Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

der lydischen Omphale dienen muss 1) Hierzu würde auch stimmen, wenn nach einer Sage Apollo nur die 3 winterlichen Monate als abwesend, 9 Monate also als anwesend galt. Am nächsten schhliesst sich dann noch an, wenn Hades in den Herbstgewittern die Persphone entführt und sie in die die Unterwelt mit hinabnimmt, worauf sie erst wieder in den Frühlingswettern heraufkommt, und sie also 4 Monate dem finstern unterirdischen Reiche, acht Monate dem lichten himmlischen Reiche, der Oberwelt angehört.2) An die 9 treuen Gesellen, welche den erschlagenen Hiram aufsuchen, erinnern auch die 9 Jungfrauen, welche den Osiris auf seinem Zuge über die Erde begleiten,3) - die 9 Musen des griechischen Apollo. Ebenso können die 72 Genossen des Typhon, welche den Osiris erschlagen, auf die 36 Decane und 72 Halbdecane der Sonnenbahn bezogen werden, in welchen Osiris, die Sonne ihre letzte Kraft verliert und stirbt. Verwandt hiermit ist, dass nach Diodor I. 22 das Grabmal des Osiris auf der Insel Philae mit 360 Giessgefässen, den 360 Graden der Sonnenbahn umgeben war. - In den hier berührten Kreis der der Hirammythe zu Grunde liegenden Ideen möchte es auch zu ziehen sein, dass zu Lethra in Dänemark alle 9 Jahre einmal 99 Menschen und eben so viele Pferde, Hunde und Habichte oder Hähne geopfert wurden, ohne Zweifel nicht, wie Menzel mit Andern, namentlich auch mit Furtwängler (Idee des Todes, S. 37), meint, dem Odhin, sondern dem Sonnengotte Tyr. Es war dieses Opfer ursprünglich gewiss ein jährliches Todtenopfer, welches dem nach 9 Monaten versterbenden Sonnengotte dargebracht wurde. Auch zu Upsala in Schweden wurden alle 9 Jahre einmal von jeder Gattung Thiere und von Menschen je 9 männliche Individuen geopfert.4) Nach der Ynglingasage, 29 soll der schwedische König Ani nach und nach 14 Söhne dem Odhin geopfert haben.

1) Preller, a. a. O., II. S. 110.
2) Schwartz, a. a. O., S. 177.
3) Uhlemann, ägypt. Alterthumsk., II. S. 159.
4) Menzel, Odhin, S. 138; Siturok, deutsche Mythologie, S. 517; Grimm, Mythologie, S. 29 ff.

der lydischen Omphale dienen muss 1) Hierzu würde auch stimmen, wenn nach einer Sage Apollo nur die 3 winterlichen Monate als abwesend, 9 Monate also als anwesend galt. Am nächsten schhliesst sich dann noch an, wenn Hades in den Herbstgewittern die Persphone entführt und sie in die die Unterwelt mit hinabnimmt, worauf sie erst wieder in den Frühlingswettern heraufkommt, und sie also 4 Monate dem finstern unterirdischen Reiche, acht Monate dem lichten himmlischen Reiche, der Oberwelt angehört.2) An die 9 treuen Gesellen, welche den erschlagenen Hiram aufsuchen, erinnern auch die 9 Jungfrauen, welche den Osiris auf seinem Zuge über die Erde begleiten,3) – die 9 Musen des griechischen Apollo. Ebenso können die 72 Genossen des Typhon, welche den Osiris erschlagen, auf die 36 Decane und 72 Halbdecane der Sonnenbahn bezogen werden, in welchen Osiris, die Sonne ihre letzte Kraft verliert und stirbt. Verwandt hiermit ist, dass nach Diodor I. 22 das Grabmal des Osiris auf der Insel Philae mit 360 Giessgefässen, den 360 Graden der Sonnenbahn umgeben war. – In den hier berührten Kreis der der Hirammythe zu Grunde liegenden Ideen möchte es auch zu ziehen sein, dass zu Lethra in Dänemark alle 9 Jahre einmal 99 Menschen und eben so viele Pferde, Hunde und Habichte oder Hähne geopfert wurden, ohne Zweifel nicht, wie Menzel mit Andern, namentlich auch mit Furtwängler (Idee des Todes, S. 37), meint, dem Odhin, sondern dem Sonnengotte Tyr. Es war dieses Opfer ursprünglich gewiss ein jährliches Todtenopfer, welches dem nach 9 Monaten versterbenden Sonnengotte dargebracht wurde. Auch zu Upsala in Schweden wurden alle 9 Jahre einmal von jeder Gattung Thiere und von Menschen je 9 männliche Individuen geopfert.4) Nach der Ynglingasage, 29 soll der schwedische König Ani nach und nach 14 Söhne dem Odhin geopfert haben.

1) Preller, a. a. O., II. S. 110.
2) Schwartz, a. a. O., S. 177.
3) Uhlemann, ägypt. Alterthumsk., II. S. 159.
4) Menzel, Odhin, S. 138; Siturok, deutsche Mythologie, S. 517; Grimm, Mythologie, S. 29 ff.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0135" n="119"/>
der lydischen Omphale dienen muss <note place="foot" n="1)">Preller, a. a. O., II. S. 110.</note> Hierzu würde auch stimmen, wenn nach einer Sage Apollo
 nur die 3 winterlichen Monate als abwesend, 9 Monate also als anwesend galt. Am nächsten schhliesst
 sich dann noch an, wenn Hades in den Herbstgewittern die Persphone entführt und sie in die die
 Unterwelt mit hinabnimmt, worauf sie erst wieder in den Frühlingswettern heraufkommt, und sie also 4
 Monate dem finstern unterirdischen Reiche, acht Monate dem lichten himmlischen Reiche, der Oberwelt
 angehört.<note place="foot" n="2)">Schwartz, a. a. O., S. 177.</note> An die 9 treuen Gesellen,
 welche den erschlagenen Hiram aufsuchen, erinnern auch die 9 Jungfrauen, welche den Osiris auf
 seinem Zuge über die Erde begleiten,<note place="foot" n="3)">Uhlemann, ägypt. Alterthumsk., II. S.
 159.</note> &#x2013; die 9 Musen des griechischen Apollo. Ebenso können die 72 Genossen des Typhon, welche
 den Osiris erschlagen, auf die 36 Decane und 72 Halbdecane der Sonnenbahn bezogen werden, in welchen
 Osiris, die Sonne ihre letzte Kraft verliert und stirbt. Verwandt hiermit ist, dass nach Diodor I.
 22 das Grabmal des Osiris auf der Insel Philae mit 360 Giessgefässen, den 360 Graden der Sonnenbahn
 umgeben war. &#x2013; In den hier berührten Kreis der der Hirammythe zu Grunde liegenden Ideen möchte es
 auch zu ziehen sein, dass zu Lethra in Dänemark alle 9 Jahre einmal 99 Menschen und eben so viele
 Pferde, Hunde und Habichte oder Hähne geopfert wurden, ohne Zweifel nicht, wie Menzel mit Andern,
 namentlich auch mit Furtwängler (Idee des Todes, S. 37), meint, dem Odhin, sondern dem Sonnengotte
 Tyr. Es war dieses Opfer ursprünglich gewiss ein jährliches Todtenopfer, welches dem nach 9 Monaten
 versterbenden Sonnengotte dargebracht wurde. Auch zu Upsala in Schweden wurden alle 9 Jahre einmal
 von jeder Gattung Thiere und von Menschen je 9 männliche Individuen geopfert.<note place="foot" n="4)">Menzel, Odhin, S. 138; Siturok, deutsche Mythologie, S. 517; Grimm, Mythologie, S. 29
 ff.</note> Nach der Ynglingasage, 29 soll der schwedische König Ani nach und nach 14 Söhne dem Odhin
 geopfert haben.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0135] der lydischen Omphale dienen muss 1) Hierzu würde auch stimmen, wenn nach einer Sage Apollo nur die 3 winterlichen Monate als abwesend, 9 Monate also als anwesend galt. Am nächsten schhliesst sich dann noch an, wenn Hades in den Herbstgewittern die Persphone entführt und sie in die die Unterwelt mit hinabnimmt, worauf sie erst wieder in den Frühlingswettern heraufkommt, und sie also 4 Monate dem finstern unterirdischen Reiche, acht Monate dem lichten himmlischen Reiche, der Oberwelt angehört. 2) An die 9 treuen Gesellen, welche den erschlagenen Hiram aufsuchen, erinnern auch die 9 Jungfrauen, welche den Osiris auf seinem Zuge über die Erde begleiten, 3) – die 9 Musen des griechischen Apollo. Ebenso können die 72 Genossen des Typhon, welche den Osiris erschlagen, auf die 36 Decane und 72 Halbdecane der Sonnenbahn bezogen werden, in welchen Osiris, die Sonne ihre letzte Kraft verliert und stirbt. Verwandt hiermit ist, dass nach Diodor I. 22 das Grabmal des Osiris auf der Insel Philae mit 360 Giessgefässen, den 360 Graden der Sonnenbahn umgeben war. – In den hier berührten Kreis der der Hirammythe zu Grunde liegenden Ideen möchte es auch zu ziehen sein, dass zu Lethra in Dänemark alle 9 Jahre einmal 99 Menschen und eben so viele Pferde, Hunde und Habichte oder Hähne geopfert wurden, ohne Zweifel nicht, wie Menzel mit Andern, namentlich auch mit Furtwängler (Idee des Todes, S. 37), meint, dem Odhin, sondern dem Sonnengotte Tyr. Es war dieses Opfer ursprünglich gewiss ein jährliches Todtenopfer, welches dem nach 9 Monaten versterbenden Sonnengotte dargebracht wurde. Auch zu Upsala in Schweden wurden alle 9 Jahre einmal von jeder Gattung Thiere und von Menschen je 9 männliche Individuen geopfert. 4) Nach der Ynglingasage, 29 soll der schwedische König Ani nach und nach 14 Söhne dem Odhin geopfert haben. 1) Preller, a. a. O., II. S. 110. 2) Schwartz, a. a. O., S. 177. 3) Uhlemann, ägypt. Alterthumsk., II. S. 159. 4) Menzel, Odhin, S. 138; Siturok, deutsche Mythologie, S. 517; Grimm, Mythologie, S. 29 ff.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-14T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-14T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/135
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/135>, abgerufen am 06.05.2024.