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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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sam der in die Erde gestreute Samen eines neuen Lebens [fremdsprachliches Material] genannt; sie sind die abgeschnittene goldene Fruchtähre, welcher bald wieder neues Leben entsprossen wird.

Wie das reinigende Feuer sich in der Unterwelt zum Duzakh, zur Hölle, zum Fegefeuer gestaltet, so das Wasser zum Todes- und Leidensstrome, zum Acheron, zum Styx, zum Kokytos der Griechen, womit auch der im Lande der Hyperboreer gelegene mythische Eridanos und der Todtenstrom der Germanen verwandt ist. In dem griechischen unterweltlichen Pyriplegethon, d. i. dem Feuerstrome, haben sich sogar das Feuer und das Wasser zu einem Strome des ewigen Wehes und Schmerzes verbunden. Unter den Todtenströmen erscheint aber bei den Griechen und Germanen als der grösste das weite Meer selbst, der tiefströmende Okeanos, über welches die Todten nach den Inseln der Seligen, nach dem griechischen Elysium und nach dem germanischen Grünland oder Engelland, nach dem Rosengarten und Rosenland hinübersteuern. Das Himmelreich, das Reich der Glücklichen ist ein transoceanisches, das Jenseits an dem äussersten Ende der Erde; das Ferne, in welches nach Pindar nur diejenigen Menschen gelangen, die eine dreimal wiederholte Prüfung durch das Leben glücklich bestanden haben. Diese drei pindarischen Lebensprüfungen sind die drei maurerischen Reisen. Aus der Erdennacht gelangt durch die Prüfungen und Reinigungen des Wassers und des Feuers hindurch der Myste, der Eingeweihte, der Mensch zudem Lichte, wer das Licht sucht, muss die Prüfungen und Reinigungen des Wassers und des Feuers im Leben und im Tode überstanden haben, muss entsühnt und gereinigt sein, bevor er das Licht findet. Das Licht ist Gott und der Himmel selbst, worin die Seligen, die Reinen, die Gerechten, die Erlöseten wohnen; die Nacht aber ist die Unterwelt, der dunkele und schreckliche Strafort, welcher die Bösen und Unreinen umfängt, - der Duzakh der Parsen, der Scheol der Juden, der Amentes der Aegypter, - die Nyx, der Hades und der Tartaros der Griechen u. s. w.

Die Essäer in Palästina, die Frommen, hatten gleichfalls als Symbol der zu erstrebenden Herzens- und Geistes-

sam der in die Erde gestreute Samen eines neuen Lebens [fremdsprachliches Material] genannt; sie sind die abgeschnittene goldene Fruchtähre, welcher bald wieder neues Leben entsprossen wird.

Wie das reinigende Feuer sich in der Unterwelt zum Duzakh, zur Hölle, zum Fegefeuer gestaltet, so das Wasser zum Todes- und Leidensstrome, zum Acheron, zum Styx, zum Kokytos der Griechen, womit auch der im Lande der Hyperboreer gelegene mythische Eridanos und der Todtenstrom der Germanen verwandt ist. In dem griechischen unterweltlichen Pyriplegethon, d. i. dem Feuerstrome, haben sich sogar das Feuer und das Wasser zu einem Strome des ewigen Wehes und Schmerzes verbunden. Unter den Todtenströmen erscheint aber bei den Griechen und Germanen als der grösste das weite Meer selbst, der tiefströmende Okeanos, über welches die Todten nach den Inseln der Seligen, nach dem griechischen Elysium und nach dem germanischen Grünland oder Engelland, nach dem Rosengarten und Rosenland hinübersteuern. Das Himmelreich, das Reich der Glücklichen ist ein transoceanisches, das Jenseits an dem äussersten Ende der Erde; das Ferne, in welches nach Pindar nur diejenigen Menschen gelangen, die eine dreimal wiederholte Prüfung durch das Leben glücklich bestanden haben. Diese drei pindarischen Lebensprüfungen sind die drei maurerischen Reisen. Aus der Erdennacht gelangt durch die Prüfungen und Reinigungen des Wassers und des Feuers hindurch der Myste, der Eingeweihte, der Mensch zudem Lichte, wer das Licht sucht, muss die Prüfungen und Reinigungen des Wassers und des Feuers im Leben und im Tode überstanden haben, muss entsühnt und gereinigt sein, bevor er das Licht findet. Das Licht ist Gott und der Himmel selbst, worin die Seligen, die Reinen, die Gerechten, die Erlöseten wohnen; die Nacht aber ist die Unterwelt, der dunkele und schreckliche Strafort, welcher die Bösen und Unreinen umfängt, – der Duzakh der Parsen, der Scheol der Juden, der Amentes der Aegypter, – die Nyx, der Hades und der Tartaros der Griechen u. s. w.

Die Essäer in Palästina, die Frommen, hatten gleichfalls als Symbol der zu erstrebenden Herzens- und Geistes-

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 auch der im Lande der Hyperboreer gelegene mythische Eridanos und der Todtenstrom der Germanen
 verwandt ist. In dem griechischen unterweltlichen Pyriplegethon, d. i. dem Feuerstrome, haben sich
 sogar das Feuer und das Wasser zu einem Strome des ewigen Wehes und Schmerzes verbunden. Unter den
 Todtenströmen erscheint aber bei den Griechen und Germanen als der grösste das weite Meer selbst,
 der tiefströmende Okeanos, über welches die Todten nach den Inseln der Seligen, nach dem
 griechischen Elysium und nach dem germanischen Grünland oder Engelland, nach dem Rosengarten und
 Rosenland hinübersteuern. Das Himmelreich, das Reich der Glücklichen ist ein transoceanisches, das
 Jenseits an dem äussersten Ende der Erde; das Ferne, in welches nach Pindar nur diejenigen Menschen
 gelangen, die eine dreimal wiederholte Prüfung durch das Leben glücklich bestanden haben. Diese drei
 pindarischen Lebensprüfungen sind die drei maurerischen Reisen. Aus der Erdennacht gelangt durch die
 Prüfungen und Reinigungen des Wassers und des Feuers hindurch der Myste, der Eingeweihte, der Mensch
 zudem Lichte, wer das Licht sucht, muss die Prüfungen und Reinigungen des Wassers und des Feuers im
 Leben und im Tode überstanden haben, muss entsühnt und gereinigt sein, bevor er das Licht findet.
 Das Licht ist Gott und der Himmel selbst, worin die Seligen, die Reinen, die Gerechten, die
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[470/0486] sam der in die Erde gestreute Samen eines neuen Lebens _ genannt; sie sind die abgeschnittene goldene Fruchtähre, welcher bald wieder neues Leben entsprossen wird. Wie das reinigende Feuer sich in der Unterwelt zum Duzakh, zur Hölle, zum Fegefeuer gestaltet, so das Wasser zum Todes- und Leidensstrome, zum Acheron, zum Styx, zum Kokytos der Griechen, womit auch der im Lande der Hyperboreer gelegene mythische Eridanos und der Todtenstrom der Germanen verwandt ist. In dem griechischen unterweltlichen Pyriplegethon, d. i. dem Feuerstrome, haben sich sogar das Feuer und das Wasser zu einem Strome des ewigen Wehes und Schmerzes verbunden. Unter den Todtenströmen erscheint aber bei den Griechen und Germanen als der grösste das weite Meer selbst, der tiefströmende Okeanos, über welches die Todten nach den Inseln der Seligen, nach dem griechischen Elysium und nach dem germanischen Grünland oder Engelland, nach dem Rosengarten und Rosenland hinübersteuern. Das Himmelreich, das Reich der Glücklichen ist ein transoceanisches, das Jenseits an dem äussersten Ende der Erde; das Ferne, in welches nach Pindar nur diejenigen Menschen gelangen, die eine dreimal wiederholte Prüfung durch das Leben glücklich bestanden haben. Diese drei pindarischen Lebensprüfungen sind die drei maurerischen Reisen. Aus der Erdennacht gelangt durch die Prüfungen und Reinigungen des Wassers und des Feuers hindurch der Myste, der Eingeweihte, der Mensch zudem Lichte, wer das Licht sucht, muss die Prüfungen und Reinigungen des Wassers und des Feuers im Leben und im Tode überstanden haben, muss entsühnt und gereinigt sein, bevor er das Licht findet. Das Licht ist Gott und der Himmel selbst, worin die Seligen, die Reinen, die Gerechten, die Erlöseten wohnen; die Nacht aber ist die Unterwelt, der dunkele und schreckliche Strafort, welcher die Bösen und Unreinen umfängt, – der Duzakh der Parsen, der Scheol der Juden, der Amentes der Aegypter, – die Nyx, der Hades und der Tartaros der Griechen u. s. w. Die Essäer in Palästina, die Frommen, hatten gleichfalls als Symbol der zu erstrebenden Herzens- und Geistes-

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/486>, abgerufen am 22.11.2024.