Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.griechischen und römischen Darstellungen des von Amor gezähmten Löwen. - Ein Brahmbild, welches Müller, S. 567, das hindustische Cherubimbild nennt, ist zusammengesetzt aus dem Kopfe einer Jungfrau mit einem Adlerkopfe darüber und rechts ein Löwenkopf, sowie links ein Stierkopf; dabei trägt es vier Flügel, zwei erhoben und zwei niedergelassen, und wird dreimal von der Ewigkeitsschlange umschlungen, ohne dass diese jedoch den Schwanz erfasst hat oder einen geschlossenen Ring bildet.1) Indessen gibt es auch Brahmbilder, auf denen fünf göttliche Eigenschaften symbolisirt sind, die Weisheit durch einen Menschen mit dem Strahlennimbus, die Stärke durch einen gleich den übrigen Thieren geflügelten Löwen, die Allsicht durch einen Adler, die Zeugungskraft und auch Tugend im Allgemeinen durch einen Stier und der Zeugungsaffect durch einen Ziegenbock.2) Müller hält diese indischen Symbolthiere ohne Grund für den Prototyp der vier Thiere der christlichen Evangelisten, des Adlers des Johannes (Alldurchschau), des Stiers des Markus (Allerzeugung), des Löwen des Lukas (ungedämmte Stärke und Macht) und des Menschenantlitzes des Matthäus (der fruchtbare Verstand des Brahm). Die Schaktitrimurti oder die drei Gemahlinnen der indischen Trimurti oder göttlichen Dreieinheit, nämlich die Saraswadi, die Gemahlin des Brahma, welche in der Mitte steht, eine Perlenkrone über einem Schleier trägt und in der Linken als Lohn der Weisheit, und Tugend eine Krone hält, - die Lakschmini, die holdselig liebreiche Gemahlin des Wischnu, welche in der Linken eine Vase mit dem Glückseligkeits- und Unsterblichkeitstrank (Amrita, Amritam, Amrda, Amrdam) trägt und deren Kniee zwei Kinder als die Stellvertreter der durch sie beglückten Menschheit3)) umspielen, und Bhawani, die Mutter des physischen Lebens und des Weltbestandes durch die Wiedergeburt, die Gemahlin des Ciwa mit Pfeil und Bogen, vergleicht Müller mit den drei Charitinnen der Hellenen und mit den drei christlichen Cardi- 1) Müller, Taf. I. Fig. 112. 2) Müller, Taf. I. Fig. 113. 3) Müller, Taf. I. Fig. 114.
griechischen und römischen Darstellungen des von Amor gezähmten Löwen. – Ein Brahmbild, welches Müller, S. 567, das hindustische Cherubimbild nennt, ist zusammengesetzt aus dem Kopfe einer Jungfrau mit einem Adlerkopfe darüber und rechts ein Löwenkopf, sowie links ein Stierkopf; dabei trägt es vier Flügel, zwei erhoben und zwei niedergelassen, und wird dreimal von der Ewigkeitsschlange umschlungen, ohne dass diese jedoch den Schwanz erfasst hat oder einen geschlossenen Ring bildet.1) Indessen gibt es auch Brahmbilder, auf denen fünf göttliche Eigenschaften symbolisirt sind, die Weisheit durch einen Menschen mit dem Strahlennimbus, die Stärke durch einen gleich den übrigen Thieren geflügelten Löwen, die Allsicht durch einen Adler, die Zeugungskraft und auch Tugend im Allgemeinen durch einen Stier und der Zeugungsaffect durch einen Ziegenbock.2) Müller hält diese indischen Symbolthiere ohne Grund für den Prototyp der vier Thiere der christlichen Evangelisten, des Adlers des Johannes (Alldurchschau), des Stiers des Markus (Allerzeugung), des Löwen des Lukas (ungedämmte Stärke und Macht) und des Menschenantlitzes des Matthäus (der fruchtbare Verstand des Brahm). Die Schaktitrimurti oder die drei Gemahlinnen der indischen Trimurti oder göttlichen Dreieinheit, nämlich die Saraswadi, die Gemahlin des Brahma, welche in der Mitte steht, eine Perlenkrone über einem Schleier trägt und in der Linken als Lohn der Weisheit, und Tugend eine Krone hält, – die Lakschmini, die holdselig liebreiche Gemahlin des Wischnu, welche in der Linken eine Vase mit dem Glückseligkeits- und Unsterblichkeitstrank (Amrita, Amritam, Amrda, Amrdam) trägt und deren Kniee zwei Kinder als die Stellvertreter der durch sie beglückten Menschheit3)) umspielen, und Bhawani, die Mutter des physischen Lebens und des Weltbestandes durch die Wiedergeburt, die Gemahlin des Çiwa mit Pfeil und Bogen, vergleicht Müller mit den drei Charitinnen der Hellenen und mit den drei christlichen Cardi- 1) Müller, Taf. I. Fig. 112. 2) Müller, Taf. I. Fig. 113. 3) Müller, Taf. I. Fig. 114.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0108" n="88"/> griechischen und römischen Darstellungen des von Amor gezähmten Löwen. – Ein Brahmbild, welches Müller, S. 567, das hindustische Cherubimbild nennt, ist zusammengesetzt aus dem Kopfe einer Jungfrau mit einem Adlerkopfe darüber und rechts ein Löwenkopf, sowie links ein Stierkopf; dabei trägt es vier Flügel, zwei erhoben und zwei niedergelassen, und wird dreimal von der Ewigkeitsschlange umschlungen, ohne dass diese jedoch den Schwanz erfasst hat oder einen geschlossenen Ring bildet.<note place="foot" n="1)">Müller, Taf. I. Fig. 112.<lb/></note> Indessen gibt es auch Brahmbilder, auf denen fünf göttliche Eigenschaften symbolisirt sind, die Weisheit durch einen Menschen mit dem Strahlennimbus, die Stärke durch einen gleich den übrigen Thieren geflügelten Löwen, die Allsicht durch einen Adler, die Zeugungskraft und auch Tugend im Allgemeinen durch einen Stier und der Zeugungsaffect durch einen Ziegenbock.<note place="foot" n="2)">Müller, Taf. I. Fig. 113.<lb/></note> Müller hält diese indischen Symbolthiere ohne Grund für den Prototyp der vier Thiere der christlichen Evangelisten, des Adlers des Johannes (Alldurchschau), des Stiers des Markus (Allerzeugung), des Löwen des Lukas (ungedämmte Stärke und Macht) und des Menschenantlitzes des Matthäus (der fruchtbare Verstand des Brahm). Die Schaktitrimurti oder die drei Gemahlinnen der indischen Trimurti oder göttlichen Dreieinheit, nämlich die Saraswadi, die Gemahlin des Brahma, welche in der Mitte steht, eine Perlenkrone über einem Schleier trägt und in der Linken als Lohn der Weisheit, und Tugend eine Krone hält, – die Lakschmini, die holdselig liebreiche Gemahlin des Wischnu, welche in der Linken eine Vase mit dem Glückseligkeits- und Unsterblichkeitstrank (Amrita, Amritam, Amrda, Amrdam) trägt und deren Kniee zwei Kinder als die Stellvertreter der durch sie beglückten Menschheit<note place="foot" n="3)">Müller, Taf. I. Fig. 114.<lb/></note>) umspielen, und Bhawani, die Mutter des physischen Lebens und des Weltbestandes durch die Wiedergeburt, die Gemahlin des Çiwa mit Pfeil und Bogen, vergleicht Müller mit den drei Charitinnen der Hellenen und mit den drei christlichen Cardi- </p> </div> </body> </text> </TEI> [88/0108]
griechischen und römischen Darstellungen des von Amor gezähmten Löwen. – Ein Brahmbild, welches Müller, S. 567, das hindustische Cherubimbild nennt, ist zusammengesetzt aus dem Kopfe einer Jungfrau mit einem Adlerkopfe darüber und rechts ein Löwenkopf, sowie links ein Stierkopf; dabei trägt es vier Flügel, zwei erhoben und zwei niedergelassen, und wird dreimal von der Ewigkeitsschlange umschlungen, ohne dass diese jedoch den Schwanz erfasst hat oder einen geschlossenen Ring bildet. 1) Indessen gibt es auch Brahmbilder, auf denen fünf göttliche Eigenschaften symbolisirt sind, die Weisheit durch einen Menschen mit dem Strahlennimbus, die Stärke durch einen gleich den übrigen Thieren geflügelten Löwen, die Allsicht durch einen Adler, die Zeugungskraft und auch Tugend im Allgemeinen durch einen Stier und der Zeugungsaffect durch einen Ziegenbock. 2) Müller hält diese indischen Symbolthiere ohne Grund für den Prototyp der vier Thiere der christlichen Evangelisten, des Adlers des Johannes (Alldurchschau), des Stiers des Markus (Allerzeugung), des Löwen des Lukas (ungedämmte Stärke und Macht) und des Menschenantlitzes des Matthäus (der fruchtbare Verstand des Brahm). Die Schaktitrimurti oder die drei Gemahlinnen der indischen Trimurti oder göttlichen Dreieinheit, nämlich die Saraswadi, die Gemahlin des Brahma, welche in der Mitte steht, eine Perlenkrone über einem Schleier trägt und in der Linken als Lohn der Weisheit, und Tugend eine Krone hält, – die Lakschmini, die holdselig liebreiche Gemahlin des Wischnu, welche in der Linken eine Vase mit dem Glückseligkeits- und Unsterblichkeitstrank (Amrita, Amritam, Amrda, Amrdam) trägt und deren Kniee zwei Kinder als die Stellvertreter der durch sie beglückten Menschheit 3)) umspielen, und Bhawani, die Mutter des physischen Lebens und des Weltbestandes durch die Wiedergeburt, die Gemahlin des Çiwa mit Pfeil und Bogen, vergleicht Müller mit den drei Charitinnen der Hellenen und mit den drei christlichen Cardi-
1) Müller, Taf. I. Fig. 112.
2) Müller, Taf. I. Fig. 113.
3) Müller, Taf. I. Fig. 114.
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