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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

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Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. IV. Verletzung.
aber ganz verwerflichen, Verwechslung des gleichen ma-
teriellen Entstehungsgrundes mit dem gleichen Gegenstand
der Klagen (§ 231), wodurch sie dann ferner verleitet
worden sind, für diesen Fall eine Prozeßconsumtion anzu-
nehmen, die darin in der That nicht begründet ist; ferner
wurden sie getäuscht durch die scheinbare Ähnlichkeit des
Verhältnisses, worin mehrere Strafklagen zu einander ste-
hen, mit dem zwischen mehreren Entschädigungsklagen;
endlich auch durch die allerdings zweydeutige Natur der
gemischten Strafklagen, deren beide Bestandtheile jedoch
stets mit Sicherheit unterschieden werden können.

Über die wirklichen Meynungen der alten Juristen ha-
ben wir folgende Nachrichten. Modestin behandelt die-
sen Fall nach der für die erste Klasse (§ 232) aufgestellten
Regel, läßt also stets nur eine der mehreren Strafklagen
zu. -- Paulus behandelt ihn nach der Regel der zwey-
ten Klasse (§ 233), gestattet also, wenn eine Strafklage
gebraucht ist, auch noch eine zweyte, jedoch nur auf das
amplius. -- Papinian und Ulpian nehmen gar keine
Concurrenz zwischen solchen Klagen an, lassen also jeder
derselben ihre volle Wirkung auch neben den übrigen. Die-
selbe Meynung hat Hermogenian, der zugleich die spä-
tere allgemeine Anerkennung derselben berichtet.

I. Modestin. Seine Meynung kommt in keiner ein-
zelnen Anwendung vor, sondern blos in folgender allge-
mein ausgedrückten Regel (k):

(k) L. 53 pr. de O. et A. (44.7.) aus Modestinus lib. 3 regularum.

Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. IV. Verletzung.
aber ganz verwerflichen, Verwechslung des gleichen ma-
teriellen Entſtehungsgrundes mit dem gleichen Gegenſtand
der Klagen (§ 231), wodurch ſie dann ferner verleitet
worden ſind, für dieſen Fall eine Prozeßconſumtion anzu-
nehmen, die darin in der That nicht begründet iſt; ferner
wurden ſie getäuſcht durch die ſcheinbare Ähnlichkeit des
Verhältniſſes, worin mehrere Strafklagen zu einander ſte-
hen, mit dem zwiſchen mehreren Entſchädigungsklagen;
endlich auch durch die allerdings zweydeutige Natur der
gemiſchten Strafklagen, deren beide Beſtandtheile jedoch
ſtets mit Sicherheit unterſchieden werden können.

Über die wirklichen Meynungen der alten Juriſten ha-
ben wir folgende Nachrichten. Modeſtin behandelt die-
ſen Fall nach der für die erſte Klaſſe (§ 232) aufgeſtellten
Regel, läßt alſo ſtets nur eine der mehreren Strafklagen
zu. — Paulus behandelt ihn nach der Regel der zwey-
ten Klaſſe (§ 233), geſtattet alſo, wenn eine Strafklage
gebraucht iſt, auch noch eine zweyte, jedoch nur auf das
amplius.Papinian und Ulpian nehmen gar keine
Concurrenz zwiſchen ſolchen Klagen an, laſſen alſo jeder
derſelben ihre volle Wirkung auch neben den übrigen. Die-
ſelbe Meynung hat Hermogenian, der zugleich die ſpä-
tere allgemeine Anerkennung derſelben berichtet.

I. Modeſtin. Seine Meynung kommt in keiner ein-
zelnen Anwendung vor, ſondern blos in folgender allge-
mein ausgedrückten Regel (k):

(k) L. 53 pr. de O. et A. (44.7.) aus Modestinus lib. 3 regularum.
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[238/0252] Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. IV. Verletzung. aber ganz verwerflichen, Verwechslung des gleichen ma- teriellen Entſtehungsgrundes mit dem gleichen Gegenſtand der Klagen (§ 231), wodurch ſie dann ferner verleitet worden ſind, für dieſen Fall eine Prozeßconſumtion anzu- nehmen, die darin in der That nicht begründet iſt; ferner wurden ſie getäuſcht durch die ſcheinbare Ähnlichkeit des Verhältniſſes, worin mehrere Strafklagen zu einander ſte- hen, mit dem zwiſchen mehreren Entſchädigungsklagen; endlich auch durch die allerdings zweydeutige Natur der gemiſchten Strafklagen, deren beide Beſtandtheile jedoch ſtets mit Sicherheit unterſchieden werden können. Über die wirklichen Meynungen der alten Juriſten ha- ben wir folgende Nachrichten. Modeſtin behandelt die- ſen Fall nach der für die erſte Klaſſe (§ 232) aufgeſtellten Regel, läßt alſo ſtets nur eine der mehreren Strafklagen zu. — Paulus behandelt ihn nach der Regel der zwey- ten Klaſſe (§ 233), geſtattet alſo, wenn eine Strafklage gebraucht iſt, auch noch eine zweyte, jedoch nur auf das amplius. — Papinian und Ulpian nehmen gar keine Concurrenz zwiſchen ſolchen Klagen an, laſſen alſo jeder derſelben ihre volle Wirkung auch neben den übrigen. Die- ſelbe Meynung hat Hermogenian, der zugleich die ſpä- tere allgemeine Anerkennung derſelben berichtet. I. Modeſtin. Seine Meynung kommt in keiner ein- zelnen Anwendung vor, ſondern blos in folgender allge- mein ausgedrückten Regel (k): (k) L. 53 pr. de O. et A. (44.7.) aus Modestinus lib. 3 regularum.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/252>, abgerufen am 23.12.2024.