Die symbolische Lehrweise der ägyptischen Priester hatte besonders auch Pythagoras, ihr
22jähriger Schüler und endlicher Genosse, sich angeeignet und in seiner Schule eingeführt. Ab jedoch
Pythagoras nach seiner Rückkehr aus Aegypten und aus Babylon nach seinem Vaterlande Samos hier um
das Jahr 511 v. Chr. mit Vorträgen nach der ägyptischen oder symbolischen Unterrichtsweise begann,
soll er dadurch seine samischen Zuhörer so sehr abgeschreckt haben, dass er sich bald auf einen
einzigen Zuhörer, seinen namensverwandten Pythagoras beschränkt sah; aber auch diesen habe
Pythagoras nur dadurch an seinen Unterricht fesseln können, dass er ihm, als einem armen Menschen,
anfangs für jeden erlernten Satz eine Geldbelohnung gab, bis endlich der junge Mann, durch die
gemachten Fortschritte begeistert, auch ohne die Lohnung des Geldes sein bleibender Anhänger wurde
und ihn auch dann nicht verliess, als er von Samos schied und nach Korton in Unteritalien
übersiedelte, wo seine Vorträge grössern Beifall fanden.1) Die Unterrichtsweise der ägyptischen
Priester und mit ihnen des Pythagoras war ausserdem eine katechetische, d. h. bestand anfänglich in
ganz kurzen Fragen und Antworten, welche die Schüler einfach auswendig zu lernen hatten und die erst
später erläutert wurden, gerade wie es noch dermalen mit dem Erlernen der maurerischen Katechismen
gehalten zu werden pflegt. Solche pythagoräische Fragen und Antworten, griechisch-ägyptische
Spruchweisheit, sind z. B.:
1) Röth, Geschichte
unserer abendländischen Philosophie, II. S. 391
XV. Die maurerische Lehrweise.
Die symbolische Lehrweise der ägyptischen Priester hatte besonders auch Pythagoras, ihr
22jähriger Schüler und endlicher Genosse, sich angeeignet und in seiner Schule eingeführt. Ab jedoch
Pythagoras nach seiner Rückkehr aus Aegypten und aus Babylon nach seinem Vaterlande Samos hier um
das Jahr 511 v. Chr. mit Vorträgen nach der ägyptischen oder symbolischen Unterrichtsweise begann,
soll er dadurch seine samischen Zuhörer so sehr abgeschreckt haben, dass er sich bald auf einen
einzigen Zuhörer, seinen namensverwandten Pythagoras beschränkt sah; aber auch diesen habe
Pythagoras nur dadurch an seinen Unterricht fesseln können, dass er ihm, als einem armen Menschen,
anfangs für jeden erlernten Satz eine Geldbelohnung gab, bis endlich der junge Mann, durch die
gemachten Fortschritte begeistert, auch ohne die Lohnung des Geldes sein bleibender Anhänger wurde
und ihn auch dann nicht verliess, als er von Samos schied und nach Korton in Unteritalien
übersiedelte, wo seine Vorträge grössern Beifall fanden.1) Die Unterrichtsweise der ägyptischen
Priester und mit ihnen des Pythagoras war ausserdem eine katechetische, d. h. bestand anfänglich in
ganz kurzen Fragen und Antworten, welche die Schüler einfach auswendig zu lernen hatten und die erst
später erläutert wurden, gerade wie es noch dermalen mit dem Erlernen der maurerischen Katechismen
gehalten zu werden pflegt. Solche pythagoräische Fragen und Antworten, griechisch-ägyptische
Spruchweisheit, sind z. B.:
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unserer abendländischen Philosophie, II. S. 391
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22jähriger Schüler und endlicher Genosse, sich angeeignet und in seiner Schule eingeführt. Ab jedoch
Pythagoras nach seiner Rückkehr aus Aegypten und aus Babylon nach seinem Vaterlande Samos hier um
das Jahr 511 v. Chr. mit Vorträgen nach der ägyptischen oder symbolischen Unterrichtsweise begann,
soll er dadurch seine samischen Zuhörer so sehr abgeschreckt haben, dass er sich bald auf einen
einzigen Zuhörer, seinen namensverwandten Pythagoras beschränkt sah; aber auch diesen habe
Pythagoras nur dadurch an seinen Unterricht fesseln können, dass er ihm, als einem armen Menschen,
anfangs für jeden erlernten Satz eine Geldbelohnung gab, bis endlich der junge Mann, durch die
gemachten Fortschritte begeistert, auch ohne die Lohnung des Geldes sein bleibender Anhänger wurde
und ihn auch dann nicht verliess, als er von Samos schied und nach Korton in Unteritalien
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Priester und mit ihnen des Pythagoras war ausserdem eine katechetische, d. h. bestand anfänglich in
ganz kurzen Fragen und Antworten, welche die Schüler einfach auswendig zu lernen hatten und die erst
später erläutert wurden, gerade wie es noch dermalen mit dem Erlernen der maurerischen Katechismen
gehalten zu werden pflegt. Solche pythagoräische Fragen und Antworten, griechisch-ägyptische
Spruchweisheit, sind z. B.:</p></div></body></text></TEI>
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XV.
Die maurerische Lehrweise. Die symbolische Lehrweise der ägyptischen Priester hatte besonders auch Pythagoras, ihr 22jähriger Schüler und endlicher Genosse, sich angeeignet und in seiner Schule eingeführt. Ab jedoch Pythagoras nach seiner Rückkehr aus Aegypten und aus Babylon nach seinem Vaterlande Samos hier um das Jahr 511 v. Chr. mit Vorträgen nach der ägyptischen oder symbolischen Unterrichtsweise begann, soll er dadurch seine samischen Zuhörer so sehr abgeschreckt haben, dass er sich bald auf einen einzigen Zuhörer, seinen namensverwandten Pythagoras beschränkt sah; aber auch diesen habe Pythagoras nur dadurch an seinen Unterricht fesseln können, dass er ihm, als einem armen Menschen, anfangs für jeden erlernten Satz eine Geldbelohnung gab, bis endlich der junge Mann, durch die gemachten Fortschritte begeistert, auch ohne die Lohnung des Geldes sein bleibender Anhänger wurde und ihn auch dann nicht verliess, als er von Samos schied und nach Korton in Unteritalien übersiedelte, wo seine Vorträge grössern Beifall fanden. 1) Die Unterrichtsweise der ägyptischen Priester und mit ihnen des Pythagoras war ausserdem eine katechetische, d. h. bestand anfänglich in ganz kurzen Fragen und Antworten, welche die Schüler einfach auswendig zu lernen hatten und die erst später erläutert wurden, gerade wie es noch dermalen mit dem Erlernen der maurerischen Katechismen gehalten zu werden pflegt. Solche pythagoräische Fragen und Antworten, griechisch-ägyptische Spruchweisheit, sind z. B.:
1) Röth, Geschichte unserer abendländischen Philosophie, II. S. 391
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/186>, abgerufen am 03.07.2024.
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