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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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Welt, ruhend unter dem Sternenmeere, und diese Welt, dieser Tempel der Weltmacht, umfasst alle Maurer der kleinen Erde. Der Maurer stürze in der Loge mit dem Geiste die engen Logenmauern ein und versetze sich hinaus mit allen Maurern der Erde, unter das eine weite Sternenzelt, in die einzige und unendliche Loge Gottes und der Menschheit; dann wird in ihm der wahre Menschen- und Maurergeist entstehen, wie über ihm in den strahlenden Sternen der göttliche Geist sich verkündet. Wie das blaue Himmelszelt über den Maurerlogen und über den Altären der jüdischen Synagogen und in den katholischen Kirchen an den Gott erinnert, welchen das Hirtenvolk der Urarier einstens auf den Höhen Asiens in den Sternen gelesen, so auch der blaue Baldachin über dem Altare der Maurerloge und über dem Altare der katholischen Kirchen oder das Tabernakel der katholischen Kirchen, welche dem Hirtenzelte entlehnt sind und nur dieses darstellen sollen; der Vorhang im Tempel Salomo's ist ursprünglich, auch nur der Vorhang des Zeltes, der einzigen Wohnung und des einzigen Tempels der Nomaden.

Der Gedanke der Urmenschheit, dass Gott in den Höhen wohne, fand in der Gottesverehrung dadurch seinen, lebendigen Ausdruck, dass die Zendvölker, die Juden, die Philister und Phönicier, die Kananiter und Moabiter,1) die Phrygier,2) die Myser, Lyder und Karer,3) die Araber,4) die Griechen5) und die Kelten ihren höchsten Gott auf den höchsten zugänglichen Bergeshöhen und Bergesgipfeln anbeteten und ihm hier Altäre bauten, um Gott möglichst nahe zu sein. Namentlich wohnten auch die alten Donnergötter, vielleicht die ersten und ältesten Personificationen der Naturgötter,6) bei den Indern Indra, bei den Griechen Zeus, bei den Römern Jupiter, bei den Deutschen Thorr, Thorr statt Thonr (Donner), bei den Kelten Tharan und bei den alten Slaven Perun als Vater des Himmels und

1) Dunker, a. a. O., I. S. 153.
2) Dunker, a. a. O., I. S. 245.
3) Dunker, a. a. O., I. S. 137 ff.
4) Dunker, a. a. O., I. S. 137 ff.
5) Welker, griech. Götterlehre, I. S. 169.
6) Simrok, deutsche Mythologie, S. 278.

Welt, ruhend unter dem Sternenmeere, und diese Welt, dieser Tempel der Weltmacht, umfasst alle Maurer der kleinen Erde. Der Maurer stürze in der Loge mit dem Geiste die engen Logenmauern ein und versetze sich hinaus mit allen Maurern der Erde, unter das eine weite Sternenzelt, in die einzige und unendliche Loge Gottes und der Menschheit; dann wird in ihm der wahre Menschen- und Maurergeist entstehen, wie über ihm in den strahlenden Sternen der göttliche Geist sich verkündet. Wie das blaue Himmelszelt über den Maurerlogen und über den Altären der jüdischen Synagogen und in den katholischen Kirchen an den Gott erinnert, welchen das Hirtenvolk der Urarier einstens auf den Höhen Asiens in den Sternen gelesen, so auch der blaue Baldachin über dem Altare der Maurerloge und über dem Altare der katholischen Kirchen oder das Tabernakel der katholischen Kirchen, welche dem Hirtenzelte entlehnt sind und nur dieses darstellen sollen; der Vorhang im Tempel Salomo’s ist ursprünglich, auch nur der Vorhang des Zeltes, der einzigen Wohnung und des einzigen Tempels der Nomaden.

Der Gedanke der Urmenschheit, dass Gott in den Höhen wohne, fand in der Gottesverehrung dadurch seinen, lebendigen Ausdruck, dass die Zendvölker, die Juden, die Philister und Phönicier, die Kananiter und Moabiter,1) die Phrygier,2) die Myser, Lyder und Karer,3) die Araber,4) die Griechen5) und die Kelten ihren höchsten Gott auf den höchsten zugänglichen Bergeshöhen und Bergesgipfeln anbeteten und ihm hier Altäre bauten, um Gott möglichst nahe zu sein. Namentlich wohnten auch die alten Donnergötter, vielleicht die ersten und ältesten Personificationen der Naturgötter,6) bei den Indern Indra, bei den Griechen Zeus, bei den Römern Jupiter, bei den Deutschen Thôrr, Thôrr statt Thonr (Donner), bei den Kelten Tharan und bei den alten Slaven Perun als Vater des Himmels und

1) Dunker, a. a. O., I. S. 153.
2) Dunker, a. a. O., I. S. 245.
3) Dunker, a. a. O., I. S. 137 ff.
4) Dunker, a. a. O., I. S. 137 ff.
5) Welker, griech. Götterlehre, I. S. 169.
6) Simrok, deutsche Mythologie, S. 278.
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 diese Welt, dieser Tempel der Weltmacht, umfasst alle Maurer der kleinen Erde. Der Maurer stürze in
 der Loge mit dem Geiste die engen Logenmauern ein und versetze sich hinaus mit allen Maurern der
 Erde, unter das eine weite Sternenzelt, in die einzige und unendliche Loge Gottes und der
 Menschheit; dann wird in ihm der wahre Menschen- und Maurergeist entstehen, wie über ihm in den
 strahlenden Sternen der göttliche Geist sich verkündet. Wie das blaue Himmelszelt über den
 Maurerlogen und über den Altären der jüdischen Synagogen und in den katholischen Kirchen an den Gott
 erinnert, welchen das Hirtenvolk der Urarier einstens auf den Höhen Asiens in den Sternen gelesen,
 so auch der blaue Baldachin über dem Altare der Maurerloge und über dem Altare der katholischen
 Kirchen oder das Tabernakel der katholischen Kirchen, welche dem Hirtenzelte entlehnt sind und nur
 dieses darstellen sollen; der Vorhang im Tempel Salomo&#x2019;s ist ursprünglich, auch nur der Vorhang des
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 und ihm hier Altäre bauten, um Gott möglichst nahe zu sein. Namentlich wohnten auch die alten
 Donnergötter, vielleicht die ersten und ältesten Personificationen der Naturgötter,<note place="foot" n="6)">Simrok, deutsche Mythologie, S. 278.</note> bei den Indern Indra, bei den Griechen Zeus, bei den Römern Jupiter, bei den
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[248/0264] Welt, ruhend unter dem Sternenmeere, und diese Welt, dieser Tempel der Weltmacht, umfasst alle Maurer der kleinen Erde. Der Maurer stürze in der Loge mit dem Geiste die engen Logenmauern ein und versetze sich hinaus mit allen Maurern der Erde, unter das eine weite Sternenzelt, in die einzige und unendliche Loge Gottes und der Menschheit; dann wird in ihm der wahre Menschen- und Maurergeist entstehen, wie über ihm in den strahlenden Sternen der göttliche Geist sich verkündet. Wie das blaue Himmelszelt über den Maurerlogen und über den Altären der jüdischen Synagogen und in den katholischen Kirchen an den Gott erinnert, welchen das Hirtenvolk der Urarier einstens auf den Höhen Asiens in den Sternen gelesen, so auch der blaue Baldachin über dem Altare der Maurerloge und über dem Altare der katholischen Kirchen oder das Tabernakel der katholischen Kirchen, welche dem Hirtenzelte entlehnt sind und nur dieses darstellen sollen; der Vorhang im Tempel Salomo’s ist ursprünglich, auch nur der Vorhang des Zeltes, der einzigen Wohnung und des einzigen Tempels der Nomaden. Der Gedanke der Urmenschheit, dass Gott in den Höhen wohne, fand in der Gottesverehrung dadurch seinen, lebendigen Ausdruck, dass die Zendvölker, die Juden, die Philister und Phönicier, die Kananiter und Moabiter, 1) die Phrygier, 2) die Myser, Lyder und Karer, 3) die Araber, 4) die Griechen 5) und die Kelten ihren höchsten Gott auf den höchsten zugänglichen Bergeshöhen und Bergesgipfeln anbeteten und ihm hier Altäre bauten, um Gott möglichst nahe zu sein. Namentlich wohnten auch die alten Donnergötter, vielleicht die ersten und ältesten Personificationen der Naturgötter, 6) bei den Indern Indra, bei den Griechen Zeus, bei den Römern Jupiter, bei den Deutschen Thôrr, Thôrr statt Thonr (Donner), bei den Kelten Tharan und bei den alten Slaven Perun als Vater des Himmels und 1) Dunker, a. a. O., I. S. 153. 2) Dunker, a. a. O., I. S. 245. 3) Dunker, a. a. O., I. S. 137 ff. 4) Dunker, a. a. O., I. S. 137 ff. 5) Welker, griech. Götterlehre, I. S. 169. 6) Simrok, deutsche Mythologie, S. 278.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/264>, abgerufen am 26.05.2024.