Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.Beylage XIII. von einem judex beurtheilt. Der judex aber war selbst durchden Buchstaben der ihm vorgelegten Stipulation angewie- sen, genau so zu urtheilen, wie er als arbiter in einer b. f. actio hätte urtheilen müssen; Dieses galt nicht nur in Ansehung der Zinsen und Früchte, sondern auch eben so in Ansehung der in der formula nicht ausgedrückten Ex- ceptionen (d). Hieraus erklären sich zwey aus sehr verschiedenen Zei- (d) Cujacius in L. 53 de V.
O., opp. T. 1 p. 1198. Zim- mern Rechtsgeschichte B. 3 S. 184. 275. Huschke de actionum for- mulis p. 31. Dieser Letzte nimmt es nur darin zu subtil, daß er be- hauptet, das Object sey nun nach b. f. beurtheilt worden, die Obli- gation selbst nicht; zu dem Object rechnet er Mora, Culpa, Zinsen, zu der Obligation die nicht aus- gedrückten Exceptionen. Allein es wird ausdrücklich gesagt, daß die doli clausula auch wirke gegen den stipulator qui dolo fecit. (Vgl. die zwey letzten Stellen in Note c). Dieses ist nun aber ge- rade die der bona fides eigen- thümliche Gegenseitigkeit, wodurch eben die Beachtung der in der formula nicht ausgedrückten Ex- ceptionen zulässig und nöthig wird. Beylage XIII. von einem judex beurtheilt. Der judex aber war ſelbſt durchden Buchſtaben der ihm vorgelegten Stipulation angewie- ſen, genau ſo zu urtheilen, wie er als arbiter in einer b. f. actio hätte urtheilen müſſen; Dieſes galt nicht nur in Anſehung der Zinſen und Früchte, ſondern auch eben ſo in Anſehung der in der formula nicht ausgedrückten Ex- ceptionen (d). Hieraus erklären ſich zwey aus ſehr verſchiedenen Zei- (d) Cujacius in L. 53 de V.
O., opp. T. 1 p. 1198. Zim- mern Rechtsgeſchichte B. 3 S. 184. 275. Huschke de actionum for- mulis p. 31. Dieſer Letzte nimmt es nur darin zu ſubtil, daß er be- hauptet, das Object ſey nun nach b. f. beurtheilt worden, die Obli- gation ſelbſt nicht; zu dem Object rechnet er Mora, Culpa, Zinſen, zu der Obligation die nicht aus- gedrückten Exceptionen. Allein es wird ausdrücklich geſagt, daß die doli clausula auch wirke gegen den stipulator qui dolo fecit. (Vgl. die zwey letzten Stellen in Note c). Dieſes iſt nun aber ge- rade die der bona fides eigen- thümliche Gegenſeitigkeit, wodurch eben die Beachtung der in der formula nicht ausgedrückten Ex- ceptionen zuläſſig und nöthig wird. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0510" n="496"/><fw place="top" type="header">Beylage <hi rendition="#aq">XIII.</hi></fw><lb/> von einem <hi rendition="#aq">judex</hi> beurtheilt. Der <hi rendition="#aq">judex</hi> aber war ſelbſt durch<lb/> den Buchſtaben der ihm vorgelegten Stipulation angewie-<lb/> ſen, genau ſo zu urtheilen, wie er als <hi rendition="#aq">arbiter</hi> in einer<lb/><hi rendition="#aq">b. f. actio</hi> hätte urtheilen müſſen; Dieſes galt nicht nur<lb/> in Anſehung der Zinſen und Früchte, ſondern auch eben<lb/> ſo in Anſehung der in der <hi rendition="#aq">formula</hi> nicht ausgedrückten Ex-<lb/> ceptionen <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">Cujacius</hi></hi> in <hi rendition="#aq">L. 53 de V.<lb/> O., opp. T. 1 p.</hi> 1198. <hi rendition="#g">Zim-<lb/> mern</hi> Rechtsgeſchichte B. 3 S. 184.<lb/> 275. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Huschke</hi> de actionum for-<lb/> mulis p.</hi> 31. Dieſer Letzte nimmt<lb/> es nur darin zu ſubtil, daß er be-<lb/> hauptet, das Object ſey nun nach<lb/><hi rendition="#aq">b. f.</hi> beurtheilt worden, die Obli-<lb/> gation ſelbſt nicht; zu dem Object<lb/> rechnet er Mora, Culpa, Zinſen,<lb/> zu der Obligation die nicht aus-<lb/> gedrückten Exceptionen. Allein es<lb/> wird ausdrücklich geſagt, daß die<lb/><hi rendition="#aq">doli clausula</hi> auch wirke gegen<lb/> den <hi rendition="#aq">stipulator qui dolo fecit.</hi><lb/> (Vgl. die zwey letzten Stellen in<lb/> Note <hi rendition="#aq">c</hi>). Dieſes iſt nun aber ge-<lb/> rade die der <hi rendition="#aq">bona fides</hi> eigen-<lb/> thümliche Gegenſeitigkeit, wodurch<lb/> eben die Beachtung der in der<lb/><hi rendition="#aq">formula</hi> nicht ausgedrückten Ex-<lb/> ceptionen zuläſſig und nöthig wird.</note>.</p><lb/> <p>Hieraus erklären ſich zwey aus ſehr verſchiedenen Zei-<lb/> ten herrührende Geſetze, worin Klagen aus fingirten Sti-<lb/> pulationen vorgeſchrieben werden, jedoch mit Berückſichti-<lb/> gung der <hi rendition="#aq">bona fides,</hi> welches bey neueren Schriftſtellern<lb/> unnöthigen Anſtoß erregt hat. Das erſte iſt die <hi rendition="#aq">Lex Gal-<lb/> liae cisalpinae,</hi> welche, im Fall der verweigerten <hi rendition="#aq">damni<lb/> infecti repromissio</hi> oder <hi rendition="#aq">satisdatio,</hi> Klagen aus einer fin-<lb/> girten Stipulation in folgenden Worten vorſchreibt:<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">C. 20 vers. 26. 27 „quicquid eum Q. Licinium ex<lb/> ea stipulatione Sejo dare facere oporteret <hi rendition="#i">ex fide<lb/> bona</hi>”</hi></hi><lb/> und eben ſo wiederholt (für die Satisdation) in den Zei-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [496/0510]
Beylage XIII.
von einem judex beurtheilt. Der judex aber war ſelbſt durch
den Buchſtaben der ihm vorgelegten Stipulation angewie-
ſen, genau ſo zu urtheilen, wie er als arbiter in einer
b. f. actio hätte urtheilen müſſen; Dieſes galt nicht nur
in Anſehung der Zinſen und Früchte, ſondern auch eben
ſo in Anſehung der in der formula nicht ausgedrückten Ex-
ceptionen (d).
Hieraus erklären ſich zwey aus ſehr verſchiedenen Zei-
ten herrührende Geſetze, worin Klagen aus fingirten Sti-
pulationen vorgeſchrieben werden, jedoch mit Berückſichti-
gung der bona fides, welches bey neueren Schriftſtellern
unnöthigen Anſtoß erregt hat. Das erſte iſt die Lex Gal-
liae cisalpinae, welche, im Fall der verweigerten damni
infecti repromissio oder satisdatio, Klagen aus einer fin-
girten Stipulation in folgenden Worten vorſchreibt:
C. 20 vers. 26. 27 „quicquid eum Q. Licinium ex
ea stipulatione Sejo dare facere oporteret ex fide
bona”
und eben ſo wiederholt (für die Satisdation) in den Zei-
(d) Cujacius in L. 53 de V.
O., opp. T. 1 p. 1198. Zim-
mern Rechtsgeſchichte B. 3 S. 184.
275. Huschke de actionum for-
mulis p. 31. Dieſer Letzte nimmt
es nur darin zu ſubtil, daß er be-
hauptet, das Object ſey nun nach
b. f. beurtheilt worden, die Obli-
gation ſelbſt nicht; zu dem Object
rechnet er Mora, Culpa, Zinſen,
zu der Obligation die nicht aus-
gedrückten Exceptionen. Allein es
wird ausdrücklich geſagt, daß die
doli clausula auch wirke gegen
den stipulator qui dolo fecit.
(Vgl. die zwey letzten Stellen in
Note c). Dieſes iſt nun aber ge-
rade die der bona fides eigen-
thümliche Gegenſeitigkeit, wodurch
eben die Beachtung der in der
formula nicht ausgedrückten Ex-
ceptionen zuläſſig und nöthig wird.
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