlungen darüber ist seit der Mitte des 18. Jahrhunderts vorhanden; und den Schutz, welchen die preussische Regierung, wahrscheinlich auch andere, dem Bunde angedeihen lassen, verdanket die Freymaurerei zunächst der Oeffentlichkeit. Diese verwahret sie auch am entscheidendsten gegen den Verdacht politischer Gefährlichkeit." - Daran knüpft alsdann Wachler eine warme Schutzrede für den fortdauernden Werth und Bedürfniss der Freimaurerei, welche zu geben bestimmt sei, was Staat und öffentliches gesellschaftliches Leben nicht allein nicht geben, sondern sogar schwächen, zurückdrängen, verkümmern, bedrohen. Indessen in dem gleichen Jahre 1818, in welchem Wachler die vorgehenden Worte sprach, wurde durch Beschluss des altschottischen Directoriums der grossen Nationalmutterloge zu den drei Weltkugeln in Berlin der dortige Buchhändler Br. Gaedike wegen der Herausgabe seines Freimaurerlexikons excludirt,1) wie es früher Krause und Mossdorf in Dresden ähnlich ergangen war. Die Rituale, welche den gegen das Ende des 11. Jahrhunderts bei den Benedictinern, besonders zu Corvey und Hirschau an der Nagold, aufgekommenen und bald auch auf die Cistereienser zu Maulbronn u. s. w. übergegangenen baulichen Laienbrüderschaften2) ertheilt wurden, haben auf die jetzt noch vorhandenen Rituale der mittelalterlichen weltlichen Baukünstler, sowie auf die Rituale der spätern Freimaurer kaum einen stärkeren Einfluss geübt, weil solche Laienbrüder eben nicht zu den eigentlichen Baukünstlern und Eingeweihten gehörten und mehr nur in einem dienenden und ganz untergeordneten Verhältnisse zu ihnen oder vielmehr zu dem betreffenden Kloster standen. Die Verbindungen, Weihen und Mysterien der Baukünstler sind ganz ausserhalb und über den Laienbrüderschaften zu denken und sind zugleich jedenfalls weit älter als diese; die Benedictiner, um das Bauen zu erlernen, um die Baumysterien zu erfahren, mögen sich selbst in die ältern Baumysterien der Römer und Griechen 1) Lenning, Encyklopädie, unter Gaedike. 2) Fallou, S. 196 ff.
Rede seyn; solch’ eine Menge öffentlicher Verhandlungen darüber ist seit der Mitte des 18. Jahrhunderts vorhanden; und den Schutz, welchen die preussische Regierung, wahrscheinlich auch andere, dem Bunde angedeihen lassen, verdanket die Freymaurerei zunächst der Oeffentlichkeit. Diese verwahret sie auch am entscheidendsten gegen den Verdacht politischer Gefährlichkeit.“ – Daran knüpft alsdann Wachler eine warme Schutzrede für den fortdauernden Werth und Bedürfniss der Freimaurerei, welche zu geben bestimmt sei, was Staat und öffentliches gesellschaftliches Leben nicht allein nicht geben, sondern sogar schwächen, zurückdrängen, verkümmern, bedrohen. Indessen in dem gleichen Jahre 1818, in welchem Wachler die vorgehenden Worte sprach, wurde durch Beschluss des altschottischen Directoriums der grossen Nationalmutterloge zu den drei Weltkugeln in Berlin der dortige Buchhändler Br. Gaedike wegen der Herausgabe seines Freimaurerlexikons excludirt,1) wie es früher Krause und Mossdorf in Dresden ähnlich ergangen war. Die Rituale, welche den gegen das Ende des 11. Jahrhunderts bei den Benedictinern, besonders zu Corvey und Hirschau an der Nagold, aufgekommenen und bald auch auf die Cistereienser zu Maulbronn u. s. w. übergegangenen baulichen Laienbrüderschaften2) ertheilt wurden, haben auf die jetzt noch vorhandenen Rituale der mittelalterlichen weltlichen Baukünstler, sowie auf die Rituale der spätern Freimaurer kaum einen stärkeren Einfluss geübt, weil solche Laienbrüder eben nicht zu den eigentlichen Baukünstlern und Eingeweihten gehörten und mehr nur in einem dienenden und ganz untergeordneten Verhältnisse zu ihnen oder vielmehr zu dem betreffenden Kloster standen. Die Verbindungen, Weihen und Mysterien der Baukünstler sind ganz ausserhalb und über den Laienbrüderschaften zu denken und sind zugleich jedenfalls weit älter als diese; die Benedictiner, um das Bauen zu erlernen, um die Baumysterien zu erfahren, mögen sich selbst in die ältern Baumysterien der Römer und Griechen 1) Lenning, Encyklopädie, unter Gaedike. 2) Fallou, S. 196 ff.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0338" n="318"/> <p><hi rendition="#g">Rede seyn</hi>; solch’ eine Menge öffentlicher Verhandlungen darüber ist seit der Mitte des 18. Jahrhunderts vorhanden; und den Schutz, welchen die preussische Regierung, wahrscheinlich auch andere, dem Bunde angedeihen lassen, <hi rendition="#g">verdanket die Freymaurerei zunächst der Oeffentlichkeit.</hi> Diese verwahret sie auch am entscheidendsten gegen den Verdacht politischer Gefährlichkeit.“ – Daran knüpft alsdann Wachler eine warme Schutzrede für den fortdauernden Werth und Bedürfniss der Freimaurerei, welche zu geben bestimmt sei, was Staat und öffentliches gesellschaftliches Leben nicht allein nicht geben, sondern sogar schwächen, zurückdrängen, verkümmern, bedrohen. Indessen in dem gleichen Jahre 1818, in welchem Wachler die vorgehenden Worte sprach, wurde durch Beschluss des altschottischen Directoriums der grossen Nationalmutterloge zu den drei Weltkugeln in Berlin der dortige Buchhändler Br. Gaedike wegen der Herausgabe seines Freimaurerlexikons <hi rendition="#g">excludirt,</hi><note place="foot" n="1)">Lenning, Encyklopädie, unter Gaedike.<lb/></note> wie es früher Krause und Mossdorf in Dresden ähnlich ergangen war.</p> <p> Die Rituale, welche den gegen das Ende des 11. Jahrhunderts bei den Benedictinern, besonders zu Corvey und Hirschau an der Nagold, aufgekommenen und bald auch auf die Cistereienser zu Maulbronn u. s. w. übergegangenen baulichen Laienbrüderschaften<note place="foot" n="2)">Fallou, S. 196 ff.<lb/></note> ertheilt wurden, haben auf die jetzt noch vorhandenen Rituale der mittelalterlichen weltlichen Baukünstler, sowie auf die Rituale der spätern Freimaurer kaum einen stärkeren Einfluss geübt, weil solche Laienbrüder eben nicht zu den eigentlichen Baukünstlern und Eingeweihten gehörten und mehr nur in einem dienenden und ganz untergeordneten Verhältnisse zu ihnen oder vielmehr zu dem betreffenden Kloster standen. Die Verbindungen, Weihen und Mysterien der Baukünstler sind ganz ausserhalb und über den Laienbrüderschaften zu denken und sind zugleich jedenfalls weit älter als diese; die Benedictiner, um das Bauen zu erlernen, um die Baumysterien zu erfahren, mögen sich selbst in die ältern Baumysterien der Römer und Griechen </p> </div> </body> </text> </TEI> [318/0338]
Rede seyn; solch’ eine Menge öffentlicher Verhandlungen darüber ist seit der Mitte des 18. Jahrhunderts vorhanden; und den Schutz, welchen die preussische Regierung, wahrscheinlich auch andere, dem Bunde angedeihen lassen, verdanket die Freymaurerei zunächst der Oeffentlichkeit. Diese verwahret sie auch am entscheidendsten gegen den Verdacht politischer Gefährlichkeit.“ – Daran knüpft alsdann Wachler eine warme Schutzrede für den fortdauernden Werth und Bedürfniss der Freimaurerei, welche zu geben bestimmt sei, was Staat und öffentliches gesellschaftliches Leben nicht allein nicht geben, sondern sogar schwächen, zurückdrängen, verkümmern, bedrohen. Indessen in dem gleichen Jahre 1818, in welchem Wachler die vorgehenden Worte sprach, wurde durch Beschluss des altschottischen Directoriums der grossen Nationalmutterloge zu den drei Weltkugeln in Berlin der dortige Buchhändler Br. Gaedike wegen der Herausgabe seines Freimaurerlexikons excludirt, 1) wie es früher Krause und Mossdorf in Dresden ähnlich ergangen war.
Die Rituale, welche den gegen das Ende des 11. Jahrhunderts bei den Benedictinern, besonders zu Corvey und Hirschau an der Nagold, aufgekommenen und bald auch auf die Cistereienser zu Maulbronn u. s. w. übergegangenen baulichen Laienbrüderschaften 2) ertheilt wurden, haben auf die jetzt noch vorhandenen Rituale der mittelalterlichen weltlichen Baukünstler, sowie auf die Rituale der spätern Freimaurer kaum einen stärkeren Einfluss geübt, weil solche Laienbrüder eben nicht zu den eigentlichen Baukünstlern und Eingeweihten gehörten und mehr nur in einem dienenden und ganz untergeordneten Verhältnisse zu ihnen oder vielmehr zu dem betreffenden Kloster standen. Die Verbindungen, Weihen und Mysterien der Baukünstler sind ganz ausserhalb und über den Laienbrüderschaften zu denken und sind zugleich jedenfalls weit älter als diese; die Benedictiner, um das Bauen zu erlernen, um die Baumysterien zu erfahren, mögen sich selbst in die ältern Baumysterien der Römer und Griechen
1) Lenning, Encyklopädie, unter Gaedike.
2) Fallou, S. 196 ff.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |