Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.Die Condictionen. XX. esto (also nicht damnum decidere) (k). Allein wenn manaus den erhaltenen Worten des Gesetzes die Formel construiren wollte, so würde Dieses die Condemnatio seyn müssen, und die Intentio müßte so lauten: Si paret, ho- minem Agerii a Negidio occisum esse, welche factische Fassung für eine alte Civilklage doch unmöglich anzuneh- men ist. Ich denke mir die ganze Formel der Aquilischen Klage etwa so: 1) (Demonstratio:) Quod Negidius ho- minem Agerii injuria occidit. 2) (Intentio:) Si paret, Negidium ob eam rem Agerio damnum decidere oportere. 3) (Condemnatio:) Iudex quanti is homo in eo anno plurimi fuit tantum aes Agerio condemna, si non paret absolve (l). Von den Formeln der übrigen Delictsklagen aus dem (k) L. 2 pr. L. 27 § 5 ad L. Aquil. (9. 2.). (l) Eine Bestätigung dieser Be- hauptung über die Formel der Aquilischen Klage, liegt noch in Dem, was aus Gajus IV. § 5 gefolgert werden muß, s. u. Num. XXV. XXVI.). (m) Ich finde diesen Ausdruck
nur noch in Anwendung auf einen Fall, der kein eigentliches Delict, aber doch ein verwandtes Rechts- verhältniß betrifft, nämlich bey der m. f. possessio, gegenüber der rei vindicatio, worauf die 12 Tafeln den doppelten Ersatz der Früchte als Strafe gesetzt hatten. Fes- tus v. Vindiciae: "Si vindi- ciam falsum tulit, ... fructus duplione damnum decidito." Die Condictionen. XX. esto (alſo nicht damnum decidere) (k). Allein wenn manaus den erhaltenen Worten des Geſetzes die Formel conſtruiren wollte, ſo würde Dieſes die Condemnatio ſeyn müſſen, und die Intentio müßte ſo lauten: Si paret, ho- minem Agerii a Negidio occisum esse, welche factiſche Faſſung für eine alte Civilklage doch unmöglich anzuneh- men iſt. Ich denke mir die ganze Formel der Aquiliſchen Klage etwa ſo: 1) (Demonstratio:) Quod Negidius ho- minem Agerii injuria occidit. 2) (Intentio:) Si paret, Negidium ob eam rem Agerio damnum decidere oportere. 3) (Condemnatio:) Iudex quanti is homo in eo anno plurimi fuit tantum aes Agerio condemna, si non paret absolve (l). Von den Formeln der übrigen Delictsklagen aus dem (k) L. 2 pr. L. 27 § 5 ad L. Aquil. (9. 2.). (l) Eine Beſtätigung dieſer Be- hauptung über die Formel der Aquiliſchen Klage, liegt noch in Dem, was aus Gajus IV. § 5 gefolgert werden muß, ſ. u. Num. XXV. XXVI.). (m) Ich finde dieſen Ausdruck
nur noch in Anwendung auf einen Fall, der kein eigentliches Delict, aber doch ein verwandtes Rechts- verhältniß betrifft, nämlich bey der m. f. possessio, gegenüber der rei vindicatio, worauf die 12 Tafeln den doppelten Erſatz der Früchte als Strafe geſetzt hatten. Fes- tus v. Vindiciae: „Si vindi- ciam falsum tulit, … fructus duplione damnum decidito.” <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0585" n="571"/><fw place="top" type="header">Die Condictionen. <hi rendition="#aq">XX.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">esto</hi> (alſo nicht <hi rendition="#aq">damnum decidere</hi>) <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 2 <hi rendition="#i">pr. L.</hi> 27 § 5 <hi rendition="#i">ad L.<lb/> Aquil.</hi></hi> (9. 2.).</note>. Allein wenn man<lb/> aus den erhaltenen Worten des Geſetzes die Formel<lb/> conſtruiren wollte, ſo würde Dieſes die <hi rendition="#aq">Condemnatio</hi> ſeyn<lb/> müſſen, und die <hi rendition="#aq">Intentio</hi> müßte ſo lauten: <hi rendition="#aq">Si paret, ho-<lb/> minem Agerii a Negidio occisum esse,</hi> welche factiſche<lb/> Faſſung für eine alte Civilklage doch unmöglich anzuneh-<lb/> men iſt. Ich denke mir die ganze Formel der Aquiliſchen<lb/> Klage etwa ſo: 1) <hi rendition="#aq">(Demonstratio:) Quod Negidius ho-<lb/> minem Agerii injuria occidit. 2) (Intentio:) Si paret,<lb/> Negidium ob eam rem Agerio damnum decidere oportere.<lb/> 3) (Condemnatio:) Iudex quanti is homo in eo anno<lb/> plurimi fuit tantum aes Agerio condemna, si non paret<lb/> absolve</hi> <note place="foot" n="(l)">Eine Beſtätigung dieſer Be-<lb/> hauptung über die Formel der<lb/> Aquiliſchen Klage, liegt noch in<lb/> Dem, was aus <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Gajus</hi> IV.</hi> § 5<lb/> gefolgert werden muß, ſ. u. Num.<lb/><hi rendition="#aq">XXV. XXVI.</hi>).</note>.</p><lb/> <p>Von den Formeln der übrigen Delictsklagen aus dem<lb/> alten Civilrecht haben wir keine Spur; nach der Analo-<lb/> gie der beiden angeführten, die unter allen die häufigſten<lb/> und wichtigſten waren, können wir mit Wahrſcheinlichkeit<lb/> annehmen, daß auch ihre <hi rendition="#aq">Intentio</hi> auf <hi rendition="#aq">damnum decidere<lb/> oportere</hi> gieng <note place="foot" n="(m)">Ich finde dieſen Ausdruck<lb/> nur noch in Anwendung auf einen<lb/> Fall, der kein eigentliches Delict,<lb/> aber doch ein verwandtes Rechts-<lb/> verhältniß betrifft, nämlich bey der<lb/><hi rendition="#aq">m. f. possessio,</hi> gegenüber der <hi rendition="#aq">rei<lb/> vindicatio,</hi> worauf die 12 Tafeln<lb/> den doppelten Erſatz der Früchte<lb/> als Strafe geſetzt hatten. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Fes-<lb/> tus</hi> v. <hi rendition="#i">Vindiciae:</hi> „Si vindi-<lb/> ciam falsum tulit, … fructus<lb/> duplione <hi rendition="#i">damnum decidito.</hi>”</hi></note>, woraus dann der Vortheil entſtand,<lb/> daß jede civile Delictsklage ſchon auf den erſten Blick von<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [571/0585]
Die Condictionen. XX.
esto (alſo nicht damnum decidere) (k). Allein wenn man
aus den erhaltenen Worten des Geſetzes die Formel
conſtruiren wollte, ſo würde Dieſes die Condemnatio ſeyn
müſſen, und die Intentio müßte ſo lauten: Si paret, ho-
minem Agerii a Negidio occisum esse, welche factiſche
Faſſung für eine alte Civilklage doch unmöglich anzuneh-
men iſt. Ich denke mir die ganze Formel der Aquiliſchen
Klage etwa ſo: 1) (Demonstratio:) Quod Negidius ho-
minem Agerii injuria occidit. 2) (Intentio:) Si paret,
Negidium ob eam rem Agerio damnum decidere oportere.
3) (Condemnatio:) Iudex quanti is homo in eo anno
plurimi fuit tantum aes Agerio condemna, si non paret
absolve (l).
Von den Formeln der übrigen Delictsklagen aus dem
alten Civilrecht haben wir keine Spur; nach der Analo-
gie der beiden angeführten, die unter allen die häufigſten
und wichtigſten waren, können wir mit Wahrſcheinlichkeit
annehmen, daß auch ihre Intentio auf damnum decidere
oportere gieng (m), woraus dann der Vortheil entſtand,
daß jede civile Delictsklage ſchon auf den erſten Blick von
(k) L. 2 pr. L. 27 § 5 ad L.
Aquil. (9. 2.).
(l) Eine Beſtätigung dieſer Be-
hauptung über die Formel der
Aquiliſchen Klage, liegt noch in
Dem, was aus Gajus IV. § 5
gefolgert werden muß, ſ. u. Num.
XXV. XXVI.).
(m) Ich finde dieſen Ausdruck
nur noch in Anwendung auf einen
Fall, der kein eigentliches Delict,
aber doch ein verwandtes Rechts-
verhältniß betrifft, nämlich bey der
m. f. possessio, gegenüber der rei
vindicatio, worauf die 12 Tafeln
den doppelten Erſatz der Früchte
als Strafe geſetzt hatten. Fes-
tus v. Vindiciae: „Si vindi-
ciam falsum tulit, … fructus
duplione damnum decidito.”
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