einer Kaste, einem Fleck Erde; sein ganzes Leben ist ihm vorgeschrieben, wie dem Thiere."
Der rechtwinkelige Schritt, das Winkelmass, Ordnung und Regelmässigkeit sind der Grundzug, das
beherrschende und leitende Gesetz des ganzen ägyptischen Lebens, wie dieses schon der Nil mit seinen
regelmässigen und für das ägyptische Land so wichtigen, ja dessen Lebensbedingung bildenden
Ueberschwemmungen gegeben hatte. Der Lauf des heiligen Niles oder Flusses im Lande Aegypten von
Süden nach Norden, zu welchen selbst Osiris und Isis umgestaltet wurden, bestimmte vielfach auch die
Richtung der heiligen Gebäude in Aegypten, indem dieselben dem Laufe des Niles entsprechend
aufgeführt wurden. Das über Aegypten sich befruchtend ergiessende Nilwasser war gleichsam der
befruchtende Sonnenmorgen.
Ebenso gehört hierher die Aufschrift an der Wand des Tempels des Licht- und Weisheits-Gottes
Apollo zu Delphi: "Erkenne dich selbst, Nichts allzusehr." Wenn Br. Goethe sagt, dass die Arbeit den
Gesellen mache, ist darunter natürlich zu verstehen , dass der tüchtige, wahre Geselle sich durch
seine Arbeit, durch den unablässigen Gebrauch des Winkelmasses bethätigen und bewähren müsse. Daher
sagt derselbe Goethe: "Thu' nur das Rechte in deinen Sachen, Das Andere wird sich von selber machen." und: "Zwischen heut und morgen, Liegt eine lange Frist, Lerne schnell besorgen, Da du noch munter bist." sowie: "Noch ist es Tag, da rühre sich der Mann, Die Nacht tritt ein, wo Niemand wirken
kann."
Nach Leo, die malbergische Glosse, Halle 1842, S. 231 ist der Stamm von drao oder draoi, im
plur. draoithe oder in älterer Schreibung druidthe, daher im Deutschen der Druide, dro, d. i. das
Lineal, die Messschnur, und die Druiden, die Weisen, die Priester sind also ursprünglich nur die
Messenden, das Mass selbst.
einer Kaste, einem Fleck Erde; sein ganzes Leben ist ihm vorgeschrieben, wie dem Thiere.“
Der rechtwinkelige Schritt, das Winkelmass, Ordnung und Regelmässigkeit sind der Grundzug, das
beherrschende und leitende Gesetz des ganzen ägyptischen Lebens, wie dieses schon der Nil mit seinen
regelmässigen und für das ägyptische Land so wichtigen, ja dessen Lebensbedingung bildenden
Ueberschwemmungen gegeben hatte. Der Lauf des heiligen Niles oder Flusses im Lande Aegypten von
Süden nach Norden, zu welchen selbst Osiris und Isis umgestaltet wurden, bestimmte vielfach auch die
Richtung der heiligen Gebäude in Aegypten, indem dieselben dem Laufe des Niles entsprechend
aufgeführt wurden. Das über Aegypten sich befruchtend ergiessende Nilwasser war gleichsam der
befruchtende Sonnenmorgen.
Ebenso gehört hierher die Aufschrift an der Wand des Tempels des Licht- und Weisheits-Gottes
Apollo zu Delphi: „Erkenne dich selbst, Nichts allzusehr.“ Wenn Br. Goethe sagt, dass die Arbeit den
Gesellen mache, ist darunter natürlich zu verstehen , dass der tüchtige, wahre Geselle sich durch
seine Arbeit, durch den unablässigen Gebrauch des Winkelmasses bethätigen und bewähren müsse. Daher
sagt derselbe Goethe: „Thu’ nur das Rechte in deinen Sachen, Das Andere wird sich von selber machen.“ und: „Zwischen heut und morgen, Liegt eine lange Frist, Lerne schnell besorgen, Da du noch munter bist.“ sowie: „Noch ist es Tag, da rühre sich der Mann, Die Nacht tritt ein, wo Niemand wirken
kann.“
Nach Leo, die malbergische Glosse, Halle 1842, S. 231 ist der Stamm von drao oder draoi, im
plur. draoithe oder in älterer Schreibung druidthe, daher im Deutschen der Druide, dró, d. i. das
Lineal, die Messschnur, und die Druiden, die Weisen, die Priester sind also ursprünglich nur die
Messenden, das Mass selbst.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0456"n="440"/>
einer Kaste, einem Fleck Erde; sein ganzes Leben ist ihm vorgeschrieben, wie dem Thiere.“
Der rechtwinkelige Schritt, das Winkelmass, Ordnung und Regelmässigkeit sind der Grundzug, das
beherrschende und leitende Gesetz des ganzen ägyptischen Lebens, wie dieses schon der Nil mit seinen
regelmässigen und für das ägyptische Land so wichtigen, ja dessen Lebensbedingung bildenden
Ueberschwemmungen gegeben hatte. Der Lauf des heiligen Niles oder Flusses im Lande Aegypten von
Süden nach Norden, zu welchen selbst Osiris und Isis umgestaltet wurden, bestimmte vielfach auch die
Richtung der heiligen Gebäude in Aegypten, indem dieselben dem Laufe des Niles entsprechend
aufgeführt wurden. Das über Aegypten sich befruchtend ergiessende Nilwasser war gleichsam der
befruchtende Sonnenmorgen. </p><p> Ebenso gehört hierher die Aufschrift an der Wand des Tempels des Licht- und Weisheits-Gottes
Apollo zu Delphi: „Erkenne dich selbst, Nichts allzusehr.“ Wenn Br. Goethe sagt, dass die Arbeit den
Gesellen mache, ist darunter natürlich zu verstehen , dass der tüchtige, wahre Geselle sich durch
seine Arbeit, durch den unablässigen Gebrauch des Winkelmasses bethätigen und bewähren müsse. Daher
sagt derselbe Goethe: <citrendition="#et"><quote>„Thu’ nur das Rechte in deinen Sachen,<lb/>
Das Andere wird sich von selber machen.“</quote></cit> und: <citrendition="#et"><quote>„Zwischen heut und morgen,<lb/>
Liegt eine lange Frist,<lb/>
Lerne schnell besorgen,<lb/>
Da du noch munter bist.“</quote></cit> sowie: <citrendition="#et"><quote>„Noch ist es Tag, da rühre sich der Mann,<lb/>
Die Nacht tritt ein, wo Niemand wirken
kann.“</quote></cit></p><p> Nach Leo, die malbergische Glosse, Halle 1842, S. 231 ist der Stamm von drao oder draoi, im
plur. draoithe oder in älterer Schreibung druidthe, daher im Deutschen der Druide, dró, d. i. das
Lineal, die Messschnur, und die Druiden, die Weisen, die Priester sind also ursprünglich nur die
Messenden, das Mass selbst.
</p></div></body></text></TEI>
[440/0456]
einer Kaste, einem Fleck Erde; sein ganzes Leben ist ihm vorgeschrieben, wie dem Thiere.“ Der rechtwinkelige Schritt, das Winkelmass, Ordnung und Regelmässigkeit sind der Grundzug, das beherrschende und leitende Gesetz des ganzen ägyptischen Lebens, wie dieses schon der Nil mit seinen regelmässigen und für das ägyptische Land so wichtigen, ja dessen Lebensbedingung bildenden Ueberschwemmungen gegeben hatte. Der Lauf des heiligen Niles oder Flusses im Lande Aegypten von Süden nach Norden, zu welchen selbst Osiris und Isis umgestaltet wurden, bestimmte vielfach auch die Richtung der heiligen Gebäude in Aegypten, indem dieselben dem Laufe des Niles entsprechend aufgeführt wurden. Das über Aegypten sich befruchtend ergiessende Nilwasser war gleichsam der befruchtende Sonnenmorgen.
Ebenso gehört hierher die Aufschrift an der Wand des Tempels des Licht- und Weisheits-Gottes Apollo zu Delphi: „Erkenne dich selbst, Nichts allzusehr.“ Wenn Br. Goethe sagt, dass die Arbeit den Gesellen mache, ist darunter natürlich zu verstehen , dass der tüchtige, wahre Geselle sich durch seine Arbeit, durch den unablässigen Gebrauch des Winkelmasses bethätigen und bewähren müsse. Daher sagt derselbe Goethe: „Thu’ nur das Rechte in deinen Sachen,
Das Andere wird sich von selber machen.“ und: „Zwischen heut und morgen,
Liegt eine lange Frist,
Lerne schnell besorgen,
Da du noch munter bist.“ sowie: „Noch ist es Tag, da rühre sich der Mann,
Die Nacht tritt ein, wo Niemand wirken kann.“
Nach Leo, die malbergische Glosse, Halle 1842, S. 231 ist der Stamm von drao oder draoi, im plur. draoithe oder in älterer Schreibung druidthe, daher im Deutschen der Druide, dró, d. i. das Lineal, die Messschnur, und die Druiden, die Weisen, die Priester sind also ursprünglich nur die Messenden, das Mass selbst.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-14T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-08-14T13:44:32Z)
Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/456>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.