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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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Häuptlein gewunden mitbringen.1) Dieses Häutchen heisst auf Island selbst Fylgja, in Deutschland Glückshaube, Wehmutterhäubchen, Kinderpelglein, Glückshelm. Kinder, die damit geboren werden, sollen Glückskinder sein, weil ein Folgegeist sie schützend begleitet. Wird die Haut verbrannt oder fortgeworfen, so entbehrt nach isländischem Glauben der Neugeborne fortan seinen Schutzgeist, der ihm durch das ganze Leben folgt. Die Fylgien zeigen sich theils in Menschen-, theils in Thiergesfalt und zwar in Gestalt desjenigen Thiers, dessen Gemüthsart dem Charakter des Menschen am meisten ähnlich ist. Simrok, deutsche Mythol., S. 392, hält die Vermuthung für begründet, dass damit unser Wappenwesen zusammenhängen möge. Des Muthigen Folgegeist hat Wolfs- und Bärgestalt, die Fylgie des Listigen erscheint als Katze oder Fuchs, die des Furchtsamen als Hase oder kleiner Vogel. Der letztere Zug der Sage ist höchst beachtenswerth und es muss damit in Verbindung gebracht werden, dass in der germanischen Volkssage auch die Elben, die Lichtgeister, die Seelen die Gestalt von Thieren und Pflanzen annehmen oder sehr häufig zur Strafe annehmen müssen, dazu verwünscht sind, bis sie wieder erlöset und befreiet werden und ihre menschlich-göttliche Gestalt zurückerhalten.2) Hier nun tritt die germanische Mythe und der germanische Volksglaube in die innigste Berührung mit der indischen und ägyptischen Seelenwanderungslehre und eröffnet uns einen tiefen Blick in den Entwicklungsgang der Mythologie, des Glaubens und des Aberglaubens. Ursprünglich und dem klaren Volksbewusstsein sind die thier- und pflanzengestaltigen Fylgien, Geister, nur Charaktersymbole und Charakterbilder, wie auch die Dichter und das Volk noch heute die Menschen den Löwen und Hasen, den Hunden und Katzen, dem Tiger und der Hyäne (Grausamkeit), dem Lamme (Sanftmuth und Geduld), dem Biber und der Biene (Kunstfertigkeit und Fleiss), der Taube (Liebe), dem Adler (Muth und Kühnheit), der Rose (Jugend und Schönheit) mit ihren Dornen,

1) Vergl. auch Welker, griech. Götterlehre, I. S. 740, Anm. 12.
2) Mannhardt, a. a. O., S. 473-483 und S. 490, Anm. 1.

Häuptlein gewunden mitbringen.1) Dieses Häutchen heisst auf Island selbst Fylgja, in Deutschland Glückshaube, Wehmutterhäubchen, Kinderpelglein, Glückshelm. Kinder, die damit geboren werden, sollen Glückskinder sein, weil ein Folgegeist sie schützend begleitet. Wird die Haut verbrannt oder fortgeworfen, so entbehrt nach isländischem Glauben der Neugeborne fortan seinen Schutzgeist, der ihm durch das ganze Leben folgt. Die Fylgien zeigen sich theils in Menschen-, theils in Thiergesfalt und zwar in Gestalt desjenigen Thiers, dessen Gemüthsart dem Charakter des Menschen am meisten ähnlich ist. Simrok, deutsche Mythol., S. 392, hält die Vermuthung für begründet, dass damit unser Wappenwesen zusammenhängen möge. Des Muthigen Folgegeist hat Wolfs- und Bärgestalt, die Fylgie des Listigen erscheint als Katze oder Fuchs, die des Furchtsamen als Hase oder kleiner Vogel. Der letztere Zug der Sage ist höchst beachtenswerth und es muss damit in Verbindung gebracht werden, dass in der germanischen Volkssage auch die Elben, die Lichtgeister, die Seelen die Gestalt von Thieren und Pflanzen annehmen oder sehr häufig zur Strafe annehmen müssen, dazu verwünscht sind, bis sie wieder erlöset und befreiet werden und ihre menschlich-göttliche Gestalt zurückerhalten.2) Hier nun tritt die germanische Mythe und der germanische Volksglaube in die innigste Berührung mit der indischen und ägyptischen Seelenwanderungslehre und eröffnet uns einen tiefen Blick in den Entwicklungsgang der Mythologie, des Glaubens und des Aberglaubens. Ursprünglich und dem klaren Volksbewusstsein sind die thier- und pflanzengestaltigen Fylgien, Geister, nur Charaktersymbole und Charakterbilder, wie auch die Dichter und das Volk noch heute die Menschen den Löwen und Hasen, den Hunden und Katzen, dem Tiger und der Hyäne (Grausamkeit), dem Lamme (Sanftmuth und Geduld), dem Biber und der Biene (Kunstfertigkeit und Fleiss), der Taube (Liebe), dem Adler (Muth und Kühnheit), der Rose (Jugend und Schönheit) mit ihren Dornen,

1) Vergl. auch Welker, griech. Götterlehre, I. S. 740, Anm. 12.
2) Mannhardt, a. a. O., S. 473-483 und S. 490, Anm. 1.
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 Wehmutterhäubchen, Kinderpelglein, Glückshelm. Kinder, die damit geboren werden, sollen Glückskinder
 sein, weil ein Folgegeist sie schützend begleitet. Wird die Haut verbrannt oder fortgeworfen, so
 entbehrt nach isländischem Glauben der Neugeborne fortan seinen Schutzgeist, der ihm durch das ganze
 Leben folgt. Die Fylgien zeigen sich theils in Menschen-, theils in Thiergesfalt und zwar in Gestalt
 desjenigen Thiers, dessen Gemüthsart dem Charakter des Menschen am meisten ähnlich ist. Simrok,
 deutsche Mythol., S. 392, hält die Vermuthung für begründet, dass damit unser Wappenwesen
 zusammenhängen möge. Des Muthigen Folgegeist hat Wolfs- und Bärgestalt, die Fylgie des Listigen
 erscheint als Katze oder Fuchs, die des Furchtsamen als Hase oder kleiner Vogel. Der letztere Zug
 der Sage ist höchst beachtenswerth und es muss damit in Verbindung gebracht werden, dass in der
 germanischen Volkssage auch die Elben, die Lichtgeister, die Seelen die Gestalt von Thieren und
 Pflanzen annehmen oder sehr häufig zur Strafe annehmen müssen, dazu verwünscht sind, bis sie wieder
 erlöset und befreiet werden und ihre menschlich-göttliche Gestalt zurückerhalten.<note place="foot" n="2)">Mannhardt, a. a. O., S. 473-483 und S. 490, Anm. 1.</note> Hier nun tritt die germanische
 Mythe und der germanische Volksglaube in die innigste Berührung mit der indischen und ägyptischen
 Seelenwanderungslehre und eröffnet uns einen tiefen Blick in den Entwicklungsgang der Mythologie,
 des Glaubens und des Aberglaubens. Ursprünglich und dem klaren Volksbewusstsein sind die thier- und
 pflanzengestaltigen Fylgien, Geister, nur Charaktersymbole und Charakterbilder, wie auch die Dichter
 und das Volk noch heute die Menschen den Löwen und Hasen, den Hunden und Katzen, dem Tiger und der
 Hyäne (Grausamkeit), dem Lamme (Sanftmuth und Geduld), dem Biber und der Biene (Kunstfertigkeit und
 Fleiss), der Taube (Liebe), dem Adler (Muth und Kühnheit), der Rose (Jugend und Schönheit) mit ihren
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[592/0608] Häuptlein gewunden mitbringen. 1) Dieses Häutchen heisst auf Island selbst Fylgja, in Deutschland Glückshaube, Wehmutterhäubchen, Kinderpelglein, Glückshelm. Kinder, die damit geboren werden, sollen Glückskinder sein, weil ein Folgegeist sie schützend begleitet. Wird die Haut verbrannt oder fortgeworfen, so entbehrt nach isländischem Glauben der Neugeborne fortan seinen Schutzgeist, der ihm durch das ganze Leben folgt. Die Fylgien zeigen sich theils in Menschen-, theils in Thiergesfalt und zwar in Gestalt desjenigen Thiers, dessen Gemüthsart dem Charakter des Menschen am meisten ähnlich ist. Simrok, deutsche Mythol., S. 392, hält die Vermuthung für begründet, dass damit unser Wappenwesen zusammenhängen möge. Des Muthigen Folgegeist hat Wolfs- und Bärgestalt, die Fylgie des Listigen erscheint als Katze oder Fuchs, die des Furchtsamen als Hase oder kleiner Vogel. Der letztere Zug der Sage ist höchst beachtenswerth und es muss damit in Verbindung gebracht werden, dass in der germanischen Volkssage auch die Elben, die Lichtgeister, die Seelen die Gestalt von Thieren und Pflanzen annehmen oder sehr häufig zur Strafe annehmen müssen, dazu verwünscht sind, bis sie wieder erlöset und befreiet werden und ihre menschlich-göttliche Gestalt zurückerhalten. 2) Hier nun tritt die germanische Mythe und der germanische Volksglaube in die innigste Berührung mit der indischen und ägyptischen Seelenwanderungslehre und eröffnet uns einen tiefen Blick in den Entwicklungsgang der Mythologie, des Glaubens und des Aberglaubens. Ursprünglich und dem klaren Volksbewusstsein sind die thier- und pflanzengestaltigen Fylgien, Geister, nur Charaktersymbole und Charakterbilder, wie auch die Dichter und das Volk noch heute die Menschen den Löwen und Hasen, den Hunden und Katzen, dem Tiger und der Hyäne (Grausamkeit), dem Lamme (Sanftmuth und Geduld), dem Biber und der Biene (Kunstfertigkeit und Fleiss), der Taube (Liebe), dem Adler (Muth und Kühnheit), der Rose (Jugend und Schönheit) mit ihren Dornen, 1) Vergl. auch Welker, griech. Götterlehre, I. S. 740, Anm. 12. 2) Mannhardt, a. a. O., S. 473-483 und S. 490, Anm. 1.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 592. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/608>, abgerufen am 22.11.2024.