Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

Halbdunkel des Schlafes und des Traumes in das bewusste Licht des Wachens hinübergeführt werden solle;1) jedoch selbst dieses irdische Bewusstsein und Licht ist nur eine Täuschung, eine Unvollkommenheit und muss daher zum ewigen und reinsten Bewusstsein oder Lichte sich erheben und auflösen. Das irdische Sein, der Körper ist der Schleier und die Fessel der himmlischen oder göttlichen Seele, welcher Schleier gehoben und welche Fessel gelöset werden muss.2) Merkwürdig ist auch noch, dass in dem mehr angeführten indischen Drama, S. 56, die vier Stadien des brahmanischen Lebens als Brahmacharin, Grihastha, Vanaprastha und Sannyasin3) die vier Orden genannt werden und überhaupt die religiösen Verbindungen und Secten diesen Namen erhalten,4) wie bekanntlich früher der Freimaurerbund der Freimaurerorden und der pythagoreische Bund oder Orden genannt zu werden pflegte. Die Elemente werden später erwähnt werden. Den drei Zuständen der Seele entsprechen zugleich die von der indischen Philosophie aufgestellten drei Cardinalqualitäten der Erkenntniss, tamas (Finsterniss), sattva (Wahrheit) und in der Mitte zwischen beiden rajas (Staub, Leidenschaftlichkeit). Auch wird bei den Indern das Beiwort königlich zur Bezeichnung des höchsten Grades einer Eigenschaft, der Göttlichkeit dieser Eigenschaft gebraucht; so wird z. B. in dem Drama Prabodha-Chandrodaya gesagt:

"Kapalika! Lehrer oder vielmehr königlicher Lehrer!5)"

Es wird hierdurch die so häufige Behauptung, z. B. von Schneider,6) Krause, Winzer, Fallou und Andern, widerlegt, dass die Maurerei, die Baukunst erst im 17. Jahrhundert den Namen einer königlichen Kunst empfangen habe, um die Maurer, die Bauleute als Anhänger des Königthums zu bezeichnen; der alten Benennung ist nur vorübergehend und vereinzelt eine solche Bedeutung beigelegt worden, wie auch andere Benennungen, z. B.

1) Vergl. Rosenkranz, a. O., S. 156 Anm. 26.
2) Rosenkranz, S. 155 Anm. 22.
3) Vergl. oben, I. S. 624 ff.
4) Rosenkranz, S. 180 und 185.
5) Rosenkranz, S. 93.
6) Lenning, Encyklopädie, unter Kunst.

Halbdunkel des Schlafes und des Traumes in das bewusste Licht des Wachens hinübergeführt werden solle;1) jedoch selbst dieses irdische Bewusstsein und Licht ist nur eine Täuschung, eine Unvollkommenheit und muss daher zum ewigen und reinsten Bewusstsein oder Lichte sich erheben und auflösen. Das irdische Sein, der Körper ist der Schleier und die Fessel der himmlischen oder göttlichen Seele, welcher Schleier gehoben und welche Fessel gelöset werden muss.2) Merkwürdig ist auch noch, dass in dem mehr angeführten indischen Drama, S. 56, die vier Stadien des brahmanischen Lebens als Brahmachârin, Grihastha, Vanaprastha und Sannyâsin3) die vier Orden genannt werden und überhaupt die religiösen Verbindungen und Secten diesen Namen erhalten,4) wie bekanntlich früher der Freimaurerbund der Freimaurerorden und der pythagoreische Bund oder Orden genannt zu werden pflegte. Die Elemente werden später erwähnt werden. Den drei Zuständen der Seele entsprechen zugleich die von der indischen Philosophie aufgestellten drei Cardinalqualitäten der Erkenntniss, tamas (Finsterniss), sattva (Wahrheit) und in der Mitte zwischen beiden rajas (Staub, Leidenschaftlichkeit). Auch wird bei den Indern das Beiwort königlich zur Bezeichnung des höchsten Grades einer Eigenschaft, der Göttlichkeit dieser Eigenschaft gebraucht; so wird z. B. in dem Drama Prabodha-Chandrodaya gesagt:

„Kâpâlika! Lehrer oder vielmehr königlicher Lehrer!5)

Es wird hierdurch die so häufige Behauptung, z. B. von Schneider,6) Krause, Winzer, Fallou und Andern, widerlegt, dass die Maurerei, die Baukunst erst im 17. Jahrhundert den Namen einer königlichen Kunst empfangen habe, um die Maurer, die Bauleute als Anhänger des Königthums zu bezeichnen; der alten Benennung ist nur vorübergehend und vereinzelt eine solche Bedeutung beigelegt worden, wie auch andere Benennungen, z. B.

1) Vergl. Rosenkranz, a. O., S. 156 Anm. 26.
2) Rosenkranz, S. 155 Anm. 22.
3) Vergl. oben, I. S. 624 ff.
4) Rosenkranz, S. 180 und 185.
5) Rosenkranz, S. 93.
6) Lenning, Encyklopädie, unter Kunst.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0333" n="313"/>
Halbdunkel des Schlafes und des Traumes in das bewusste Licht des Wachens hinübergeführt werden solle;<note place="foot" n="1)">Vergl. Rosenkranz, a. O., S. 156 Anm. 26.<lb/></note> jedoch selbst dieses irdische Bewusstsein und Licht ist nur eine Täuschung, eine Unvollkommenheit und muss daher zum ewigen und reinsten Bewusstsein oder Lichte sich erheben und auflösen. Das irdische Sein, der Körper ist der Schleier und die Fessel der himmlischen oder göttlichen Seele, welcher Schleier gehoben und welche Fessel gelöset werden muss.<note place="foot" n="2)">Rosenkranz, S. 155 Anm. 22.<lb/></note> Merkwürdig ist auch noch, dass in dem mehr angeführten indischen Drama, S. 56, die vier Stadien des brahmanischen Lebens als Brahmachârin, Grihastha, Vanaprastha und Sannyâsin<note place="foot" n="3)">Vergl. oben, I. S. 624 ff.<lb/></note> die vier <hi rendition="#g">Orden</hi> genannt werden und überhaupt die religiösen Verbindungen und Secten diesen Namen erhalten,<note place="foot" n="4)">Rosenkranz, S. 180 und 185.<lb/></note> wie bekanntlich früher der Freimaurerbund der Freimaurerorden und der pythagoreische Bund oder Orden genannt zu werden pflegte. Die Elemente werden später erwähnt werden. Den drei Zuständen der Seele entsprechen zugleich die von der indischen Philosophie aufgestellten drei Cardinalqualitäten der Erkenntniss<choice><sic> tamas</sic><corr>, tamas</corr></choice> (Finsterniss), sattva (Wahrheit) und in der Mitte zwischen beiden rajas (Staub, Leidenschaftlichkeit). Auch wird bei den Indern das Beiwort königlich zur Bezeichnung des höchsten Grades einer Eigenschaft, der Göttlichkeit dieser Eigenschaft gebraucht; so wird z. B. in dem Drama Prabodha-Chandrodaya gesagt:</p>
        <p rendition="#c">
     &#x201E;Kâpâlika! Lehrer oder vielmehr <hi rendition="#g">königlicher</hi> Lehrer!<note place="foot" n="5)">Rosenkranz, S. 93.<lb/></note>&#x201C;</p>
        <p>
     Es wird hierdurch die so häufige Behauptung, z. B. von Schneider,<note place="foot" n="6)">Lenning, Encyklopädie, unter Kunst.<lb/></note> Krause, Winzer, Fallou und Andern, widerlegt, dass die Maurerei, die Baukunst <hi rendition="#g">erst</hi> im 17. Jahrhundert den Namen einer königlichen Kunst empfangen habe, um die Maurer, die Bauleute als Anhänger des Königthums zu bezeichnen; der <hi rendition="#g">alten</hi> Benennung ist nur <hi rendition="#g">vorübergehend</hi> und <hi rendition="#g">vereinzelt</hi> eine solche Bedeutung beigelegt worden, wie auch andere Benennungen, z. B.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[313/0333] Halbdunkel des Schlafes und des Traumes in das bewusste Licht des Wachens hinübergeführt werden solle; 1) jedoch selbst dieses irdische Bewusstsein und Licht ist nur eine Täuschung, eine Unvollkommenheit und muss daher zum ewigen und reinsten Bewusstsein oder Lichte sich erheben und auflösen. Das irdische Sein, der Körper ist der Schleier und die Fessel der himmlischen oder göttlichen Seele, welcher Schleier gehoben und welche Fessel gelöset werden muss. 2) Merkwürdig ist auch noch, dass in dem mehr angeführten indischen Drama, S. 56, die vier Stadien des brahmanischen Lebens als Brahmachârin, Grihastha, Vanaprastha und Sannyâsin 3) die vier Orden genannt werden und überhaupt die religiösen Verbindungen und Secten diesen Namen erhalten, 4) wie bekanntlich früher der Freimaurerbund der Freimaurerorden und der pythagoreische Bund oder Orden genannt zu werden pflegte. Die Elemente werden später erwähnt werden. Den drei Zuständen der Seele entsprechen zugleich die von der indischen Philosophie aufgestellten drei Cardinalqualitäten der Erkenntniss, tamas (Finsterniss), sattva (Wahrheit) und in der Mitte zwischen beiden rajas (Staub, Leidenschaftlichkeit). Auch wird bei den Indern das Beiwort königlich zur Bezeichnung des höchsten Grades einer Eigenschaft, der Göttlichkeit dieser Eigenschaft gebraucht; so wird z. B. in dem Drama Prabodha-Chandrodaya gesagt: „Kâpâlika! Lehrer oder vielmehr königlicher Lehrer! 5)“ Es wird hierdurch die so häufige Behauptung, z. B. von Schneider, 6) Krause, Winzer, Fallou und Andern, widerlegt, dass die Maurerei, die Baukunst erst im 17. Jahrhundert den Namen einer königlichen Kunst empfangen habe, um die Maurer, die Bauleute als Anhänger des Königthums zu bezeichnen; der alten Benennung ist nur vorübergehend und vereinzelt eine solche Bedeutung beigelegt worden, wie auch andere Benennungen, z. B. 1) Vergl. Rosenkranz, a. O., S. 156 Anm. 26. 2) Rosenkranz, S. 155 Anm. 22. 3) Vergl. oben, I. S. 624 ff. 4) Rosenkranz, S. 180 und 185. 5) Rosenkranz, S. 93. 6) Lenning, Encyklopädie, unter Kunst.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/333
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/333>, abgerufen am 14.05.2024.