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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

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Stricti juris, bonae fidei actiones. XI.
juris und bonae fidei actiones nach außen hin, im Ver-
hältniß zu den ihnen fremden Klagen, begränzt worden
(Num. VI--X.), so bleibt jetzt noch übrig unter ihnen
selbst die rechte Gränze zu ziehen, also zu bestimmen,
welche einzelne Klagen unter die eine, welche unter die
andere dieser beiden Klassen gehörten.

Für die stricti juris actiones oder condictiones kann
diese Bestimmung hier nur vorläufig, und in einer allge-
meinen Übersicht, versucht werden, die genauere Unter-
suchung selbst muß der besonderen Abhandlung über die
Condictionen (Beylage XIV.) vorbehalten bleiben.

Die Fälle, in welchen dieselben zur Anwendung kamen,
lassen sich auf Drey Klassen zurück führen: Datum, ex-
pensum latum, stipulatum
(a).

Unter das Datum gehört zuerst das Darlehen; dann aber
auch viele andere Thatsachen, welche einer andern Person
Stücke unsres Vermögens irrigerweise, ohne wahren Rechts-
grund, zuführen. Hieraus entspringen die condictio inde-

(a) Cicero pro Roscio Com.
C. 5. "Pecunia petita est cer-
ta ... Haec pecunia necesse
est, aut data, aut expensa
lata, aut stipulata sit."
Vor-
her (C. 4) wird gesagt: "Adnume-
rasse sese negat: expensum
tulisse non dicit, cum tabulas
non recitat: reliquum est, ut
stipulatum se esse dicat. Prae-
terea enim, quemadmodum
certam pecuniam petere pos-
sit, non reperio." -- L. 9 § 3
de R. C. (12. 1.). ".. ex om-
nibus contractibus haec certi
condictio competit, sive re fue-
rit contractus factus, sive ver-
bis,
sive conjunctim" ..
Es ist
ausgelassen sive litteris, weil
diese Form des Vertrags zu Ju-
stinians Zeit verschwunden war.
-- Allerdings sprechen beide ange-
führte Stellen nur von der certi
condictio,
die auf eine bestimmte
Summe in baarem Geld gieng;
allein die ausschließende Beschaf-
fenheit der drey Entstehungsgründe
war allen str. j. actiones gemein.
V. 31

Stricti juris, bonae fidei actiones. XI.
juris und bonae fidei actiones nach außen hin, im Ver-
hältniß zu den ihnen fremden Klagen, begränzt worden
(Num. VI—X.), ſo bleibt jetzt noch übrig unter ihnen
ſelbſt die rechte Gränze zu ziehen, alſo zu beſtimmen,
welche einzelne Klagen unter die eine, welche unter die
andere dieſer beiden Klaſſen gehörten.

Für die stricti juris actiones oder condictiones kann
dieſe Beſtimmung hier nur vorläufig, und in einer allge-
meinen Überſicht, verſucht werden, die genauere Unter-
ſuchung ſelbſt muß der beſonderen Abhandlung über die
Condictionen (Beylage XIV.) vorbehalten bleiben.

Die Fälle, in welchen dieſelben zur Anwendung kamen,
laſſen ſich auf Drey Klaſſen zurück führen: Datum, ex-
pensum latum, stipulatum
(a).

Unter das Datum gehört zuerſt das Darlehen; dann aber
auch viele andere Thatſachen, welche einer andern Perſon
Stücke unſres Vermögens irrigerweiſe, ohne wahren Rechts-
grund, zuführen. Hieraus entſpringen die condictio inde-

(a) Cicero pro Roscio Com.
C. 5. „Pecunia petita est cer-
ta … Haec pecunia necesse
est, aut data, aut expensa
lata, aut stipulata sit.”
Vor-
her (C. 4) wird geſagt: „Adnume-
rasse sese negat: expensum
tulisse non dicit, cum tabulas
non recitat: reliquum est, ut
stipulatum se esse dicat. Prae-
terea enim, quemadmodum
certam pecuniam petere pos-
sit, non reperio.” — L. 9 § 3
de R. C. (12. 1.). „.. ex om-
nibus contractibus haec certi
condictio competit, sive re fue-
rit contractus factus, sive ver-
bis,
sive conjunctim” ..
Es iſt
ausgelaſſen sive litteris, weil
dieſe Form des Vertrags zu Ju-
ſtinians Zeit verſchwunden war.
— Allerdings ſprechen beide ange-
führte Stellen nur von der certi
condictio,
die auf eine beſtimmte
Summe in baarem Geld gieng;
allein die ausſchließende Beſchaf-
fenheit der drey Entſtehungsgründe
war allen str. j. actiones gemein.
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[481/0495] Stricti juris, bonae fidei actiones. XI. juris und bonae fidei actiones nach außen hin, im Ver- hältniß zu den ihnen fremden Klagen, begränzt worden (Num. VI—X.), ſo bleibt jetzt noch übrig unter ihnen ſelbſt die rechte Gränze zu ziehen, alſo zu beſtimmen, welche einzelne Klagen unter die eine, welche unter die andere dieſer beiden Klaſſen gehörten. Für die stricti juris actiones oder condictiones kann dieſe Beſtimmung hier nur vorläufig, und in einer allge- meinen Überſicht, verſucht werden, die genauere Unter- ſuchung ſelbſt muß der beſonderen Abhandlung über die Condictionen (Beylage XIV.) vorbehalten bleiben. Die Fälle, in welchen dieſelben zur Anwendung kamen, laſſen ſich auf Drey Klaſſen zurück führen: Datum, ex- pensum latum, stipulatum (a). Unter das Datum gehört zuerſt das Darlehen; dann aber auch viele andere Thatſachen, welche einer andern Perſon Stücke unſres Vermögens irrigerweiſe, ohne wahren Rechts- grund, zuführen. Hieraus entſpringen die condictio inde- (a) Cicero pro Roscio Com. C. 5. „Pecunia petita est cer- ta … Haec pecunia necesse est, aut data, aut expensa lata, aut stipulata sit.” Vor- her (C. 4) wird geſagt: „Adnume- rasse sese negat: expensum tulisse non dicit, cum tabulas non recitat: reliquum est, ut stipulatum se esse dicat. Prae- terea enim, quemadmodum certam pecuniam petere pos- sit, non reperio.” — L. 9 § 3 de R. C. (12. 1.). „.. ex om- nibus contractibus haec certi condictio competit, sive re fue- rit contractus factus, sive ver- bis, sive conjunctim” .. Es iſt ausgelaſſen sive litteris, weil dieſe Form des Vertrags zu Ju- ſtinians Zeit verſchwunden war. — Allerdings ſprechen beide ange- führte Stellen nur von der certi condictio, die auf eine beſtimmte Summe in baarem Geld gieng; allein die ausſchließende Beſchaf- fenheit der drey Entſtehungsgründe war allen str. j. actiones gemein. V. 31

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/495>, abgerufen am 23.11.2024.