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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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und Symbol die Akazie ist, der Verleiher alles Lebens und Segens. Die zwölf Schaubrote in dem salomonischen Tempel waren dasselbe Symbol des göttlichen Lebens- und Segensspenders. 1)

Das heilige Wort in seiner Erweiterung wird sodann zunächst zum heiligen und heiligsten Gebete, wie gerade bei den Parsen dieses wieder der Fall ist.2) Das heiligste Gebet der Parsen yatha ahau vairyo (Honover) zählte drei Mal 7 oder 21 Worte, welche in der Entwicklungsgeschichte des Parsismus eine grosse und wichtige Rolle spielen. Diesem heiligsten Gebete der Parsen darf das christliche Vaterunser und Avemaria verglichen werden. Das heiligste Gebet, das heilige Wort schlechthin ist aber bei allen Völkern des Alterthums der heilige Name Gottes selbst. Göthe sagt:

Im Innern ist ein Universum auch;
Daher der Völker löblicher Gebrauch,
Dass Jeglicher das Beste, was er kennt,
Er Gott, ja seinen Gott benennt,
Ihm Himmel und Erden übergibt,
Ihn fürchtet, und wo möglich liebt.

Bei den Indern ist der mysteriöse und unaussprechliche Namen der Gottheit Om, ein dreilautiges Wort, littera trina und contrahirt aus den drei Buchstaben A, U und M, welche die indische Trimurti oder den indischen dreieinigen Gott Brahma, Wischnu und Schiwa bezeichnen. In dem Worte Om sind, um die Einheit des dreieinigen Gottes anzudeuten, die drei Buchstaben A, U und ein Nasenlaut in Ein Wort verschlungen, da A und U hier in ein nasales 0 zusammenfliessen. Die Bhagavad-Gita singt:

"Wer Om! so sagend, eintönig die Gottheit nennt, gedenkend mein,
Und dann den Körper lässt scheidend, der wandelt hin den höchsten Pfad."

In den altpersischen Sprachen wird die Gottheit ava genannt und das indische om ist zusammengezogen aus avam, wie aom im Baktrischen aus avem. Mit dem indischen Om

1) Alpina für 1859, S. 124.
2) Spiegel, Avesta I. S. 13; Haug, die Gathas, S. 37.

und Symbol die Akazie ist, der Verleiher alles Lebens und Segens. Die zwölf Schaubrote in dem salomonischen Tempel waren dasselbe Symbol des göttlichen Lebens- und Segensspenders. 1)

Das heilige Wort in seiner Erweiterung wird sodann zunächst zum heiligen und heiligsten Gebete, wie gerade bei den Parsen dieses wieder der Fall ist.2) Das heiligste Gebet der Parsen yathâ ahû vairyô (Honover) zählte drei Mal 7 oder 21 Worte, welche in der Entwicklungsgeschichte des Parsismus eine grosse und wichtige Rolle spielen. Diesem heiligsten Gebete der Parsen darf das christliche Vaterunser und Avemaria verglichen werden. Das heiligste Gebet, das heilige Wort schlechthin ist aber bei allen Völkern des Alterthums der heilige Name Gottes selbst. Göthe sagt:

Im Innern ist ein Universum auch;
Daher der Völker löblicher Gebrauch,
Dass Jeglicher das Beste, was er kennt,
Er Gott, ja seinen Gott benennt,
Ihm Himmel und Erden übergibt,
Ihn fürchtet, und wo möglich liebt.

Bei den Indern ist der mysteriöse und unaussprechliche Namen der Gottheit Om, ein dreilautiges Wort, littera trina und contrahirt aus den drei Buchstaben A, U und M, welche die indische Trimurti oder den indischen dreieinigen Gott Brahma, Wischnu und Schiwa bezeichnen. In dem Worte Om sind, um die Einheit des dreieinigen Gottes anzudeuten, die drei Buchstaben A, U und ein Nasenlaut in Ein Wort verschlungen, da A und U hier in ein nasales 0 zusammenfliessen. Die Bhagavad-Gítá singt:

„Wer Om! so sagend, eintönig die Gottheit nennt, gedenkend mein,
Und dann den Körper lässt scheidend, der wandelt hin den höchsten Pfad.“

In den altpersischen Sprachen wird die Gottheit ava genannt und das indische ôm ist zusammengezogen aus avam, wie aom im Baktrischen aus avem. Mit dem indischen Om

1) Alpina für 1859, S. 124.
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 zählte drei Mal 7 oder 21 Worte, welche in der Entwicklungsgeschichte des Parsismus eine grosse und
 wichtige Rolle spielen. Diesem heiligsten Gebete der Parsen darf das christliche Vaterunser und
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 oder den indischen dreieinigen Gott Brahma, Wischnu und Schiwa bezeichnen. In dem Worte Om sind, um
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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/331>, abgerufen am 27.05.2024.