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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 6. Berlin, 1847.

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§. 258. Wesen der L. C. -- I. R. R. (Fortsetzung.)

Für die Klagen in rem läßt sich hierüber eine bestimmte
Behauptung durch ein unmittelbares Zeugniß des Gajus
begründen (g). Dieser sagt, dem Beklagten werde bei
solchen Klagen der Vortheil gewährt, die Sache auch wäh-
rend des Rechtsstreits besitzen zu dürfen (possidere conce-
ditur
). Dafür müsse er von seiner Seite für den Fall,
daß er künftig unterliege, durch eine stipulatio judicatum
solvi
Entschädigung versprechen und zugleich durch Bür-
gen sicher stellen (cum satisdatione cavere), wodurch
dann der Kläger die Befugniß erlange, künftig nach seiner
Wahl sowohl den Beklagten selbst, als dessen Bürgen zu
verklagen (aut tecum agendi, aut cum sponsoribus tuis).
Worauf die stipulatio judicatum solvi dieser Bürgen, und
also ohne allen Zweifel auch völlig gleichlautend die des
Beklagten selbst, als des Hauptschuldners, gerichtet war,
wird uns anderwärts ausführlich gesagt. Sie hatte drei
Clauseln: de re judicata, de re defendenda, de dolo
malo
(h). -- Demnach müssen wir bei den Klagen in rem,
neben der L. C., eine Stipulation annehmen, wodurch die
eigenthümlichen Obligationen begründet wurden, die uns

(g) Gajus IV. 89. Die Stelle
lautet vollständig so: "Igitur si
verbi gratia in rem tecum agam,
satis mihi dare debes. Aequum
enim visum est, te de eo, quod
interea tibi rem, quae an ad
te pertineat dubium est, pos-
sidere conceditur, cum satis-
datione mihi cavere: ut si victus
sis, nec rem ipsam restituas,
nec litis aestimationem sufferas,
sit mihi potestas, aut tecum
agendi, aut cum sponsoribus
tuis."
-- Daß diese Stipulation,
eben so wie bei den persönlichen
Klagen, den Namen judicatum
solvi
führte, sagt ausdrücklich der
§ 91.
(h) L. 6. 17. 19. 21 jud. solvi
(46. 7).
§. 258. Weſen der L. C. — I. R. R. (Fortſetzung.)

Für die Klagen in rem läßt ſich hierüber eine beſtimmte
Behauptung durch ein unmittelbares Zeugniß des Gajus
begründen (g). Dieſer ſagt, dem Beklagten werde bei
ſolchen Klagen der Vortheil gewährt, die Sache auch wäh-
rend des Rechtsſtreits beſitzen zu dürfen (possidere conce-
ditur
). Dafür müſſe er von ſeiner Seite für den Fall,
daß er künftig unterliege, durch eine stipulatio judicatum
solvi
Entſchädigung verſprechen und zugleich durch Bür-
gen ſicher ſtellen (cum satisdatione cavere), wodurch
dann der Kläger die Befugniß erlange, künftig nach ſeiner
Wahl ſowohl den Beklagten ſelbſt, als deſſen Bürgen zu
verklagen (aut tecum agendi, aut cum sponsoribus tuis).
Worauf die stipulatio judicatum solvi dieſer Bürgen, und
alſo ohne allen Zweifel auch völlig gleichlautend die des
Beklagten ſelbſt, als des Hauptſchuldners, gerichtet war,
wird uns anderwärts ausführlich geſagt. Sie hatte drei
Clauſeln: de re judicata, de re defendenda, de dolo
malo
(h). — Demnach müſſen wir bei den Klagen in rem,
neben der L. C., eine Stipulation annehmen, wodurch die
eigenthümlichen Obligationen begründet wurden, die uns

(g) Gajus IV. 89. Die Stelle
lautet vollſtändig ſo: „Igitur si
verbi gratia in rem tecum agam,
satis mihi dare debes. Aequum
enim visum est, te de eo, quod
interea tibi rem, quae an ad
te pertineat dubium est, pos-
sidere conceditur, cum satis-
datione mihi cavere: ut si victus
sis, nec rem ipsam restituas,
nec litis aestimationem sufferas,
sit mihi potestas, aut tecum
agendi, aut cum sponsoribus
tuis.“
— Daß dieſe Stipulation,
eben ſo wie bei den perſönlichen
Klagen, den Namen judicatum
solvi
führte, ſagt ausdrücklich der
§ 91.
(h) L. 6. 17. 19. 21 jud. solvi
(46. 7).
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[27/0045] §. 258. Weſen der L. C. — I. R. R. (Fortſetzung.) Für die Klagen in rem läßt ſich hierüber eine beſtimmte Behauptung durch ein unmittelbares Zeugniß des Gajus begründen (g). Dieſer ſagt, dem Beklagten werde bei ſolchen Klagen der Vortheil gewährt, die Sache auch wäh- rend des Rechtsſtreits beſitzen zu dürfen (possidere conce- ditur). Dafür müſſe er von ſeiner Seite für den Fall, daß er künftig unterliege, durch eine stipulatio judicatum solvi Entſchädigung verſprechen und zugleich durch Bür- gen ſicher ſtellen (cum satisdatione cavere), wodurch dann der Kläger die Befugniß erlange, künftig nach ſeiner Wahl ſowohl den Beklagten ſelbſt, als deſſen Bürgen zu verklagen (aut tecum agendi, aut cum sponsoribus tuis). Worauf die stipulatio judicatum solvi dieſer Bürgen, und alſo ohne allen Zweifel auch völlig gleichlautend die des Beklagten ſelbſt, als des Hauptſchuldners, gerichtet war, wird uns anderwärts ausführlich geſagt. Sie hatte drei Clauſeln: de re judicata, de re defendenda, de dolo malo (h). — Demnach müſſen wir bei den Klagen in rem, neben der L. C., eine Stipulation annehmen, wodurch die eigenthümlichen Obligationen begründet wurden, die uns (g) Gajus IV. 89. Die Stelle lautet vollſtändig ſo: „Igitur si verbi gratia in rem tecum agam, satis mihi dare debes. Aequum enim visum est, te de eo, quod interea tibi rem, quae an ad te pertineat dubium est, pos- sidere conceditur, cum satis- datione mihi cavere: ut si victus sis, nec rem ipsam restituas, nec litis aestimationem sufferas, sit mihi potestas, aut tecum agendi, aut cum sponsoribus tuis.“ — Daß dieſe Stipulation, eben ſo wie bei den perſönlichen Klagen, den Namen judicatum solvi führte, ſagt ausdrücklich der § 91. (h) L. 6. 17. 19. 21 jud. solvi (46. 7).

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 6. Berlin, 1847, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system06_1847/45>, abgerufen am 20.04.2024.