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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 6. Berlin, 1847.

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§. 301. Einrede. Dieselben Personen.
Senat einzutreten, oder von den Verhältnissen des Erb-
rechts (o).

In allen übrigen Fällen solcher Klagen gilt dagegen
die erwähnte ausgedehntere Wirkung des Urtheils nicht;
vielmehr bleibt es für sie bei der, auf die Parteien be-
schränkten Wirkung. Das Urtheil, welches einen Sclaven
für frei, oder einen Freigelassenen für einen Freigebornen
erklärt, hindert daher eine dritte Person nicht, denselben
als dem Sclavenrecht oder dem Patronatsrecht unter-
worfen in Anspruch zu nehmen (p).

Aber auch in jenen beiden besonderen Fällen soll die
Ausnahme nur unter folgenden Bedingungen eintreten: Es

(o) L. 25 de statu hominum
(1. 5). ".. res judicata pro ve-
ritate accipitur
"
s. die vorher-
gehende Note und oben § 282. d.,
L. 1. 4 de collus. (40. 16), L. 27
§ 1 de lib. causa (40. 12), L. 14
de j. patron.
(37. 14). Auch hier
hat wieder der Eid diese ausge-
dehntere Wirkung nicht. Anders
bei der Strafklage des Patrons
wegen in jus vocatio, weil diese
über das persönliche Verhältniß
der Parteien nicht hinaus geht.
L. 8 § 1 de in jus voc. (2. 4).
(p) L. 42 de lib causa (40. 12),
L. 1. 5 si ingen.
(40. 14). -- Da
indessen auch die scheinbare Inge-
nuität oder Libertinität, die auf
diese Weise vorübergehend entste-
hen konnte, große Nachtheile mit
sich führte, so gestattete man wohl
jedem Dritten, der für sich Patro-
natsrecht in Anspruch nehmen
wollte, an dem Prozeß Theil zu
nehmen, in welchem Fall dann das
Urtheil auch für diesen Dritten
wirksam wurde. Das ist der Sinn
der etwas schwierigen Worte in
L. 63 de re jud. (42. 1). ".. Nam
et si libertus meus, me inter-
veniente,
servus vel libertus
alterius judicetur, mihi prae-
judicatur."
Wohl nur durch
solche Erklärung ist ein Wider-
spruch dieser Worte mit den un-
mittelbar folgenden zu beseitigen,
die oben in der Note c. abgedruckt
sind. Darauf deuten auch die Worte
quo ignorante in L. 5 si ingen.
(40. 14). -- Besondere Schwierig-
keit entstand bei angeblichen Mit-
eigenthümern eines Sclaven. Hier
suchte man zu verschiedenen Zeiten
verschiedene Aushülfe. L. 9 pr.
§ 1. 2, L. 30 de lib. causa (40. 12),
L. 29 pr. de exc. r. jud.
(44. 2).

§. 301. Einrede. Dieſelben Perſonen.
Senat einzutreten, oder von den Verhältniſſen des Erb-
rechts (o).

In allen übrigen Fällen ſolcher Klagen gilt dagegen
die erwähnte ausgedehntere Wirkung des Urtheils nicht;
vielmehr bleibt es für ſie bei der, auf die Parteien be-
ſchränkten Wirkung. Das Urtheil, welches einen Sclaven
für frei, oder einen Freigelaſſenen für einen Freigebornen
erklärt, hindert daher eine dritte Perſon nicht, denſelben
als dem Sclavenrecht oder dem Patronatsrecht unter-
worfen in Anſpruch zu nehmen (p).

Aber auch in jenen beiden beſonderen Fällen ſoll die
Ausnahme nur unter folgenden Bedingungen eintreten: Es

(o) L. 25 de statu hominum
(1. 5). „.. res judicata pro ve-
ritate accipitur
ſ. die vorher-
gehende Note und oben § 282. d.,
L. 1. 4 de collus. (40. 16), L. 27
§ 1 de lib. causa (40. 12), L. 14
de j. patron.
(37. 14). Auch hier
hat wieder der Eid dieſe ausge-
dehntere Wirkung nicht. Anders
bei der Strafklage des Patrons
wegen in jus vocatio, weil dieſe
über das perſönliche Verhältniß
der Parteien nicht hinaus geht.
L. 8 § 1 de in jus voc. (2. 4).
(p) L. 42 de lib causa (40. 12),
L. 1. 5 si ingen.
(40. 14). — Da
indeſſen auch die ſcheinbare Inge-
nuität oder Libertinität, die auf
dieſe Weiſe vorübergehend entſte-
hen konnte, große Nachtheile mit
ſich führte, ſo geſtattete man wohl
jedem Dritten, der für ſich Patro-
natsrecht in Anſpruch nehmen
wollte, an dem Prozeß Theil zu
nehmen, in welchem Fall dann das
Urtheil auch für dieſen Dritten
wirkſam wurde. Das iſt der Sinn
der etwas ſchwierigen Worte in
L. 63 de re jud. (42. 1). „.. Nam
et si libertus meus, me inter-
veniente,
servus vel libertus
alterius judicetur, mihi prae-
judicatur.“
Wohl nur durch
ſolche Erklärung iſt ein Wider-
ſpruch dieſer Worte mit den un-
mittelbar folgenden zu beſeitigen,
die oben in der Note c. abgedruckt
ſind. Darauf deuten auch die Worte
quo ignorante in L. 5 si ingen.
(40. 14). — Beſondere Schwierig-
keit entſtand bei angeblichen Mit-
eigenthümern eines Sclaven. Hier
ſuchte man zu verſchiedenen Zeiten
verſchiedene Aushülfe. L. 9 pr.
§ 1. 2, L. 30 de lib. causa (40. 12),
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[473/0491] §. 301. Einrede. Dieſelben Perſonen. Senat einzutreten, oder von den Verhältniſſen des Erb- rechts (o). In allen übrigen Fällen ſolcher Klagen gilt dagegen die erwähnte ausgedehntere Wirkung des Urtheils nicht; vielmehr bleibt es für ſie bei der, auf die Parteien be- ſchränkten Wirkung. Das Urtheil, welches einen Sclaven für frei, oder einen Freigelaſſenen für einen Freigebornen erklärt, hindert daher eine dritte Perſon nicht, denſelben als dem Sclavenrecht oder dem Patronatsrecht unter- worfen in Anſpruch zu nehmen (p). Aber auch in jenen beiden beſonderen Fällen ſoll die Ausnahme nur unter folgenden Bedingungen eintreten: Es (o) L. 25 de statu hominum (1. 5). „.. res judicata pro ve- ritate accipitur“ ſ. die vorher- gehende Note und oben § 282. d., L. 1. 4 de collus. (40. 16), L. 27 § 1 de lib. causa (40. 12), L. 14 de j. patron. (37. 14). Auch hier hat wieder der Eid dieſe ausge- dehntere Wirkung nicht. Anders bei der Strafklage des Patrons wegen in jus vocatio, weil dieſe über das perſönliche Verhältniß der Parteien nicht hinaus geht. L. 8 § 1 de in jus voc. (2. 4). (p) L. 42 de lib causa (40. 12), L. 1. 5 si ingen. (40. 14). — Da indeſſen auch die ſcheinbare Inge- nuität oder Libertinität, die auf dieſe Weiſe vorübergehend entſte- hen konnte, große Nachtheile mit ſich führte, ſo geſtattete man wohl jedem Dritten, der für ſich Patro- natsrecht in Anſpruch nehmen wollte, an dem Prozeß Theil zu nehmen, in welchem Fall dann das Urtheil auch für dieſen Dritten wirkſam wurde. Das iſt der Sinn der etwas ſchwierigen Worte in L. 63 de re jud. (42. 1). „.. Nam et si libertus meus, me inter- veniente, servus vel libertus alterius judicetur, mihi prae- judicatur.“ Wohl nur durch ſolche Erklärung iſt ein Wider- ſpruch dieſer Worte mit den un- mittelbar folgenden zu beſeitigen, die oben in der Note c. abgedruckt ſind. Darauf deuten auch die Worte quo ignorante in L. 5 si ingen. (40. 14). — Beſondere Schwierig- keit entſtand bei angeblichen Mit- eigenthümern eines Sclaven. Hier ſuchte man zu verſchiedenen Zeiten verſchiedene Aushülfe. L. 9 pr. § 1. 2, L. 30 de lib. causa (40. 12), L. 29 pr. de exc. r. jud. (44. 2).

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 6. Berlin, 1847, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system06_1847/491>, abgerufen am 22.11.2024.