Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.nichts Bestimmtes entdecken, ausser dass auf einigen Grabmälern von Zimmerleuten und Maurern ihre wichtigsten Geräthschaften und Werkzeuge, z. B. Zirkel, Winkelmass, Senkblei, Massstab, Kelle und Spitzhammer ganz nach der jetzigen Weise abgebildet sind.1) Für einen symbolischen Gebrauch scheinen die beiden Schuhe mit darauf liegenden, halb geöffneten Zirkeln zu sprechen; denn wahrscheinlich deutet dies Symbol auf einen rechtschaffenen geselligen Wandel, oder auf eheliche Treue. Auch dürften einige römische Innungen den Gebrauch der Haus- oder vielmehr Fabrikmarken gehabt haben; wenigstens möchten wir die Zeichen, welche z. B. in Rheinbaiern unten auf zu Rheinzabern aufgefundenem Töpfergeschirr bemerkt worden sind,2) für solche Marken halten. Wieder in Nachahmung der römischen Staatsverfassung und Staatseinrichtung zählten die Collegia ihr Alter nach Lustren, einem Zeitraume von fünf Jahren, nach dessen Ablauf sie eine feierliche Lustration hielten, ihre Zunftlisten bereinigten und in Ordnung brachten, ihre vorzüglichsten Beamten, die somit in der Regel ein Lustrum im Amte standen oder fünfjährige waren, erneuerten und öffentliche Spiele feierten.3) Auch fand Krause ein Beispiel, dass ein Collegium jährlich seinen Stiftungstag (diem natalem collegii) durch ein Gastmahl und Spiele feierte. Nachdem die Collegicn in ihren Versammlungen die Zunftangelegenheiten erledigt hatten, beschlossen sie in der Regel den Tag mit einem Gastmahle (epulis), wobei sie sich künstlicher Armleuchter mit Wachskerzen und eines grossen, auf dem Tische stehen- 1) Krause, S. 166 und 167, mit den Anmerkungen. 2) Erster Jahresbericht des historischen Vereins der Pfalz, Seite 65, vergl. mit S. 68. 3) Neuerlich hat der britische Astronom Henry Hennessy sogar die Behauptung aufgestellt, dass die ägyptische Sothisperiode nicht eine Periode von 1461 Jahren, sondern nur von 1461 Tagen, oder 365 1/4 Tage multiplicirt mit 4 gewesen sei und dass eine Sethisperiode der griechischen Olympiade entsprochen habe. Nach Hennessy wäre nicht zu bezweiflen, dass den ursprünglichen Anstoss zu den olympischen Festen die Einschaltung und die populäre Anerkennung des Tages gegeben habe, den wir jetzt alle vier Jahre dem Monate Februar einschalten. Vergl. Ausland für 1860, S. 1224 b.
nichts Bestimmtes entdecken, ausser dass auf einigen Grabmälern von Zimmerleuten und Maurern ihre wichtigsten Geräthschaften und Werkzeuge, z. B. Zirkel, Winkelmass, Senkblei, Massstab, Kelle und Spitzhammer ganz nach der jetzigen Weise abgebildet sind.1) Für einen symbolischen Gebrauch scheinen die beiden Schuhe mit darauf liegenden, halb geöffneten Zirkeln zu sprechen; denn wahrscheinlich deutet dies Symbol auf einen rechtschaffenen geselligen Wandel, oder auf eheliche Treue. Auch dürften einige römische Innungen den Gebrauch der Haus- oder vielmehr Fabrikmarken gehabt haben; wenigstens möchten wir die Zeichen, welche z. B. in Rheinbaiern unten auf zu Rheinzabern aufgefundenem Töpfergeschirr bemerkt worden sind,2) für solche Marken halten. Wieder in Nachahmung der römischen Staatsverfassung und Staatseinrichtung zählten die Collegia ihr Alter nach Lustren, einem Zeitraume von fünf Jahren, nach dessen Ablauf sie eine feierliche Lustration hielten, ihre Zunftlisten bereinigten und in Ordnung brachten, ihre vorzüglichsten Beamten, die somit in der Regel ein Lustrum im Amte standen oder fünfjährige waren, erneuerten und öffentliche Spiele feierten.3) Auch fand Krause ein Beispiel, dass ein Collegium jährlich seinen Stiftungstag (diem natalem collegii) durch ein Gastmahl und Spiele feierte. Nachdem die Collegicn in ihren Versammlungen die Zunftangelegenheiten erledigt hatten, beschlossen sie in der Regel den Tag mit einem Gastmahle (epulis), wobei sie sich künstlicher Armleuchter mit Wachskerzen und eines grossen, auf dem Tische stehen- 1) Krause, S. 166 und 167, mit den Anmerkungen. 2) Erster Jahresbericht des historischen Vereins der Pfalz, Seite 65, vergl. mit S. 68. 3) Neuerlich hat der britische Astronom Henry Hennessy sogar die Behauptung aufgestellt, dass die ägyptische Sothisperiode nicht eine Periode von 1461 Jahren, sondern nur von 1461 Tagen, oder 365 ¼ Tage multiplicirt mit 4 gewesen sei und dass eine Sethisperiode der griechischen Olympiade entsprochen habe. Nach Hennessy wäre nicht zu bezweiflen, dass den ursprünglichen Anstoss zu den olympischen Festen die Einschaltung und die populäre Anerkennung des Tages gegeben habe, den wir jetzt alle vier Jahre dem Monate Februar einschalten. Vergl. Ausland für 1860, S. 1224 b.
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nichts Bestimmtes entdecken, ausser dass auf einigen Grabmälern von Zimmerleuten und Maurern ihre wichtigsten Geräthschaften und Werkzeuge, z. B. Zirkel, Winkelmass, Senkblei, Massstab, Kelle und Spitzhammer ganz nach der jetzigen Weise abgebildet sind. 1) Für einen symbolischen Gebrauch scheinen die beiden Schuhe mit darauf liegenden, halb geöffneten Zirkeln zu sprechen; denn wahrscheinlich deutet dies Symbol auf einen rechtschaffenen geselligen Wandel, oder auf eheliche Treue. Auch dürften einige römische Innungen den Gebrauch der Haus- oder vielmehr Fabrikmarken gehabt haben; wenigstens möchten wir die Zeichen, welche z. B. in Rheinbaiern unten auf zu Rheinzabern aufgefundenem Töpfergeschirr bemerkt worden sind, 2) für solche Marken halten. Wieder in Nachahmung der römischen Staatsverfassung und Staatseinrichtung zählten die Collegia ihr Alter nach Lustren, einem Zeitraume von fünf Jahren, nach dessen Ablauf sie eine feierliche Lustration hielten, ihre Zunftlisten bereinigten und in Ordnung brachten, ihre vorzüglichsten Beamten, die somit in der Regel ein Lustrum im Amte standen oder fünfjährige waren, erneuerten und öffentliche Spiele feierten. 3) Auch fand Krause ein Beispiel, dass ein Collegium jährlich seinen Stiftungstag (diem natalem collegii) durch ein Gastmahl und Spiele feierte. Nachdem die Collegicn in ihren Versammlungen die Zunftangelegenheiten erledigt hatten, beschlossen sie in der Regel den Tag mit einem Gastmahle (epulis), wobei sie sich künstlicher Armleuchter mit Wachskerzen und eines grossen, auf dem Tische stehen-
1) Krause, S. 166 und 167, mit den Anmerkungen.
2) Erster Jahresbericht des historischen Vereins der Pfalz, Seite 65, vergl. mit S. 68.
3) Neuerlich hat der britische Astronom Henry Hennessy sogar die Behauptung aufgestellt, dass die ägyptische Sothisperiode nicht eine Periode von 1461 Jahren, sondern nur von 1461 Tagen, oder 365 ¼ Tage multiplicirt mit 4 gewesen sei und dass eine Sethisperiode der griechischen Olympiade entsprochen habe. Nach Hennessy wäre nicht zu bezweiflen, dass den ursprünglichen Anstoss zu den olympischen Festen die Einschaltung und die populäre Anerkennung des Tages gegeben habe, den wir jetzt alle vier Jahre dem Monate Februar einschalten. Vergl. Ausland für 1860, S. 1224 b.
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