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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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Schiffbau ein Biegen oder ein wölbeförmiges Zusammensetzen des Holzes im Allgemeinen nicht abzusprechen ist, so lässt sich dagegen wohl eher annehmen, dass diese Bedachung an sich möglichst einfach, selbst, nach jetziger Ansicht, holzverschwendend verbunden und, um dem Gebäude ein morgenländisches, auch ein der Stiftshütte mehr gleichendes Ansehen zu lassen, nicht, wie es Hirt und Stieglitz annimmt, mit einem erhöhten Dach, sondern nach Meyer in ganz flacher Form ausgeführt war. Demnach habe ich die Decke aus Balken an Balken, welche mit Döbeln unter sich verbunden, zusammengesetzt, worauf dann oberhalb andere, nach den Enden zu abgesehrägte Balken, theils zur Verstärkung der Tragkraft der Decke, theils zur Formirung der Dachflächen gelegt und die letztern selbst aus Metallplatten gedacht sind. Bei dieser Construction würde auch der I. Könige 6, 15 mit vorkommende Ausdruck: "bis an die Wände der Decke" in Anwendung treten, weil eine solche Decke, auf dieselbe Weise wie die innern Tempelwände oder die Wände der Stiftshütte verbunden, gleichsam eine liegende Wand bildete und leicht die Anbringung von Schnitzwerk ohne, oder, da selbst der Fussboden mit Gold überzogen war, mit einem Ueberzug von Gold zuliess."

Nicht blos die Decke des Tempels, sondern auch die sämmtlichen innern Wände waren ganz mit Brettern von Cedernholz, auf welchen Cherubim, Palmen und Blumen ausgeschnitten waren, gedeckt oder getäfelt; auch der Fussboden des Tempels war mit Brettern von Cypressenholz belegt und ebenso waren die Thürpfosten und die Thüren von verschiedenartigem, durch seine Härte und Dauerhaftigkeit sich auszeichnendem Holze und gleich den Wänden und der Decke mit Schnitzwerk geziert. Der Salomonische Tempel war mithin im Innern ein durchaus hölzernes Gebäude und nur die äussern Umfassungsmauern dieses Gebäudes waren von Stein oder aus Quadern, von weissem Steine oder Marmor ([fremdsprachliches Material]1), um das Holz vor Zerstörung zu schützen. Daher wird

1) Semper, der Stil, I. S. 402.

Schiffbau ein Biegen oder ein wölbeförmiges Zusammensetzen des Holzes im Allgemeinen nicht abzusprechen ist, so lässt sich dagegen wohl eher annehmen, dass diese Bedachung an sich möglichst einfach, selbst, nach jetziger Ansicht, holzverschwendend verbunden und, um dem Gebäude ein morgenländisches, auch ein der Stiftshütte mehr gleichendes Ansehen zu lassen, nicht, wie es Hirt und Stieglitz annimmt, mit einem erhöhten Dach, sondern nach Meyer in ganz flacher Form ausgeführt war. Demnach habe ich die Decke aus Balken an Balken, welche mit Döbeln unter sich verbunden, zusammengesetzt, worauf dann oberhalb andere, nach den Enden zu abgesehrägte Balken, theils zur Verstärkung der Tragkraft der Decke, theils zur Formirung der Dachflächen gelegt und die letztern selbst aus Metallplatten gedacht sind. Bei dieser Construction würde auch der I. Könige 6, 15 mit vorkommende Ausdruck: „bis an die Wände der Decke“ in Anwendung treten, weil eine solche Decke, auf dieselbe Weise wie die innern Tempelwände oder die Wände der Stiftshütte verbunden, gleichsam eine liegende Wand bildete und leicht die Anbringung von Schnitzwerk ohne, oder, da selbst der Fussboden mit Gold überzogen war, mit einem Ueberzug von Gold zuliess.“

Nicht blos die Decke des Tempels, sondern auch die sämmtlichen innern Wände waren ganz mit Brettern von Cedernholz, auf welchen Cherubim, Palmen und Blumen ausgeschnitten waren, gedeckt oder getäfelt; auch der Fussboden des Tempels war mit Brettern von Cypressenholz belegt und ebenso waren die Thürpfosten und die Thüren von verschiedenartigem, durch seine Härte und Dauerhaftigkeit sich auszeichnendem Holze und gleich den Wänden und der Decke mit Schnitzwerk geziert. Der Salomonische Tempel war mithin im Innern ein durchaus hölzernes Gebäude und nur die äussern Umfassungsmauern dieses Gebäudes waren von Stein oder aus Quadern, von weissem Steine oder Marmor ([fremdsprachliches Material]1), um das Holz vor Zerstörung zu schützen. Daher wird

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 Schiffbau ein Biegen oder ein wölbeförmiges Zusammensetzen des Holzes im Allgemeinen nicht abzusprechen ist, so lässt sich dagegen wohl eher annehmen, dass diese Bedachung an sich möglichst einfach, selbst, nach jetziger Ansicht, holzverschwendend verbunden und, um dem Gebäude ein morgenländisches, auch ein der Stiftshütte mehr gleichendes Ansehen zu lassen, nicht, wie es Hirt und Stieglitz annimmt, mit einem erhöhten Dach, sondern nach Meyer in ganz flacher Form ausgeführt war. Demnach habe ich die Decke aus Balken an Balken, welche mit Döbeln unter sich verbunden, zusammengesetzt, worauf dann oberhalb andere, nach den Enden zu abgesehrägte Balken, theils zur Verstärkung der Tragkraft der Decke, theils zur Formirung der Dachflächen gelegt und die letztern selbst aus Metallplatten gedacht sind. Bei dieser Construction würde auch der I. Könige 6, 15 mit vorkommende Ausdruck: &#x201E;bis an die Wände der Decke&#x201C; in Anwendung treten, weil eine solche Decke, auf dieselbe Weise wie die innern Tempelwände oder die Wände der Stiftshütte verbunden, gleichsam eine liegende Wand bildete und leicht die Anbringung von Schnitzwerk ohne, oder, da selbst der Fussboden mit Gold überzogen war, mit einem Ueberzug von Gold zuliess.&#x201C; </p>
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[135/0155] Schiffbau ein Biegen oder ein wölbeförmiges Zusammensetzen des Holzes im Allgemeinen nicht abzusprechen ist, so lässt sich dagegen wohl eher annehmen, dass diese Bedachung an sich möglichst einfach, selbst, nach jetziger Ansicht, holzverschwendend verbunden und, um dem Gebäude ein morgenländisches, auch ein der Stiftshütte mehr gleichendes Ansehen zu lassen, nicht, wie es Hirt und Stieglitz annimmt, mit einem erhöhten Dach, sondern nach Meyer in ganz flacher Form ausgeführt war. Demnach habe ich die Decke aus Balken an Balken, welche mit Döbeln unter sich verbunden, zusammengesetzt, worauf dann oberhalb andere, nach den Enden zu abgesehrägte Balken, theils zur Verstärkung der Tragkraft der Decke, theils zur Formirung der Dachflächen gelegt und die letztern selbst aus Metallplatten gedacht sind. Bei dieser Construction würde auch der I. Könige 6, 15 mit vorkommende Ausdruck: „bis an die Wände der Decke“ in Anwendung treten, weil eine solche Decke, auf dieselbe Weise wie die innern Tempelwände oder die Wände der Stiftshütte verbunden, gleichsam eine liegende Wand bildete und leicht die Anbringung von Schnitzwerk ohne, oder, da selbst der Fussboden mit Gold überzogen war, mit einem Ueberzug von Gold zuliess.“ Nicht blos die Decke des Tempels, sondern auch die sämmtlichen innern Wände waren ganz mit Brettern von Cedernholz, auf welchen Cherubim, Palmen und Blumen ausgeschnitten waren, gedeckt oder getäfelt; auch der Fussboden des Tempels war mit Brettern von Cypressenholz belegt und ebenso waren die Thürpfosten und die Thüren von verschiedenartigem, durch seine Härte und Dauerhaftigkeit sich auszeichnendem Holze und gleich den Wänden und der Decke mit Schnitzwerk geziert. Der Salomonische Tempel war mithin im Innern ein durchaus hölzernes Gebäude und nur die äussern Umfassungsmauern dieses Gebäudes waren von Stein oder aus Quadern, von weissem Steine oder Marmor (_ 1), um das Holz vor Zerstörung zu schützen. Daher wird 1) Semper, der Stil, I. S. 402.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/155>, abgerufen am 28.04.2024.