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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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dieses Werk der strafenden Vergeltung vollbringen, dann mögen sie vor dem Dome zu Strassburg zwei Ruhmessäulen, die Säulen Jakin und Boaz zum Zeichen aufpflanzen, dass das Volk aufgestanden und gesiegt. Strassburg werde wenigstens wieder der Eingang zum herrlichen deutschen Vaterlande, auch einem geistigen Tempel Salomo's! Wie der salomonische Tempel gleichsam das Siegesdenkmal der bleibenden Eroberung Kanaans durch die Juden, das vereinigende Heiligthum des ganzen jüdischen Volkes war, sollte die Wiedereroberung des Erwin'schen Domes das heilige Banner sein, unter dem alle deutschen Bruderstämme sich zum Kriege und zum Siege sammeln.

Von selbst bietet sich hier noch als die Schlussfrage dar, von welchem vorbildlichen Einflusse der salomonische, der jüdische Tempelbau bei und neben dem sonstigen erwiesenen und unbestrittenen weltgeschichtlichen Zusammenhange zwischen dem Judenthum und dem Christenthum gewesen sei. Hierauf kann geantwortet werden, dass zwischen dem salomonischen und überhaupt dem jüdischen Tempelbau und dem christlichen Kirchenbau keinerlei weder äusserer noch innerer Zusammenhang bestehe, da beide wesentlich auf einer ganz verschiedenen Grundidee und einem entgegengesetzten Baustyle, Bauprincipe beruhen.1)

Was zunächst die zu verwirklichende, gestaltende und tragende Grundidee des jüdischeii Tempelbaues und des christlichen Kirchenbaues betrifft, darf das Unterscheidende zwischen jenem und diesem wohl darin gesetzt werden, dass der jüdische Tempel von dem beweglichen Gotteszelte oder der Stiftshütte an bis zu dem festen Hause Salomo's, von welchem der Serubal'sche und Herodianische Tempel nur Nachbildungen und Nachahmungen gewesen, die verschlossene und unnahbare Wohnung und das Haus des Ewigen (Beth' el), der Thron Jehovah's über seinem in seinem Hause niedergelegten Gesetze, über seinem mit dem Volke Israel abgeschlossenen Bunde gewesen sei, wogegen die christliche Kirche, [fremdsprachliches Material][fremdsprachliches Material], domus ecclesiae, welches in der alten Kirche eine ganz gewöhnliche Benennung für das Kirchengebäude ge-

1) Vergl. Baehr, S. 296 ff.

dieses Werk der strafenden Vergeltung vollbringen, dann mögen sie vor dem Dome zu Strassburg zwei Ruhmessäulen, die Säulen Jakin und Boaz zum Zeichen aufpflanzen, dass das Volk aufgestanden und gesiegt. Strassburg werde wenigstens wieder der Eingang zum herrlichen deutschen Vaterlande, auch einem geistigen Tempel Salomo’s! Wie der salomonische Tempel gleichsam das Siegesdenkmal der bleibenden Eroberung Kanaans durch die Juden, das vereinigende Heiligthum des ganzen jüdischen Volkes war, sollte die Wiedereroberung des Erwin’schen Domes das heilige Banner sein, unter dem alle deutschen Bruderstämme sich zum Kriege und zum Siege sammeln.

Von selbst bietet sich hier noch als die Schlussfrage dar, von welchem vorbildlichen Einflusse der salomonische, der jüdische Tempelbau bei und neben dem sonstigen erwiesenen und unbestrittenen weltgeschichtlichen Zusammenhange zwischen dem Judenthum und dem Christenthum gewesen sei. Hierauf kann geantwortet werden, dass zwischen dem salomonischen und überhaupt dem jüdischen Tempelbau und dem christlichen Kirchenbau keinerlei weder äusserer noch innerer Zusammenhang bestehe, da beide wesentlich auf einer ganz verschiedenen Grundidee und einem entgegengesetzten Baustyle, Bauprincipe beruhen.1)

Was zunächst die zu verwirklichende, gestaltende und tragende Grundidee des jüdischeii Tempelbaues und des christlichen Kirchenbaues betrifft, darf das Unterscheidende zwischen jenem und diesem wohl darin gesetzt werden, dass der jüdische Tempel von dem beweglichen Gotteszelte oder der Stiftshütte an bis zu dem festen Hause Salomo’s, von welchem der Serubal’sche und Herodianische Tempel nur Nachbildungen und Nachahmungen gewesen, die verschlossene und unnahbare Wohnung und das Haus des Ewigen (Bêth’ el), der Thron Jehovah’s über seinem in seinem Hause niedergelegten Gesetze, über seinem mit dem Volke Israel abgeschlossenen Bunde gewesen sei, wogegen die christliche Kirche, [fremdsprachliches Material][fremdsprachliches Material], domus ecclesiae, welches in der alten Kirche eine ganz gewöhnliche Benennung für das Kirchengebäude ge-

1) Vergl. Baehr, S. 296 ff.
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dieses Werk der strafenden Vergeltung vollbringen, dann mögen sie vor dem Dome zu Strassburg zwei Ruhmessäulen, die Säulen Jakin und Boaz zum Zeichen aufpflanzen, dass das Volk aufgestanden und gesiegt. Strassburg werde wenigstens wieder der Eingang zum herrlichen deutschen Vaterlande, auch einem geistigen Tempel Salomo&#x2019;s! Wie der salomonische Tempel gleichsam das Siegesdenkmal der bleibenden Eroberung Kanaans durch die Juden, das vereinigende Heiligthum des ganzen jüdischen Volkes war, sollte die Wiedereroberung des Erwin&#x2019;schen Domes das heilige Banner sein, unter dem alle deutschen Bruderstämme sich zum Kriege und zum Siege sammeln.</p>
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[176/0196] dieses Werk der strafenden Vergeltung vollbringen, dann mögen sie vor dem Dome zu Strassburg zwei Ruhmessäulen, die Säulen Jakin und Boaz zum Zeichen aufpflanzen, dass das Volk aufgestanden und gesiegt. Strassburg werde wenigstens wieder der Eingang zum herrlichen deutschen Vaterlande, auch einem geistigen Tempel Salomo’s! Wie der salomonische Tempel gleichsam das Siegesdenkmal der bleibenden Eroberung Kanaans durch die Juden, das vereinigende Heiligthum des ganzen jüdischen Volkes war, sollte die Wiedereroberung des Erwin’schen Domes das heilige Banner sein, unter dem alle deutschen Bruderstämme sich zum Kriege und zum Siege sammeln. Von selbst bietet sich hier noch als die Schlussfrage dar, von welchem vorbildlichen Einflusse der salomonische, der jüdische Tempelbau bei und neben dem sonstigen erwiesenen und unbestrittenen weltgeschichtlichen Zusammenhange zwischen dem Judenthum und dem Christenthum gewesen sei. Hierauf kann geantwortet werden, dass zwischen dem salomonischen und überhaupt dem jüdischen Tempelbau und dem christlichen Kirchenbau keinerlei weder äusserer noch innerer Zusammenhang bestehe, da beide wesentlich auf einer ganz verschiedenen Grundidee und einem entgegengesetzten Baustyle, Bauprincipe beruhen. 1) Was zunächst die zu verwirklichende, gestaltende und tragende Grundidee des jüdischeii Tempelbaues und des christlichen Kirchenbaues betrifft, darf das Unterscheidende zwischen jenem und diesem wohl darin gesetzt werden, dass der jüdische Tempel von dem beweglichen Gotteszelte oder der Stiftshütte an bis zu dem festen Hause Salomo’s, von welchem der Serubal’sche und Herodianische Tempel nur Nachbildungen und Nachahmungen gewesen, die verschlossene und unnahbare Wohnung und das Haus des Ewigen (Bêth’ el), der Thron Jehovah’s über seinem in seinem Hause niedergelegten Gesetze, über seinem mit dem Volke Israel abgeschlossenen Bunde gewesen sei, wogegen die christliche Kirche, _ _ , domus ecclesiae, welches in der alten Kirche eine ganz gewöhnliche Benennung für das Kirchengebäude ge- 1) Vergl. Baehr, S. 296 ff.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/196>, abgerufen am 28.04.2024.