Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.eines neuen reinern Menschen an Geist und Herz gewesen sein. Bei den Virginiern war daher auch der Aufzunehmende weiss gekleidet oder vielmehr sein Körper weiss angestrichen. Auch bei ihnen sollten die neu Aufgenommenen die alte Welt nicht mehr kennen und erkennen, sollten neue Menschen sein. Geistige Weihen (Initiationen) der Knaben, worauf die Knaben benamset werden, finden sich auch bei den lndianern in Nordamerika, namentlich bei den Delawaren und Irokesen.1) Diese Knaben- oder Jünglingsweihen sind gewöhnlich mit sehr qualvollen und blutigen Martern, Prüfungen verbunden, sowie bei den Mandan-Indianern am Missouri mit einer Art Frühlingsfest, Okippe in ihrer Sprache. Bei diesem vier Tage andauernden Feste werden, wie es scheint, dramatisirte Mythen dargestellt mit seltsamen Maskeraden in Thiergestalt unter eigenen Tänzen und Liedern nach uralter Observanz. Interessant ist, dass die nordamerikanischen Indianer hin und wieder auch Weisse, die mit ihnen viel verkehren, meist Pelzhändler oder Dolmetscher, durch solche Weihen gewissermassen als Waffenbrüder unter sich aufnehmen. Solche Waffenbrüder bekommen gleichfalls nach der Aufnahme einen Namen; z. B. erhielt der im J. 1777 bei einer Horde vom Stamme der Tschippewäer aufgenommene Engländer Long den Namen Amik, d. i. Biber. Nach Berichten aus dem 17. Jahrhundert hatten auch die Caraiben auf den Antillen ähnliche blutige Kriegerweihen, Wehrhaftmachungen, wie die nordamerikanischen Indianer. Hervorgehoben muss dabei werden, dass alle diese Weihen sowohl bei den nord- als bei den südamerikanischen Indianern mit kürzerem oder längerem Fasten des Kandidaten verknüpft sind. Nach Barth, Reisen und Entdeckungen in Nord- und Centralafrika, I. S. 193, soll auch mit einer muhammedanischen Sekte der Tinylkums im Innern des nördlichen Afrika, welche in diesem Jahrhundert durch Mohammed el Medani gestiftet wurde und die Verehrung verstorbener Heiliger 1) Weimaranisches Jahrbuch für deutsche Sprache, Literatur und Kunst, VI. S. 243 ff.
eines neuen reinern Menschen an Geist und Herz gewesen sein. Bei den Virginiern war daher auch der Aufzunehmende weiss gekleidet oder vielmehr sein Körper weiss angestrichen. Auch bei ihnen sollten die neu Aufgenommenen die alte Welt nicht mehr kennen und erkennen, sollten neue Menschen sein. Geistige Weihen (Initiationen) der Knaben, worauf die Knaben benamset werden, finden sich auch bei den lndianern in Nordamerika, namentlich bei den Delawaren und Irokesen.1) Diese Knaben- oder Jünglingsweihen sind gewöhnlich mit sehr qualvollen und blutigen Martern, Prüfungen verbunden, sowie bei den Mandan-Indianern am Missouri mit einer Art Frühlingsfest, Okippe in ihrer Sprache. Bei diesem vier Tage andauernden Feste werden, wie es scheint, dramatisirte Mythen dargestellt mit seltsamen Maskeraden in Thiergestalt unter eigenen Tänzen und Liedern nach uralter Observanz. Interessant ist, dass die nordamerikanischen Indianer hin und wieder auch Weisse, die mit ihnen viel verkehren, meist Pelzhändler oder Dolmetscher, durch solche Weihen gewissermassen als Waffenbrüder unter sich aufnehmen. Solche Waffenbrüder bekommen gleichfalls nach der Aufnahme einen Namen; z. B. erhielt der im J. 1777 bei einer Horde vom Stamme der Tschippewäer aufgenommene Engländer Long den Namen Amik, d. i. Biber. Nach Berichten aus dem 17. Jahrhundert hatten auch die Caraiben auf den Antillen ähnliche blutige Kriegerweihen, Wehrhaftmachungen, wie die nordamerikanischen Indianer. Hervorgehoben muss dabei werden, dass alle diese Weihen sowohl bei den nord- als bei den südamerikanischen Indianern mit kürzerem oder längerem Fasten des Kandidaten verknüpft sind. Nach Barth, Reisen und Entdeckungen in Nord- und Centralafrika, I. S. 193, soll auch mit einer muhammedanischen Sekte der Tinylkums im Innern des nördlichen Afrika, welche in diesem Jahrhundert durch Mohammed el Médani gestiftet wurde und die Verehrung verstorbener Heiliger 1) Weimaranisches Jahrbuch für deutsche Sprache, Literatur und Kunst, VI. S. 243 ff.
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eines neuen reinern Menschen an Geist und Herz gewesen sein. Bei den Virginiern war daher auch der Aufzunehmende weiss gekleidet oder vielmehr sein Körper weiss angestrichen. Auch bei ihnen sollten die neu Aufgenommenen die alte Welt nicht mehr kennen und erkennen, sollten neue Menschen sein.
Geistige Weihen (Initiationen) der Knaben, worauf die Knaben benamset werden, finden sich auch bei den lndianern in Nordamerika, namentlich bei den Delawaren und Irokesen. 1) Diese Knaben- oder Jünglingsweihen sind gewöhnlich mit sehr qualvollen und blutigen Martern, Prüfungen verbunden, sowie bei den Mandan-Indianern am Missouri mit einer Art Frühlingsfest, Okippe in ihrer Sprache. Bei diesem vier Tage andauernden Feste werden, wie es scheint, dramatisirte Mythen dargestellt mit seltsamen Maskeraden in Thiergestalt unter eigenen Tänzen und Liedern nach uralter Observanz. Interessant ist, dass die nordamerikanischen Indianer hin und wieder auch Weisse, die mit ihnen viel verkehren, meist Pelzhändler oder Dolmetscher, durch solche Weihen gewissermassen als Waffenbrüder unter sich aufnehmen. Solche Waffenbrüder bekommen gleichfalls nach der Aufnahme einen Namen; z. B. erhielt der im J. 1777 bei einer Horde vom Stamme der Tschippewäer aufgenommene Engländer Long den Namen Amik, d. i. Biber. Nach Berichten aus dem 17. Jahrhundert hatten auch die Caraiben auf den Antillen ähnliche blutige Kriegerweihen, Wehrhaftmachungen, wie die nordamerikanischen Indianer. Hervorgehoben muss dabei werden, dass alle diese Weihen sowohl bei den nord- als bei den südamerikanischen Indianern mit kürzerem oder längerem Fasten des Kandidaten verknüpft sind.
Nach Barth, Reisen und Entdeckungen in Nord- und Centralafrika, I. S. 193, soll auch mit einer muhammedanischen Sekte der Tinylkums im Innern des nördlichen Afrika, welche in diesem Jahrhundert durch Mohammed el Médani gestiftet wurde und die Verehrung verstorbener Heiliger
1) Weimaranisches Jahrbuch für deutsche Sprache, Literatur und Kunst, VI. S. 243 ff.
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 638. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/654>, abgerufen am 23.07.2024. |