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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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Einflusse zuerst und vorzüglich entwickelt. Diese Anschauungsweise ist eine durchaus baukünstlerische, eine architektonische und daher ursprünglich ägyptische. Die hierher gehörenden Hauptstellen des neuen Testamentes sind:

1. "Denn wir sind Mitarbeiter Gottes; ihr seid Gottes Ackerfeld, ihr seid Gottes Gebäude. Ich habe, als ein weiser Baumeister, nach der Gnade Gottes, die mir gegeben ist, den Grund gelegt; nun mag ein Anderer darauf bauen. Ein Jeder aber sehe zu, wie er darauf baue. Denn Niemand mag einen andern Grund legen, ausser dem, welcher gelegt ist, der ist Jesus Christus. - - - - - Wisset ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid, und dass der Geist Gottes in euch wohnet? So Jemand den Tempel Gottes verderbt, denselben wird auch Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig, welcher ihr seid (l. Brief Pauli an die Korinther. Kap. 3)."

2. "Oder wisset ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel ist des heiligen Geistes. der in euch ist, welchen ihr von Gott habet, und dass ihr nicht euer selbst seid (ebendaselbst 6, 19)."

3. "Da ihr nun zu ihm gekommen seid, zu dein lebendigen Stein, der von den Menschen zwar verworfen, aber vor Gott auserwählt und köstlich ist: so werdet auch selbst erbauet, als lebendige Steine. ein geistliches Haus, ein heiliges Priesterthum, zu opfern christliche Opfer, die Gott angenehm sind durch Jesum Christum. Darum stehet auch in der Schrift: "Siehe, ich lege in Sion. einen auserwählten köstlichen Eckstein, und wer an denselben glaubt wird nicht zu Schanden werden!" So ist er nun euch, die ihr glaubt, eine Ehre; den Ungehorsamen aber ist er der Stein, den die Bauleute verworfen haben; derselbe ist zum Eckstein geworden. und ist ein Stein des Austosses, und ein Fels des Aergernisses (1. Brief Petri, Kap. 2)."

4. "So seid ihr (Heidenchristen) nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes. Ihr seid erbauet auf dem Grunde der Apostel und Propheten, dessen Eckstein Christus selber ist, in welchem zusammengefüget der ganze Bau wächset zu einem heiligen Tempel in dem Herrn. In ihm werdet auch ihr miterbauet zu einer Behausung Gottes im Geiste (Ephes. H, 19-22)."

In diesem alexandrinisch-christlichen Sinne beginnt nun auch das alte maurerische Aufnahmsgebet mit den Worten: "O Herr Gott, du grosser und allgemeiner Baumeister der Welt, du erster Bildner des Menschen, dass er wie ein Tempel sei."1) Mossdorf, Mittheilungen für denkende

1) Krause, Kunsturkunden, I. 1, S. 143 ff.

Einflusse zuerst und vorzüglich entwickelt. Diese Anschauungsweise ist eine durchaus baukünstlerische, eine architektonische und daher ursprünglich ägyptische. Die hierher gehörenden Hauptstellen des neuen Testamentes sind:

1. „Denn wir sind Mitarbeiter Gottes; ihr seid Gottes Ackerfeld, ihr seid Gottes Gebäude. Ich habe, als ein weiser Baumeister, nach der Gnade Gottes, die mir gegeben ist, den Grund gelegt; nun mag ein Anderer darauf bauen. Ein Jeder aber sehe zu, wie er darauf baue. Denn Niemand mag einen andern Grund legen, ausser dem, welcher gelegt ist, der ist Jesus Christus. – – – – – Wisset ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid, und dass der Geist Gottes in euch wohnet? So Jemand den Tempel Gottes verderbt, denselben wird auch Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig, welcher ihr seid (l. Brief Pauli an die Korinther. Kap. 3).“

2. „Oder wisset ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel ist des heiligen Geistes. der in euch ist, welchen ihr von Gott habet, und dass ihr nicht euer selbst seid (ebendaselbst 6, 19).“

3. „Da ihr nun zu ihm gekommen seid, zu dein lebendigen Stein, der von den Menschen zwar verworfen, aber vor Gott auserwählt und köstlich ist: so werdet auch selbst erbauet, als lebendige Steine. ein geistliches Haus, ein heiliges Priesterthum, zu opfern christliche Opfer, die Gott angenehm sind durch Jesum Christum. Darum stehet auch in der Schrift: „Siehe, ich lege in Sion. einen auserwählten köstlichen Eckstein, und wer an denselben glaubt wird nicht zu Schanden werden!“ So ist er nun euch, die ihr glaubt, eine Ehre; den Ungehorsamen aber ist er der Stein, den die Bauleute verworfen haben; derselbe ist zum Eckstein geworden. und ist ein Stein des Austosses, und ein Fels des Aergernisses (1. Brief Petri, Kap. 2).“

4. „So seid ihr (Heidenchristen) nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes. Ihr seid erbauet auf dem Grunde der Apostel und Propheten, dessen Eckstein Christus selber ist, in welchem zusammengefüget der ganze Bau wächset zu einem heiligen Tempel in dem Herrn. In ihm werdet auch ihr miterbauet zu einer Behausung Gottes im Geiste (Ephes. H, 19-22).“

In diesem alexandrinisch-christlichen Sinne beginnt nun auch das alte maurerische Aufnahmsgebet mit den Worten: „O Herr Gott, du grosser und allgemeiner Baumeister der Welt, du erster Bildner des Menschen, dass er wie ein Tempel sei.“1) Mossdorf, Mittheilungen für denkende

1) Krause, Kunsturkunden, I. 1, S. 143 ff.
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 mag ein Anderer darauf bauen. Ein Jeder aber sehe zu, wie er darauf baue. Denn Niemand mag einen
 andern Grund legen, ausser dem, welcher gelegt ist, der ist Jesus Christus. &#x2013; &#x2013; &#x2013; &#x2013; &#x2013; Wisset ihr
 nicht, dass ihr Gottes Tempel seid, und dass der Geist Gottes in euch wohnet? So Jemand den Tempel
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 einen auserwählten köstlichen Eckstein, und wer an denselben glaubt wird nicht zu Schanden werden!&#x201C;
 So ist er nun euch, die ihr glaubt, eine Ehre; den Ungehorsamen aber ist er der Stein, den die
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 Eckstein Christus selber ist, in welchem zusammengefüget der ganze Bau wächset zu einem heiligen
 Tempel in dem Herrn. In ihm werdet auch ihr miterbauet zu einer Behausung Gottes im Geiste (Ephes.
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[145/0161] Einflusse zuerst und vorzüglich entwickelt. Diese Anschauungsweise ist eine durchaus baukünstlerische, eine architektonische und daher ursprünglich ägyptische. Die hierher gehörenden Hauptstellen des neuen Testamentes sind: 1. „Denn wir sind Mitarbeiter Gottes; ihr seid Gottes Ackerfeld, ihr seid Gottes Gebäude. Ich habe, als ein weiser Baumeister, nach der Gnade Gottes, die mir gegeben ist, den Grund gelegt; nun mag ein Anderer darauf bauen. Ein Jeder aber sehe zu, wie er darauf baue. Denn Niemand mag einen andern Grund legen, ausser dem, welcher gelegt ist, der ist Jesus Christus. – – – – – Wisset ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid, und dass der Geist Gottes in euch wohnet? So Jemand den Tempel Gottes verderbt, denselben wird auch Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig, welcher ihr seid (l. Brief Pauli an die Korinther. Kap. 3).“ 2. „Oder wisset ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel ist des heiligen Geistes. der in euch ist, welchen ihr von Gott habet, und dass ihr nicht euer selbst seid (ebendaselbst 6, 19).“ 3. „Da ihr nun zu ihm gekommen seid, zu dein lebendigen Stein, der von den Menschen zwar verworfen, aber vor Gott auserwählt und köstlich ist: so werdet auch selbst erbauet, als lebendige Steine. ein geistliches Haus, ein heiliges Priesterthum, zu opfern christliche Opfer, die Gott angenehm sind durch Jesum Christum. Darum stehet auch in der Schrift: „Siehe, ich lege in Sion. einen auserwählten köstlichen Eckstein, und wer an denselben glaubt wird nicht zu Schanden werden!“ So ist er nun euch, die ihr glaubt, eine Ehre; den Ungehorsamen aber ist er der Stein, den die Bauleute verworfen haben; derselbe ist zum Eckstein geworden. und ist ein Stein des Austosses, und ein Fels des Aergernisses (1. Brief Petri, Kap. 2).“ 4. „So seid ihr (Heidenchristen) nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes. Ihr seid erbauet auf dem Grunde der Apostel und Propheten, dessen Eckstein Christus selber ist, in welchem zusammengefüget der ganze Bau wächset zu einem heiligen Tempel in dem Herrn. In ihm werdet auch ihr miterbauet zu einer Behausung Gottes im Geiste (Ephes. H, 19-22).“ In diesem alexandrinisch-christlichen Sinne beginnt nun auch das alte maurerische Aufnahmsgebet mit den Worten: „O Herr Gott, du grosser und allgemeiner Baumeister der Welt, du erster Bildner des Menschen, dass er wie ein Tempel sei.“ 1) Mossdorf, Mittheilungen für denkende 1) Krause, Kunsturkunden, I. 1, S. 143 ff.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/161>, abgerufen am 06.05.2024.