Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

ist unmöglich von den christlichen Germanen neu erfunden und ausgebildet worden, sondern sie sind darin nur die reichen und glücklichen Erben der Griechen und Römer, der Byzantiner, haben jedoch das schöne Erbe den neuen Ideen des christlich-germanischen Geistes dienstbar gemacht und entsprechend um- und neugestaltet. In den eroberten Ländern, wo überhaupt nicht nur alle römische Bildung nicht untergegangen, sondern in Spanien, Frankreich, Italien, England, - einem Theile der romanischen, italienischen und französischen Schweiz u. s. w. so viel übrig geblieben war, dass sie allmählig die Eroberer zu überwinden und diese zu den romanisehen Völkern umzubilden vermochte, fanden die Germanen entweder die Baumeister und Handwerker zur Erbauung ihrer Kirchen aus der römischen Zeit noch vor, oder sie liessen dieselben aus den übrigen römischen und griechischen Ländern dahin kommen, wie es schon vorher die Römer zuerst mit den etruskischen und später mit den griechischen Baumeistern, Künstlern und Lehrern gethan hatten. Das alte Rom liess besonders seine Tempel und noch mehr seine Cloaken durch die etruskischen schon mit dem Gewölbebau bekannten Baukünstler bauen. Als das älteste urkundlich bestätigte Denkmal des Gewölbebaues, und zwar im Keilschnitt, gilt die Cloaca maxima zu Rom aus der.Zeit des Tarquinius Priscus.1) Kugler, Kunstgeschichte (dritte Ausgabe) I. S. 92, glaubt, dass die Etrusker das Keilsteingewölbe vielleicht aus Aegypten überkommen haben, wo es sich, nach den uralten Ziegelgewölben der Urzeit, bereits in den Gräbern der 26. Dynastie vorfindet. Auf dem unter den tarquinischen Königen gegen das Ende des 6. Jahrhunderts vor Chr. vollendeten Jupitertempel auf dem Capitole zu Rom stand ein zu Veji in Etrurien gearbeitetes Viergespann.2) Die alten römischen und griechischen Baumeister konnten übrigens den germanischen Christen nur das Technische lehren, den neuen Geist aber brachten und hatten diese

1) Kugler, gesammelte Schriften zur Kunstgeschichte, I. S. 181.
2) Ueber die etruskische Baukunst vergl. Lübke, Geschichte der Architektur, S. 124 ff., und über die römische Baukunst Semper, der Stil, I. S. 124 ff.

ist unmöglich von den christlichen Germanen neu erfunden und ausgebildet worden, sondern sie sind darin nur die reichen und glücklichen Erben der Griechen und Römer, der Byzantiner, haben jedoch das schöne Erbe den neuen Ideen des christlich-germanischen Geistes dienstbar gemacht und entsprechend um- und neugestaltet. In den eroberten Ländern, wo überhaupt nicht nur alle römische Bildung nicht untergegangen, sondern in Spanien, Frankreich, Italien, England, – einem Theile der romanischen, italienischen und französischen Schweiz u. s. w. so viel übrig geblieben war, dass sie allmählig die Eroberer zu überwinden und diese zu den romanisehen Völkern umzubilden vermochte, fanden die Germanen entweder die Baumeister und Handwerker zur Erbauung ihrer Kirchen aus der römischen Zeit noch vor, oder sie liessen dieselben aus den übrigen römischen und griechischen Ländern dahin kommen, wie es schon vorher die Römer zuerst mit den etruskischen und später mit den griechischen Baumeistern, Künstlern und Lehrern gethan hatten. Das alte Rom liess besonders seine Tempel und noch mehr seine Cloaken durch die etruskischen schon mit dem Gewölbebau bekannten Baukünstler bauen. Als das älteste urkundlich bestätigte Denkmal des Gewölbebaues, und zwar im Keilschnitt, gilt die Cloaca maxima zu Rom aus der.Zeit des Tarquinius Priscus.1) Kugler, Kunstgeschichte (dritte Ausgabe) I. S. 92, glaubt, dass die Etrusker das Keilsteingewölbe vielleicht aus Aegypten überkommen haben, wo es sich, nach den uralten Ziegelgewölben der Urzeit, bereits in den Gräbern der 26. Dynastie vorfindet. Auf dem unter den tarquinischen Königen gegen das Ende des 6. Jahrhunderts vor Chr. vollendeten Jupitertempel auf dem Capitole zu Rom stand ein zu Veji in Etrurien gearbeitetes Viergespann.2) Die alten römischen und griechischen Baumeister konnten übrigens den germanischen Christen nur das Technische lehren, den neuen Geist aber brachten und hatten diese

1) Kugler, gesammelte Schriften zur Kunstgeschichte, I. S. 181.
2) Ueber die etruskische Baukunst vergl. Lübke, Geschichte der Architektur, S. 124 ff., und über die römische Baukunst Semper, der Stil, I. S. 124 ff.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0376" n="360"/>
ist unmöglich von den christlichen Germanen neu erfunden und ausgebildet
 worden, sondern sie sind darin nur die reichen und glücklichen Erben der Griechen und Römer, der
 Byzantiner, haben jedoch das schöne Erbe den neuen Ideen des christlich-germanischen Geistes
 dienstbar gemacht und entsprechend um- und neugestaltet. In den eroberten Ländern, wo überhaupt
 nicht nur alle römische Bildung nicht untergegangen, sondern in Spanien, Frankreich, Italien,
 England, &#x2013; einem Theile der romanischen, italienischen und französischen Schweiz u. s. w. so viel
 übrig geblieben war, dass sie allmählig die Eroberer zu überwinden und diese zu den romanisehen
 Völkern umzubilden vermochte, fanden die Germanen entweder die Baumeister und Handwerker zur
 Erbauung ihrer Kirchen aus der römischen Zeit noch vor, oder sie liessen dieselben aus den übrigen
 römischen und griechischen Ländern dahin kommen, wie es schon vorher die Römer zuerst mit den
 etruskischen und später mit den griechischen Baumeistern, Künstlern und Lehrern gethan hatten. Das
 alte Rom liess besonders seine Tempel und noch mehr seine Cloaken durch die etruskischen schon mit
 dem Gewölbebau bekannten Baukünstler bauen. Als das älteste urkundlich bestätigte Denkmal des
 Gewölbebaues, und zwar im Keilschnitt, gilt die Cloaca maxima zu Rom aus der.Zeit des Tarquinius
 Priscus.<note place="foot" n="1)">Kugler, gesammelte Schriften zur Kunstgeschichte, I. S.
 181.</note> Kugler, Kunstgeschichte (dritte Ausgabe) I. S. 92, glaubt, dass die Etrusker das
 Keilsteingewölbe vielleicht aus Aegypten überkommen haben, wo es sich, nach den uralten
 Ziegelgewölben der Urzeit, bereits in den Gräbern der 26. Dynastie vorfindet. Auf dem unter den
 tarquinischen Königen gegen das Ende des 6. Jahrhunderts vor Chr. vollendeten Jupitertempel auf dem
 Capitole zu Rom stand ein zu Veji in Etrurien gearbeitetes Viergespann.<note place="foot" n="2)">Ueber die etruskische Baukunst vergl. Lübke, Geschichte der Architektur, S. 124 ff., und über die
 römische Baukunst Semper, der Stil, I. S. 124 ff. </note> Die alten römischen und griechischen
 Baumeister konnten übrigens den germanischen Christen nur das Technische lehren, den neuen Geist
 aber brachten und hatten diese
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[360/0376] ist unmöglich von den christlichen Germanen neu erfunden und ausgebildet worden, sondern sie sind darin nur die reichen und glücklichen Erben der Griechen und Römer, der Byzantiner, haben jedoch das schöne Erbe den neuen Ideen des christlich-germanischen Geistes dienstbar gemacht und entsprechend um- und neugestaltet. In den eroberten Ländern, wo überhaupt nicht nur alle römische Bildung nicht untergegangen, sondern in Spanien, Frankreich, Italien, England, – einem Theile der romanischen, italienischen und französischen Schweiz u. s. w. so viel übrig geblieben war, dass sie allmählig die Eroberer zu überwinden und diese zu den romanisehen Völkern umzubilden vermochte, fanden die Germanen entweder die Baumeister und Handwerker zur Erbauung ihrer Kirchen aus der römischen Zeit noch vor, oder sie liessen dieselben aus den übrigen römischen und griechischen Ländern dahin kommen, wie es schon vorher die Römer zuerst mit den etruskischen und später mit den griechischen Baumeistern, Künstlern und Lehrern gethan hatten. Das alte Rom liess besonders seine Tempel und noch mehr seine Cloaken durch die etruskischen schon mit dem Gewölbebau bekannten Baukünstler bauen. Als das älteste urkundlich bestätigte Denkmal des Gewölbebaues, und zwar im Keilschnitt, gilt die Cloaca maxima zu Rom aus der.Zeit des Tarquinius Priscus. 1) Kugler, Kunstgeschichte (dritte Ausgabe) I. S. 92, glaubt, dass die Etrusker das Keilsteingewölbe vielleicht aus Aegypten überkommen haben, wo es sich, nach den uralten Ziegelgewölben der Urzeit, bereits in den Gräbern der 26. Dynastie vorfindet. Auf dem unter den tarquinischen Königen gegen das Ende des 6. Jahrhunderts vor Chr. vollendeten Jupitertempel auf dem Capitole zu Rom stand ein zu Veji in Etrurien gearbeitetes Viergespann. 2) Die alten römischen und griechischen Baumeister konnten übrigens den germanischen Christen nur das Technische lehren, den neuen Geist aber brachten und hatten diese 1) Kugler, gesammelte Schriften zur Kunstgeschichte, I. S. 181. 2) Ueber die etruskische Baukunst vergl. Lübke, Geschichte der Architektur, S. 124 ff., und über die römische Baukunst Semper, der Stil, I. S. 124 ff.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-14T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-14T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/376
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/376>, abgerufen am 23.11.2024.