Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

Gänsefüssen bleiben trotzdem. W. Grimm stimmt sodann in der Wortableitung gar nicht mit Quitzmann zusammen, sondern nach ihm wäre die Ableitung von traut, traut, dilectus, zumal die Drude ursprünglich auch ein guter, wohlwollender Geist gewesen sei, wie die Frau Holda. Grimm bemerkt dabei nur nebenbei, dass Finn Magnus. Lex. mythol. p. 971 und die deutsche Mythologie (von Jac. Grimm) S. 394 mit Drude die Valküre Drude in Verbindung bringen, welches Wort auch als Appellativum virgo bedeute. Rochholz, Schweizersagen aus dem Aargau, II. S. 190, erklärt das ahd. Alahtrut = Waldpriesterin, wie Alahirzi im Kanton Aargau den die Seelen in den Wald abholenden Holzhirschen, einen auf dem Hirschen reitenden oder mit Hirschen fahrenden Todesgott, den Winter und den Tod bezeichnet. Da der Alahirzi, der Todtenhirsch, dem Todtenpferde ganz gleich steht und das Symbol, der Bote der Todesgöttin und diese selbst ist, ist somit die Alahtrut gleichfalls eine Todespriesterin und Todesgöttin; die Druden sind vervierfältigte Entstellungen und Ausartungen der Lebens- und Todesgöttin Holda, der Hel, - sie sind ursprüngliche Valkyrien und Priesterinnen, ganz zuletzt aber Wolken- und Wolkenfrauen.1) - Benecke, mittelhochdeutsches Wörterbuch, äussert unter Trute, welche ihm eine Unholde, eine Hexe bedeutet, keine selbstständige etymologische Ansicht, sondern verweiset einfach auf Schmeller's Wörterbuch und Grimm's Mythologie, schliesst sich somit diesen an. Auch sprechen für die gewöhnliche, von Grimm verworfene Ansicht die Drudenbäume, d. i. nach Grimm selbst vorzüglich Eichenbäume, heilige Bäume des Druidengottes, bei welchen seine Priester und Priesterinnen sich versammelten.

Sollte äusserer Hindernisse wegen eine Loge nicht wirklich orientirt sein, und der Altar mit dem Meister sich mithin nicht wirklich im Osten befinden, so ist dennoch der Osten, der Orient einer Loge stets da, wo der Altar und der Meister vom Stuhl sind, denn woher das

1) Mannhardt, germanische Mythen, S. 712 ff. Als Wolkenwesen tragen die Druden Geis-, Gäns- oder Schwanenfüsse, indem die Wolken als Geisen, Gänse und Schwäne gedacht werden.

Gänsefüssen bleiben trotzdem. W. Grimm stimmt sodann in der Wortableitung gar nicht mit Quitzmann zusammen, sondern nach ihm wäre die Ableitung von trût, traut, dilectus, zumal die Drude ursprünglich auch ein guter, wohlwollender Geist gewesen sei, wie die Frau Holda. Grimm bemerkt dabei nur nebenbei, dass Finn Magnus. Lex. mythol. p. 971 und die deutsche Mythologie (von Jac. Grimm) S. 394 mit Drude die Valküre Drude in Verbindung bringen, welches Wort auch als Appellativum virgo bedeute. Rochholz, Schweizersagen aus dem Aargau, II. S. 190, erklärt das ahd. Alahtrut = Waldpriesterin, wie Alahirzi im Kanton Aargau den die Seelen in den Wald abholenden Holzhirschen, einen auf dem Hirschen reitenden oder mit Hirschen fahrenden Todesgott, den Winter und den Tod bezeichnet. Da der Alahirzi, der Todtenhirsch, dem Todtenpferde ganz gleich steht und das Symbol, der Bote der Todesgöttin und diese selbst ist, ist somit die Alahtrut gleichfalls eine Todespriesterin und Todesgöttin; die Druden sind vervierfältigte Entstellungen und Ausartungen der Lebens- und Todesgöttin Holda, der Hel, – sie sind ursprüngliche Valkyrien und Priesterinnen, ganz zuletzt aber Wolken- und Wolkenfrauen.1) – Benecke, mittelhochdeutsches Wörterbuch, äussert unter Trute, welche ihm eine Unholde, eine Hexe bedeutet, keine selbstständige etymologische Ansicht, sondern verweiset einfach auf Schmeller’s Wörterbuch und Grimm’s Mythologie, schliesst sich somit diesen an. Auch sprechen für die gewöhnliche, von Grimm verworfene Ansicht die Drudenbäume, d. i. nach Grimm selbst vorzüglich Eichenbäume, heilige Bäume des Druidengottes, bei welchen seine Priester und Priesterinnen sich versammelten.

Sollte äusserer Hindernisse wegen eine Loge nicht wirklich orientirt sein, und der Altar mit dem Meister sich mithin nicht wirklich im Osten befinden, so ist dennoch der Osten, der Orient einer Loge stets da, wo der Altar und der Meister vom Stuhl sind, denn woher das

1) Mannhardt, germanische Mythen, S. 712 ff. Als Wolkenwesen tragen die Druden Geis-, Gäns- oder Schwanenfüsse, indem die Wolken als Geisen, Gänse und Schwäne gedacht werden.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0436" n="420"/>
Gänsefüssen bleiben trotzdem. W. Grimm stimmt sodann
 in der Wortableitung gar nicht mit Quitzmann zusammen, sondern nach ihm wäre die Ableitung von trût,
 traut, dilectus, zumal die Drude ursprünglich auch ein guter, wohlwollender Geist gewesen sei, wie
 die Frau Holda. Grimm bemerkt dabei nur nebenbei, dass Finn Magnus. Lex. mythol. p. 971 und die
 deutsche Mythologie (von Jac. Grimm) S. 394 mit Drude die Valküre Drude in Verbindung bringen,
 welches Wort auch als Appellativum virgo bedeute. Rochholz, Schweizersagen aus dem Aargau, II. S.
 190, erklärt das ahd. Alahtrut = Waldpriesterin, wie Alahirzi im Kanton Aargau den die Seelen in den
 Wald abholenden Holzhirschen, einen auf dem Hirschen reitenden oder mit Hirschen fahrenden
 Todesgott, den Winter und den Tod bezeichnet. Da der Alahirzi, der Todtenhirsch, dem Todtenpferde
 ganz gleich steht und das Symbol, der Bote der Todesgöttin und diese selbst ist, ist somit die
 Alahtrut gleichfalls eine Todespriesterin und Todesgöttin; die Druden sind vervierfältigte
 Entstellungen und Ausartungen der Lebens- und Todesgöttin Holda, der Hel, &#x2013; sie sind ursprüngliche
 Valkyrien und Priesterinnen, ganz zuletzt aber Wolken- und Wolkenfrauen.<note place="foot" n="1)">Mannhardt, germanische Mythen, S. 712 ff. Als Wolkenwesen tragen die Druden Geis-, Gäns- oder
 Schwanenfüsse, indem die Wolken als Geisen, Gänse und Schwäne gedacht werden. </note> &#x2013; Benecke,
 mittelhochdeutsches Wörterbuch, äussert unter Trute, welche ihm eine Unholde, eine Hexe bedeutet,
 keine selbstständige etymologische Ansicht, sondern verweiset einfach auf Schmeller&#x2019;s Wörterbuch und
 Grimm&#x2019;s Mythologie, schliesst sich somit diesen an. Auch sprechen für die gewöhnliche, von Grimm
 verworfene Ansicht die Drudenbäume, d. i. nach Grimm selbst vorzüglich Eichenbäume, heilige Bäume
 des Druidengottes, bei welchen seine Priester und Priesterinnen sich versammelten.</p>
        <p> Sollte äusserer Hindernisse wegen eine Loge nicht wirklich orientirt sein, und der Altar mit dem
 Meister sich mithin nicht wirklich im Osten befinden, so ist dennoch der Osten, der Orient einer
 Loge stets da, wo der Altar und der Meister vom Stuhl sind, denn woher das
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[420/0436] Gänsefüssen bleiben trotzdem. W. Grimm stimmt sodann in der Wortableitung gar nicht mit Quitzmann zusammen, sondern nach ihm wäre die Ableitung von trût, traut, dilectus, zumal die Drude ursprünglich auch ein guter, wohlwollender Geist gewesen sei, wie die Frau Holda. Grimm bemerkt dabei nur nebenbei, dass Finn Magnus. Lex. mythol. p. 971 und die deutsche Mythologie (von Jac. Grimm) S. 394 mit Drude die Valküre Drude in Verbindung bringen, welches Wort auch als Appellativum virgo bedeute. Rochholz, Schweizersagen aus dem Aargau, II. S. 190, erklärt das ahd. Alahtrut = Waldpriesterin, wie Alahirzi im Kanton Aargau den die Seelen in den Wald abholenden Holzhirschen, einen auf dem Hirschen reitenden oder mit Hirschen fahrenden Todesgott, den Winter und den Tod bezeichnet. Da der Alahirzi, der Todtenhirsch, dem Todtenpferde ganz gleich steht und das Symbol, der Bote der Todesgöttin und diese selbst ist, ist somit die Alahtrut gleichfalls eine Todespriesterin und Todesgöttin; die Druden sind vervierfältigte Entstellungen und Ausartungen der Lebens- und Todesgöttin Holda, der Hel, – sie sind ursprüngliche Valkyrien und Priesterinnen, ganz zuletzt aber Wolken- und Wolkenfrauen. 1) – Benecke, mittelhochdeutsches Wörterbuch, äussert unter Trute, welche ihm eine Unholde, eine Hexe bedeutet, keine selbstständige etymologische Ansicht, sondern verweiset einfach auf Schmeller’s Wörterbuch und Grimm’s Mythologie, schliesst sich somit diesen an. Auch sprechen für die gewöhnliche, von Grimm verworfene Ansicht die Drudenbäume, d. i. nach Grimm selbst vorzüglich Eichenbäume, heilige Bäume des Druidengottes, bei welchen seine Priester und Priesterinnen sich versammelten. Sollte äusserer Hindernisse wegen eine Loge nicht wirklich orientirt sein, und der Altar mit dem Meister sich mithin nicht wirklich im Osten befinden, so ist dennoch der Osten, der Orient einer Loge stets da, wo der Altar und der Meister vom Stuhl sind, denn woher das 1) Mannhardt, germanische Mythen, S. 712 ff. Als Wolkenwesen tragen die Druden Geis-, Gäns- oder Schwanenfüsse, indem die Wolken als Geisen, Gänse und Schwäne gedacht werden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-14T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-14T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/436
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/436>, abgerufen am 19.05.2024.