Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.Stunden von Kroton entfernt, ein grosses Landgut geschenkt hatten. Dass Pythagoras bei den Spätern zu einem wirklich fabelhaften und wunderthätigen Manne geworden ist, ist blos ein Beweis des gewaltigen und nachhaltigen Eindruckes , welchen Pythagoras auf seine Zeit gemacht hatte. Der Mensch, von welchem die Menschheit gläubig Wunder berichtet, war und ist auch sicherlich ein wunderbarer, ein für alle kommenden Zeiten bewunderungswürdiger Mensch, trotzdem dass er keine wahren Wunder gethan hat und thun konnte. Auch Christus bleibt der Grösste und Erhabenste der göttlichen Menschen, der Gottmenschen, selbst wenn er nicht gezaubert und keine Wunder gethan haben sollte. Bei Pythagoras, Sokrates, Johannes dem Täufer und Christus genügt ihr wahres Leben und Sterben vollkommen, um sie zu göttlichen Menschen, zu Gottmenschen, zu unsterblichen Vorbildern der Menschheit zu erheben. Aus den Schuleinrichtungen des Pythagoras, worüber Röth, a. a. O., S. 488 ff., handelt, mag hier noch angeführt werden: Dreimal, Morgens, Mittags und Abends, wurde täglich geopfert, sowohl Trank- als Brandopfer; diese letztern bestanden nur im Verbrennen von Weihrauch, nicht aber von Opferthieren, worin Pythagoras dem Zarathustra folgte. Die Trankopfer wurden besonders jedesmal vor Tische den Göttern und Heroen, - dem Zeus, dem Herakles und den Dioskuren täglich gespendet. Sehr ausgedehnt waren die ganz priesterlichen Reinigkeitssatzungen. Pythagoras selbst und seine Schüler trugen reine, weisse, linnene Kleider; wollene Gewänder waren verboten, wahrscheinlich aus Furcht vor beigemischter Wolle von gefallenen Thieren, denn alles von gefallenen Thieren Herrührende galt als unrein. Auf weissen linnenen Decken und nicht auf wollenen, wie es sonst griechische Sitte war, wurde auch geschlafen. Tägliche Lustrationen und Waschungen waren gesetzlich; Quell- und Seewasser waren die vorgeschriebenen Lustrationsmittel. Sogar die Berührung von Unreinem wurde vermieden. "Man muss nicht auf menschengefüllten Strassen gehen, nicht in jedwedes Weihwasser eintauchen, sich nicht in einem öffentlichen Bade waschen; denn in allen diesen Fällen weiss man Stunden von Kroton entfernt, ein grosses Landgut geschenkt hatten. Dass Pythagoras bei den Spätern zu einem wirklich fabelhaften und wunderthätigen Manne geworden ist, ist blos ein Beweis des gewaltigen und nachhaltigen Eindruckes , welchen Pythagoras auf seine Zeit gemacht hatte. Der Mensch, von welchem die Menschheit gläubig Wunder berichtet, war und ist auch sicherlich ein wunderbarer, ein für alle kommenden Zeiten bewunderungswürdiger Mensch, trotzdem dass er keine wahren Wunder gethan hat und thun konnte. Auch Christus bleibt der Grösste und Erhabenste der göttlichen Menschen, der Gottmenschen, selbst wenn er nicht gezaubert und keine Wunder gethan haben sollte. Bei Pythagoras, Sokrates, Johannes dem Täufer und Christus genügt ihr wahres Leben und Sterben vollkommen, um sie zu göttlichen Menschen, zu Gottmenschen, zu unsterblichen Vorbildern der Menschheit zu erheben. Aus den Schuleinrichtungen des Pythagoras, worüber Röth, a. a. O., S. 488 ff., handelt, mag hier noch angeführt werden: Dreimal, Morgens, Mittags und Abends, wurde täglich geopfert, sowohl Trank- als Brandopfer; diese letztern bestanden nur im Verbrennen von Weihrauch, nicht aber von Opferthieren, worin Pythagoras dem Zarathustra folgte. Die Trankopfer wurden besonders jedesmal vor Tische den Göttern und Heroen, – dem Zeus, dem Herakles und den Dioskuren täglich gespendet. Sehr ausgedehnt waren die ganz priesterlichen Reinigkeitssatzungen. Pythagoras selbst und seine Schüler trugen reine, weisse, linnene Kleider; wollene Gewänder waren verboten, wahrscheinlich aus Furcht vor beigemischter Wolle von gefallenen Thieren, denn alles von gefallenen Thieren Herrührende galt als unrein. Auf weissen linnenen Decken und nicht auf wollenen, wie es sonst griechische Sitte war, wurde auch geschlafen. Tägliche Lustrationen und Waschungen waren gesetzlich; Quell- und Seewasser waren die vorgeschriebenen Lustrationsmittel. Sogar die Berührung von Unreinem wurde vermieden. „Man muss nicht auf menschengefüllten Strassen gehen, nicht in jedwedes Weihwasser eintauchen, sich nicht in einem öffentlichen Bade waschen; denn in allen diesen Fällen weiss man <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0556" n="540"/> Stunden von Kroton entfernt, ein grosses Landgut geschenkt hatten. Dass Pythagoras bei den Spätern zu einem wirklich fabelhaften und wunderthätigen Manne geworden ist, ist blos ein Beweis des gewaltigen und nachhaltigen Eindruckes , welchen Pythagoras auf seine Zeit gemacht hatte. Der Mensch, von welchem die Menschheit gläubig Wunder berichtet, war und ist auch sicherlich ein wunderbarer, ein für alle kommenden Zeiten bewunderungswürdiger Mensch, trotzdem dass er keine wahren Wunder gethan hat und thun konnte. Auch Christus bleibt der Grösste und Erhabenste der göttlichen Menschen, der Gottmenschen, selbst wenn er nicht gezaubert und keine Wunder gethan haben sollte. Bei Pythagoras, Sokrates, Johannes dem Täufer und Christus genügt ihr wahres Leben und Sterben vollkommen, um sie zu göttlichen Menschen, zu Gottmenschen, zu unsterblichen Vorbildern der Menschheit zu erheben.</p> <p> Aus den Schuleinrichtungen des Pythagoras, worüber Röth, a. a. O., S. 488 ff., handelt, mag hier noch angeführt werden: Dreimal, Morgens, Mittags und Abends, wurde täglich geopfert, sowohl Trank- als Brandopfer; diese letztern bestanden nur im Verbrennen von Weihrauch, nicht aber von Opferthieren, worin Pythagoras dem Zarathustra folgte. Die Trankopfer wurden besonders jedesmal vor Tische den Göttern und Heroen, – dem Zeus, dem Herakles und den Dioskuren täglich gespendet. Sehr ausgedehnt waren die ganz priesterlichen Reinigkeitssatzungen. Pythagoras selbst und seine Schüler trugen reine, weisse, linnene Kleider; wollene Gewänder waren verboten, wahrscheinlich aus Furcht vor beigemischter Wolle von gefallenen Thieren, denn alles von gefallenen Thieren Herrührende galt als unrein. Auf weissen linnenen Decken und nicht auf wollenen, wie es sonst griechische Sitte war, wurde auch geschlafen. Tägliche Lustrationen und Waschungen waren gesetzlich; Quell- und Seewasser waren die vorgeschriebenen Lustrationsmittel. Sogar die Berührung von Unreinem wurde vermieden. „Man muss nicht auf menschengefüllten Strassen gehen, nicht in jedwedes Weihwasser eintauchen, sich nicht in einem öffentlichen Bade waschen; denn in allen diesen Fällen weiss man </p> </div> </body> </text> </TEI> [540/0556]
Stunden von Kroton entfernt, ein grosses Landgut geschenkt hatten. Dass Pythagoras bei den Spätern zu einem wirklich fabelhaften und wunderthätigen Manne geworden ist, ist blos ein Beweis des gewaltigen und nachhaltigen Eindruckes , welchen Pythagoras auf seine Zeit gemacht hatte. Der Mensch, von welchem die Menschheit gläubig Wunder berichtet, war und ist auch sicherlich ein wunderbarer, ein für alle kommenden Zeiten bewunderungswürdiger Mensch, trotzdem dass er keine wahren Wunder gethan hat und thun konnte. Auch Christus bleibt der Grösste und Erhabenste der göttlichen Menschen, der Gottmenschen, selbst wenn er nicht gezaubert und keine Wunder gethan haben sollte. Bei Pythagoras, Sokrates, Johannes dem Täufer und Christus genügt ihr wahres Leben und Sterben vollkommen, um sie zu göttlichen Menschen, zu Gottmenschen, zu unsterblichen Vorbildern der Menschheit zu erheben.
Aus den Schuleinrichtungen des Pythagoras, worüber Röth, a. a. O., S. 488 ff., handelt, mag hier noch angeführt werden: Dreimal, Morgens, Mittags und Abends, wurde täglich geopfert, sowohl Trank- als Brandopfer; diese letztern bestanden nur im Verbrennen von Weihrauch, nicht aber von Opferthieren, worin Pythagoras dem Zarathustra folgte. Die Trankopfer wurden besonders jedesmal vor Tische den Göttern und Heroen, – dem Zeus, dem Herakles und den Dioskuren täglich gespendet. Sehr ausgedehnt waren die ganz priesterlichen Reinigkeitssatzungen. Pythagoras selbst und seine Schüler trugen reine, weisse, linnene Kleider; wollene Gewänder waren verboten, wahrscheinlich aus Furcht vor beigemischter Wolle von gefallenen Thieren, denn alles von gefallenen Thieren Herrührende galt als unrein. Auf weissen linnenen Decken und nicht auf wollenen, wie es sonst griechische Sitte war, wurde auch geschlafen. Tägliche Lustrationen und Waschungen waren gesetzlich; Quell- und Seewasser waren die vorgeschriebenen Lustrationsmittel. Sogar die Berührung von Unreinem wurde vermieden. „Man muss nicht auf menschengefüllten Strassen gehen, nicht in jedwedes Weihwasser eintauchen, sich nicht in einem öffentlichen Bade waschen; denn in allen diesen Fällen weiss man
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/556>, abgerufen am 16.07.2024. |