Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.§. 212. Pönalklagen. (Fortsetzung.) auch gegen den Erben nur, insoweit dieser reicher ist durchdie Unredlichkeit des Erblassers (b). Die persönlichen Klagen aus Verträgen sind fast ins- sich im Concurse, indem hier der Kläger nur als Glaubiger behan- delt werden kann, nicht als Sepa- ratist. L. 24 § 2 de rebus auct. jud. (42. 5.). -- Wenn der Be- klagte aus anderen Gründen, z. B. wegen Culpa, zur litis aestimatio verurtheilt wird, so erwirbt er da- durch die Rechte eines Käufers an der vindicirten Sache (L. 21. 46. 47, 63. de R. V. 6. 1.); hier erwirbt er gar keine Rechte (L. 63. 69. 70. eod.), und der Ei- genthümer kann daher noch im- mer gegen den dritten Besitzer kla- gen. L. 95 § 9 de solut. (46. 3.), L. 13 § 14 de her. pet. (5. 3.) (b) L. 52 de R. V. (6. 1.) (c) So wird die Regel und die Ausnahme dargestellt in § 17 J. de act. (4. 6.). Nimmt man nun an, daß hier die Klage unter allen Umständen auf den doppel- ten Werth gehe, so ist es in der That eine ganz isolirte Ausnahme. Allein § 26 J. de act. (4. 6.) be- schränkt die Strafe auf den Fall des Abläugnens (wohin auch deu- tet das perfidiae crimen und das fidem frangere in L. 1 § 4 de- positi 16. 3.); darnach aber fällt diese Ausnahme mit mehreren Fäl- len zusammen, wovon noch weiter unten die Rede seyn wird (Note f). (d) L. 49 de O. et A. (44. 7.)
L. 7 § 1 depos. (16. 3.), L. 157 § 2 de R. J. (50. 17). L. 8 § 1 de fidej. et nomin. (27. 7.). Eben so geht gegen den Sklaven nach der Manumission nicht die a. de- positi ex dolo, obgleich die De- lictsklagen gegen ihn gehen. L. 1 § 18 depos. 16. 3.). -- Ein Zweifel entsteht aus § 1 J. de perpet. (4. 12.) "aliquando ta- men etiam ex contractu actio §. 212. Pönalklagen. (Fortſetzung.) auch gegen den Erben nur, inſoweit dieſer reicher iſt durchdie Unredlichkeit des Erblaſſers (b). Die perſönlichen Klagen aus Verträgen ſind faſt ins- ſich im Concurſe, indem hier der Kläger nur als Glaubiger behan- delt werden kann, nicht als Sepa- ratiſt. L. 24 § 2 de rebus auct. jud. (42. 5.). — Wenn der Be- klagte aus anderen Gründen, z. B. wegen Culpa, zur litis aestimatio verurtheilt wird, ſo erwirbt er da- durch die Rechte eines Käufers an der vindicirten Sache (L. 21. 46. 47, 63. de R. V. 6. 1.); hier erwirbt er gar keine Rechte (L. 63. 69. 70. eod.), und der Ei- genthümer kann daher noch im- mer gegen den dritten Beſitzer kla- gen. L. 95 § 9 de solut. (46. 3.), L. 13 § 14 de her. pet. (5. 3.) (b) L. 52 de R. V. (6. 1.) (c) So wird die Regel und die Ausnahme dargeſtellt in § 17 J. de act. (4. 6.). Nimmt man nun an, daß hier die Klage unter allen Umſtänden auf den doppel- ten Werth gehe, ſo iſt es in der That eine ganz iſolirte Ausnahme. Allein § 26 J. de act. (4. 6.) be- ſchränkt die Strafe auf den Fall des Abläugnens (wohin auch deu- tet das perfidiae crimen und das fidem frangere in L. 1 § 4 de- positi 16. 3.); darnach aber fällt dieſe Ausnahme mit mehreren Fäl- len zuſammen, wovon noch weiter unten die Rede ſeyn wird (Note f). (d) L. 49 de O. et A. (44. 7.)
L. 7 § 1 depos. (16. 3.), L. 157 § 2 de R. J. (50. 17). L. 8 § 1 de fidej. et nomin. (27. 7.). Eben ſo geht gegen den Sklaven nach der Manumiſſion nicht die a. de- positi ex dolo, obgleich die De- lictsklagen gegen ihn gehen. L. 1 § 18 depos. 16. 3.). — Ein Zweifel entſteht aus § 1 J. de perpet. (4. 12.) „aliquando ta- men etiam ex contractu actio <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0069" n="55"/><fw place="top" type="header">§. 212. Pönalklagen. (Fortſetzung.)</fw><lb/> auch gegen den Erben nur, inſoweit dieſer reicher iſt durch<lb/> die Unredlichkeit des Erblaſſers <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 52 <hi rendition="#i">de R. V.</hi></hi> (6. 1.)</note>.</p><lb/> <p>Die perſönlichen Klagen aus Verträgen ſind faſt ins-<lb/> geſammt blos erhaltende Klagen, ohne alle Strafnatur.<lb/> In einem einzigen Fall, bey dem durch ungewöhnliche Un-<lb/> glücksfälle veranlaßten Depoſitum, erſcheint eine ſolche<lb/> Klage als <hi rendition="#aq">mixta,</hi> folglich als zweyſeitige Strafklage <note place="foot" n="(c)">So wird die Regel und<lb/> die Ausnahme dargeſtellt in § 17<lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">J. de act.</hi></hi> (4. 6.). Nimmt man<lb/> nun an, daß hier die Klage unter<lb/> allen Umſtänden auf den doppel-<lb/> ten Werth gehe, ſo iſt es in der<lb/> That eine ganz iſolirte Ausnahme.<lb/> Allein § 26 <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">J. de act.</hi></hi> (4. 6.) be-<lb/> ſchränkt die Strafe auf den Fall<lb/> des Abläugnens (wohin auch deu-<lb/> tet das <hi rendition="#aq">perfidiae crimen</hi> und das<lb/><hi rendition="#aq">fidem frangere</hi> in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 1 § 4 <hi rendition="#i">de-<lb/> positi</hi></hi> 16. 3.); darnach aber fällt<lb/> dieſe Ausnahme mit mehreren Fäl-<lb/> len zuſammen, wovon noch weiter<lb/> unten die Rede ſeyn wird (Note <hi rendition="#aq">f</hi>).</note>.<lb/> — Weit wichtiger aber iſt es, daß die Contractsklagen<lb/> nicht etwa durch den hinzutretenden Dolus die Delictsna-<lb/> tur annehmen, ſondern reine Contractsklagen bleiben, ſo<lb/> daß ſie auch in dieſem Fall ohne Einſchränkung auf die<lb/> Erben des Beklagten übergehen <note xml:id="seg2pn_9_1" next="#seg2pn_9_2" place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 49 <hi rendition="#i">de O. et A.</hi> (44. 7.)<lb/><hi rendition="#i">L.</hi> 7 § 1 <hi rendition="#i">depos.</hi> (16. 3.), <hi rendition="#i">L.</hi> 157<lb/> § 2 <hi rendition="#i">de R. J.</hi> (50. 17). <hi rendition="#i">L.</hi> 8 § 1<lb/><hi rendition="#i">de fidej. et nomin.</hi></hi> (27. 7.). Eben<lb/> ſo geht gegen den Sklaven nach<lb/> der Manumiſſion nicht die <hi rendition="#aq">a. de-<lb/> positi ex dolo,</hi> obgleich die De-<lb/> lictsklagen gegen ihn gehen. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi><lb/> 1 § 18 <hi rendition="#i">depos.</hi></hi> 16. 3.). — Ein<lb/> Zweifel entſteht aus § 1 <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">J. de<lb/> perpet.</hi> (4. 12.) „aliquando ta-<lb/> men etiam ex contractu actio</hi></note>.</p><lb/> <p> <note xml:id="seg2pn_8_2" prev="#seg2pn_8_1" place="foot" n="(a)">ſich im Concurſe, indem hier der<lb/> Kläger nur als Glaubiger behan-<lb/> delt werden kann, nicht als Sepa-<lb/> ratiſt. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 24 § 2 <hi rendition="#i">de rebus auct.<lb/> jud.</hi></hi> (42. 5.). — Wenn der Be-<lb/> klagte aus anderen Gründen, z. B.<lb/> wegen Culpa, zur <hi rendition="#aq">litis aestimatio</hi><lb/> verurtheilt wird, ſo erwirbt er da-<lb/> durch die Rechte eines Käufers<lb/> an der vindicirten Sache (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 21.<lb/> 46. 47, 63. <hi rendition="#i">de R. V.</hi></hi> 6. 1.); hier<lb/> erwirbt er gar keine Rechte (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi><lb/> 63. 69. 70. <hi rendition="#i">eod.</hi></hi>), und der Ei-<lb/> genthümer kann daher noch im-<lb/> mer gegen den dritten Beſitzer kla-<lb/> gen. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 95 § 9 <hi rendition="#i">de solut.</hi> (46.<lb/> 3.), <hi rendition="#i">L.</hi> 13 § 14 <hi rendition="#i">de her. pet.</hi></hi> (5. 3.)</note> </p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [55/0069]
§. 212. Pönalklagen. (Fortſetzung.)
auch gegen den Erben nur, inſoweit dieſer reicher iſt durch
die Unredlichkeit des Erblaſſers (b).
Die perſönlichen Klagen aus Verträgen ſind faſt ins-
geſammt blos erhaltende Klagen, ohne alle Strafnatur.
In einem einzigen Fall, bey dem durch ungewöhnliche Un-
glücksfälle veranlaßten Depoſitum, erſcheint eine ſolche
Klage als mixta, folglich als zweyſeitige Strafklage (c).
— Weit wichtiger aber iſt es, daß die Contractsklagen
nicht etwa durch den hinzutretenden Dolus die Delictsna-
tur annehmen, ſondern reine Contractsklagen bleiben, ſo
daß ſie auch in dieſem Fall ohne Einſchränkung auf die
Erben des Beklagten übergehen (d).
(a)
(b) L. 52 de R. V. (6. 1.)
(c) So wird die Regel und
die Ausnahme dargeſtellt in § 17
J. de act. (4. 6.). Nimmt man
nun an, daß hier die Klage unter
allen Umſtänden auf den doppel-
ten Werth gehe, ſo iſt es in der
That eine ganz iſolirte Ausnahme.
Allein § 26 J. de act. (4. 6.) be-
ſchränkt die Strafe auf den Fall
des Abläugnens (wohin auch deu-
tet das perfidiae crimen und das
fidem frangere in L. 1 § 4 de-
positi 16. 3.); darnach aber fällt
dieſe Ausnahme mit mehreren Fäl-
len zuſammen, wovon noch weiter
unten die Rede ſeyn wird (Note f).
(d) L. 49 de O. et A. (44. 7.)
L. 7 § 1 depos. (16. 3.), L. 157
§ 2 de R. J. (50. 17). L. 8 § 1
de fidej. et nomin. (27. 7.). Eben
ſo geht gegen den Sklaven nach
der Manumiſſion nicht die a. de-
positi ex dolo, obgleich die De-
lictsklagen gegen ihn gehen. L.
1 § 18 depos. 16. 3.). — Ein
Zweifel entſteht aus § 1 J. de
perpet. (4. 12.) „aliquando ta-
men etiam ex contractu actio
(a) ſich im Concurſe, indem hier der
Kläger nur als Glaubiger behan-
delt werden kann, nicht als Sepa-
ratiſt. L. 24 § 2 de rebus auct.
jud. (42. 5.). — Wenn der Be-
klagte aus anderen Gründen, z. B.
wegen Culpa, zur litis aestimatio
verurtheilt wird, ſo erwirbt er da-
durch die Rechte eines Käufers
an der vindicirten Sache (L. 21.
46. 47, 63. de R. V. 6. 1.); hier
erwirbt er gar keine Rechte (L.
63. 69. 70. eod.), und der Ei-
genthümer kann daher noch im-
mer gegen den dritten Beſitzer kla-
gen. L. 95 § 9 de solut. (46.
3.), L. 13 § 14 de her. pet. (5. 3.)
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