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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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sie begleitenden und vertretenden Thiere und Pflanzen. So wird bei dem Zendvolke dem Ahura-Mazda, dem Ormuzd, d. i. dem weissen Geiste, dem Lichte des Himmels, Angro mainyus, Ahriman, d. i. der schwarze Geist der Hölle, der Finsterniss entgegengesetzt und dieser Ahriman ist in der babylonischen Gefangenschaft zum Satan oder Teufel der Juden und damit auch der spätern Christen geworden. Bei den Indern werden der Gott Ciwas als Zerstörer der Welt, als Zeit und Tod, und ebenso der Lastermensch, Papapuruschas, d. i. die Personification der Hauptsünden, schwarz dargestellt; schwarz ist auch der seelengeleitende Hund des indischen Todtengottes Jama, und Jama selbst wird der Schwarze (Kala) genannt. Unter den Beiwörtern der griechischen Keren oder nach Homer Todesgöttinnen, der Göttinnen des Sterbens, besonders des gewaltsamen Todes, welche zufolge Hesiod aus der dunkeln Nacht geboren sind, ist das gebräuchlichste die Schwarze [fremdsprachliches Material]. Auf einer Kiste von Cedernholz in dem Tempel der Juno zu Elis ruhten die Zwillingsbrüder, der Schlaf und der Tod, als Knaben in den Armen der Nacht, nur war der eine weiss, der andere schwarz; jener schlief, dieser schien zu schlafen, beide mit übereinander geschlagenen Füssen. Die Unterweltsgöttin Demeter wurde in Arkadien zu Phigalia in einer Höhle als eine finstere, feindliche Göttin mit schwarzem Gewand und Schlangenhaaren verehrt. Von den zwei Genien, welche die alten Etrusker einem jeden Menschen beigegeben glaubten, wird der gute Genius weiss, der böse schwarz abgebildet. Bei den nördlichen Germanen wird die Göttin der Unterwelt, der Erde, der Hel oder des Todtenreiches, weiss und schwarz geschildert, was Simrok darauf deutet, dass diese Göttin zwei Seelen, eine gute und eine böse habe, - über Geburt und Tod, Leben und Sterben, Lohn und Strafe gebiete. Nach der blosen Naturanschauung sind die weissen und schwarzen Frauen der nordischen und deutschen Mythologie nur die Göttinnen der lichten und dunkeln Wolken, die Personificationen des lichten und dunkeln Wolkenhimmels, welche erst später von dem Himmel auf die Erde versetzt oder irdisch localisirt wurden. In sehr vielen deutschen Volkssagen werden verwünschte, nach der Erlösung harrende

sie begleitenden und vertretenden Thiere und Pflanzen. So wird bei dem Zendvolke dem Ahura-Mazda, dem Ormuzd, d. i. dem weissen Geiste, dem Lichte des Himmels, Angrô mainyus, Ahriman, d. i. der schwarze Geist der Hölle, der Finsterniss entgegengesetzt und dieser Ahriman ist in der babylonischen Gefangenschaft zum Satan oder Teufel der Juden und damit auch der spätern Christen geworden. Bei den Indern werden der Gott Ciwas als Zerstörer der Welt, als Zeit und Tod, und ebenso der Lastermensch, Pâpapuruschas, d. i. die Personification der Hauptsünden, schwarz dargestellt; schwarz ist auch der seelengeleitende Hund des indischen Todtengottes Jama, und Jama selbst wird der Schwarze (Kala) genannt. Unter den Beiwörtern der griechischen Kêren oder nach Homer Todesgöttinnen, der Göttinnen des Sterbens, besonders des gewaltsamen Todes, welche zufolge Hesiod aus der dunkeln Nacht geboren sind, ist das gebräuchlichste die Schwarze [fremdsprachliches Material]. Auf einer Kiste von Cedernholz in dem Tempel der Juno zu Elis ruhten die Zwillingsbrüder, der Schlaf und der Tod, als Knaben in den Armen der Nacht, nur war der eine weiss, der andere schwarz; jener schlief, dieser schien zu schlafen, beide mit übereinander geschlagenen Füssen. Die Unterweltsgöttin Demeter wurde in Arkadien zu Phigalia in einer Höhle als eine finstere, feindliche Göttin mit schwarzem Gewand und Schlangenhaaren verehrt. Von den zwei Genien, welche die alten Etrusker einem jeden Menschen beigegeben glaubten, wird der gute Genius weiss, der böse schwarz abgebildet. Bei den nördlichen Germanen wird die Göttin der Unterwelt, der Erde, der Hel oder des Todtenreiches, weiss und schwarz geschildert, was Simrok darauf deutet, dass diese Göttin zwei Seelen, eine gute und eine böse habe, – über Geburt und Tod, Leben und Sterben, Lohn und Strafe gebiete. Nach der blosen Naturanschauung sind die weissen und schwarzen Frauen der nordischen und deutschen Mythologie nur die Göttinnen der lichten und dunkeln Wolken, die Personificationen des lichten und dunkeln Wolkenhimmels, welche erst später von dem Himmel auf die Erde versetzt oder irdisch localisirt wurden. In sehr vielen deutschen Volkssagen werden verwünschte, nach der Erlösung harrende

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 Zerstörer der Welt, als Zeit und Tod, und ebenso der Lastermensch, Pâpapuruschas, d. i. die
 Personification der Hauptsünden, schwarz dargestellt; schwarz ist auch der seelengeleitende Hund des
 indischen Todtengottes Jama, und Jama selbst wird der Schwarze (Kala) genannt. Unter den Beiwörtern
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[257/0273] sie begleitenden und vertretenden Thiere und Pflanzen. So wird bei dem Zendvolke dem Ahura-Mazda, dem Ormuzd, d. i. dem weissen Geiste, dem Lichte des Himmels, Angrô mainyus, Ahriman, d. i. der schwarze Geist der Hölle, der Finsterniss entgegengesetzt und dieser Ahriman ist in der babylonischen Gefangenschaft zum Satan oder Teufel der Juden und damit auch der spätern Christen geworden. Bei den Indern werden der Gott Ciwas als Zerstörer der Welt, als Zeit und Tod, und ebenso der Lastermensch, Pâpapuruschas, d. i. die Personification der Hauptsünden, schwarz dargestellt; schwarz ist auch der seelengeleitende Hund des indischen Todtengottes Jama, und Jama selbst wird der Schwarze (Kala) genannt. Unter den Beiwörtern der griechischen Kêren oder nach Homer Todesgöttinnen, der Göttinnen des Sterbens, besonders des gewaltsamen Todes, welche zufolge Hesiod aus der dunkeln Nacht geboren sind, ist das gebräuchlichste die Schwarze _ . Auf einer Kiste von Cedernholz in dem Tempel der Juno zu Elis ruhten die Zwillingsbrüder, der Schlaf und der Tod, als Knaben in den Armen der Nacht, nur war der eine weiss, der andere schwarz; jener schlief, dieser schien zu schlafen, beide mit übereinander geschlagenen Füssen. Die Unterweltsgöttin Demeter wurde in Arkadien zu Phigalia in einer Höhle als eine finstere, feindliche Göttin mit schwarzem Gewand und Schlangenhaaren verehrt. Von den zwei Genien, welche die alten Etrusker einem jeden Menschen beigegeben glaubten, wird der gute Genius weiss, der böse schwarz abgebildet. Bei den nördlichen Germanen wird die Göttin der Unterwelt, der Erde, der Hel oder des Todtenreiches, weiss und schwarz geschildert, was Simrok darauf deutet, dass diese Göttin zwei Seelen, eine gute und eine böse habe, – über Geburt und Tod, Leben und Sterben, Lohn und Strafe gebiete. Nach der blosen Naturanschauung sind die weissen und schwarzen Frauen der nordischen und deutschen Mythologie nur die Göttinnen der lichten und dunkeln Wolken, die Personificationen des lichten und dunkeln Wolkenhimmels, welche erst später von dem Himmel auf die Erde versetzt oder irdisch localisirt wurden. In sehr vielen deutschen Volkssagen werden verwünschte, nach der Erlösung harrende

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/273>, abgerufen am 26.05.2024.