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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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aus dem Weltei brechen durch fünf Oeffnungen hervor fünf Lebensströme zur Bezeichnung der fünf Sinne und Elemente und zugleich ist das Ei von dem Thierkreise, Rasischiakra, umgeben.1) Leider fehlen alle Mittheilungen über das auch nur vermuthliche Alter des Bildes, weshalb daraus auch keine Schlüsse über das Alter des Thierkreises in Indien gezogen werden können. Die umschlingende Ewigkeitsschlange verwandelt sich auf andern Bildern auch in die Perlenschnur der Welten, oder nach dem Ausdrucke Müllers in die Allwesenkette, z. B. bei einem Pranbilde, wovon Müller, Taf. III. Fig. 30, eine Abbildung gibt und wodurch alle Zweifel über die eigentliche Bedeutung der Ewigkeitsschlange entfernt werden. Der Thierkreis befindet sich übrigens auch in dem schon berührten Tempel des göttlichen Baumeisters, Wismakarma oder Wismakarman, zu Ellora über dessen Haupte, worüber noch Müller, S. 591 und 592 und Fig. 94, Taf. III, zu vergleichen ist. Ganesa (der röm. Janus), der Gott der Weisheit und Klugheit, trägt in der linken gesenkten Hand seiner vier, theils erhobenen und theils gesenkten Hände einen Sphärenkreis und schwingt siegreich in der erhobenen rechten Hand die gelöseten und gebrochenen Fesseln der Sinnlichkeit, während die gesenkte Rechte das Scepter der Selbstbeherrschung hält und die erhobene Linke das Kampfbeil der Dualität trägt. In maurerischer Beziehung bieten diese Ganesabilder2) die überraschendsten Vergleichungspunkte und stellen symbolisch dar, dass dem Menschen die Vernunft, die Weisheit und Stärke, als eine Streitaxt und ein Schwert gegen die Bande der Sinnlichkeit verliehen sei; um siegreich diesen Kampf zu kämpfen, muss der Mensch sich selbst beherrschen, das weise Mass halten. Ganesa sitzt in einem aufgerichteten länglichen Vierecke, welches über seinem Haupte in einen gothischen Spitzbogen ausläuft und von zwei anbetenden knieenden Frauen mit zwei von ihnen abgewandten Löwen gekrönt wird. Wie der Elephant des Indra das Symbol der Stärke durch die Weisheit ist, so sind die Löwen des elephantenhäuptigen

1) Müller, Taf. III. Fig. 25, vergl. mit Fig. 26.
2) Müller, a. a. O., S. 593 und Taf. III. Fig. 97.

aus dem Weltei brechen durch fünf Oeffnungen hervor fünf Lebensströme zur Bezeichnung der fünf Sinne und Elemente und zugleich ist das Ei von dem Thierkreise, Rasischiakra, umgeben.1) Leider fehlen alle Mittheilungen über das auch nur vermuthliche Alter des Bildes, weshalb daraus auch keine Schlüsse über das Alter des Thierkreises in Indien gezogen werden können. Die umschlingende Ewigkeitsschlange verwandelt sich auf andern Bildern auch in die Perlenschnur der Welten, oder nach dem Ausdrucke Müllers in die Allwesenkette, z. B. bei einem Pranbilde, wovon Müller, Taf. III. Fig. 30, eine Abbildung gibt und wodurch alle Zweifel über die eigentliche Bedeutung der Ewigkeitsschlange entfernt werden. Der Thierkreis befindet sich übrigens auch in dem schon berührten Tempel des göttlichen Baumeisters, Wismakarma oder Wismakarman, zu Ellora über dessen Haupte, worüber noch Müller, S. 591 und 592 und Fig. 94, Taf. III, zu vergleichen ist. Ganesa (der röm. Janus), der Gott der Weisheit und Klugheit, trägt in der linken gesenkten Hand seiner vier, theils erhobenen und theils gesenkten Hände einen Sphärenkreis und schwingt siegreich in der erhobenen rechten Hand die gelöseten und gebrochenen Fesseln der Sinnlichkeit, während die gesenkte Rechte das Scepter der Selbstbeherrschung hält und die erhobene Linke das Kampfbeil der Dualität trägt. In maurerischer Beziehung bieten diese Ganesabilder2) die überraschendsten Vergleichungspunkte und stellen symbolisch dar, dass dem Menschen die Vernunft, die Weisheit und Stärke, als eine Streitaxt und ein Schwert gegen die Bande der Sinnlichkeit verliehen sei; um siegreich diesen Kampf zu kämpfen, muss der Mensch sich selbst beherrschen, das weise Mass halten. Ganesa sitzt in einem aufgerichteten länglichen Vierecke, welches über seinem Haupte in einen gothischen Spitzbogen ausläuft und von zwei anbetenden knieenden Frauen mit zwei von ihnen abgewandten Löwen gekrönt wird. Wie der Elephant des Indra das Symbol der Stärke durch die Weisheit ist, so sind die Löwen des elephantenhäuptigen

1) Müller, Taf. III. Fig. 25, vergl. mit Fig. 26.
2) Müller, a. a. O., S. 593 und Taf. III. Fig. 97.
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[92/0112] aus dem Weltei brechen durch fünf Oeffnungen hervor fünf Lebensströme zur Bezeichnung der fünf Sinne und Elemente und zugleich ist das Ei von dem Thierkreise, Rasischiakra, umgeben. 1) Leider fehlen alle Mittheilungen über das auch nur vermuthliche Alter des Bildes, weshalb daraus auch keine Schlüsse über das Alter des Thierkreises in Indien gezogen werden können. Die umschlingende Ewigkeitsschlange verwandelt sich auf andern Bildern auch in die Perlenschnur der Welten, oder nach dem Ausdrucke Müllers in die Allwesenkette, z. B. bei einem Pranbilde, wovon Müller, Taf. III. Fig. 30, eine Abbildung gibt und wodurch alle Zweifel über die eigentliche Bedeutung der Ewigkeitsschlange entfernt werden. Der Thierkreis befindet sich übrigens auch in dem schon berührten Tempel des göttlichen Baumeisters, Wismakarma oder Wismakarman, zu Ellora über dessen Haupte, worüber noch Müller, S. 591 und 592 und Fig. 94, Taf. III, zu vergleichen ist. Ganesa (der röm. Janus), der Gott der Weisheit und Klugheit, trägt in der linken gesenkten Hand seiner vier, theils erhobenen und theils gesenkten Hände einen Sphärenkreis und schwingt siegreich in der erhobenen rechten Hand die gelöseten und gebrochenen Fesseln der Sinnlichkeit, während die gesenkte Rechte das Scepter der Selbstbeherrschung hält und die erhobene Linke das Kampfbeil der Dualität trägt. In maurerischer Beziehung bieten diese Ganesabilder 2) die überraschendsten Vergleichungspunkte und stellen symbolisch dar, dass dem Menschen die Vernunft, die Weisheit und Stärke, als eine Streitaxt und ein Schwert gegen die Bande der Sinnlichkeit verliehen sei; um siegreich diesen Kampf zu kämpfen, muss der Mensch sich selbst beherrschen, das weise Mass halten. Ganesa sitzt in einem aufgerichteten länglichen Vierecke, welches über seinem Haupte in einen gothischen Spitzbogen ausläuft und von zwei anbetenden knieenden Frauen mit zwei von ihnen abgewandten Löwen gekrönt wird. Wie der Elephant des Indra das Symbol der Stärke durch die Weisheit ist, so sind die Löwen des elephantenhäuptigen 1) Müller, Taf. III. Fig. 25, vergl. mit Fig. 26. 2) Müller, a. a. O., S. 593 und Taf. III. Fig. 97.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/112>, abgerufen am 22.12.2024.