Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 8. Berlin, 1849.

Bild:
<< vorherige Seite

§. 349. Widerstreit. Territorialrechte in verschied. Staaten. (Forts.)
Verhältnisse vor, wenn nämlich die Verschiedenheit örtlicher
Rechte aus einer Zeit herrührt, in welcher manche gegen-
wärtige Bestandtheile des Staates noch nicht zu ihm ge-
hört haben. Dieses gilt namentlich von dem Recht der
Preußischen Rheinprovinz im Verhältniß zu dem in den
übrigen Preußischen Provinzen geltenden Recht. Dann
werden die in dem gegenwärtigen Paragraphen aufgestell-
ten besonderen Regeln auch innerhalb der Gränzen desselben
Staates zur Anwendung kommen können.

§. 350.
Die Römische Lehre von origo und domicilium.
Einleitung
.

Unsere Untersuchung hat bis jetzt dahin geführt, daß
die Collision verschiedener positiver Rechte in der Beur-
theilung eines Rechtsverhältnisses zunächst und hauptsächlich
zu entscheiden ist nach dem Rechtszustand der Person,
welche in diesem Rechtsverhältniß steht, und daß selbst die
zahlreichen und wichtigen Abweichungen von diesem Grund-
satz nur im Zusammenhang mit denselben und als Modifi-
cationen desselben richtig verstanden werden können (§ 345).
Es wurde ferner gezeigt, daß der Rechtszustand der Person,
nach der seit langer Zeit allgemein anerkannten Regel, durch
das Landgebiet (nicht durch die Abstammung) bestimmt
werde (§ 346--348).

Allein auch diese gewonnene Einsicht hat nur erst eine
formelle Bedeutung. Denn es bleibt noch die Frage übrig:

§. 349. Widerſtreit. Territorialrechte in verſchied. Staaten. (Fortſ.)
Verhältniſſe vor, wenn nämlich die Verſchiedenheit örtlicher
Rechte aus einer Zeit herrührt, in welcher manche gegen-
wärtige Beſtandtheile des Staates noch nicht zu ihm ge-
hört haben. Dieſes gilt namentlich von dem Recht der
Preußiſchen Rheinprovinz im Verhältniß zu dem in den
übrigen Preußiſchen Provinzen geltenden Recht. Dann
werden die in dem gegenwärtigen Paragraphen aufgeſtell-
ten beſonderen Regeln auch innerhalb der Gränzen deſſelben
Staates zur Anwendung kommen können.

§. 350.
Die Römiſche Lehre von origo und domicilium.
Einleitung
.

Unſere Unterſuchung hat bis jetzt dahin geführt, daß
die Colliſion verſchiedener poſitiver Rechte in der Beur-
theilung eines Rechtsverhältniſſes zunächſt und hauptſächlich
zu entſcheiden iſt nach dem Rechtszuſtand der Perſon,
welche in dieſem Rechtsverhältniß ſteht, und daß ſelbſt die
zahlreichen und wichtigen Abweichungen von dieſem Grund-
ſatz nur im Zuſammenhang mit denſelben und als Modifi-
cationen deſſelben richtig verſtanden werden können (§ 345).
Es wurde ferner gezeigt, daß der Rechtszuſtand der Perſon,
nach der ſeit langer Zeit allgemein anerkannten Regel, durch
das Landgebiet (nicht durch die Abſtammung) beſtimmt
werde (§ 346—348).

Allein auch dieſe gewonnene Einſicht hat nur erſt eine
formelle Bedeutung. Denn es bleibt noch die Frage übrig:

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div>
            <p><pb facs="#f0061" n="39"/><fw place="top" type="header">§. 349. Wider&#x017F;treit. Territorialrechte in ver&#x017F;chied. Staaten. (Fort&#x017F;.)</fw><lb/>
Verhältni&#x017F;&#x017F;e vor, wenn nämlich die Ver&#x017F;chiedenheit örtlicher<lb/>
Rechte aus einer Zeit herrührt, in welcher manche gegen-<lb/>
wärtige Be&#x017F;tandtheile des Staates noch nicht zu ihm ge-<lb/>
hört haben. Die&#x017F;es gilt namentlich von dem Recht der<lb/>
Preußi&#x017F;chen Rheinprovinz im Verhältniß zu dem in den<lb/>
übrigen Preußi&#x017F;chen Provinzen geltenden Recht. Dann<lb/>
werden die in dem gegenwärtigen Paragraphen aufge&#x017F;tell-<lb/>
ten be&#x017F;onderen Regeln auch innerhalb der Gränzen de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
Staates zur Anwendung kommen können.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 350.<lb/><hi rendition="#g">Die Römi&#x017F;che Lehre von <hi rendition="#aq">origo</hi> und <hi rendition="#aq">domicilium.</hi><lb/>
Einleitung</hi>.</head><lb/>
            <p>Un&#x017F;ere Unter&#x017F;uchung hat bis jetzt dahin geführt, daß<lb/>
die Colli&#x017F;ion ver&#x017F;chiedener po&#x017F;itiver Rechte in der Beur-<lb/>
theilung eines Rechtsverhältni&#x017F;&#x017F;es zunäch&#x017F;t und haupt&#x017F;ächlich<lb/>
zu ent&#x017F;cheiden i&#x017F;t nach dem Rechtszu&#x017F;tand der <hi rendition="#g">Per&#x017F;on</hi>,<lb/>
welche in die&#x017F;em Rechtsverhältniß &#x017F;teht, und daß &#x017F;elb&#x017F;t die<lb/>
zahlreichen und wichtigen Abweichungen von die&#x017F;em Grund-<lb/>
&#x017F;atz nur im Zu&#x017F;ammenhang mit den&#x017F;elben und als Modifi-<lb/>
cationen de&#x017F;&#x017F;elben richtig ver&#x017F;tanden werden können (§ 345).<lb/>
Es wurde ferner gezeigt, daß der Rechtszu&#x017F;tand der Per&#x017F;on,<lb/>
nach der &#x017F;eit langer Zeit allgemein anerkannten Regel, durch<lb/>
das Landgebiet (nicht durch die Ab&#x017F;tammung) be&#x017F;timmt<lb/>
werde (§ 346&#x2014;348).</p><lb/>
            <p>Allein auch die&#x017F;e gewonnene Ein&#x017F;icht hat nur er&#x017F;t eine<lb/>
formelle Bedeutung. Denn es bleibt noch die Frage übrig:<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0061] §. 349. Widerſtreit. Territorialrechte in verſchied. Staaten. (Fortſ.) Verhältniſſe vor, wenn nämlich die Verſchiedenheit örtlicher Rechte aus einer Zeit herrührt, in welcher manche gegen- wärtige Beſtandtheile des Staates noch nicht zu ihm ge- hört haben. Dieſes gilt namentlich von dem Recht der Preußiſchen Rheinprovinz im Verhältniß zu dem in den übrigen Preußiſchen Provinzen geltenden Recht. Dann werden die in dem gegenwärtigen Paragraphen aufgeſtell- ten beſonderen Regeln auch innerhalb der Gränzen deſſelben Staates zur Anwendung kommen können. §. 350. Die Römiſche Lehre von origo und domicilium. Einleitung. Unſere Unterſuchung hat bis jetzt dahin geführt, daß die Colliſion verſchiedener poſitiver Rechte in der Beur- theilung eines Rechtsverhältniſſes zunächſt und hauptſächlich zu entſcheiden iſt nach dem Rechtszuſtand der Perſon, welche in dieſem Rechtsverhältniß ſteht, und daß ſelbſt die zahlreichen und wichtigen Abweichungen von dieſem Grund- ſatz nur im Zuſammenhang mit denſelben und als Modifi- cationen deſſelben richtig verſtanden werden können (§ 345). Es wurde ferner gezeigt, daß der Rechtszuſtand der Perſon, nach der ſeit langer Zeit allgemein anerkannten Regel, durch das Landgebiet (nicht durch die Abſtammung) beſtimmt werde (§ 346—348). Allein auch dieſe gewonnene Einſicht hat nur erſt eine formelle Bedeutung. Denn es bleibt noch die Frage übrig:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system08_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system08_1849/61
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 8. Berlin, 1849, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system08_1849/61>, abgerufen am 23.11.2024.