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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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unsterbliche göttliche Geist, welcher die Materie und den Tod überwindet. Die königliche und göttliche Schlange, [fremdsprachliches Material], welche auch der ägyptische König ([fremdsprachliches Material]) trägt,1) ist das tiefste Symbol alles Lebens, des unsterblichen Geistes; darum umschlingt die Schlange den Stab des Aesculap als des Gottes, von dem alles Leben kommt und der selbst der Schlangensohn des Apollo, die Gesundheit bringende Blitzesschlange oder der Reiniger und Helfer, der Retter Apollo ist.2) So wurde auch im J. 291 vor Chr. nach einer schweren Pest die heilige, heilende und rettende Schlange des Aesculap von Epidauros auf den Rath der sibyllinischen Bücher nach Rom geholt und gebracht.3) Die Schlange ist das Symbol des nie erlöschenden Feuers, des ewigen Lichtes, das aufwärts gerichtete Dreieck, weshalb auch bei den Maurern an die Stelle des pythagoreischen Buchstaben Y dieses Dreieck tritt, d. h. das Feuer ist die Gesundheit, die Hugiea selbst.4) Dieses Dreieck ist auch das strahlende Auge der Vorsehung,5) der fünfeckige flammende Stern des Pythagoras. Nach Plutarch de Is. et. Os. 47 liessen die alten Parsen aus einem grossen Eie die 24 guten und bösen Götter, also Ormuzd und Ahriman, die Lichtwelt und das Reich der Finsterniss hervorgehen, indem die 24 bösen Götter zuerst die Schale des Eies durchbrachen. So finden wir das Ei auch umgeben von den beiden Laren, zu Delphi von den beiden Adlern, auf den Denaren der gens Eppia und Rubria von einer Doppelherme;6) ebenso gehen Ledas Söhne in der Zweizahl aus dem Mutterei hervor, wie auch zwei Drachen als Schlangenhüter erscheinen.

Die hier berührten Symbole und namentlich die Bildung des Y, des eigentlichen Fusszeichens der Maurer,7) sind übrigens in ihrem ganzen Wesen so antik oder alter-

1) Bachofen, S. 156.
2) Schwartz, S. 104.
3) Preller, röm. Mythol., S. 606 ff.
4) Vergl. Krause, I. 1. S. 311, Anm.
5) Krause, I. 2. S. 37, Anm.
6) Bachofen, S. 420.
7) Vergl. auch Krause, I. 2. S. 33 und I. 1. S. 316, sowie I. 2. S. 454 ; Grävell, Betrachtungen, S. 334.

unsterbliche göttliche Geist, welcher die Materie und den Tod überwindet. Die königliche und göttliche Schlange, [fremdsprachliches Material], welche auch der ägyptische König ([fremdsprachliches Material]) trägt,1) ist das tiefste Symbol alles Lebens, des unsterblichen Geistes; darum umschlingt die Schlange den Stab des Aesculap als des Gottes, von dem alles Leben kommt und der selbst der Schlangensohn des Apollo, die Gesundheit bringende Blitzesschlange oder der Reiniger und Helfer, der Retter Apollo ist.2) So wurde auch im J. 291 vor Chr. nach einer schweren Pest die heilige, heilende und rettende Schlange des Aesculap von Epidauros auf den Rath der sibyllinischen Bücher nach Rom geholt und gebracht.3) Die Schlange ist das Symbol des nie erlöschenden Feuers, des ewigen Lichtes, das aufwärts gerichtete Dreieck, weshalb auch bei den Maurern an die Stelle des pythagoreischen Buchstaben Y dieses Dreieck tritt, d. h. das Feuer ist die Gesundheit, die Hugiea selbst.4) Dieses Dreieck ist auch das strahlende Auge der Vorsehung,5) der fünfeckige flammende Stern des Pythagoras. Nach Plutarch de Is. et. Os. 47 liessen die alten Parsen aus einem grossen Eie die 24 guten und bösen Götter, also Ormuzd und Ahriman, die Lichtwelt und das Reich der Finsterniss hervorgehen, indem die 24 bösen Götter zuerst die Schale des Eies durchbrachen. So finden wir das Ei auch umgeben von den beiden Laren, zu Delphi von den beiden Adlern, auf den Denaren der gens Eppia und Rubria von einer Doppelherme;6) ebenso gehen Ledas Söhne in der Zweizahl aus dem Mutterei hervor, wie auch zwei Drachen als Schlangenhüter erscheinen.

Die hier berührten Symbole und namentlich die Bildung des Y, des eigentlichen Fusszeichens der Maurer,7) sind übrigens in ihrem ganzen Wesen so antik oder alter-

1) Bachofen, S. 156.
2) Schwartz, S. 104.
3) Preller, röm. Mythol., S. 606 ff.
4) Vergl. Krause, I. 1. S. 311, Anm.
5) Krause, I. 2. S. 37, Anm.
6) Bachofen, S. 420.
7) Vergl. auch Krause, I. 2. S. 33 und I. 1. S. 316, sowie I. 2. S. 454 ; Grävell, Betrachtungen, S. 334.
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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/100>, abgerufen am 11.05.2024.