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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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Der Glaube an Personaldämonen oder Schutzgeister der einzelnen Personen findet sich bei den Griechen schon früh. Von den Menschen zugetheilten Personen redete bereits Vocylides (Olymp. 58); Pindar und Menander zeugen für denselben Glauben; jener lässt den Zeus die Dä-

nur noch Wenige theilen, denn die Ansicht in der Literatur, welche die menschliche Cultur ans Indien herleiten wollte, ist längst und vollständig überwunden; die indische Bildung und Wissenschaft ist gegenüber den Chaldäern und Baktrern, den Sinesen und Aegyptern, sowie theilweise selbst den Griechen und Römern sehr jung. Aegypten z. B. soll nach Brugsch, histoire del'Egypte des les premiers temps de son existence jusqu'a nos jours, I. (Leipzig 1859), S. 24, wie die Scenen des Privat- und des öffentlichen Lebens auf den Grabkammern von Memphis darthun, schon zu Anfang des 5. Jahrhunderts vor Chr. eine hohe Civilisation besessen haben, während die Einwanderungen der Arier nach dem eigentlichen Indien wenigstens 3000 Jahre später fallen. Die Söhne und Enkel der Könige bekleideten schon damals in Aegypten hohe Aemter und Priesterstellen, hiessen Hierogrammaten, Vorsteher der königlichen Bauten, befehligten die Truppen und verwalteten die Nomen und Städte. Die Pyramiden und Gräber dieser Zeit zeigen die Ausübung der Architektur, Sculptur und der Malerei, Tischler, Zimmerleute, Töpfer, Glaser, vor allem Landbauern und Hirten, und dieselben Ackergeräthe wie noch jetzt. Auch besassen die alten Aegypter damals schon astronomische Kenntnisse. Brugsch glaubt sogar bis in jene Zeit die Sothisperiode hinaufreichen lassen zu dürfen, was der wohlgeordneten ägyptischen Chronologie ein sehr hohes Alter ertheilen würde. Jedoch sind auch nach Brugsch, S. 40, die Anfänge, der wissenschaftlichen Astronomie in Mesopotamien bei den Chaldäern zu suchen, obwohl man ihm darin nicht beistimmen kann, dass der Thierkreis erst in der alexandrinischen Periode in Aegypten eingeführt worden sei. Vergl. auch Spiegel, über die culturgeschichtliche Stellung des alten Persiens im Ausland für 1860, Nro. 17 und 18, Nr. 20 und 21. Spiegel betrachtet den Zusammenhang zwischen Niniveh und Aegypten als unleugbar und glaubt zugleich, dass auch im alten Persien kuschitische oder ägyptische Völkerschaften gewohnt haben. Als die Träger der assyrisch-babylonischen Cultur sieht Spiegel die Semiten an, während wir die Chaldäer, welche diese Cultur schufen, für Arier, für Indogermanen halten, womit auch E. Renan übereinstimmt. Brugsch, S. 112, betrachtet das allein im neuen ägyptischen Reiche erscheinende Emblem der Sphinx als nach den Ideen der assyrischen Priester in Aegypten eingeführt, was durchaus wahrscheinlich ist. Die grosse Sphinx von Gizeh stammt aus der Zeit von Tothmosis IV. DerCult des Osiris und der Isis scheint der pbönicische Cult des Baal und der Astorot (Astarte), der Sonne und des Mondes zu sein.

Der Glaube an Personaldämonen oder Schutzgeister der einzelnen Personen findet sich bei den Griechen schon früh. Von den Menschen zugetheilten Personen redete bereits Vocylides (Olymp. 58); Pindar und Menander zeugen für denselben Glauben; jener lässt den Zeus die Dä-

nur noch Wenige theilen, denn die Ansicht in der Literatur, welche die menschliche Cultur ans Indien herleiten wollte, ist längst und vollständig überwunden; die indische Bildung und Wissenschaft ist gegenüber den Chaldäern und Baktrern, den Sinesen und Aegyptern, sowie theilweise selbst den Griechen und Römern sehr jung. Aegypten z. B. soll nach Brugsch, histoire dél’Égypte dès les premiers temps de son existence jusqu’à nos jours, I. (Leipzig 1859), S. 24, wie die Scenen des Privat- und des öffentlichen Lebens auf den Grabkammern von Memphis darthun, schon zu Anfang des 5. Jahrhunderts vor Chr. eine hohe Civilisation besessen haben, während die Einwanderungen der Arier nach dem eigentlichen Indien wenigstens 3000 Jahre später fallen. Die Söhne und Enkel der Könige bekleideten schon damals in Aegypten hohe Aemter und Priesterstellen, hiessen Hierogrammaten, Vorsteher der königlichen Bauten, befehligten die Truppen und verwalteten die Nomen und Städte. Die Pyramiden und Gräber dieser Zeit zeigen die Ausübung der Architektur, Sculptur und der Malerei, Tischler, Zimmerleute, Töpfer, Glaser, vor allem Landbauern und Hirten, und dieselben Ackergeräthe wie noch jetzt. Auch besassen die alten Aegypter damals schon astronomische Kenntnisse. Brugsch glaubt sogar bis in jene Zeit die Sothisperiode hinaufreichen lassen zu dürfen, was der wohlgeordneten ägyptischen Chronologie ein sehr hohes Alter ertheilen würde. Jedoch sind auch nach Brugsch, S. 40, die Anfänge, der wissenschaftlichen Astronomie in Mesopotamien bei den Chaldäern zu suchen, obwohl man ihm darin nicht beistimmen kann, dass der Thierkreis erst in der alexandrinischen Periode in Aegypten eingeführt worden sei. Vergl. auch Spiegel, über die culturgeschichtliche Stellung des alten Persiens im Ausland für 1860, Nro. 17 und 18, Nr. 20 und 21. Spiegel betrachtet den Zusammenhang zwischen Niniveh und Aegypten als unleugbar und glaubt zugleich, dass auch im alten Persien kuschitische oder ägyptische Völkerschaften gewohnt haben. Als die Träger der assyrisch-babylonischen Cultur sieht Spiegel die Semiten an, während wir die Chaldäer, welche diese Cultur schufen, für Arier, für Indogermanen halten, womit auch E. Renan übereinstimmt. Brugsch, S. 112, betrachtet das allein im neuen ägyptischen Reiche erscheinende Emblem der Sphinx als nach den Ideen der assyrischen Priester in Aegypten eingeführt, was durchaus wahrscheinlich ist. Die grosse Sphinx von Gizeh stammt aus der Zeit von Tothmosis IV. DerCult des Osiris und der Isis scheint der pbönicische Cult des Baal und der Astorot (Astarte), der Sonne und des Mondes zu sein.
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 soll nach Brugsch, histoire dél&#x2019;Égypte dès les premiers temps de son existence jusqu&#x2019;à nos jours, I.
 (Leipzig 1859), S. 24, wie die Scenen des Privat- und des öffentlichen Lebens auf den Grabkammern
 von Memphis darthun, schon zu Anfang des 5. Jahrhunderts vor Chr. eine hohe Civilisation besessen
 haben, während die Einwanderungen der Arier nach dem eigentlichen Indien wenigstens 3000 Jahre
 später fallen. Die Söhne und Enkel der Könige bekleideten schon damals in Aegypten hohe Aemter und
 Priesterstellen, hiessen Hierogrammaten, Vorsteher der königlichen Bauten, befehligten die Truppen
 und verwalteten die Nomen und Städte. Die Pyramiden und Gräber dieser Zeit zeigen die Ausübung der
 Architektur, Sculptur und der Malerei, Tischler, Zimmerleute, Töpfer, Glaser, vor allem Landbauern
 und Hirten, und dieselben Ackergeräthe wie noch jetzt. Auch besassen die alten Aegypter damals schon
 astronomische Kenntnisse. Brugsch glaubt sogar bis in jene Zeit die Sothisperiode hinaufreichen
 lassen zu dürfen, was der wohlgeordneten ägyptischen Chronologie ein sehr hohes Alter ertheilen
 würde. Jedoch sind auch nach Brugsch, S. 40, die Anfänge, der wissenschaftlichen Astronomie in
 Mesopotamien bei den Chaldäern zu suchen, obwohl man ihm darin nicht beistimmen kann, dass der
 Thierkreis erst in der alexandrinischen Periode in Aegypten eingeführt worden sei. Vergl. auch
 Spiegel, über die culturgeschichtliche Stellung des alten Persiens im Ausland für 1860, Nro. 17 und
 18, Nr. 20 und 21. Spiegel betrachtet den Zusammenhang zwischen Niniveh und Aegypten als unleugbar
 und glaubt zugleich, dass auch im alten Persien kuschitische oder ägyptische Völkerschaften gewohnt
 haben. Als die Träger der assyrisch-babylonischen Cultur sieht Spiegel die Semiten an, während wir
 die Chaldäer, welche diese Cultur schufen, für Arier, für Indogermanen halten, womit auch E. Renan
 übereinstimmt. Brugsch, S. 112, betrachtet das allein im neuen ägyptischen Reiche erscheinende
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[595/0611] Der Glaube an Personaldämonen oder Schutzgeister der einzelnen Personen findet sich bei den Griechen schon früh. Von den Menschen zugetheilten Personen redete bereits Vocylides (Olymp. 58); Pindar und Menander zeugen für denselben Glauben; jener lässt den Zeus die Dä- 3 3 nur noch Wenige theilen, denn die Ansicht in der Literatur, welche die menschliche Cultur ans Indien herleiten wollte, ist längst und vollständig überwunden; die indische Bildung und Wissenschaft ist gegenüber den Chaldäern und Baktrern, den Sinesen und Aegyptern, sowie theilweise selbst den Griechen und Römern sehr jung. Aegypten z. B. soll nach Brugsch, histoire dél’Égypte dès les premiers temps de son existence jusqu’à nos jours, I. (Leipzig 1859), S. 24, wie die Scenen des Privat- und des öffentlichen Lebens auf den Grabkammern von Memphis darthun, schon zu Anfang des 5. Jahrhunderts vor Chr. eine hohe Civilisation besessen haben, während die Einwanderungen der Arier nach dem eigentlichen Indien wenigstens 3000 Jahre später fallen. Die Söhne und Enkel der Könige bekleideten schon damals in Aegypten hohe Aemter und Priesterstellen, hiessen Hierogrammaten, Vorsteher der königlichen Bauten, befehligten die Truppen und verwalteten die Nomen und Städte. Die Pyramiden und Gräber dieser Zeit zeigen die Ausübung der Architektur, Sculptur und der Malerei, Tischler, Zimmerleute, Töpfer, Glaser, vor allem Landbauern und Hirten, und dieselben Ackergeräthe wie noch jetzt. Auch besassen die alten Aegypter damals schon astronomische Kenntnisse. Brugsch glaubt sogar bis in jene Zeit die Sothisperiode hinaufreichen lassen zu dürfen, was der wohlgeordneten ägyptischen Chronologie ein sehr hohes Alter ertheilen würde. Jedoch sind auch nach Brugsch, S. 40, die Anfänge, der wissenschaftlichen Astronomie in Mesopotamien bei den Chaldäern zu suchen, obwohl man ihm darin nicht beistimmen kann, dass der Thierkreis erst in der alexandrinischen Periode in Aegypten eingeführt worden sei. Vergl. auch Spiegel, über die culturgeschichtliche Stellung des alten Persiens im Ausland für 1860, Nro. 17 und 18, Nr. 20 und 21. Spiegel betrachtet den Zusammenhang zwischen Niniveh und Aegypten als unleugbar und glaubt zugleich, dass auch im alten Persien kuschitische oder ägyptische Völkerschaften gewohnt haben. Als die Träger der assyrisch-babylonischen Cultur sieht Spiegel die Semiten an, während wir die Chaldäer, welche diese Cultur schufen, für Arier, für Indogermanen halten, womit auch E. Renan übereinstimmt. Brugsch, S. 112, betrachtet das allein im neuen ägyptischen Reiche erscheinende Emblem der Sphinx als nach den Ideen der assyrischen Priester in Aegypten eingeführt, was durchaus wahrscheinlich ist. Die grosse Sphinx von Gizeh stammt aus der Zeit von Tothmosis IV. DerCult des Osiris und der Isis scheint der pbönicische Cult des Baal und der Astorot (Astarte), der Sonne und des Mondes zu sein.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 595. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/611>, abgerufen am 18.05.2024.