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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841.

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§. 189. Zeit. 4. Utile tempus.
eines erbschaftlichen Inventars, so wie die Beendigung
desselben (g); ferner die 30 Tage, binnen welchen eine
geschiedene Frau ihre Schwangerschaft dem Mann anzu-
zeigen hat (h).

Aber selbst bey den oben bemerkten Handlungen ist es
nicht allgemein; namentlich sind die 50 Tage, in welchen
die Excusation von einer Vormundschaft vor Gericht an-
gebracht werden muß, continui (i). Eigentlich bleiben nur
Zwey Hauptfälle für die Anwendung des utile tempus
übrig, worauf eben die oben angeführten Hauptstellen sich
beziehen: der Erwerb der Bonorum possessio, und
die Klagverjährung. Dieser letzten sind jedoch noch
einige andere Fälle, als mit ihr verwandt oder zusam-
menhängend, hinzuzurechnen: die 60 Tage und die Vier
Monate bey der Anklage wegen Ehebruch (k); desgleichen
die Zwey und Drey Tage bey der alten Appellations-
frist (l); ferner die ältere Verjährung der Restitution, ob-

(g) L. 22 C. de j. delib. (6. 30.).
(h) L. 1 § 9 de agnoscendis
(25. 3.). "Dies autem triginta
continuos accipere debemus ex
die divortii, non utiles."
Die
Bedeutung dieser 30 Tage wird
in den §§ 1. 3. 4 eod. näher an-
gegeben.
(i) § 16 J. de excus. (1. 25.)
"intra dies quinquaginta conti-
nuos, ex quo cognoverunt se
tutores datos, excusare se de-
bent." L. 13 § 9 eod.
(k) L. 11 § 5, 6 L. 29 § 5 ad
L. Jul. de adult.
(48. 5.).
(l) Es waren zwey Tage (mit
Einschluß des Urtheilstages) vor-
geschrieben, wenn die Partey ihre
Sache selbst führte, drey Tage
wenn ein Procurator auftrat. L. 1
§ 5. 6. 11 -- 15 quando appellan-
dum sit
(49. 4.). Hier heißt es
nun im § 6: "Dies autem istos,
quibus appellandum est, ad ali-
quid utiles esse oratio D. Marci
voluit, si forte ejus a quo pro-
vocatur copia non fuerit"
(doch
mußte nach § 10 auch der höhere
Richter unzugänglich seyn). Die
Worte ad aliquid werden noch

§. 189. Zeit. 4. Utile tempus.
eines erbſchaftlichen Inventars, ſo wie die Beendigung
deſſelben (g); ferner die 30 Tage, binnen welchen eine
geſchiedene Frau ihre Schwangerſchaft dem Mann anzu-
zeigen hat (h).

Aber ſelbſt bey den oben bemerkten Handlungen iſt es
nicht allgemein; namentlich ſind die 50 Tage, in welchen
die Excuſation von einer Vormundſchaft vor Gericht an-
gebracht werden muß, continui (i). Eigentlich bleiben nur
Zwey Hauptfälle für die Anwendung des utile tempus
übrig, worauf eben die oben angeführten Hauptſtellen ſich
beziehen: der Erwerb der Bonorum possessio, und
die Klagverjährung. Dieſer letzten ſind jedoch noch
einige andere Fälle, als mit ihr verwandt oder zuſam-
menhängend, hinzuzurechnen: die 60 Tage und die Vier
Monate bey der Anklage wegen Ehebruch (k); desgleichen
die Zwey und Drey Tage bey der alten Appellations-
friſt (l); ferner die ältere Verjährung der Reſtitution, ob-

(g) L. 22 C. de j. delib. (6. 30.).
(h) L. 1 § 9 de agnoscendis
(25. 3.). „Dies autem triginta
continuos accipere debemus ex
die divortii, non utiles.”
Die
Bedeutung dieſer 30 Tage wird
in den §§ 1. 3. 4 eod. näher an-
gegeben.
(i) § 16 J. de excus. (1. 25.)
„intra dies quinquaginta conti-
nuos, ex quo cognoverunt se
tutores datos, excusare se de-
bent.” L. 13 § 9 eod.
(k) L. 11 § 5, 6 L. 29 § 5 ad
L. Jul. de adult.
(48. 5.).
(l) Es waren zwey Tage (mit
Einſchluß des Urtheilstages) vor-
geſchrieben, wenn die Partey ihre
Sache ſelbſt führte, drey Tage
wenn ein Procurator auftrat. L. 1
§ 5. 6. 11 — 15 quando appellan-
dum sit
(49. 4.). Hier heißt es
nun im § 6: Dies autem istos,
quibus appellandum est, ad ali-
quid utiles esse oratio D. Marci
voluit, si forte ejus a quo pro-
vocatur copia non fuerit”
(doch
mußte nach § 10 auch der höhere
Richter unzugänglich ſeyn). Die
Worte ad aliquid werden noch
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[425/0439] §. 189. Zeit. 4. Utile tempus. eines erbſchaftlichen Inventars, ſo wie die Beendigung deſſelben (g); ferner die 30 Tage, binnen welchen eine geſchiedene Frau ihre Schwangerſchaft dem Mann anzu- zeigen hat (h). Aber ſelbſt bey den oben bemerkten Handlungen iſt es nicht allgemein; namentlich ſind die 50 Tage, in welchen die Excuſation von einer Vormundſchaft vor Gericht an- gebracht werden muß, continui (i). Eigentlich bleiben nur Zwey Hauptfälle für die Anwendung des utile tempus übrig, worauf eben die oben angeführten Hauptſtellen ſich beziehen: der Erwerb der Bonorum possessio, und die Klagverjährung. Dieſer letzten ſind jedoch noch einige andere Fälle, als mit ihr verwandt oder zuſam- menhängend, hinzuzurechnen: die 60 Tage und die Vier Monate bey der Anklage wegen Ehebruch (k); desgleichen die Zwey und Drey Tage bey der alten Appellations- friſt (l); ferner die ältere Verjährung der Reſtitution, ob- (g) L. 22 C. de j. delib. (6. 30.). (h) L. 1 § 9 de agnoscendis (25. 3.). „Dies autem triginta continuos accipere debemus ex die divortii, non utiles.” Die Bedeutung dieſer 30 Tage wird in den §§ 1. 3. 4 eod. näher an- gegeben. (i) § 16 J. de excus. (1. 25.) „intra dies quinquaginta conti- nuos, ex quo cognoverunt se tutores datos, excusare se de- bent.” L. 13 § 9 eod. (k) L. 11 § 5, 6 L. 29 § 5 ad L. Jul. de adult. (48. 5.). (l) Es waren zwey Tage (mit Einſchluß des Urtheilstages) vor- geſchrieben, wenn die Partey ihre Sache ſelbſt führte, drey Tage wenn ein Procurator auftrat. L. 1 § 5. 6. 11 — 15 quando appellan- dum sit (49. 4.). Hier heißt es nun im § 6: „Dies autem istos, quibus appellandum est, ad ali- quid utiles esse oratio D. Marci voluit, si forte ejus a quo pro- vocatur copia non fuerit” (doch mußte nach § 10 auch der höhere Richter unzugänglich ſeyn). Die Worte ad aliquid werden noch

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/439>, abgerufen am 22.11.2024.