Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

reines Lichtwesen, als das ewige und unendliche Licht, d. i. als den ewigen und unendlichen Geist, indem der Geist das körperlose Licht ist, weshalb auf diesem Gedanken des Geistes und des Lichtes alle höhere Vorstellungen und Begriffe Gottes in den Mythologien und Religionen der Völker mehr oder weniger klar und bestimmt beruhen. Man dürfte die Astronomie, die Kenntniss der Weltharmonie und des unendlichen Weltraumes, die Mutter und Pflegerin der Theologie, des Glaubens bei den Völkern des Alterthums nennen, daher auch, und ganz besonders bei den Babyloniern und Aegyptern, ihre Mythologie oder Theologie wesentlich und durchaus astronomisch und in ihrer Verirrung auch astrologisch ist. Den Begriff des unendlichen Raumes und der unendlichen Zeit haben neben dem Urlichte oder Urgeiste und der Urmaterie die Aegypter in ihren Gottesbegriff aufgenommen.1) Den Lichtglauben oder den Glauben an Gott als das reine und schöpferische Licht haben vorzüglich Zarathustra bei dem Zendvolke, und die Griechen in dem Apollocultus oder in der apollinischen Religion geistvoll und tiefsinnig ausgebildet. Getrübt und verdunkelt, gleichsam verhüllt wird der Gedanke Gottes als des reinen und ewigen Lichtes nur dadurch, dass man diesen Gedanken nicht scharf genug festhält oder nicht vollständig durchführt, sondern Gott auch als das irdische oder kosmische, als das sichtbare Licht, als den wirklichen blauen Himmelsäther, - als Sonne, Mond und Sterne, und seinen Himmel als den Himmelsäther, als das Luft- und Wolkenmeer denkt, wodurch alsdann die blossen Naturgottheiten, die kosmischen und Erdgottheiten entstehen und irdisches Licht sich zum Wesen Gottes und seines Himmels verbindet, - das irdische- und das himmlische Licht, die Schöpfung und der Schöpfer vielfach in einander überfliessen, so dass das rein Geistige und Göttliche stets mehr zurücktritt, misskannt und missverstanden wird.

Ehe Gott und sein Himmel in den Sternen, in dem unendlichen Weltraume gesucht und erkannt werden, werden sie von den alten Völkern auf den zu den Wolken

1) Röth, Gesch. unserer abendländischen Philosophie, I. S. 131 ff.

reines Lichtwesen, als das ewige und unendliche Licht, d. i. als den ewigen und unendlichen Geist, indem der Geist das körperlose Licht ist, weshalb auf diesem Gedanken des Geistes und des Lichtes alle höhere Vorstellungen und Begriffe Gottes in den Mythologien und Religionen der Völker mehr oder weniger klar und bestimmt beruhen. Man dürfte die Astronomie, die Kenntniss der Weltharmonie und des unendlichen Weltraumes, die Mutter und Pflegerin der Theologie, des Glaubens bei den Völkern des Alterthums nennen, daher auch, und ganz besonders bei den Babyloniern und Aegyptern, ihre Mythologie oder Theologie wesentlich und durchaus astronomisch und in ihrer Verirrung auch astrologisch ist. Den Begriff des unendlichen Raumes und der unendlichen Zeit haben neben dem Urlichte oder Urgeiste und der Urmaterie die Aegypter in ihren Gottesbegriff aufgenommen.1) Den Lichtglauben oder den Glauben an Gott als das reine und schöpferische Licht haben vorzüglich Zarathustra bei dem Zendvolke, und die Griechen in dem Apollocultus oder in der apollinischen Religion geistvoll und tiefsinnig ausgebildet. Getrübt und verdunkelt, gleichsam verhüllt wird der Gedanke Gottes als des reinen und ewigen Lichtes nur dadurch, dass man diesen Gedanken nicht scharf genug festhält oder nicht vollständig durchführt, sondern Gott auch als das irdische oder kosmische, als das sichtbare Licht, als den wirklichen blauen Himmelsäther, – als Sonne, Mond und Sterne, und seinen Himmel als den Himmelsäther, als das Luft- und Wolkenmeer denkt, wodurch alsdann die blossen Naturgottheiten, die kosmischen und Erdgottheiten entstehen und irdisches Licht sich zum Wesen Gottes und seines Himmels verbindet, – das irdische- und das himmlische Licht, die Schöpfung und der Schöpfer vielfach in einander überfliessen, so dass das rein Geistige und Göttliche stets mehr zurücktritt, misskannt und missverstanden wird.

Ehe Gott und sein Himmel in den Sternen, in dem unendlichen Weltraume gesucht und erkannt werden, werden sie von den alten Völkern auf den zu den Wolken

1) Röth, Gesch. unserer abendländischen Philosophie, I. S. 131 ff.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0261" n="245"/>
reines Lichtwesen, als das ewige und unendliche Licht, d. i. als den ewigen und
 unendlichen Geist, indem der Geist das körperlose Licht ist, weshalb auf diesem Gedanken des Geistes
 und des Lichtes alle höhere Vorstellungen und Begriffe Gottes in den Mythologien und Religionen der
 Völker mehr oder weniger klar und bestimmt beruhen. Man dürfte die Astronomie, die Kenntniss der
 Weltharmonie und des unendlichen Weltraumes, die Mutter und Pflegerin der Theologie, des Glaubens
 bei den Völkern des Alterthums nennen, daher auch, und ganz besonders bei den Babyloniern und
 Aegyptern, ihre Mythologie oder Theologie wesentlich und durchaus astronomisch und in ihrer
 Verirrung auch astrologisch ist. Den Begriff des unendlichen Raumes und der unendlichen Zeit haben
 neben dem Urlichte oder Urgeiste und der Urmaterie die Aegypter in ihren Gottesbegriff
 aufgenommen.<note place="foot" n="1)">Röth, Gesch. unserer abendländischen Philosophie, I. S. 131
 ff. </note> Den Lichtglauben oder den Glauben an Gott als das reine und schöpferische Licht haben
 vorzüglich Zarathustra bei dem Zendvolke, und die Griechen in dem Apollocultus oder in der
 apollinischen Religion geistvoll und tiefsinnig ausgebildet. Getrübt und verdunkelt, gleichsam
 verhüllt wird der Gedanke Gottes als des reinen und ewigen Lichtes nur dadurch, dass man diesen
 Gedanken nicht scharf genug festhält oder nicht vollständig durchführt, sondern Gott auch als das
 irdische oder kosmische, als das sichtbare Licht, als den wirklichen blauen Himmelsäther, &#x2013; als
 Sonne, Mond und Sterne, und seinen Himmel als den Himmelsäther, als das Luft- und Wolkenmeer denkt,
 wodurch alsdann die blossen Naturgottheiten, die kosmischen und Erdgottheiten entstehen und
 irdisches Licht sich zum Wesen Gottes und seines Himmels verbindet, &#x2013; das irdische- und das
 himmlische Licht, die Schöpfung und der Schöpfer vielfach in einander überfliessen, so dass das rein
 Geistige und Göttliche stets mehr zurücktritt, misskannt und missverstanden wird.</p>
        <p> Ehe Gott und sein Himmel in den Sternen, in dem unendlichen Weltraume gesucht und erkannt
 werden, werden sie von den alten Völkern auf den zu den Wolken
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[245/0261] reines Lichtwesen, als das ewige und unendliche Licht, d. i. als den ewigen und unendlichen Geist, indem der Geist das körperlose Licht ist, weshalb auf diesem Gedanken des Geistes und des Lichtes alle höhere Vorstellungen und Begriffe Gottes in den Mythologien und Religionen der Völker mehr oder weniger klar und bestimmt beruhen. Man dürfte die Astronomie, die Kenntniss der Weltharmonie und des unendlichen Weltraumes, die Mutter und Pflegerin der Theologie, des Glaubens bei den Völkern des Alterthums nennen, daher auch, und ganz besonders bei den Babyloniern und Aegyptern, ihre Mythologie oder Theologie wesentlich und durchaus astronomisch und in ihrer Verirrung auch astrologisch ist. Den Begriff des unendlichen Raumes und der unendlichen Zeit haben neben dem Urlichte oder Urgeiste und der Urmaterie die Aegypter in ihren Gottesbegriff aufgenommen. 1) Den Lichtglauben oder den Glauben an Gott als das reine und schöpferische Licht haben vorzüglich Zarathustra bei dem Zendvolke, und die Griechen in dem Apollocultus oder in der apollinischen Religion geistvoll und tiefsinnig ausgebildet. Getrübt und verdunkelt, gleichsam verhüllt wird der Gedanke Gottes als des reinen und ewigen Lichtes nur dadurch, dass man diesen Gedanken nicht scharf genug festhält oder nicht vollständig durchführt, sondern Gott auch als das irdische oder kosmische, als das sichtbare Licht, als den wirklichen blauen Himmelsäther, – als Sonne, Mond und Sterne, und seinen Himmel als den Himmelsäther, als das Luft- und Wolkenmeer denkt, wodurch alsdann die blossen Naturgottheiten, die kosmischen und Erdgottheiten entstehen und irdisches Licht sich zum Wesen Gottes und seines Himmels verbindet, – das irdische- und das himmlische Licht, die Schöpfung und der Schöpfer vielfach in einander überfliessen, so dass das rein Geistige und Göttliche stets mehr zurücktritt, misskannt und missverstanden wird. Ehe Gott und sein Himmel in den Sternen, in dem unendlichen Weltraume gesucht und erkannt werden, werden sie von den alten Völkern auf den zu den Wolken 1) Röth, Gesch. unserer abendländischen Philosophie, I. S. 131 ff.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-14T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-14T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/261
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/261>, abgerufen am 26.05.2024.