da die Abtheilung in Paragraphen, wie wir sie in unsren Ausgaben finden, lediglich das Werk der Herausgeber ist, also nicht zum Bestand des handschriftlichen Textes gehört.
Dennoch könnte dieses Verfahren mit einigem Mißtrauen betrachtet werden, wenn es in der Absicht eingeschlagen würde, eine, durch die bisher übliche Erklärung der Stelle unterstützte, fremde Lehre von der Rechtskraft wankend zu machen, und eine eigene neue Lehre an deren Stelle zu setzen; wenn ferner die bisher übliche Auffassung der Stelle von den Auslegern befriedigend gefunden worden wäre, und diese jetzt in ihrem ruhigen Besitz gestört werden sollten. Von diesem Allen aber findet sich hier gerade das Gegen- theil.
Der dunkle, zweifelhafte Theil der Stelle ist bisher von keiner Seite dazu benutzt worden, um irgend eine Lehre von der Rechtskraft darauf zu gründen, und er soll auch von mir nicht dazu benutzt werden. Die Zweifel, die dabei in Erwägung kommen, liegen überhaupt nicht in der Lehre von der Rechtskraft, sondern in ganz andern Theilen der Rechtswissenschaft, hauptsächlich in den Lehren vom Eigen- thum und Besitz. -- Was aber die Hauptsache ist: die Ausleger, die sich bisher mit diesem dunklen Theil der Stelle ernsthaft beschäftigt haben, sind mit demselben, so wie er bis jetzt aufgefaßt wurde, nicht im Geringsten zu- frieden, können also auch nicht in einem friedlichen Besitz- stand gestört werden. Folgende Äußerungen werden diese Behauptung ganz außer Zweifel setzen.
Beilage XVI.
da die Abtheilung in Paragraphen, wie wir ſie in unſren Ausgaben finden, lediglich das Werk der Herausgeber iſt, alſo nicht zum Beſtand des handſchriftlichen Textes gehört.
Dennoch könnte dieſes Verfahren mit einigem Mißtrauen betrachtet werden, wenn es in der Abſicht eingeſchlagen würde, eine, durch die bisher übliche Erklärung der Stelle unterſtützte, fremde Lehre von der Rechtskraft wankend zu machen, und eine eigene neue Lehre an deren Stelle zu ſetzen; wenn ferner die bisher übliche Auffaſſung der Stelle von den Auslegern befriedigend gefunden worden wäre, und dieſe jetzt in ihrem ruhigen Beſitz geſtört werden ſollten. Von dieſem Allen aber findet ſich hier gerade das Gegen- theil.
Der dunkle, zweifelhafte Theil der Stelle iſt bisher von keiner Seite dazu benutzt worden, um irgend eine Lehre von der Rechtskraft darauf zu gründen, und er ſoll auch von mir nicht dazu benutzt werden. Die Zweifel, die dabei in Erwägung kommen, liegen überhaupt nicht in der Lehre von der Rechtskraft, ſondern in ganz andern Theilen der Rechtswiſſenſchaft, hauptſächlich in den Lehren vom Eigen- thum und Beſitz. — Was aber die Hauptſache iſt: die Ausleger, die ſich bisher mit dieſem dunklen Theil der Stelle ernſthaft beſchäftigt haben, ſind mit demſelben, ſo wie er bis jetzt aufgefaßt wurde, nicht im Geringſten zu- frieden, können alſo auch nicht in einem friedlichen Beſitz- ſtand geſtört werden. Folgende Äußerungen werden dieſe Behauptung ganz außer Zweifel ſetzen.
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Beilage XVI.
da die Abtheilung in Paragraphen, wie wir ſie in unſren
Ausgaben finden, lediglich das Werk der Herausgeber iſt,
alſo nicht zum Beſtand des handſchriftlichen Textes gehört.
Dennoch könnte dieſes Verfahren mit einigem Mißtrauen
betrachtet werden, wenn es in der Abſicht eingeſchlagen
würde, eine, durch die bisher übliche Erklärung der Stelle
unterſtützte, fremde Lehre von der Rechtskraft wankend zu
machen, und eine eigene neue Lehre an deren Stelle zu
ſetzen; wenn ferner die bisher übliche Auffaſſung der Stelle
von den Auslegern befriedigend gefunden worden wäre, und
dieſe jetzt in ihrem ruhigen Beſitz geſtört werden ſollten.
Von dieſem Allen aber findet ſich hier gerade das Gegen-
theil.
Der dunkle, zweifelhafte Theil der Stelle iſt bisher von
keiner Seite dazu benutzt worden, um irgend eine Lehre
von der Rechtskraft darauf zu gründen, und er ſoll auch
von mir nicht dazu benutzt werden. Die Zweifel, die dabei
in Erwägung kommen, liegen überhaupt nicht in der Lehre
von der Rechtskraft, ſondern in ganz andern Theilen der
Rechtswiſſenſchaft, hauptſächlich in den Lehren vom Eigen-
thum und Beſitz. — Was aber die Hauptſache iſt: die
Ausleger, die ſich bisher mit dieſem dunklen Theil der
Stelle ernſthaft beſchäftigt haben, ſind mit demſelben, ſo
wie er bis jetzt aufgefaßt wurde, nicht im Geringſten zu-
frieden, können alſo auch nicht in einem friedlichen Beſitz-
ſtand geſtört werden. Folgende Äußerungen werden dieſe
Behauptung ganz außer Zweifel ſetzen.
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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 6. Berlin, 1847, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system06_1847/520>, abgerufen am 25.11.2024.
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