Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.Heldmann, Hottinger, Lavater, Salis, Wieland und Zschokke in der Schweiz, - hatte das maurerische Licht erblickt und ist nunmehr in den ewigen Osten eingegangen, sondern wie auch von den einzelnen Logen: sie haben ihr Licht entzündet und wieder gelöscht. Noch bis in die neuere Zeit galt in einigen Gegenden Deutschlands die Sitte, bei Gutsübergaben das alte Feuer zu löschen und ein neues anzuzünden. Der in Island anlandende Norwege bemächtigte sich des ganzen Grundes, den er von sechs Uhr Morgens bis sechs Uhr Abends durchreisen konnte; wo die Tagereise begann und endete, wurde Feuer entzündet, das hiess ein Stück Land mit Feuer umziehen. Auch bei gekauften Grundstücken geschah Aehnliches.1) Dass ein neues Leben, eine neue Herrschaft, eine neue Kirche, eine neue Loge, ein neues Jahr nur das Entzünden eines neuen Lichtes sei, hat sich besonders auch in einem Gebrauche erhalten, womit noch jetzt zu Damaskus in Syrien, wie früher auch zu Kairo in Aegypten, im Monat April das drei Tage dauernde, alte persische Neuruzfest, d. h. das Fest des neuen Jahres gefeiert wird. Am Abende des Festes nämlich laufen die Knaben mit angezündeten, in Oel getränkten Spänen durch die Gassen, reissen sich dieselben aus den Händen und suchen sich diese gegenseitig auszulöschen.2) Dieses Kinderspiel ist nur ein Symbol des Kampfes zwischen dem scheidenden alten und neuen Jahre, zwischen der alten und neuen Sonne, dem alten und neuen Lichte, dem besiegten Winter und dem siegreichen Sommer, wie denselben Kampf und Sieg bei den deutschen Frühlingsfesten ein Strohmann und ein grüner Epheumann, ein jubelnd verbrannter grosser Puppenmann u. s. f. symbolisiren. Denselben Kampf, welchen unsere weisen Polizeien nicht selten gegen solche ihnen unverständlichen alten Volksgebräuche führten und führen, haben zu Kairo nach Kremer erfolglos auch mehrere Chalifen gegen das Knabenspiel der brennenden Späne geführt. In Rheinbaiern gehen 1) Grimm,
Rechtsalterthümer, S. 195. 2) Kremer, Mittelsyrien und Damaskus,
geschichtliche, ethnographische und geographische Studien, S. 121.
Heldmann, Hottinger, Lavater, Salis, Wieland und Zschokke in der Schweiz, – hatte das maurerische Licht erblickt und ist nunmehr in den ewigen Osten eingegangen, sondern wie auch von den einzelnen Logen: sie haben ihr Licht entzündet und wieder gelöscht. Noch bis in die neuere Zeit galt in einigen Gegenden Deutschlands die Sitte, bei Gutsübergaben das alte Feuer zu löschen und ein neues anzuzünden. Der in Island anlandende Norwege bemächtigte sich des ganzen Grundes, den er von sechs Uhr Morgens bis sechs Uhr Abends durchreisen konnte; wo die Tagereise begann und endete, wurde Feuer entzündet, das hiess ein Stück Land mit Feuer umziehen. Auch bei gekauften Grundstücken geschah Aehnliches.1) Dass ein neues Leben, eine neue Herrschaft, eine neue Kirche, eine neue Loge, ein neues Jahr nur das Entzünden eines neuen Lichtes sei, hat sich besonders auch in einem Gebrauche erhalten, womit noch jetzt zu Damaskus in Syrien, wie früher auch zu Kairo in Aegypten, im Monat April das drei Tage dauernde, alte persische Neuruzfest, d. h. das Fest des neuen Jahres gefeiert wird. Am Abende des Festes nämlich laufen die Knaben mit angezündeten, in Oel getränkten Spänen durch die Gassen, reissen sich dieselben aus den Händen und suchen sich diese gegenseitig auszulöschen.2) Dieses Kinderspiel ist nur ein Symbol des Kampfes zwischen dem scheidenden alten und neuen Jahre, zwischen der alten und neuen Sonne, dem alten und neuen Lichte, dem besiegten Winter und dem siegreichen Sommer, wie denselben Kampf und Sieg bei den deutschen Frühlingsfesten ein Strohmann und ein grüner Epheumann, ein jubelnd verbrannter grosser Puppenmann u. s. f. symbolisiren. Denselben Kampf, welchen unsere weisen Polizeien nicht selten gegen solche ihnen unverständlichen alten Volksgebräuche führten und führen, haben zu Kairo nach Kremer erfolglos auch mehrere Chalifen gegen das Knabenspiel der brennenden Späne geführt. In Rheinbaiern gehen 1) Grimm,
Rechtsalterthümer, S. 195. 2) Kremer, Mittelsyrien und Damaskus,
geschichtliche, ethnographische und geographische Studien, S. 121.
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Heldmann, Hottinger, Lavater, Salis, Wieland und Zschokke in der Schweiz, – hatte das maurerische Licht erblickt und ist nunmehr in den ewigen Osten eingegangen, sondern wie auch von den einzelnen Logen: sie haben ihr Licht entzündet und wieder gelöscht.
Noch bis in die neuere Zeit galt in einigen Gegenden Deutschlands die Sitte, bei Gutsübergaben das alte Feuer zu löschen und ein neues anzuzünden. Der in Island anlandende Norwege bemächtigte sich des ganzen Grundes, den er von sechs Uhr Morgens bis sechs Uhr Abends durchreisen konnte; wo die Tagereise begann und endete, wurde Feuer entzündet, das hiess ein Stück Land mit Feuer umziehen. Auch bei gekauften Grundstücken geschah Aehnliches. 1) Dass ein neues Leben, eine neue Herrschaft, eine neue Kirche, eine neue Loge, ein neues Jahr nur das Entzünden eines neuen Lichtes sei, hat sich besonders auch in einem Gebrauche erhalten, womit noch jetzt zu Damaskus in Syrien, wie früher auch zu Kairo in Aegypten, im Monat April das drei Tage dauernde, alte persische Neuruzfest, d. h. das Fest des neuen Jahres gefeiert wird. Am Abende des Festes nämlich laufen die Knaben mit angezündeten, in Oel getränkten Spänen durch die Gassen, reissen sich dieselben aus den Händen und suchen sich diese gegenseitig auszulöschen. 2) Dieses Kinderspiel ist nur ein Symbol des Kampfes zwischen dem scheidenden alten und neuen Jahre, zwischen der alten und neuen Sonne, dem alten und neuen Lichte, dem besiegten Winter und dem siegreichen Sommer, wie denselben Kampf und Sieg bei den deutschen Frühlingsfesten ein Strohmann und ein grüner Epheumann, ein jubelnd verbrannter grosser Puppenmann u. s. f. symbolisiren. Denselben Kampf, welchen unsere weisen Polizeien nicht selten gegen solche ihnen unverständlichen alten Volksgebräuche führten und führen, haben zu Kairo nach Kremer erfolglos auch mehrere Chalifen gegen das Knabenspiel der brennenden Späne geführt. In Rheinbaiern gehen
1) Grimm, Rechtsalterthümer, S. 195.
2) Kremer, Mittelsyrien und Damaskus, geschichtliche, ethnographische und geographische Studien, S. 121.
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/448>, abgerufen am 03.07.2024. |