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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

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Beylage XIV.
Dieses wird nun in der That von folgenden zwey Stellen
behauptet:

a) L. 19 § 2 de praescriptis verbis (19. 5.)
Cum quid precario rogatum est, non solum inter-
dicto uti possumus, sed et incerti condictione, id est
praescriptis verbis.

Es ist jedoch schon oben bemerkt worden, daß die
Vulgata anstatt condictione liest actione; da nun incerti
actio
eine ganz regelmäßige Bezeichnung der a. praescriptis
verbis
ist, diese letzte Leseart aber handschriftliche Beglau-
bigung hat, so ist es unbedenklich, dieselbe vorzuziehen,
wodurch die aus dieser Stelle hergeleitete Einwendung
verschwindet (§ 217. o.).

b) L. 3 § 4 de cond. causa data (12. 4.). Unmittelbar
vorher war gesagt, wenn Jemand einem Andern Geld
gebe, damit Dieser binnen einer bestimmten Zeit einen
Sklaven frey lasse, der Sklave aber vor Ablauf der Zeit
sterbe, so daß den Empfänger noch kein Vorwurf treffe,
so gelte die regelmäßige Rückforderung des Gegebenen
nicht (g). Hieran schließt sich nun die angeführte Stelle:
Quinimo et si nihil tibi dedi ut manumitteres, pla-

(g) L. 3 § 3 de cond. causa
data
(12. 4.) "... Proculus ait,
si post id temporis decesserit,
quo manumitti potuit, repeti-
tionem esse: si minus, cessare."

Bey den letzten Worten muß nun
aus dem Vorhergehenden (§ 2 und
§ 3) ergänzend hinzu gedacht wer-
den: nisi poeniteat, welches Ul-
pian nur nicht jedesmal wieder-
holen wollte. Dieses poenitere
aber hat wieder eigenthümliche Be-
schränkungen, wodurch es im letzten
Erfolg oft ganz wirkungslos wer-
den kann. L. 5 pr. § 2. 3. 4. eod

Beylage XIV.
Dieſes wird nun in der That von folgenden zwey Stellen
behauptet:

a) L. 19 § 2 de praescriptis verbis (19. 5.)
Cum quid precario rogatum est, non solum inter-
dicto uti possumus, sed et incerti condictione, id est
praescriptis verbis.

Es iſt jedoch ſchon oben bemerkt worden, daß die
Vulgata anſtatt condictione lieſt actione; da nun incerti
actio
eine ganz regelmäßige Bezeichnung der a. praescriptis
verbis
iſt, dieſe letzte Leſeart aber handſchriftliche Beglau-
bigung hat, ſo iſt es unbedenklich, dieſelbe vorzuziehen,
wodurch die aus dieſer Stelle hergeleitete Einwendung
verſchwindet (§ 217. o.).

b) L. 3 § 4 de cond. causa data (12. 4.). Unmittelbar
vorher war geſagt, wenn Jemand einem Andern Geld
gebe, damit Dieſer binnen einer beſtimmten Zeit einen
Sklaven frey laſſe, der Sklave aber vor Ablauf der Zeit
ſterbe, ſo daß den Empfänger noch kein Vorwurf treffe,
ſo gelte die regelmäßige Rückforderung des Gegebenen
nicht (g). Hieran ſchließt ſich nun die angeführte Stelle:
Quinimo et si nihil tibi dedi ut manumitteres, pla-

(g) L. 3 § 3 de cond. causa
data
(12. 4.) „… Proculus ait,
si post id temporis decesserit,
quo manumitti potuit, repeti-
tionem esse: si minus, cessare.

Bey den letzten Worten muß nun
aus dem Vorhergehenden (§ 2 und
§ 3) ergänzend hinzu gedacht wer-
den: nisi poeniteat, welches Ul-
pian nur nicht jedesmal wieder-
holen wollte. Dieſes poenitere
aber hat wieder eigenthümliche Be-
ſchränkungen, wodurch es im letzten
Erfolg oft ganz wirkungslos wer-
den kann. L. 5 pr. § 2. 3. 4. eod
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[594/0608] Beylage XIV. Dieſes wird nun in der That von folgenden zwey Stellen behauptet: a) L. 19 § 2 de praescriptis verbis (19. 5.) Cum quid precario rogatum est, non solum inter- dicto uti possumus, sed et incerti condictione, id est praescriptis verbis. Es iſt jedoch ſchon oben bemerkt worden, daß die Vulgata anſtatt condictione lieſt actione; da nun incerti actio eine ganz regelmäßige Bezeichnung der a. praescriptis verbis iſt, dieſe letzte Leſeart aber handſchriftliche Beglau- bigung hat, ſo iſt es unbedenklich, dieſelbe vorzuziehen, wodurch die aus dieſer Stelle hergeleitete Einwendung verſchwindet (§ 217. o.). b) L. 3 § 4 de cond. causa data (12. 4.). Unmittelbar vorher war geſagt, wenn Jemand einem Andern Geld gebe, damit Dieſer binnen einer beſtimmten Zeit einen Sklaven frey laſſe, der Sklave aber vor Ablauf der Zeit ſterbe, ſo daß den Empfänger noch kein Vorwurf treffe, ſo gelte die regelmäßige Rückforderung des Gegebenen nicht (g). Hieran ſchließt ſich nun die angeführte Stelle: Quinimo et si nihil tibi dedi ut manumitteres, pla- (g) L. 3 § 3 de cond. causa data (12. 4.) „… Proculus ait, si post id temporis decesserit, quo manumitti potuit, repeti- tionem esse: si minus, cessare.” Bey den letzten Worten muß nun aus dem Vorhergehenden (§ 2 und § 3) ergänzend hinzu gedacht wer- den: nisi poeniteat, welches Ul- pian nur nicht jedesmal wieder- holen wollte. Dieſes poenitere aber hat wieder eigenthümliche Be- ſchränkungen, wodurch es im letzten Erfolg oft ganz wirkungslos wer- den kann. L. 5 pr. § 2. 3. 4. eod

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/608>, abgerufen am 17.05.2024.