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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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Jungfrauen weiss und schwarz beschrieben, und zwar je nach dem Grade ihrer Schuld und Bosheit schwärzer und nicht selten ganz schwarz, oder nach der Nähe ihrer Erlösung weisser. Die weisse Farbe ist somit nach der ethischen Betrachtung das Symbol des Lebens, des Guten, der Tugend, der Reinheit, der Seligkeit, und schwarz das Symbol des Todes, der Trauer und des Schmerzes, des Bösen, des Lasters, der Befleckung, der Verdammniss. Hiemit hängt es zusammen, dass bei dem noch heute üblichen Gottesurtheile des Looses in Indien zwei Loose gemacht werden, ein weisses oder auch silbernes, welches die Unschuld, und ein schwarzes oder bleiernes, welches die Schuld bedeutet, und worunter der Angeschuldigte zu ziehen hat. Nach Tacitus suchten die alten Germanen durch auf ein weisses Gewand (super candidam vestem) geworfene und gezogene Loose, Runenstäbehen, den Willen der Götter zu erforschen. Die Mitglieder des maurerischen Ritterordens Kadosch, d. i. der heiligen, geweihten oder reinen Ritter, des 30sten Grades (Grand Elu) nach dem in Frankreich aus Amerika eingeführten sog. altenglischen Systeme, werden auch die Ritter des weissen und des schwarzen Adlers genannt, indem sie den weissen und den schwarzen Adler als Symbol des Guten und des Bösen gebrauchen. Diese Maurer haben auch in dem gleichen symbolischen Sinne einen Dolch mit weisser Klinge und schwarzem Griffe. Das grosse Banner des Ordens ist halb weiss und halb schwarz mit dem deutschen Kreuze in der Mitte. Diese Ordensfahne erinnert an diejenige der Tempelherren, welche aus dem weiss und schwarz getheilten Beauseant bestand und die Umschrift trug: "Non nobis, Domine, non nobis, sed nomini tuo da gloriam (Nicht uns, o Herr, nicht uns, sondern Deinem Namen verleihe Ruhm und Ehre)!" Als Ordenskleid trugen die Templer einen weissen leinenen Mantel mit Achteckigem rothen Kreuze; die weisse Farbe sollte Symbol der Reinheit und die rothe des Marterthums, des blutigen Märtyrertodes sein. Die deutschen Ritter hatten einen weissen Mantel mit schwarzem Kreuze. Solche weisse leinene Mäntel trugen auch bei den Pythagoräern und zwar nicht blos in ihrem Leben, sondern auch bei ihrer Beerdigung, die eigentlichen Ein-

Jungfrauen weiss und schwarz beschrieben, und zwar je nach dem Grade ihrer Schuld und Bosheit schwärzer und nicht selten ganz schwarz, oder nach der Nähe ihrer Erlösung weisser. Die weisse Farbe ist somit nach der ethischen Betrachtung das Symbol des Lebens, des Guten, der Tugend, der Reinheit, der Seligkeit, und schwarz das Symbol des Todes, der Trauer und des Schmerzes, des Bösen, des Lasters, der Befleckung, der Verdammniss. Hiemit hängt es zusammen, dass bei dem noch heute üblichen Gottesurtheile des Looses in Indien zwei Loose gemacht werden, ein weisses oder auch silbernes, welches die Unschuld, und ein schwarzes oder bleiernes, welches die Schuld bedeutet, und worunter der Angeschuldigte zu ziehen hat. Nach Tacitus suchten die alten Germanen durch auf ein weisses Gewand (super candidam vestem) geworfene und gezogene Loose, Runenstäbehen, den Willen der Götter zu erforschen. Die Mitglieder des maurerischen Ritterordens Kadosch, d. i. der heiligen, geweihten oder reinen Ritter, des 30sten Grades (Grand Elu) nach dem in Frankreich aus Amerika eingeführten sog. altenglischen Systeme, werden auch die Ritter des weissen und des schwarzen Adlers genannt, indem sie den weissen und den schwarzen Adler als Symbol des Guten und des Bösen gebrauchen. Diese Maurer haben auch in dem gleichen symbolischen Sinne einen Dolch mit weisser Klinge und schwarzem Griffe. Das grosse Banner des Ordens ist halb weiss und halb schwarz mit dem deutschen Kreuze in der Mitte. Diese Ordensfahne erinnert an diejenige der Tempelherren, welche aus dem weiss und schwarz getheilten Beauseant bestand und die Umschrift trug: „Non nobis, Domine, non nobis, sed nomini tuo da gloriam (Nicht uns, o Herr, nicht uns, sondern Deinem Namen verleihe Ruhm und Ehre)!“ Als Ordenskleid trugen die Templer einen weissen leinenen Mantel mit Achteckigem rothen Kreuze; die weisse Farbe sollte Symbol der Reinheit und die rothe des Marterthums, des blutigen Märtyrertodes sein. Die deutschen Ritter hatten einen weissen Mantel mit schwarzem Kreuze. Solche weisse leinene Mäntel trugen auch bei den Pythagoräern und zwar nicht blos in ihrem Leben, sondern auch bei ihrer Beerdigung, die eigentlichen Ein-

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Jungfrauen
 weiss und schwarz beschrieben, und zwar je nach dem Grade ihrer Schuld und Bosheit schwärzer und
 nicht selten ganz schwarz, oder nach der Nähe ihrer Erlösung weisser. Die weisse Farbe ist somit
 nach der ethischen Betrachtung das Symbol des Lebens, des Guten, der Tugend, der Reinheit, der
 Seligkeit, und schwarz das Symbol des Todes, der Trauer und des Schmerzes, des Bösen, des Lasters,
 der Befleckung, der Verdammniss. Hiemit hängt es zusammen, dass bei dem noch heute üblichen
 Gottesurtheile des Looses in Indien zwei Loose gemacht werden, ein weisses oder auch silbernes,
 welches die Unschuld, und ein schwarzes oder bleiernes, welches die Schuld bedeutet, und worunter
 der Angeschuldigte zu ziehen hat. Nach Tacitus suchten die alten Germanen durch auf ein weisses
 Gewand (super candidam vestem) geworfene und gezogene Loose, Runenstäbehen, den Willen der Götter zu
 erforschen. Die Mitglieder des maurerischen Ritterordens Kadosch, d. i. der heiligen, geweihten oder
 reinen Ritter, des 30sten Grades (Grand Elu) nach dem in Frankreich aus Amerika eingeführten sog.
 altenglischen Systeme, werden auch die Ritter des weissen und des schwarzen Adlers genannt, indem
 sie den weissen und den schwarzen Adler als Symbol des Guten und des Bösen gebrauchen. Diese Maurer
 haben auch in dem gleichen symbolischen Sinne einen Dolch mit weisser Klinge und schwarzem Griffe.
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 Diese Ordensfahne erinnert an diejenige der Tempelherren, welche aus dem weiss und schwarz
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 sein. Die deutschen Ritter hatten einen weissen Mantel mit schwarzem Kreuze. Solche weisse leinene
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[258/0274] Jungfrauen weiss und schwarz beschrieben, und zwar je nach dem Grade ihrer Schuld und Bosheit schwärzer und nicht selten ganz schwarz, oder nach der Nähe ihrer Erlösung weisser. Die weisse Farbe ist somit nach der ethischen Betrachtung das Symbol des Lebens, des Guten, der Tugend, der Reinheit, der Seligkeit, und schwarz das Symbol des Todes, der Trauer und des Schmerzes, des Bösen, des Lasters, der Befleckung, der Verdammniss. Hiemit hängt es zusammen, dass bei dem noch heute üblichen Gottesurtheile des Looses in Indien zwei Loose gemacht werden, ein weisses oder auch silbernes, welches die Unschuld, und ein schwarzes oder bleiernes, welches die Schuld bedeutet, und worunter der Angeschuldigte zu ziehen hat. Nach Tacitus suchten die alten Germanen durch auf ein weisses Gewand (super candidam vestem) geworfene und gezogene Loose, Runenstäbehen, den Willen der Götter zu erforschen. Die Mitglieder des maurerischen Ritterordens Kadosch, d. i. der heiligen, geweihten oder reinen Ritter, des 30sten Grades (Grand Elu) nach dem in Frankreich aus Amerika eingeführten sog. altenglischen Systeme, werden auch die Ritter des weissen und des schwarzen Adlers genannt, indem sie den weissen und den schwarzen Adler als Symbol des Guten und des Bösen gebrauchen. Diese Maurer haben auch in dem gleichen symbolischen Sinne einen Dolch mit weisser Klinge und schwarzem Griffe. Das grosse Banner des Ordens ist halb weiss und halb schwarz mit dem deutschen Kreuze in der Mitte. Diese Ordensfahne erinnert an diejenige der Tempelherren, welche aus dem weiss und schwarz getheilten Beauseant bestand und die Umschrift trug: „Non nobis, Domine, non nobis, sed nomini tuo da gloriam (Nicht uns, o Herr, nicht uns, sondern Deinem Namen verleihe Ruhm und Ehre)!“ Als Ordenskleid trugen die Templer einen weissen leinenen Mantel mit Achteckigem rothen Kreuze; die weisse Farbe sollte Symbol der Reinheit und die rothe des Marterthums, des blutigen Märtyrertodes sein. Die deutschen Ritter hatten einen weissen Mantel mit schwarzem Kreuze. Solche weisse leinene Mäntel trugen auch bei den Pythagoräern und zwar nicht blos in ihrem Leben, sondern auch bei ihrer Beerdigung, die eigentlichen Ein-

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/274>, abgerufen am 22.11.2024.