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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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Gottes, der allein unzerstörbare salomonische Tempel ist der Mensch, das Volk und die Menschheit auf Gottes Wegen, in der Erfüllung des göttlichen Gebotes und in der Erstrebung des göttlichen Geistes und Lebens; diesen geistigen salomonischen Tempel, diesen Gottestempel, dessen Bausteine die Völker und die Menschen mit ihren Thaten sind, wollen die Christen und auch die Maurer bauen, wiedererbauen, nachdem der erste wirkliche salomonische Tempel durch Schuld und Abfall zerstört worden ist. Indem Salomo den festen Tempel zur Aufnahme und unwandelbaren Bewahrung der Bundeslade baute und mit dieser feierlich weihete, weihete er und alles jüdische Volk sich dem Dienste Jehovah's, heiligten sich und wurden zu göttlichen Priestern und Dienern. Der Tempel, - der Geist, welcher den Tempel gebauet und geweihet hatte, war die eigentliche und höhere Bundesurkunde, war der Schutzgeist und das Unterpfand des jüdischen Volkes und seines Glückes, - war das lebendige Symbol des jüdischen Reiches und seiner Schicksale. Der salomonische Tempel durch den Geist, dem er dienen sollte, und durch die erhabene Gottesidee, die er verkündet und welche aus allen Stürmen und Verirrungen stets nur reiner und siegreicher sich erhob, ist das weltgeschichtlichste und geistigste Gebäude, welches jemals gebauet worden ist und das eben deshalb auch nicht bleibend gebrochen werden konnte und nimmer kann. Wo die Bundeslade mit dem Gesetze steht, befindet sich das Allerheiligste und wohnt Gott, d. h. der Tempel Gottes steht überall, wo die Menschen und die Völker ihn gläubig verehren und auf seinen Pfaden wandeln. Der salomonische, serubabel'sche und herodianische Tempel liegen seit Jahrhunderten und Jahrtausenden in Trümmern und über diesen Trümmern steht jetzt und seit dem Jahr 686 auf dem Berge Moriah die berühmte Moschee el-Aksa, nächst Mekka der heiligste Ort der Muhammedaner,1) mit ihrem Garten: aber aus den Trümmern der

1) Vergl. Braun, 1. S. 402 ff.; Lübke, Geschichte der Architektur, S. 223 und 224. Die Moschee ist in einem Achtecke, wovon Lübke den Grundriss mittheilt, durch byzantinische Baumeister erbauet und im Innern durch zwei concentrische, aus Säulen und

Gottes, der allein unzerstörbare salomonische Tempel ist der Mensch, das Volk und die Menschheit auf Gottes Wegen, in der Erfüllung des göttlichen Gebotes und in der Erstrebung des göttlichen Geistes und Lebens; diesen geistigen salomonischen Tempel, diesen Gottestempel, dessen Bausteine die Völker und die Menschen mit ihren Thaten sind, wollen die Christen und auch die Maurer bauen, wiedererbauen, nachdem der erste wirkliche salomonische Tempel durch Schuld und Abfall zerstört worden ist. Indem Salomo den festen Tempel zur Aufnahme und unwandelbaren Bewahrung der Bundeslade baute und mit dieser feierlich weihete, weihete er und alles jüdische Volk sich dem Dienste Jehovah’s, heiligten sich und wurden zu göttlichen Priestern und Dienern. Der Tempel, – der Geist, welcher den Tempel gebauet und geweihet hatte, war die eigentliche und höhere Bundesurkunde, war der Schutzgeist und das Unterpfand des jüdischen Volkes und seines Glückes, – war das lebendige Symbol des jüdischen Reiches und seiner Schicksale. Der salomonische Tempel durch den Geist, dem er dienen sollte, und durch die erhabene Gottesidee, die er verkündet und welche aus allen Stürmen und Verirrungen stets nur reiner und siegreicher sich erhob, ist das weltgeschichtlichste und geistigste Gebäude, welches jemals gebauet worden ist und das eben deshalb auch nicht bleibend gebrochen werden konnte und nimmer kann. Wo die Bundeslade mit dem Gesetze steht, befindet sich das Allerheiligste und wohnt Gott, d. h. der Tempel Gottes steht überall, wo die Menschen und die Völker ihn gläubig verehren und auf seinen Pfaden wandeln. Der salomonische, serubabel’sche und herodianische Tempel liegen seit Jahrhunderten und Jahrtausenden in Trümmern und über diesen Trümmern steht jetzt und seit dem Jahr 686 auf dem Berge Moriah die berühmte Moschee el-Aksa, nächst Mekka der heiligste Ort der Muhammedaner,1) mit ihrem Garten: aber aus den Trümmern der

1) Vergl. Braun, 1. S. 402 ff.; Lübke, Geschichte der Architektur, S. 223 und 224. Die Moschee ist in einem Achtecke, wovon Lübke den Grundriss mittheilt, durch byzantinische Baumeister erbauet und im Innern durch zwei concentrische, aus Säulen und
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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/170>, abgerufen am 28.04.2024.