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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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auch in dem Buche der Könige I. 6, 18 gesagt: "Inwendig aber war das ganze Haus von Cedern, mit gedrehten Knöpfen und ausgestochenem Blumenwerk, alles war Cedern, also dass man keine Steine sah." Die innern Holzwände mit den Figuren darauf waren sodann sämmtlich mit Goldblech überzogen, durch welchen Goldüberzug die Figuren keineswegs verdeckt waren, vielmehr deutlich hervortraten.1) Nach der ihn in übertriebener und krankhafter Weise beherrschenden Inkrustationsidee war übrigens gemäss Semper auch das Aeussere des salomonischen Tempels, wie das Innere, mit Holz getäfelt und in Folge dessen mit reichem Goldschmuck geziert, wofür er sich auf I. Könige 6, 29 - 30 und II. Chronik 3, 5 - 6 glaubt berufen zu können und wobei er Kugler tadelt, dass er in seiner Geschichte der Baukunst, I. S. 125 ff., auf die diesfälligen Nachrichten des Josephus gar keine Rücksicht nehme. Dennoch hat Kugler ganz den Kunstgeschmack für sich, wenn er nicht glaubt, dass Salomo einen Tempel von kostbarem Marmor erbauet habe, um diesen herrlichen und natürlichen Schmuck weder im Aeussern noch im Innern den Augen bloszulegen. Uebrigens hatten schon Michaelis, Stieglitz, Grüneisen und Schnaase (l. S. 266 ff.) ähnliche Ansichten wie Semper aufgestellt und vertheidigt, wogegen sich mit aller Entschiedenheit auch Baehr, Seite 25 ff., ausspricht.

Der eigentliche oder innere Tempel zerfiel in zwei Haupttheile, in das Heilige (cella) im östlichen Vordergrunde mit einer Länge von 40 Ellen und in das Allerheiligste (sanctuarium) im westlichen Hintergrunde mit einer Länge von 20 Ellen. Das jedenfalls fensterlose, somit dunkele und verborgene, unsichtbare Allerheiligste bildete, wie schon in der Stiftshütte, einen vollkommenen Cubus, war eine Kaaba oder ein Viereck von gleicher Länge, Höhe und Breite, indem der Cubus das Symbol der Welt, der Loge und des Tempels und die Welt, die Loge, der Tempel die Wohnung Gottes ist. Das Allerheiligste des salomonischen Tempels, der Tempel im eng-

1) Baehr, S. 24 und S.108 ff.; Kopp, S. 2; I. Könige 6, 21 ff.; Semper, der Stil, I. S. 402.

auch in dem Buche der Könige I. 6, 18 gesagt: „Inwendig aber war das ganze Haus von Cedern, mit gedrehten Knöpfen und ausgestochenem Blumenwerk, alles war Cedern, also dass man keine Steine sah.“ Die innern Holzwände mit den Figuren darauf waren sodann sämmtlich mit Goldblech überzogen, durch welchen Goldüberzug die Figuren keineswegs verdeckt waren, vielmehr deutlich hervortraten.1) Nach der ihn in übertriebener und krankhafter Weise beherrschenden Inkrustationsidee war übrigens gemäss Semper auch das Aeussere des salomonischen Tempels, wie das Innere, mit Holz getäfelt und in Folge dessen mit reichem Goldschmuck geziert, wofür er sich auf I. Könige 6, 29 – 30 und II. Chronik 3, 5 – 6 glaubt berufen zu können und wobei er Kugler tadelt, dass er in seiner Geschichte der Baukunst, I. S. 125 ff., auf die diesfälligen Nachrichten des Josephus gar keine Rücksicht nehme. Dennoch hat Kugler ganz den Kunstgeschmack für sich, wenn er nicht glaubt, dass Salomo einen Tempel von kostbarem Marmor erbauet habe, um diesen herrlichen und natürlichen Schmuck weder im Aeussern noch im Innern den Augen bloszulegen. Uebrigens hatten schon Michaelis, Stieglitz, Grüneisen und Schnaase (l. S. 266 ff.) ähnliche Ansichten wie Semper aufgestellt und vertheidigt, wogegen sich mit aller Entschiedenheit auch Baehr, Seite 25 ff., ausspricht.

Der eigentliche oder innere Tempel zerfiel in zwei Haupttheile, in das Heilige (cella) im östlichen Vordergrunde mit einer Länge von 40 Ellen und in das Allerheiligste (sanctuarium) im westlichen Hintergrunde mit einer Länge von 20 Ellen. Das jedenfalls fensterlose, somit dunkele und verborgene, unsichtbare Allerheiligste bildete, wie schon in der Stiftshütte, einen vollkommenen Cubus, war eine Kaaba oder ein Viereck von gleicher Länge, Höhe und Breite, indem der Cubus das Symbol der Welt, der Loge und des Tempels und die Welt, die Loge, der Tempel die Wohnung Gottes ist. Das Allerheiligste des salomonischen Tempels, der Tempel im eng-

1) Baehr, S. 24 und S.108 ff.; Kopp, S. 2; I. Könige 6, 21 ff.; Semper, der Stil, I. S. 402.
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 Der eigentliche oder innere Tempel zerfiel in zwei Haupttheile, in das Heilige (cella) im östlichen Vordergrunde mit einer Länge von 40 Ellen und in das Allerheiligste (sanctuarium) im westlichen Hintergrunde mit einer Länge von 20 Ellen. Das jedenfalls fensterlose, somit dunkele und verborgene, unsichtbare Allerheiligste bildete, wie schon in der Stiftshütte, einen vollkommenen Cubus, war eine Kaaba oder ein Viereck von gleicher Länge, Höhe und Breite, indem der Cubus das Symbol der Welt, der Loge und des Tempels und die Welt, die Loge, der Tempel die Wohnung Gottes ist. Das Allerheiligste des salomonischen Tempels, der Tempel im eng-
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[136/0156] auch in dem Buche der Könige I. 6, 18 gesagt: „Inwendig aber war das ganze Haus von Cedern, mit gedrehten Knöpfen und ausgestochenem Blumenwerk, alles war Cedern, also dass man keine Steine sah.“ Die innern Holzwände mit den Figuren darauf waren sodann sämmtlich mit Goldblech überzogen, durch welchen Goldüberzug die Figuren keineswegs verdeckt waren, vielmehr deutlich hervortraten. 1) Nach der ihn in übertriebener und krankhafter Weise beherrschenden Inkrustationsidee war übrigens gemäss Semper auch das Aeussere des salomonischen Tempels, wie das Innere, mit Holz getäfelt und in Folge dessen mit reichem Goldschmuck geziert, wofür er sich auf I. Könige 6, 29 – 30 und II. Chronik 3, 5 – 6 glaubt berufen zu können und wobei er Kugler tadelt, dass er in seiner Geschichte der Baukunst, I. S. 125 ff., auf die diesfälligen Nachrichten des Josephus gar keine Rücksicht nehme. Dennoch hat Kugler ganz den Kunstgeschmack für sich, wenn er nicht glaubt, dass Salomo einen Tempel von kostbarem Marmor erbauet habe, um diesen herrlichen und natürlichen Schmuck weder im Aeussern noch im Innern den Augen bloszulegen. Uebrigens hatten schon Michaelis, Stieglitz, Grüneisen und Schnaase (l. S. 266 ff.) ähnliche Ansichten wie Semper aufgestellt und vertheidigt, wogegen sich mit aller Entschiedenheit auch Baehr, Seite 25 ff., ausspricht. Der eigentliche oder innere Tempel zerfiel in zwei Haupttheile, in das Heilige (cella) im östlichen Vordergrunde mit einer Länge von 40 Ellen und in das Allerheiligste (sanctuarium) im westlichen Hintergrunde mit einer Länge von 20 Ellen. Das jedenfalls fensterlose, somit dunkele und verborgene, unsichtbare Allerheiligste bildete, wie schon in der Stiftshütte, einen vollkommenen Cubus, war eine Kaaba oder ein Viereck von gleicher Länge, Höhe und Breite, indem der Cubus das Symbol der Welt, der Loge und des Tempels und die Welt, die Loge, der Tempel die Wohnung Gottes ist. Das Allerheiligste des salomonischen Tempels, der Tempel im eng- 1) Baehr, S. 24 und S.108 ff.; Kopp, S. 2; I. Könige 6, 21 ff.; Semper, der Stil, I. S. 402.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/156>, abgerufen am 28.04.2024.