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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

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Quanti res est. VI.
vis non alias nisi nostra intersit competat(a): tamen
ad aestimationem corporis, si nihil amplius intersit,
utilitas mea referenda est.

Auf den ersten Blick scheinen ganz entscheidend die
Worte: si nihil amplius intersit. Der Inhalt
scheint nämlich folgender: das Simplum besteht
jederzeit wenigstens in dem Sachwerth, vielleicht
aber in einer höheren Summe, wenn noch ein hö-
heres Interesse neben dem Sachwerth nachgewiesen
werden kann (si nihil amplius intersit). -- Allein
nach dem ganzen Zusammenhang geht das amplius
nicht auf die Erweiterung des Gegenstandes,
sondern auf dessen zeitliche Fortdauer (b), so daß
der Sinn vielmehr folgender ist: Wenn das zur
Zeit des Diebstahls vorhandene Interesse hinterher
völlig verschwunden ist, so bleibt Nichts übrig, als
den reinen Sachwerth als Simplum anzunehmen,
weil ein anderes Interesse nicht mehr ermittelt wer-
den kann. -- Dieses wird nun erläutert und bestä-
tigt durch die folgenden Worte:
Idque et in statuliberis, et in legato sub condicione

(a) Das heißt: wenn der be-
stohlene Eigenthümer bey dem
Diebstahl, schon zur Zeit desselben,
kein Interesse hat, z. B. weil er
die Sache vermiethet hatte, so daß
ihm der Miether, dessen Nachläs-
sigkeit allein den Diebstahl mög-
lich machen konnte, für den Verlust
einstehen muß, so hat der Eigen-
thümer die Klage nicht. § 13. 15.
J. de obl. quae ex del. (4. 1.).
(b) Vgl. Schulting notae in
Dig., L. 50 pr. de furtis
(47. 2.).
V. 29
Quanti res est. VI.
vis non alias nisi nostra intersit competat(a): tamen
ad aestimationem corporis, si nihil amplius intersit,
utilitas mea referenda est.

Auf den erſten Blick ſcheinen ganz entſcheidend die
Worte: si nihil amplius intersit. Der Inhalt
ſcheint nämlich folgender: das Simplum beſteht
jederzeit wenigſtens in dem Sachwerth, vielleicht
aber in einer höheren Summe, wenn noch ein hö-
heres Intereſſe neben dem Sachwerth nachgewieſen
werden kann (si nihil amplius intersit). — Allein
nach dem ganzen Zuſammenhang geht das amplius
nicht auf die Erweiterung des Gegenſtandes,
ſondern auf deſſen zeitliche Fortdauer (b), ſo daß
der Sinn vielmehr folgender iſt: Wenn das zur
Zeit des Diebſtahls vorhandene Intereſſe hinterher
völlig verſchwunden iſt, ſo bleibt Nichts übrig, als
den reinen Sachwerth als Simplum anzunehmen,
weil ein anderes Intereſſe nicht mehr ermittelt wer-
den kann. — Dieſes wird nun erläutert und beſtä-
tigt durch die folgenden Worte:
Idque et in statuliberis, et in legato sub condicione

(a) Das heißt: wenn der be-
ſtohlene Eigenthümer bey dem
Diebſtahl, ſchon zur Zeit deſſelben,
kein Intereſſe hat, z. B. weil er
die Sache vermiethet hatte, ſo daß
ihm der Miether, deſſen Nachläſ-
ſigkeit allein den Diebſtahl mög-
lich machen konnte, für den Verluſt
einſtehen muß, ſo hat der Eigen-
thümer die Klage nicht. § 13. 15.
J. de obl. quae ex del. (4. 1.).
(b) Vgl. Schulting notae in
Dig., L. 50 pr. de furtis
(47. 2.).
V. 29
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[449/0463] Quanti res est. VI. vis non alias nisi nostra intersit competat (a): tamen ad aestimationem corporis, si nihil amplius intersit, utilitas mea referenda est. Auf den erſten Blick ſcheinen ganz entſcheidend die Worte: si nihil amplius intersit. Der Inhalt ſcheint nämlich folgender: das Simplum beſteht jederzeit wenigſtens in dem Sachwerth, vielleicht aber in einer höheren Summe, wenn noch ein hö- heres Intereſſe neben dem Sachwerth nachgewieſen werden kann (si nihil amplius intersit). — Allein nach dem ganzen Zuſammenhang geht das amplius nicht auf die Erweiterung des Gegenſtandes, ſondern auf deſſen zeitliche Fortdauer (b), ſo daß der Sinn vielmehr folgender iſt: Wenn das zur Zeit des Diebſtahls vorhandene Intereſſe hinterher völlig verſchwunden iſt, ſo bleibt Nichts übrig, als den reinen Sachwerth als Simplum anzunehmen, weil ein anderes Intereſſe nicht mehr ermittelt wer- den kann. — Dieſes wird nun erläutert und beſtä- tigt durch die folgenden Worte: Idque et in statuliberis, et in legato sub condicione (a) Das heißt: wenn der be- ſtohlene Eigenthümer bey dem Diebſtahl, ſchon zur Zeit deſſelben, kein Intereſſe hat, z. B. weil er die Sache vermiethet hatte, ſo daß ihm der Miether, deſſen Nachläſ- ſigkeit allein den Diebſtahl mög- lich machen konnte, für den Verluſt einſtehen muß, ſo hat der Eigen- thümer die Klage nicht. § 13. 15. J. de obl. quae ex del. (4. 1.). (b) Vgl. Schulting notae in Dig., L. 50 pr. de furtis (47. 2.). V. 29

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/463>, abgerufen am 04.05.2024.