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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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und selbst das Judenthum hoch erhebt, - die christliche Sehnsucht und das christliche Streben nach dem Vater im Himmel oben, nach der reinen und über Alles erhabenen Gottheit. Das Aufstreben des Kirchenbaues in die Höhe will die Worte des Apostels gleichsam verwirklichen: "Suchet, was droben ist, da Christus ist sitzend zur Rechten Gottes; trachtet nach Dem, was droben ist, nicht nach Dem, was auf Erden ist." (Paulus an die Col. 3, 1 ff.1)) Noch bewusst symbolischer gestaltete sich der Kirchenbau, nachdem das vor dem Mittelschiffe und den Seitenschiffen gelegene Querschiff, mit dem Altare darin oder später vor dem Altare im Chore und dem Tische des heiligen gemeinschaftlichen Liebesmahles, der Communion, der [fremdsprachliches Material], sowie mit den beiden Ambonen oder Kanzeln zum Vortrag der Epistel und des Evangeliums, auf das Kreuz als die Grundgestalt der Kirche in Erinnerung an das Kreuz, an welchem Christus den Erlösungstod gestorben und das alle Christen tragen sollen, um von der Sünde und dem Tode erlöset zu werden, schon im 4. Jahrhundert geleitet hatte.2) Die Kirche in Kreuzesform war nun die eigentlich und wahrhaft christliche, das Symbol der christlichen Kirche und Religion. Zugleich ist allein und in der geschichtlichen Entwicklungsreihe zum ersten Male die christliche Kirche eine im Innern gegliederte, eine zur Aufnahme der verschiedenen.männlichen und weiblichen Theile und Stände der christlichen Gemeinde eingerichtete und abgetheilte, was die heidnischen und der salomonische Tempel nicht waren, da sie blos das Götterbild oder die Bundesurkunde aufzunehmen und zu bewahren hatten und daher mehr nach Aussen sich wandten, nach der Bezeichnung von Kugler nur eine Architektur des Aeussern sind.3) Erfüllen den salomonischen Tempel nur die Cherubim als die todten Symbole des Lebens, beleben die christlichen Kirchen die Gemeinden als der lebendige Leib Christi und als die lebendige Kirche und der lebendige Tempel Gottes. Was man von einer Dreitheilung, Trichotomie der ältern christlichen Kirchen als dem salo-

1) Vergl. auch Baehr, S. 313 unten ff.
2) Baehr, S. 316 ff.
3) Baehr, S. 321 und 329; Lübke, a. a. O., S. 173 und 177.

und selbst das Judenthum hoch erhebt, – die christliche Sehnsucht und das christliche Streben nach dem Vater im Himmel oben, nach der reinen und über Alles erhabenen Gottheit. Das Aufstreben des Kirchenbaues in die Höhe will die Worte des Apostels gleichsam verwirklichen: „Suchet, was droben ist, da Christus ist sitzend zur Rechten Gottes; trachtet nach Dem, was droben ist, nicht nach Dem, was auf Erden ist.“ (Paulus an die Col. 3, 1 ff.1)) Noch bewusst symbolischer gestaltete sich der Kirchenbau, nachdem das vor dem Mittelschiffe und den Seitenschiffen gelegene Querschiff, mit dem Altare darin oder später vor dem Altare im Chore und dem Tische des heiligen gemeinschaftlichen Liebesmahles, der Communion, der [fremdsprachliches Material], sowie mit den beiden Ambonen oder Kanzeln zum Vortrag der Epistel und des Evangeliums, auf das Kreuz als die Grundgestalt der Kirche in Erinnerung an das Kreuz, an welchem Christus den Erlösungstod gestorben und das alle Christen tragen sollen, um von der Sünde und dem Tode erlöset zu werden, schon im 4. Jahrhundert geleitet hatte.2) Die Kirche in Kreuzesform war nun die eigentlich und wahrhaft christliche, das Symbol der christlichen Kirche und Religion. Zugleich ist allein und in der geschichtlichen Entwicklungsreihe zum ersten Male die christliche Kirche eine im Innern gegliederte, eine zur Aufnahme der verschiedenen.männlichen und weiblichen Theile und Stände der christlichen Gemeinde eingerichtete und abgetheilte, was die heidnischen und der salomonische Tempel nicht waren, da sie blos das Götterbild oder die Bundesurkunde aufzunehmen und zu bewahren hatten und daher mehr nach Aussen sich wandten, nach der Bezeichnung von Kugler nur eine Architektur des Aeussern sind.3) Erfüllen den salomonischen Tempel nur die Cherubim als die todten Symbole des Lebens, beleben die christlichen Kirchen die Gemeinden als der lebendige Leib Christi und als die lebendige Kirche und der lebendige Tempel Gottes. Was man von einer Dreitheilung, Trichotomie der ältern christlichen Kirchen als dem salo-

1) Vergl. auch Baehr, S. 313 unten ff.
2) Baehr, S. 316 ff.
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[182/0202] und selbst das Judenthum hoch erhebt, – die christliche Sehnsucht und das christliche Streben nach dem Vater im Himmel oben, nach der reinen und über Alles erhabenen Gottheit. Das Aufstreben des Kirchenbaues in die Höhe will die Worte des Apostels gleichsam verwirklichen: „Suchet, was droben ist, da Christus ist sitzend zur Rechten Gottes; trachtet nach Dem, was droben ist, nicht nach Dem, was auf Erden ist.“ (Paulus an die Col. 3, 1 ff. 1)) Noch bewusst symbolischer gestaltete sich der Kirchenbau, nachdem das vor dem Mittelschiffe und den Seitenschiffen gelegene Querschiff, mit dem Altare darin oder später vor dem Altare im Chore und dem Tische des heiligen gemeinschaftlichen Liebesmahles, der Communion, der _ , sowie mit den beiden Ambonen oder Kanzeln zum Vortrag der Epistel und des Evangeliums, auf das Kreuz als die Grundgestalt der Kirche in Erinnerung an das Kreuz, an welchem Christus den Erlösungstod gestorben und das alle Christen tragen sollen, um von der Sünde und dem Tode erlöset zu werden, schon im 4. Jahrhundert geleitet hatte. 2) Die Kirche in Kreuzesform war nun die eigentlich und wahrhaft christliche, das Symbol der christlichen Kirche und Religion. Zugleich ist allein und in der geschichtlichen Entwicklungsreihe zum ersten Male die christliche Kirche eine im Innern gegliederte, eine zur Aufnahme der verschiedenen.männlichen und weiblichen Theile und Stände der christlichen Gemeinde eingerichtete und abgetheilte, was die heidnischen und der salomonische Tempel nicht waren, da sie blos das Götterbild oder die Bundesurkunde aufzunehmen und zu bewahren hatten und daher mehr nach Aussen sich wandten, nach der Bezeichnung von Kugler nur eine Architektur des Aeussern sind. 3) Erfüllen den salomonischen Tempel nur die Cherubim als die todten Symbole des Lebens, beleben die christlichen Kirchen die Gemeinden als der lebendige Leib Christi und als die lebendige Kirche und der lebendige Tempel Gottes. Was man von einer Dreitheilung, Trichotomie der ältern christlichen Kirchen als dem salo- 1) Vergl. auch Baehr, S. 313 unten ff. 2) Baehr, S. 316 ff. 3) Baehr, S. 321 und 329; Lübke, a. a. O., S. 173 und 177.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/202>, abgerufen am 07.05.2024.