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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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Poliren der Nägel, der bacchantischen Beigabe u. s. w. Das allerdings vorhandene theilweise Gemeinsame führt nicht zu einer gegenseitigen Entlehnung, vielmehr blos zu einer ältern gemeinsamen Quelle. Uns weisen die Gebräuche des akademischen Deponierens nicht undeutlich auf den Dionysoscultus, auf den Bacchusdienst hin, daher auch das Sterben und die Thierverkleidungen, wie die letztern bei den Herbstfestlichkeiten noch heute wenigstens am Rheine vorkommen. Die Eberzähne, die Bacchantenzähne, wie sie ausdrücklich genannt werden, und (Stier-) Hörner der Studentendepositionen möchten rein dionysisch sein; auch der theilweise heitere Charakter derselben wäre auf diese Weise am natürlichsten erklärt, ebenso der Gebrauch des Weines als des Freudenspenders (accipe vinum laetitiae, lautete die Formel).

"Mit dem Bacchantengeist solls itzund sein schabab, Deswegen schläget man die stolzen Hörner ab," 1)

sagt der Depositor und dachte sich also den jungen Studenten als einen wilden und tollen Bacchanten, der bezähmt und umgebildet werden musste, und welcher daher aufgefordert wird, den Bacchantentrotz, das alte störrige Wesen, das Bacchantenhabit und die Bacchantenpossen, die Kinder- und die Narrenkappe abzulegen.2) Das funde merum Genio! des sogenannten ältesten englischen Lehrlingsfragestückes3) gibt der Vermuthung Raum, es möchte ursprünglich das vinum laetitiae der akademischen Deposition ein heidnisches Weinopfer gewesen sein, welches in der spätern christlichen Zeit der Student selbst hinnehmen musste. Das Salz bringt Schade, S. 368, selbst mit den heidnischen Opfergebräuchen in Verbindung, was mit seinen übrigen Ansichten über den Ursprung der Depositon wenig zusammenstimmt. Der Eberzahn berechtigt vielleicht zu der Vermuthung, dass bei den alten Deutschen an die Stelle des griechischen Dionysos der Sonnengott Fro, Freyr, mit dem goldborstigen Eber (Gullin bursti),

1) Schade, S. 348.
2) Schade, S. 344 u. 345.
3) Krause, Kunsturkunden, I. 1, S. 163.

Poliren der Nägel, der bacchantischen Beigabe u. s. w. Das allerdings vorhandene theilweise Gemeinsame führt nicht zu einer gegenseitigen Entlehnung, vielmehr blos zu einer ältern gemeinsamen Quelle. Uns weisen die Gebräuche des akademischen Deponierens nicht undeutlich auf den Dionysoscultus, auf den Bacchusdienst hin, daher auch das Sterben und die Thierverkleidungen, wie die letztern bei den Herbstfestlichkeiten noch heute wenigstens am Rheine vorkommen. Die Eberzähne, die Bacchantenzähne, wie sie ausdrücklich genannt werden, und (Stier-) Hörner der Studentendepositionen möchten rein dionysisch sein; auch der theilweise heitere Charakter derselben wäre auf diese Weise am natürlichsten erklärt, ebenso der Gebrauch des Weines als des Freudenspenders (accipe vinum laetitiae, lautete die Formel).

„Mit dem Bacchantengeist solls itzund sein schabab, Deswegen schläget man die stolzen Hörner ab,“ 1)

sagt der Depositor und dachte sich also den jungen Studenten als einen wilden und tollen Bacchanten, der bezähmt und umgebildet werden musste, und welcher daher aufgefordert wird, den Bacchantentrotz, das alte störrige Wesen, das Bacchantenhabit und die Bacchantenpossen, die Kinder- und die Narrenkappe abzulegen.2) Das funde merum Genio! des sogenannten ältesten englischen Lehrlingsfragestückes3) gibt der Vermuthung Raum, es möchte ursprünglich das vinum laetitiae der akademischen Deposition ein heidnisches Weinopfer gewesen sein, welches in der spätern christlichen Zeit der Student selbst hinnehmen musste. Das Salz bringt Schade, S. 368, selbst mit den heidnischen Opfergebräuchen in Verbindung, was mit seinen übrigen Ansichten über den Ursprung der Depositon wenig zusammenstimmt. Der Eberzahn berechtigt vielleicht zu der Vermuthung, dass bei den alten Deutschen an die Stelle des griechischen Dionysos der Sonnengott Frô, Freyr, mit dem goldborstigen Eber (Gullin bursti),

1) Schade, S. 348.
2) Schade, S. 344 u. 345.
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 gemeinsamen Quelle. Uns weisen die Gebräuche des akademischen Deponierens nicht undeutlich auf den
 Dionysoscultus, auf den Bacchusdienst hin, daher auch das Sterben und die Thierverkleidungen, wie
 die letztern bei den Herbstfestlichkeiten noch heute wenigstens am Rheine vorkommen. Die Eberzähne,
 die Bacchantenzähne, wie sie ausdrücklich genannt werden, und (Stier-) Hörner der
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 spätern christlichen Zeit der Student selbst hinnehmen musste. Das Salz bringt Schade, S. 368,
 selbst mit den heidnischen Opfergebräuchen in Verbindung, was mit seinen übrigen Ansichten über den
 Ursprung der Depositon wenig zusammenstimmt. Der Eberzahn berechtigt vielleicht zu der Vermuthung,
 dass bei den alten Deutschen an die Stelle des griechischen Dionysos der Sonnengott Frô, Freyr, mit
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[498/0514] Poliren der Nägel, der bacchantischen Beigabe u. s. w. Das allerdings vorhandene theilweise Gemeinsame führt nicht zu einer gegenseitigen Entlehnung, vielmehr blos zu einer ältern gemeinsamen Quelle. Uns weisen die Gebräuche des akademischen Deponierens nicht undeutlich auf den Dionysoscultus, auf den Bacchusdienst hin, daher auch das Sterben und die Thierverkleidungen, wie die letztern bei den Herbstfestlichkeiten noch heute wenigstens am Rheine vorkommen. Die Eberzähne, die Bacchantenzähne, wie sie ausdrücklich genannt werden, und (Stier-) Hörner der Studentendepositionen möchten rein dionysisch sein; auch der theilweise heitere Charakter derselben wäre auf diese Weise am natürlichsten erklärt, ebenso der Gebrauch des Weines als des Freudenspenders (accipe vinum laetitiae, lautete die Formel). „Mit dem Bacchantengeist solls itzund sein schabab, Deswegen schläget man die stolzen Hörner ab,“ 1) sagt der Depositor und dachte sich also den jungen Studenten als einen wilden und tollen Bacchanten, der bezähmt und umgebildet werden musste, und welcher daher aufgefordert wird, den Bacchantentrotz, das alte störrige Wesen, das Bacchantenhabit und die Bacchantenpossen, die Kinder- und die Narrenkappe abzulegen. 2) Das funde merum Genio! des sogenannten ältesten englischen Lehrlingsfragestückes 3) gibt der Vermuthung Raum, es möchte ursprünglich das vinum laetitiae der akademischen Deposition ein heidnisches Weinopfer gewesen sein, welches in der spätern christlichen Zeit der Student selbst hinnehmen musste. Das Salz bringt Schade, S. 368, selbst mit den heidnischen Opfergebräuchen in Verbindung, was mit seinen übrigen Ansichten über den Ursprung der Depositon wenig zusammenstimmt. Der Eberzahn berechtigt vielleicht zu der Vermuthung, dass bei den alten Deutschen an die Stelle des griechischen Dionysos der Sonnengott Frô, Freyr, mit dem goldborstigen Eber (Gullin bursti), 1) Schade, S. 348. 2) Schade, S. 344 u. 345. 3) Krause, Kunsturkunden, I. 1, S. 163.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/514>, abgerufen am 23.11.2024.