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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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erwähnt werden, dass unser deutsches Wort Kirche, das schweizerische Kylche, vermuthlich von dem keltischen cyrch oder kerk. d. i. Tempelsteinkreis, und nicht von [fremdsprachliches Material] abzuleiten ist; für diese Ableitung sprechen sich besonders Brosi 1) und Jahn aus.

Ob die in so mancher Beziehung auffallenden und räthselhaften buddhistischen und brahmanischen Felsentempel, Grottentempel Indiens mit den Mithrahöhlen Persiens in einem nähern oder entfernteren Zusammenhange stehen, vermag mit irgend einer historischen Gewissheit zwar nicht entschieden zu werden; jedoch sprechen nicht ungewichtige Gründe für die Annahme eines Zusammenhanges. Zunächst macht sich selbst in diesen Grottenbauten die Planeten- oder Siebenzahl bemerklich, wie sie das ganze buddhistische Leben beherrschte.2) Der Kailasa, d. i. Sitz der Seligen, der grösste Grottenbau zu Ellora, hat sieben, den Haupttempel in symmetrischer Ordnung umgebende Nebenkapellen, und der Haupttempel wird durch sechzehn in vier Reihen noch jetzt stehende Steinpfeiler in fünf Schiffe getheilt.3) - Die Grottentempel unfern von Madras im südlichen Dekan, genannt Mahamalaipur, d. i. die Stadt des grossen Berges, standen mit sieben frei gemauerten Pyramiden in Verbindung.4) Die Chaitja-Grotte von Karli, etwa um 150 v. Chr. entstanden und eines der ältesten und bedeutendsten Werke, wird durch zwei Reihen von je 16 Säulen in drei Schiffe getheilt, die sich halbkreisförmig schliessen, indem sieben achteckige Pfeiler den Umgang um den in der Nische aufgestellten Dagop bilden.5) - Die Grundform des Grottenheiligthums stellt in der Regel einen länglichen, rechtwinklichen Raum dar, der durch zwei Reihen schlicht gebildeter Pfeiler in drei Schiffe getheilt wird. Diese buddhistische Tempelform erinnert wohl sofort einen jeden Maurer an die Grund-

1) Die Kelten und Althelvetier, Solothurn 1851, S. 75 vergl. mit S. 33 Anm.
2) Alpina für 1860, S. XXXIX.
3) Lübke, a. a. O., S. 20.
4) Lübke, a. a. O., S. 21.
5) Lübke, a. a. O., S. 18.


erwähnt werden, dass unser deutsches Wort Kirche, das schweizerische Kylche, vermuthlich von dem keltischen cyrch oder kerk. d. i. Tempelsteinkreis, und nicht von [fremdsprachliches Material] abzuleiten ist; für diese Ableitung sprechen sich besonders Brosi 1) und Jahn aus.

Ob die in so mancher Beziehung auffallenden und räthselhaften buddhistischen und brahmanischen Felsentempel, Grottentempel Indiens mit den Mithrahöhlen Persiens in einem nähern oder entfernteren Zusammenhange stehen, vermag mit irgend einer historischen Gewissheit zwar nicht entschieden zu werden; jedoch sprechen nicht ungewichtige Gründe für die Annahme eines Zusammenhanges. Zunächst macht sich selbst in diesen Grottenbauten die Planeten- oder Siebenzahl bemerklich, wie sie das ganze buddhistische Leben beherrschte.2) Der Kailasa, d. i. Sitz der Seligen, der grösste Grottenbau zu Ellora, hat sieben, den Haupttempel in symmetrischer Ordnung umgebende Nebenkapellen, und der Haupttempel wird durch sechzehn in vier Reihen noch jetzt stehende Steinpfeiler in fünf Schiffe getheilt.3) – Die Grottentempel unfern von Madras im südlichen Dekan, genannt Mahamalaipur, d. i. die Stadt des grossen Berges, standen mit sieben frei gemauerten Pyramiden in Verbindung.4) Die Chaitja-Grotte von Karli, etwa um 150 v. Chr. entstanden und eines der ältesten und bedeutendsten Werke, wird durch zwei Reihen von je 16 Säulen in drei Schiffe getheilt, die sich halbkreisförmig schliessen, indem sieben achteckige Pfeiler den Umgang um den in der Nische aufgestellten Dagop bilden.5) – Die Grundform des Grottenheiligthums stellt in der Regel einen länglichen, rechtwinklichen Raum dar, der durch zwei Reihen schlicht gebildeter Pfeiler in drei Schiffe getheilt wird. Diese buddhistische Tempelform erinnert wohl sofort einen jeden Maurer an die Grund-

1) Die Kelten und Althelvetier, Solothurn 1851, S. 75 vergl. mit S. 33 Anm.
2) Alpina für 1860, S. XXXIX.
3) Lübke, a. a. O., S. 20.
4) Lübke, a. a. O., S. 21.
5) Lübke, a. a. O., S. 18.
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 Felsentempel, Grottentempel Indiens mit den Mithrahöhlen Persiens in einem nähern oder entfernteren
 Zusammenhange stehen, vermag mit irgend einer historischen Gewissheit zwar nicht entschieden zu
 werden; jedoch sprechen nicht ungewichtige Gründe für die Annahme eines Zusammenhanges. Zunächst
 macht sich selbst in diesen Grottenbauten die Planeten- oder Siebenzahl bemerklich, wie sie das
 ganze buddhistische Leben beherrschte.<note place="foot" n="2)">Alpina für 1860, S. XXXIX.</note>
 Der Kailasa, d. i. Sitz der Seligen, der grösste Grottenbau zu Ellora, hat sieben, den Haupttempel
 in symmetrischer Ordnung umgebende Nebenkapellen, und der Haupttempel wird durch sechzehn in vier
 Reihen noch jetzt stehende Steinpfeiler in fünf Schiffe getheilt.<note place="foot" n="3)">Lübke, a.
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 entstanden und eines der ältesten und bedeutendsten Werke, wird durch zwei Reihen von je 16 Säulen
 in drei Schiffe getheilt, die sich halbkreisförmig schliessen, indem sieben achteckige Pfeiler den
 Umgang um den in der Nische aufgestellten Dagop bilden.<note place="foot" n="5)">Lübke, a. a. O., S.
 18.</note> &#x2013; Die Grundform des Grottenheiligthums stellt in der Regel einen länglichen,
 rechtwinklichen Raum dar, der durch zwei Reihen schlicht gebildeter Pfeiler in drei Schiffe getheilt
 wird. Diese buddhistische Tempelform erinnert wohl sofort einen jeden Maurer an die Grund-
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[67/0083] erwähnt werden, dass unser deutsches Wort Kirche, das schweizerische Kylche, vermuthlich von dem keltischen cyrch oder kerk. d. i. Tempelsteinkreis, und nicht von _ abzuleiten ist; für diese Ableitung sprechen sich besonders Brosi 1) und Jahn aus. Ob die in so mancher Beziehung auffallenden und räthselhaften buddhistischen und brahmanischen Felsentempel, Grottentempel Indiens mit den Mithrahöhlen Persiens in einem nähern oder entfernteren Zusammenhange stehen, vermag mit irgend einer historischen Gewissheit zwar nicht entschieden zu werden; jedoch sprechen nicht ungewichtige Gründe für die Annahme eines Zusammenhanges. Zunächst macht sich selbst in diesen Grottenbauten die Planeten- oder Siebenzahl bemerklich, wie sie das ganze buddhistische Leben beherrschte. 2) Der Kailasa, d. i. Sitz der Seligen, der grösste Grottenbau zu Ellora, hat sieben, den Haupttempel in symmetrischer Ordnung umgebende Nebenkapellen, und der Haupttempel wird durch sechzehn in vier Reihen noch jetzt stehende Steinpfeiler in fünf Schiffe getheilt. 3) – Die Grottentempel unfern von Madras im südlichen Dekan, genannt Mahamalaipur, d. i. die Stadt des grossen Berges, standen mit sieben frei gemauerten Pyramiden in Verbindung. 4) Die Chaitja-Grotte von Karli, etwa um 150 v. Chr. entstanden und eines der ältesten und bedeutendsten Werke, wird durch zwei Reihen von je 16 Säulen in drei Schiffe getheilt, die sich halbkreisförmig schliessen, indem sieben achteckige Pfeiler den Umgang um den in der Nische aufgestellten Dagop bilden. 5) – Die Grundform des Grottenheiligthums stellt in der Regel einen länglichen, rechtwinklichen Raum dar, der durch zwei Reihen schlicht gebildeter Pfeiler in drei Schiffe getheilt wird. Diese buddhistische Tempelform erinnert wohl sofort einen jeden Maurer an die Grund- 1) Die Kelten und Althelvetier, Solothurn 1851, S. 75 vergl. mit S. 33 Anm. 2) Alpina für 1860, S. XXXIX. 3) Lübke, a. a. O., S. 20. 4) Lübke, a. a. O., S. 21. 5) Lübke, a. a. O., S. 18.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/83>, abgerufen am 23.11.2024.