Heil'ger Geist dies Wunder thut, denn im heil'gen Geiste Wisse! Gottes Wesen ruht als
im eignen Geiste. Gottes Geist gibt deinem Geiste seines Geistes Feuer, Er in deinem
Geiste kreist unter leichtem Schleier. Wirst du von dem Menschenthum durch den Geist
entbunden, Hast in Gottes Heiligthum ewig Ruh gefunden. Wer sich so entkleidet hat, dass
die Lüste schweigen, Wird fürwahr wie Jesus that, auf zum Himmel steigen. 1)
Die neueste deutsche Abhandlung über Inhalt und Verfasser der arabischen Encyklopädie, d. i. die
Abhandlungen der aufrichtigen Brüder und treuen Freunde, nebst Andeutungen über die Einrichtungen
des Bundes der Verbrüderten, ist von Prof. G. Flügel in der Zeitschrift der deutschen
morgenländischen Gesellschaft, Bd. XIII. Seite 1-38. Nach Flügel, S. 6, fällt die Abfassung der
Encyklopädie um 970 n. Chr. oder wenig später, und dieselbe ist nicht aus Einem Kopf hervorgegangen.
Der Zweck, des Bundes war die Vereinigung der Herzen und die gegenseitige Unterstützung in geistigen
(vorzugsweise religiösen) und weltlichen Dingen und der Bund beschränkte sich nicht etwa auf Basra,
wo man den Centralpunkt zu suchen hat, sondern schlug überall da seinen Wohnsitz auf, wo sich
Verbrüderte fanden. So lassen sich Spuren einer Abzweigung in Bagdad nicht verkennen, indem in einem
Gespräche von ihnen gesagt wird: "Wo auch immer im Lande unsere Brüder sich befinden, sollen sie
einen besonderen Versammlungsort haben, an denen sie zu bestimmten Zeiten zusammenkommen, ohne dass
irgend eine andere Person unter ihnen Zutritt habe. Dort sollen sie über ihre Wissenschaften ihre
Gedanken austauschen und ihre Geheimlehre mit einander besprechen (S. 27 und 28)". Die gegenseitige
Stellung, weist jedem der Verbrüderten die Mittel und die Art und Weise an, womit er Unterstützung
gewähren oder diese annehmen soll. Von beiden Seiten muss sie ohne Rückhalt erfolgen. Selbst die
grösste Aufopferung darf nach keinem Danke fragen, viel weniger der materiell oder geistig Begabte
den minder ausgestatteten Bruder irgendwie sein Uebergewicht fühlen lassen. Vielmehr sollen jene
Gott um Gelegenheit zu dieser Hülfe bitten und ihre
1) Tholuk, a. a. O., S. 221.
Heil’ger Geist dies Wunder thut, denn im heil’gen Geiste Wisse! Gottes Wesen ruht als
im eignen Geiste. Gottes Geist gibt deinem Geiste seines Geistes Feuer, Er in deinem
Geiste kreist unter leichtem Schleier. Wirst du von dem Menschenthum durch den Geist
entbunden, Hast in Gottes Heiligthum ewig Ruh gefunden. Wer sich so entkleidet hat, dass
die Lüste schweigen, Wird fürwahr wie Jesus that, auf zum Himmel steigen. 1)
Die neueste deutsche Abhandlung über Inhalt und Verfasser der arabischen Encyklopädie, d. i. die
Abhandlungen der aufrichtigen Brüder und treuen Freunde, nebst Andeutungen über die Einrichtungen
des Bundes der Verbrüderten, ist von Prof. G. Flügel in der Zeitschrift der deutschen
morgenländischen Gesellschaft, Bd. XIII. Seite 1-38. Nach Flügel, S. 6, fällt die Abfassung der
Encyklopädie um 970 n. Chr. oder wenig später, und dieselbe ist nicht aus Einem Kopf hervorgegangen.
Der Zweck, des Bundes war die Vereinigung der Herzen und die gegenseitige Unterstützung in geistigen
(vorzugsweise religiösen) und weltlichen Dingen und der Bund beschränkte sich nicht etwa auf Basra,
wo man den Centralpunkt zu suchen hat, sondern schlug überall da seinen Wohnsitz auf, wo sich
Verbrüderte fanden. So lassen sich Spuren einer Abzweigung in Bagdad nicht verkennen, indem in einem
Gespräche von ihnen gesagt wird: „Wo auch immer im Lande unsere Brüder sich befinden, sollen sie
einen besonderen Versammlungsort haben, an denen sie zu bestimmten Zeiten zusammenkommen, ohne dass
irgend eine andere Person unter ihnen Zutritt habe. Dort sollen sie über ihre Wissenschaften ihre
Gedanken austauschen und ihre Geheimlehre mit einander besprechen (S. 27 und 28)“. Die gegenseitige
Stellung, weist jedem der Verbrüderten die Mittel und die Art und Weise an, womit er Unterstützung
gewähren oder diese annehmen soll. Von beiden Seiten muss sie ohne Rückhalt erfolgen. Selbst die
grösste Aufopferung darf nach keinem Danke fragen, viel weniger der materiell oder geistig Begabte
den minder ausgestatteten Bruder irgendwie sein Uebergewicht fühlen lassen. Vielmehr sollen jene
Gott um Gelegenheit zu dieser Hülfe bitten und ihre
1) Tholuk, a. a. O., S. 221.
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Die neueste deutsche Abhandlung über Inhalt und Verfasser der arabischen Encyklopädie, d. i. die
Abhandlungen der aufrichtigen Brüder und treuen Freunde, nebst Andeutungen über die Einrichtungen
des Bundes der Verbrüderten, ist von Prof. G. Flügel in der Zeitschrift der deutschen
morgenländischen Gesellschaft, Bd. XIII. Seite 1-38. Nach Flügel, S. 6, fällt die Abfassung der
Encyklopädie um 970 n. Chr. oder wenig später, und dieselbe ist nicht aus Einem Kopf hervorgegangen.
Der Zweck, des Bundes war die Vereinigung der Herzen und die gegenseitige Unterstützung in geistigen
(vorzugsweise religiösen) und weltlichen Dingen und der Bund beschränkte sich nicht etwa auf Basra,
wo man den Centralpunkt zu suchen hat, sondern schlug überall da seinen Wohnsitz auf, wo sich
Verbrüderte fanden. So lassen sich Spuren einer Abzweigung in Bagdad nicht verkennen, indem in einem
Gespräche von ihnen gesagt wird: „Wo auch immer im Lande unsere Brüder sich befinden, sollen sie
einen besonderen Versammlungsort haben, an denen sie zu bestimmten Zeiten zusammenkommen, ohne dass
irgend eine andere Person unter ihnen Zutritt habe. Dort sollen sie über ihre Wissenschaften ihre
Gedanken austauschen und ihre Geheimlehre mit einander besprechen (S. 27 und 28)“. Die gegenseitige
Stellung, weist jedem der Verbrüderten die Mittel und die Art und Weise an, womit er Unterstützung
gewähren oder diese annehmen soll. Von beiden Seiten muss sie ohne Rückhalt erfolgen. Selbst die
grösste Aufopferung darf nach keinem Danke fragen, viel weniger der materiell oder geistig Begabte
den minder ausgestatteten Bruder irgendwie sein Uebergewicht fühlen lassen. Vielmehr sollen jene
Gott um Gelegenheit zu dieser Hülfe bitten und ihre
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Heil’ger Geist dies Wunder thut, denn im heil’gen Geiste
Wisse! Gottes Wesen ruht als im eignen Geiste.
Gottes Geist gibt deinem Geiste seines Geistes Feuer,
Er in deinem Geiste kreist unter leichtem Schleier.
Wirst du von dem Menschenthum durch den Geist entbunden,
Hast in Gottes Heiligthum ewig Ruh gefunden.
Wer sich so entkleidet hat, dass die Lüste schweigen,
Wird fürwahr wie Jesus that, auf zum Himmel steigen. 1) Die neueste deutsche Abhandlung über Inhalt und Verfasser der arabischen Encyklopädie, d. i. die Abhandlungen der aufrichtigen Brüder und treuen Freunde, nebst Andeutungen über die Einrichtungen des Bundes der Verbrüderten, ist von Prof. G. Flügel in der Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. XIII. Seite 1-38. Nach Flügel, S. 6, fällt die Abfassung der Encyklopädie um 970 n. Chr. oder wenig später, und dieselbe ist nicht aus Einem Kopf hervorgegangen. Der Zweck, des Bundes war die Vereinigung der Herzen und die gegenseitige Unterstützung in geistigen (vorzugsweise religiösen) und weltlichen Dingen und der Bund beschränkte sich nicht etwa auf Basra, wo man den Centralpunkt zu suchen hat, sondern schlug überall da seinen Wohnsitz auf, wo sich Verbrüderte fanden. So lassen sich Spuren einer Abzweigung in Bagdad nicht verkennen, indem in einem Gespräche von ihnen gesagt wird: „Wo auch immer im Lande unsere Brüder sich befinden, sollen sie einen besonderen Versammlungsort haben, an denen sie zu bestimmten Zeiten zusammenkommen, ohne dass irgend eine andere Person unter ihnen Zutritt habe. Dort sollen sie über ihre Wissenschaften ihre Gedanken austauschen und ihre Geheimlehre mit einander besprechen (S. 27 und 28)“. Die gegenseitige Stellung, weist jedem der Verbrüderten die Mittel und die Art und Weise an, womit er Unterstützung gewähren oder diese annehmen soll. Von beiden Seiten muss sie ohne Rückhalt erfolgen. Selbst die grösste Aufopferung darf nach keinem Danke fragen, viel weniger der materiell oder geistig Begabte den minder ausgestatteten Bruder irgendwie sein Uebergewicht fühlen lassen. Vielmehr sollen jene Gott um Gelegenheit zu dieser Hülfe bitten und ihre
1) Tholuk, a. a. O., S. 221.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/599>, abgerufen am 22.11.2024.
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