Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.§. 250. Klagverjährung. Wirkung. (Fortsetzung.) lejanum (p); endlich auch wenn ein Pfandglaubiger vonseinem Schuldner zum Erben eingesetzt wird, aber die ganze Erbschaft als Fideicommiß restituirt. Eigentlich ist hier sowohl die Schuld, als das Pfand, durch Confusion erloschen, aber offenbar gegen die aequitas, weil nach der Absicht der Fideicommißgesetze in einem solchen Fall alle Folgen des Erbschaftserwerbs für den Erben vertilgt wer- den sollten; daher wird unter andern die Hypothekarklage, mit Hülfe des Buchstabens jenes Edicts, aufrecht erhal- ten, aber auch ausdrücklich bemerkt, daß hieraus die Fort- dauer einer naturalis obligatio zu erkennen sey, indem ja ohne Obligation kein Pfand bestehen kann (q). Vergleichen (p) L. 13 § 1 ad Sc. Vell. (16. 1.) "De pignoribus prioris creditoris non est creditori nova actione opus: cum quasi Serviana, quae et hypothecaria vocatur, in his utilis sit, quia verum est, convenisse de pigno- ribus, nec solutam esse pecu- niam." Wenn eine Frau expro- mittirt, so ist sie selbst durch die exc. Sc. Vellejani geschützt, da- gegen bekommt der Glaubiger ge- gen den alten Schuldner eine actio restitutoria (L. 1 § 2 L. 8 § 11. 12. 13 eod.). Diese künstliche Her- stellung, sagt die abgedruckte Stelle, soll für die Hypothekarklage nicht nöthig seyn, weil hier schon die buchstäbliche Anwendung des Edicts aushelfe; außerdem würde auch hier die Restitution nicht versagt worden seyn. (q) L. 59 pr. ad Sc. Treb.
(36. 1.) ".. et hic Serviana actio tenebit: verum est enim, non esse solutam pecuniam ... Igitur non tantum retentio, sed etiam petitio pignoris nomine competit, et solutum non re- petetur. Remanet ergo pro- pter pignus naturalis obliga- tio." Das: propter pignus darf nicht so verstanden werden, als ob bey einer Schuld ohne Pfand keine naturalis obligatio übrig bleiben würde, und als ob diese Obliga- tion in dem vorliegenden Fall keine andere Wirkung, als die Erhal- tung des Pfandes hätte. Der Un- tergang der Obligation durch Con- fusion gründet sich blos auf das subtile Civilrecht, und bleibt daher ohne Einfluß auf den naturalen Bestandtheil der Obligation. -- Diese Stelle besonders hat Büchel (Note n) für seine Ansicht zu be- §. 250. Klagverjährung. Wirkung. (Fortſetzung.) lejanum (p); endlich auch wenn ein Pfandglaubiger vonſeinem Schuldner zum Erben eingeſetzt wird, aber die ganze Erbſchaft als Fideicommiß reſtituirt. Eigentlich iſt hier ſowohl die Schuld, als das Pfand, durch Confuſion erloſchen, aber offenbar gegen die aequitas, weil nach der Abſicht der Fideicommißgeſetze in einem ſolchen Fall alle Folgen des Erbſchaftserwerbs für den Erben vertilgt wer- den ſollten; daher wird unter andern die Hypothekarklage, mit Hülfe des Buchſtabens jenes Edicts, aufrecht erhal- ten, aber auch ausdrücklich bemerkt, daß hieraus die Fort- dauer einer naturalis obligatio zu erkennen ſey, indem ja ohne Obligation kein Pfand beſtehen kann (q). Vergleichen (p) L. 13 § 1 ad Sc. Vell. (16. 1.) „De pignoribus prioris creditoris non est creditori nova actione opus: cum quasi Serviana, quae et hypothecaria vocatur, in his utilis sit, quia verum est, convenisse de pigno- ribus, nec solutam esse pecu- niam.” Wenn eine Frau expro- mittirt, ſo iſt ſie ſelbſt durch die exc. Sc. Vellejani geſchützt, da- gegen bekommt der Glaubiger ge- gen den alten Schuldner eine actio restitutoria (L. 1 § 2 L. 8 § 11. 12. 13 eod.). Dieſe künſtliche Her- ſtellung, ſagt die abgedruckte Stelle, ſoll für die Hypothekarklage nicht nöthig ſeyn, weil hier ſchon die buchſtäbliche Anwendung des Edicts aushelfe; außerdem würde auch hier die Reſtitution nicht verſagt worden ſeyn. (q) L. 59 pr. ad Sc. Treb.
(36. 1.) „.. et hic Serviana actio tenebit: verum est enim, non esse solutam pecuniam … Igitur non tantum retentio, sed etiam petitio pignoris nomine competit, et solutum non re- petetur. Remanet ergo pro- pter pignus naturalis obliga- tio.” Das: propter pignus darf nicht ſo verſtanden werden, als ob bey einer Schuld ohne Pfand keine naturalis obligatio übrig bleiben würde, und als ob dieſe Obliga- tion in dem vorliegenden Fall keine andere Wirkung, als die Erhal- tung des Pfandes hätte. Der Un- tergang der Obligation durch Con- fuſion gründet ſich blos auf das ſubtile Civilrecht, und bleibt daher ohne Einfluß auf den naturalen Beſtandtheil der Obligation. — Dieſe Stelle beſonders hat Büchel (Note n) für ſeine Anſicht zu be- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0407" n="393"/><fw place="top" type="header">§. 250. Klagverjährung. Wirkung. (Fortſetzung.)</fw><lb/><hi rendition="#aq">lejanum</hi><note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 13 § 1 <hi rendition="#i">ad Sc. Vell.</hi><lb/> (16. 1.) „De pignoribus prioris<lb/> creditoris non est creditori<lb/> nova actione opus: cum quasi<lb/> Serviana, quae et hypothecaria<lb/> vocatur, in his utilis sit, quia<lb/><hi rendition="#i">verum est, convenisse de pigno-<lb/> ribus, nec solutam esse pecu-<lb/> niam.</hi>”</hi> Wenn eine Frau expro-<lb/> mittirt, ſo iſt ſie ſelbſt durch die<lb/><hi rendition="#aq">exc. Sc. Vellejani</hi> geſchützt, da-<lb/> gegen bekommt der Glaubiger ge-<lb/> gen den alten Schuldner eine <hi rendition="#aq">actio<lb/> restitutoria (<hi rendition="#i">L.</hi> 1 § 2 <hi rendition="#i">L.</hi> 8 § 11.<lb/> 12. 13 <hi rendition="#i">eod.</hi>).</hi> Dieſe künſtliche Her-<lb/> ſtellung, ſagt die abgedruckte Stelle,<lb/> ſoll für die Hypothekarklage nicht<lb/> nöthig ſeyn, weil hier ſchon die<lb/> buchſtäbliche Anwendung des Edicts<lb/> aushelfe; außerdem würde auch<lb/> hier die Reſtitution nicht verſagt<lb/> worden ſeyn.</note>; endlich auch wenn ein Pfandglaubiger von<lb/> ſeinem Schuldner zum Erben eingeſetzt wird, aber die<lb/> ganze Erbſchaft als Fideicommiß reſtituirt. Eigentlich iſt<lb/> hier ſowohl die Schuld, als das Pfand, durch Confuſion<lb/> erloſchen, aber offenbar gegen die <hi rendition="#aq">aequitas,</hi> weil nach der<lb/> Abſicht der Fideicommißgeſetze in einem ſolchen Fall <hi rendition="#g">alle</hi><lb/> Folgen des Erbſchaftserwerbs für den Erben vertilgt wer-<lb/> den ſollten; daher wird unter andern die Hypothekarklage,<lb/> mit Hülfe des Buchſtabens jenes Edicts, aufrecht erhal-<lb/> ten, aber auch ausdrücklich bemerkt, daß hieraus die Fort-<lb/> dauer einer <hi rendition="#aq">naturalis obligatio</hi> zu erkennen ſey, indem ja<lb/> ohne Obligation kein Pfand beſtehen kann <note xml:id="seg2pn_63_1" next="#seg2pn_63_2" place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 59 <hi rendition="#i">pr. ad Sc. Treb.</hi><lb/> (36. 1.) „.. et hic Serviana<lb/> actio tenebit: <hi rendition="#i">verum est enim,<lb/> non esse solutam pecuniam</hi> …<lb/> Igitur non tantum retentio, sed<lb/> etiam petitio pignoris nomine<lb/> competit, <hi rendition="#i">et solutum non re-<lb/> petetur. Remanet ergo pro-<lb/> pter pignus naturalis obliga-<lb/> tio.</hi>”</hi> Das: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">propter</hi> pignus</hi> darf<lb/> nicht ſo verſtanden werden, als ob<lb/> bey einer Schuld ohne Pfand keine<lb/><hi rendition="#aq">naturalis obligatio</hi> übrig bleiben<lb/> würde, und als ob dieſe Obliga-<lb/> tion in dem vorliegenden Fall keine<lb/> andere Wirkung, als die Erhal-<lb/> tung des Pfandes hätte. Der Un-<lb/> tergang der Obligation durch Con-<lb/> fuſion gründet ſich blos auf das<lb/> ſubtile Civilrecht, und bleibt daher<lb/> ohne Einfluß auf den naturalen<lb/> Beſtandtheil der Obligation. —<lb/> Dieſe Stelle beſonders hat <hi rendition="#g">Büchel</hi><lb/> (Note <hi rendition="#aq">n</hi>) für ſeine Anſicht zu be-</note>. Vergleichen<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [393/0407]
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lejanum (p); endlich auch wenn ein Pfandglaubiger von
ſeinem Schuldner zum Erben eingeſetzt wird, aber die
ganze Erbſchaft als Fideicommiß reſtituirt. Eigentlich iſt
hier ſowohl die Schuld, als das Pfand, durch Confuſion
erloſchen, aber offenbar gegen die aequitas, weil nach der
Abſicht der Fideicommißgeſetze in einem ſolchen Fall alle
Folgen des Erbſchaftserwerbs für den Erben vertilgt wer-
den ſollten; daher wird unter andern die Hypothekarklage,
mit Hülfe des Buchſtabens jenes Edicts, aufrecht erhal-
ten, aber auch ausdrücklich bemerkt, daß hieraus die Fort-
dauer einer naturalis obligatio zu erkennen ſey, indem ja
ohne Obligation kein Pfand beſtehen kann (q). Vergleichen
(p) L. 13 § 1 ad Sc. Vell.
(16. 1.) „De pignoribus prioris
creditoris non est creditori
nova actione opus: cum quasi
Serviana, quae et hypothecaria
vocatur, in his utilis sit, quia
verum est, convenisse de pigno-
ribus, nec solutam esse pecu-
niam.” Wenn eine Frau expro-
mittirt, ſo iſt ſie ſelbſt durch die
exc. Sc. Vellejani geſchützt, da-
gegen bekommt der Glaubiger ge-
gen den alten Schuldner eine actio
restitutoria (L. 1 § 2 L. 8 § 11.
12. 13 eod.). Dieſe künſtliche Her-
ſtellung, ſagt die abgedruckte Stelle,
ſoll für die Hypothekarklage nicht
nöthig ſeyn, weil hier ſchon die
buchſtäbliche Anwendung des Edicts
aushelfe; außerdem würde auch
hier die Reſtitution nicht verſagt
worden ſeyn.
(q) L. 59 pr. ad Sc. Treb.
(36. 1.) „.. et hic Serviana
actio tenebit: verum est enim,
non esse solutam pecuniam …
Igitur non tantum retentio, sed
etiam petitio pignoris nomine
competit, et solutum non re-
petetur. Remanet ergo pro-
pter pignus naturalis obliga-
tio.” Das: propter pignus darf
nicht ſo verſtanden werden, als ob
bey einer Schuld ohne Pfand keine
naturalis obligatio übrig bleiben
würde, und als ob dieſe Obliga-
tion in dem vorliegenden Fall keine
andere Wirkung, als die Erhal-
tung des Pfandes hätte. Der Un-
tergang der Obligation durch Con-
fuſion gründet ſich blos auf das
ſubtile Civilrecht, und bleibt daher
ohne Einfluß auf den naturalen
Beſtandtheil der Obligation. —
Dieſe Stelle beſonders hat Büchel
(Note n) für ſeine Anſicht zu be-
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