Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

Aufnahme in die Mysterien die Besiegung und Vernichtung der Schlange eingefügt und der Aufzunehmende als Schlangenbekämpfer, Schlangentödter und Schlangenbesieger dargestellt werden, wobei man sich sinnreich des Strickes nach seiner bindenden Natur und nach seiner sich schlängelnden Gestalt als Symbols der Schlange bediente. Nunmehr verstehen wir die Nachricht des Plutarch, de Iside cap. 19, dass bei den ägyptischen Mysterienweihen zur Erinnerung daran, dass Horus (der griechische Apollo und Herakles) die typhonische Schlange, den Typhon (den parsischen Ahriman und jüdischen Satan) überwunden und getödtet hatte, ein Strick als Symbol der Schlange hingeworfen und zerhauen worden sei. Es ist nicht blos möglich, sondern sehr wahrscheinlich, dass der ägyptische Typhon und der parsische Ahriman, mit den in der indischen und griechischen, nordischen und deutschen Mythologie und anderwärts sich daran anschliessenden ähnlichen Schlangendrachen und Basilisken, ursprünglich den sich schlängelnden und rollenden Blitz, die Gewitterschlange, den Gewitterdrachen und Gewitterbasilisken bezeichneten, welche das siegreiche Himmels- und Sonnenlicht (Horus, Apollo, Herakles, Perseus, Ormuzd und Mithra, Indra, Odhin, Thorr u. s. w.) bekämpft und besiegt, wie neuerlich in einer im Ganzen vortrefflichen Schrift von Schwartz, der Ursprung der Mythologie, besonders S. 24 u. 45, ausgeführt worden ist. Der in den ägyptischen Mysterien erscheinende Strick wäre also ursprünglich das Symbol des Blitzes gewesen, wofür Schwartz noch beibringt, dass in der amerikanischen Sage von dem grossen Geiste die Schlangen aus Stricken geschaffen werden. Indessen die blosse Naturbedeutung, welche als eine ausschliessliche und auch nur überwiegende wohl niemals vorhanden, sondern stets auch mit ethischen und geistigen Vorstellungen verbunden und gemischt war, tritt im Verlaufe der mythologischen Entwicklung stets mehr in den Hintergrund und der ägyptische Typhon und Horus, der parsische Ahriman und Ormuzd u. s. w. wurden vorherrschend ethisch und geistig aufgefasst, wie dieses ganz besonders auch in dem so bedeutungsvollen griechischen Apollo-Cultus der Fall war. Die ethische und geistige, die sittliche Auffassung der ursprünglichen Natur-

Aufnahme in die Mysterien die Besiegung und Vernichtung der Schlange eingefügt und der Aufzunehmende als Schlangenbekämpfer, Schlangentödter und Schlangenbesieger dargestellt werden, wobei man sich sinnreich des Strickes nach seiner bindenden Natur und nach seiner sich schlängelnden Gestalt als Symbols der Schlange bediente. Nunmehr verstehen wir die Nachricht des Plutarch, de Iside cap. 19, dass bei den ägyptischen Mysterienweihen zur Erinnerung daran, dass Horus (der griechische Apollo und Herakles) die typhonische Schlange, den Typhon (den parsischen Ahriman und jüdischen Satan) überwunden und getödtet hatte, ein Strick als Symbol der Schlange hingeworfen und zerhauen worden sei. Es ist nicht blos möglich, sondern sehr wahrscheinlich, dass der ägyptische Typhon und der parsische Ahriman, mit den in der indischen und griechischen, nordischen und deutschen Mythologie und anderwärts sich daran anschliessenden ähnlichen Schlangendrachen und Basilisken, ursprünglich den sich schlängelnden und rollenden Blitz, die Gewitterschlange, den Gewitterdrachen und Gewitterbasilisken bezeichneten, welche das siegreiche Himmels- und Sonnenlicht (Horus, Apollo, Herakles, Perseus, Ormuzd und Mithra, Indra, Odhin, Thôrr u. s. w.) bekämpft und besiegt, wie neuerlich in einer im Ganzen vortrefflichen Schrift von Schwartz, der Ursprung der Mythologie, besonders S. 24 u. 45, ausgeführt worden ist. Der in den ägyptischen Mysterien erscheinende Strick wäre also ursprünglich das Symbol des Blitzes gewesen, wofür Schwartz noch beibringt, dass in der amerikanischen Sage von dem grossen Geiste die Schlangen aus Stricken geschaffen werden. Indessen die blosse Naturbedeutung, welche als eine ausschliessliche und auch nur überwiegende wohl niemals vorhanden, sondern stets auch mit ethischen und geistigen Vorstellungen verbunden und gemischt war, tritt im Verlaufe der mythologischen Entwicklung stets mehr in den Hintergrund und der ägyptische Typhon und Horus, der parsische Ahriman und Ormuzd u. s. w. wurden vorherrschend ethisch und geistig aufgefasst, wie dieses ganz besonders auch in dem so bedeutungsvollen griechischen Apollo-Cultus der Fall war. Die ethische und geistige, die sittliche Auffassung der ursprünglichen Natur-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0355" n="339"/>
Aufnahme in die Mysterien die Besiegung und Vernichtung der Schlange
 eingefügt und der Aufzunehmende als Schlangenbekämpfer, Schlangentödter und Schlangenbesieger
 dargestellt werden, wobei man sich sinnreich des Strickes nach seiner bindenden Natur und nach
 seiner sich schlängelnden Gestalt als Symbols der Schlange bediente. Nunmehr verstehen wir die
 Nachricht des Plutarch, de Iside cap. 19, dass bei den ägyptischen Mysterienweihen zur Erinnerung
 daran, dass Horus (der griechische Apollo und Herakles) die typhonische Schlange, den Typhon (den
 parsischen Ahriman und jüdischen Satan) überwunden und getödtet hatte, ein Strick als Symbol der
 Schlange hingeworfen und zerhauen worden sei. Es ist nicht blos möglich, sondern sehr
 wahrscheinlich, dass der ägyptische Typhon und der parsische Ahriman, mit den in der indischen und
 griechischen, nordischen und deutschen Mythologie und anderwärts sich daran anschliessenden
 ähnlichen Schlangendrachen und Basilisken, ursprünglich den sich schlängelnden und rollenden Blitz,
 die Gewitterschlange, den Gewitterdrachen und Gewitterbasilisken bezeichneten, welche das siegreiche Himmels- und Sonnenlicht (Horus, Apollo, Herakles, Perseus, Ormuzd und Mithra, Indra, Odhin, Thôrr
 u. s. w.) bekämpft und besiegt, wie neuerlich in einer im Ganzen vortrefflichen Schrift von
 Schwartz, der Ursprung der Mythologie, besonders S. 24 u. 45, ausgeführt worden ist. Der in den
 ägyptischen Mysterien erscheinende Strick wäre also ursprünglich das Symbol des Blitzes gewesen,
 wofür Schwartz noch beibringt, dass in der amerikanischen Sage von dem grossen Geiste die Schlangen
 aus Stricken geschaffen werden. Indessen die blosse Naturbedeutung, welche als eine ausschliessliche
 und auch nur überwiegende wohl niemals vorhanden, sondern stets auch mit ethischen und geistigen
 Vorstellungen verbunden und gemischt war, tritt im Verlaufe der mythologischen Entwicklung stets
 mehr in den Hintergrund und der ägyptische Typhon und Horus, der parsische Ahriman und Ormuzd u. s.
 w. wurden vorherrschend ethisch und geistig aufgefasst, wie dieses ganz besonders auch in dem so
 bedeutungsvollen griechischen Apollo-Cultus der Fall war. Die ethische und geistige, die sittliche
 Auffassung der ursprünglichen Natur-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[339/0355] Aufnahme in die Mysterien die Besiegung und Vernichtung der Schlange eingefügt und der Aufzunehmende als Schlangenbekämpfer, Schlangentödter und Schlangenbesieger dargestellt werden, wobei man sich sinnreich des Strickes nach seiner bindenden Natur und nach seiner sich schlängelnden Gestalt als Symbols der Schlange bediente. Nunmehr verstehen wir die Nachricht des Plutarch, de Iside cap. 19, dass bei den ägyptischen Mysterienweihen zur Erinnerung daran, dass Horus (der griechische Apollo und Herakles) die typhonische Schlange, den Typhon (den parsischen Ahriman und jüdischen Satan) überwunden und getödtet hatte, ein Strick als Symbol der Schlange hingeworfen und zerhauen worden sei. Es ist nicht blos möglich, sondern sehr wahrscheinlich, dass der ägyptische Typhon und der parsische Ahriman, mit den in der indischen und griechischen, nordischen und deutschen Mythologie und anderwärts sich daran anschliessenden ähnlichen Schlangendrachen und Basilisken, ursprünglich den sich schlängelnden und rollenden Blitz, die Gewitterschlange, den Gewitterdrachen und Gewitterbasilisken bezeichneten, welche das siegreiche Himmels- und Sonnenlicht (Horus, Apollo, Herakles, Perseus, Ormuzd und Mithra, Indra, Odhin, Thôrr u. s. w.) bekämpft und besiegt, wie neuerlich in einer im Ganzen vortrefflichen Schrift von Schwartz, der Ursprung der Mythologie, besonders S. 24 u. 45, ausgeführt worden ist. Der in den ägyptischen Mysterien erscheinende Strick wäre also ursprünglich das Symbol des Blitzes gewesen, wofür Schwartz noch beibringt, dass in der amerikanischen Sage von dem grossen Geiste die Schlangen aus Stricken geschaffen werden. Indessen die blosse Naturbedeutung, welche als eine ausschliessliche und auch nur überwiegende wohl niemals vorhanden, sondern stets auch mit ethischen und geistigen Vorstellungen verbunden und gemischt war, tritt im Verlaufe der mythologischen Entwicklung stets mehr in den Hintergrund und der ägyptische Typhon und Horus, der parsische Ahriman und Ormuzd u. s. w. wurden vorherrschend ethisch und geistig aufgefasst, wie dieses ganz besonders auch in dem so bedeutungsvollen griechischen Apollo-Cultus der Fall war. Die ethische und geistige, die sittliche Auffassung der ursprünglichen Natur-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-14T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-14T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/355
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/355>, abgerufen am 03.07.2024.