Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.und Erretter vertrauet und bauet. Das Unglück und Unrecht, welches wir hienieden erdulden müssen, ist auch der Pfleger des Glaubens an die Unsterblichkeit, an die lohnende und strafende Gerechtigkeit, denn weil ein gerechter Gott und Vater lebt, muss das hier Unausgeglichene dort ausgeglichen werden und die irdischen Reichen könnten leicht die himmlischen Armen sein. Bei dem Aristoteliker Simplicius wird der wahrhaft philosophische Gedanke entwickelt: Nicht Gott wende sich, wenn wir sündigen, von uns hinweg und nicht er wende sich, wenn wir bereuen, wieder zu uns; sondern wir entfernen uns von Gott und wir kehren wieder zu ihm zurück. Und dieses, dass wir uns wieder zu Gott hinwenden, bezeichnen wir so, als wenn er zu uns sich hinwende. Wie man von einem Felsen herab mit einem Seile ein Boot heranziehe, und die Leute im Boote meinten, dass nicht sie zu dem Felsen, sondern der Fels zu ihnen komme. Reue, Busse, Gebet seien mit jenem Seile zu vergleichen, und das Gebet sei wie das Auswerfen eines Ankers auf einem festen Grund habe der Anker gefasst, so glaube man zwar, Gott zu sich heranziehen, in Wahrheit aber ziehe man sich nur zu Gott hinan (Lasaulx, Studien des klassischen Alterthums, S. 148). - Noch tiefer und höher betrachtet, ist das Gebet, d. h. der Gedanke Gottes und der verehrende Ausspruch dieses Gedankens in der Sprache, in dem Gebete, das göttliche Vorrecht des Menschen.1) Schon der jüdische 1) Vergl. auch Schubert, Geschichte der Seele, §, 42; Bibliotheque universelle, Revue suisse et etrangere, LXIIIme annee, Tome II. p. 5 seqq. : "De l'Origine da Langage ;" Renan, de l'Origine du Langage, 2me edit., Paris 1858. In der Bibliotheque universelle wird von Debrit der Satz aufgestellt, dass die ersten Menschen, dieMenschheit als eine denkende und redende geschaffen worden sei (L'Homme a done ete cree pensant et parlant), S. 42, mithin die Gottheit ihr eine Ursprache verliehen gehabt habe, aus weleher alle übrigen sich durch Entartung und Fortbildung zugleichgebildet haben. Wir können diese Ansicht nicht theilen, sondern glauben, dass die Urmenschheit blos die Fähigkeit zu denken und zu reden hatte, und erst denken, reden und schreiben lernen musste. Die Bibliotheque universelle, p. 25, stattet die Urmenschheit sogar mit einer Urschrift aus: "je serais porte a croire que le systeme de signes donne au premier homme devait etre d'une ex-
und Erretter vertrauet und bauet. Das Unglück und Unrecht, welches wir hienieden erdulden müssen, ist auch der Pfleger des Glaubens an die Unsterblichkeit, an die lohnende und strafende Gerechtigkeit, denn weil ein gerechter Gott und Vater lebt, muss das hier Unausgeglichene dort ausgeglichen werden und die irdischen Reichen könnten leicht die himmlischen Armen sein. Bei dem Aristoteliker Simplicius wird der wahrhaft philosophische Gedanke entwickelt: Nicht Gott wende sich, wenn wir sündigen, von uns hinweg und nicht er wende sich, wenn wir bereuen, wieder zu uns; sondern wir entfernen uns von Gott und wir kehren wieder zu ihm zurück. Und dieses, dass wir uns wieder zu Gott hinwenden, bezeichnen wir so, als wenn er zu uns sich hinwende. Wie man von einem Felsen herab mit einem Seile ein Boot heranziehe, und die Leute im Boote meinten, dass nicht sie zu dem Felsen, sondern der Fels zu ihnen komme. Reue, Busse, Gebet seien mit jenem Seile zu vergleichen, und das Gebet sei wie das Auswerfen eines Ankers auf einem festen Grund habe der Anker gefasst, so glaube man zwar, Gott zu sich heranziehen, in Wahrheit aber ziehe man sich nur zu Gott hinan (Lasaulx, Studien des klassischen Alterthums, S. 148). – Noch tiefer und höher betrachtet, ist das Gebet, d. h. der Gedanke Gottes und der verehrende Ausspruch dieses Gedankens in der Sprache, in dem Gebete, das göttliche Vorrecht des Menschen.1) Schon der jüdische 1) Vergl. auch Schubert, Geschichte der Seele, §, 42; Bibliothèque universelle, Revue suisse et étrangere, LXIIIme année, Tome II. p. 5 seqq. : „De l’Origine da Langage ;“ Renan, de l’Origine du Langage, 2me edit., Paris 1858. In der Bibliothèque universelle wird von Debrit der Satz aufgestellt, dass die ersten Menschen, dieMenschheit als eine denkende und redende geschaffen worden sei (L’Homme a done été créé pensant et parlant), S. 42, mithin die Gottheit ihr eine Ursprache verliehen gehabt habe, aus weleher alle übrigen sich durch Entartung und Fortbildung zugleichgebildet haben. Wir können diese Ansicht nicht theilen, sondern glauben, dass die Urmenschheit blos die Fähigkeit zu denken und zu reden hatte, und erst denken, reden und schreiben lernen musste. Die Bibliothèque universelle, p. 25, stattet die Urmenschheit sogar mit einer Urschrift aus: „je serais porté à croire que le système de signes donné au premier homme devait être d’une ex-
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und Erretter vertrauet und bauet. Das Unglück und Unrecht, welches wir hienieden erdulden müssen, ist auch der Pfleger des Glaubens an die Unsterblichkeit, an die lohnende und strafende Gerechtigkeit, denn weil ein gerechter Gott und Vater lebt, muss das hier Unausgeglichene dort ausgeglichen werden und die irdischen Reichen könnten leicht die himmlischen Armen sein. Bei dem Aristoteliker Simplicius wird der wahrhaft philosophische Gedanke entwickelt: Nicht Gott wende sich, wenn wir sündigen, von uns hinweg und nicht er wende sich, wenn wir bereuen, wieder zu uns; sondern wir entfernen uns von Gott und wir kehren wieder zu ihm zurück. Und dieses, dass wir uns wieder zu Gott hinwenden, bezeichnen wir so, als wenn er zu uns sich hinwende. Wie man von einem Felsen herab mit einem Seile ein Boot heranziehe, und die Leute im Boote meinten, dass nicht sie zu dem Felsen, sondern der Fels zu ihnen komme. Reue, Busse, Gebet seien mit jenem Seile zu vergleichen, und das Gebet sei wie das Auswerfen eines Ankers auf einem festen Grund habe der Anker gefasst, so glaube man zwar, Gott zu sich heranziehen, in Wahrheit aber ziehe man sich nur zu Gott hinan (Lasaulx, Studien des klassischen Alterthums, S. 148). – Noch tiefer und höher betrachtet, ist das Gebet, d. h. der Gedanke Gottes und der verehrende Ausspruch dieses Gedankens in der Sprache, in dem Gebete, das göttliche Vorrecht des Menschen. 1) Schon der jüdische
1) Vergl. auch Schubert, Geschichte der Seele, §, 42; Bibliothèque universelle, Revue suisse et étrangere, LXIIIme année, Tome II. p. 5 seqq. : „De l’Origine da Langage ;“ Renan, de l’Origine du Langage, 2me edit., Paris 1858. In der Bibliothèque universelle wird von Debrit der Satz aufgestellt, dass die ersten Menschen, dieMenschheit als eine denkende und redende geschaffen worden sei (L’Homme a done été créé pensant et parlant), S. 42, mithin die Gottheit ihr eine Ursprache verliehen gehabt habe, aus weleher alle übrigen sich durch Entartung und Fortbildung zugleichgebildet haben. Wir können diese Ansicht nicht theilen, sondern glauben, dass die Urmenschheit blos die Fähigkeit zu denken und zu reden hatte, und erst denken, reden und schreiben lernen musste. Die Bibliothèque universelle, p. 25, stattet die Urmenschheit sogar mit einer Urschrift aus: „je serais porté à croire que le système de signes donné au premier homme devait être d’une ex-
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