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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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heilige, als die mit ihr verbundene Symbolik, die in ihr Stein gewordenen Symbole doch nur die eigentlichen Eingeweihten zu fassen und zu begreifen vermögen. Um einen tieferen Einblick und das wahre Verständniss der alten Mysterien zu gewinnen, müssen daher dieselben stets in Verbindung mit der Sprache und Schrift, mit der Baukunst und allen ihren Nebenkünsten, namentlich der Musik, der Malerei und der bildenden Kunst, betrachtet und erforscht werden. Den mysteriösen und mystischen, den symbolischen Charakter legten die Baukunst und die übrigen Künste erst alsdann und in demselben Verhältniss ab, als sie sich dem ausschliesslichen Besitze und der vorherrschenden Leitung der Priesterschaften, der Mysterien, des Religions- und Kirchendienstes entwanden und verweltlichten, eine freie Volkssache wurden. So betrachten wir auch die Baukunst von der ägyptischen, phönicischen und jüdischen einerseits an und der assyrisch-babylonischen und indischen andererseits durch die Griechen, Römer und Romanen herab bis auf die Nordfranzosen, Niederländer und Süddeutschen als eine in ihrer letzten Grundlage und in ihrem Grundcharakter religiöse und priesterliche, als eine symbolische und die Bauenden als Priester, als Religiosen, als die priesterlichen Eingeweihten, so dass z. B. die maurerischen Aufnahmsrituale und Katechismen auch als ursprüngliche priesterliche Einweihungsrituale und die Katechismen der priesterlich Geweihten erscheinen. Ausserordentlich erweitert sich auf diese Weise der Forschungs- und Verständnisskreis und vieles scheinbar Dunkele und Unerklärliche wird licht und leicht verständlich. Der salomonische Tempelbau wurde in die Baukunst und Maurerei als der vorherrschende erst eingeführt, als die Baukünstler sich zum Christenthum bekehrten und unter die leitende Herrschaft der christlichen Priester und Mönche geriethen, - an der Stelle der alten heidnischen Tempel christliche Kirchen und Klöster aufgeführt wurden. So möchten wir nicht die Maurerei und Baukunst an und für sich, aber den salomonischen Theil derselben, die salomonische Maurerei als erst mit dem Christenthum und zur christlichen Zeit entstanden ansehen. Anfänglich mochte diese salomonische Maurerei den Baukünstlern so fremdartig sein

heilige, als die mit ihr verbundene Symbolik, die in ihr Stein gewordenen Symbole doch nur die eigentlichen Eingeweihten zu fassen und zu begreifen vermögen. Um einen tieferen Einblick und das wahre Verständniss der alten Mysterien zu gewinnen, müssen daher dieselben stets in Verbindung mit der Sprache und Schrift, mit der Baukunst und allen ihren Nebenkünsten, namentlich der Musik, der Malerei und der bildenden Kunst, betrachtet und erforscht werden. Den mysteriösen und mystischen, den symbolischen Charakter legten die Baukunst und die übrigen Künste erst alsdann und in demselben Verhältniss ab, als sie sich dem ausschliesslichen Besitze und der vorherrschenden Leitung der Priesterschaften, der Mysterien, des Religions- und Kirchendienstes entwanden und verweltlichten, eine freie Volkssache wurden. So betrachten wir auch die Baukunst von der ägyptischen, phönicischen und jüdischen einerseits an und der assyrisch-babylonischen und indischen andererseits durch die Griechen, Römer und Romanen herab bis auf die Nordfranzosen, Niederländer und Süddeutschen als eine in ihrer letzten Grundlage und in ihrem Grundcharakter religiöse und priesterliche, als eine symbolische und die Bauenden als Priester, als Religiosen, als die priesterlichen Eingeweihten, so dass z. B. die maurerischen Aufnahmsrituale und Katechismen auch als ursprüngliche priesterliche Einweihungsrituale und die Katechismen der priesterlich Geweihten erscheinen. Ausserordentlich erweitert sich auf diese Weise der Forschungs- und Verständnisskreis und vieles scheinbar Dunkele und Unerklärliche wird licht und leicht verständlich. Der salomonische Tempelbau wurde in die Baukunst und Maurerei als der vorherrschende erst eingeführt, als die Baukünstler sich zum Christenthum bekehrten und unter die leitende Herrschaft der christlichen Priester und Mönche geriethen, – an der Stelle der alten heidnischen Tempel christliche Kirchen und Klöster aufgeführt wurden. So möchten wir nicht die Maurerei und Baukunst an und für sich, aber den salomonischen Theil derselben, die salomonische Maurerei als erst mit dem Christenthum und zur christlichen Zeit entstanden ansehen. Anfänglich mochte diese salomonische Maurerei den Baukünstlern so fremdartig sein

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[197/0217] heilige, als die mit ihr verbundene Symbolik, die in ihr Stein gewordenen Symbole doch nur die eigentlichen Eingeweihten zu fassen und zu begreifen vermögen. Um einen tieferen Einblick und das wahre Verständniss der alten Mysterien zu gewinnen, müssen daher dieselben stets in Verbindung mit der Sprache und Schrift, mit der Baukunst und allen ihren Nebenkünsten, namentlich der Musik, der Malerei und der bildenden Kunst, betrachtet und erforscht werden. Den mysteriösen und mystischen, den symbolischen Charakter legten die Baukunst und die übrigen Künste erst alsdann und in demselben Verhältniss ab, als sie sich dem ausschliesslichen Besitze und der vorherrschenden Leitung der Priesterschaften, der Mysterien, des Religions- und Kirchendienstes entwanden und verweltlichten, eine freie Volkssache wurden. So betrachten wir auch die Baukunst von der ägyptischen, phönicischen und jüdischen einerseits an und der assyrisch-babylonischen und indischen andererseits durch die Griechen, Römer und Romanen herab bis auf die Nordfranzosen, Niederländer und Süddeutschen als eine in ihrer letzten Grundlage und in ihrem Grundcharakter religiöse und priesterliche, als eine symbolische und die Bauenden als Priester, als Religiosen, als die priesterlichen Eingeweihten, so dass z. B. die maurerischen Aufnahmsrituale und Katechismen auch als ursprüngliche priesterliche Einweihungsrituale und die Katechismen der priesterlich Geweihten erscheinen. Ausserordentlich erweitert sich auf diese Weise der Forschungs- und Verständnisskreis und vieles scheinbar Dunkele und Unerklärliche wird licht und leicht verständlich. Der salomonische Tempelbau wurde in die Baukunst und Maurerei als der vorherrschende erst eingeführt, als die Baukünstler sich zum Christenthum bekehrten und unter die leitende Herrschaft der christlichen Priester und Mönche geriethen, – an der Stelle der alten heidnischen Tempel christliche Kirchen und Klöster aufgeführt wurden. So möchten wir nicht die Maurerei und Baukunst an und für sich, aber den salomonischen Theil derselben, die salomonische Maurerei als erst mit dem Christenthum und zur christlichen Zeit entstanden ansehen. Anfänglich mochte diese salomonische Maurerei den Baukünstlern so fremdartig sein

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/217>, abgerufen am 26.11.2024.