Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841.

Bild:
<< vorherige Seite

Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. III. Entstehung und Untergang.
Schluß dieser Frist erschien, so konnte es zweifelhaft schei-
nen, ob er dieselbe gewahrt habe. Darauf bezieht sich
folgende Stelle.


L. 1 § 9 de succ. ed. (38. 9.). (Ulp. lib. 49 ad Ed.).
Quod discimus, intra dies centum bonorum posses-
sionem peti posse, ita intelligendum est, ut et ipso
die centesimo
bonorum possessio peti possit: quem-
admodum intra Kalendas etiam ipsae Kalendae sint.
Idem est, et si in diebus centum dicatur.

Diese Stelle hat die größte Ähnlichkeit mit der vorher-
gehenden (L. 30 ad L. J. de adult.), so daß fast blos auf
deren genauere Erklärung verwiesen zu werden braucht.
Auch hier will der Jurist einer denkbaren kürzeren Beendi-
gung der Frist widersprechen. Er zählt auch hier so, daß
er den Tag, an welchem der Berufene die angefallene Bo-
norum possessio
erfahren hat, nicht mitzählt, und er
nennt deswegen centesimus den Tag, den er auch novis-
simus
oder centesimus et primus hätte nennen können.
Er wählt diese Zählung und überhaupt die Zahlbezeich-
nung, um den Zusammenhang seines Ausspruchs mit den
Worten des Edicts (intra dies centum) unmittelbar an-
schaulich zu machen, und um nicht in einen scheinbaren
Widerspruch mit diesen Worten zu gerathen. Indem er
nun sagt, der novissimus (oder centesimus) dies gehöre
noch
zu der gestatteten Frist, so heißt das (da es unbe-
schränkt gesagt ist) von selbst so viel, als: dieser ganze
Tag, bis zur Mitternacht, gehört dazu, so daß diese Stelle

Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang.
Schluß dieſer Friſt erſchien, ſo konnte es zweifelhaft ſchei-
nen, ob er dieſelbe gewahrt habe. Darauf bezieht ſich
folgende Stelle.


L. 1 § 9 de succ. ed. (38. 9.). (Ulp. lib. 49 ad Ed.).
Quod discimus, intra dies centum bonorum posses-
sionem peti posse, ita intelligendum est, ut et ipso
die centesimo
bonorum possessio peti possit: quem-
admodum intra Kalendas etiam ipsae Kalendae sint.
Idem est, et si in diebus centum dicatur.

Dieſe Stelle hat die größte Ähnlichkeit mit der vorher-
gehenden (L. 30 ad L. J. de adult.), ſo daß faſt blos auf
deren genauere Erklärung verwieſen zu werden braucht.
Auch hier will der Juriſt einer denkbaren kürzeren Beendi-
gung der Friſt widerſprechen. Er zählt auch hier ſo, daß
er den Tag, an welchem der Berufene die angefallene Bo-
norum possessio
erfahren hat, nicht mitzählt, und er
nennt deswegen centesimus den Tag, den er auch novis-
simus
oder centesimus et primus hätte nennen können.
Er wählt dieſe Zählung und überhaupt die Zahlbezeich-
nung, um den Zuſammenhang ſeines Ausſpruchs mit den
Worten des Edicts (intra dies centum) unmittelbar an-
ſchaulich zu machen, und um nicht in einen ſcheinbaren
Widerſpruch mit dieſen Worten zu gerathen. Indem er
nun ſagt, der novissimus (oder centesimus) dies gehöre
noch
zu der geſtatteten Friſt, ſo heißt das (da es unbe-
ſchränkt geſagt iſt) von ſelbſt ſo viel, als: dieſer ganze
Tag, bis zur Mitternacht, gehört dazu, ſo daß dieſe Stelle

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0416" n="402"/><fw place="top" type="header">Buch <hi rendition="#aq">II.</hi> Rechtsverhältni&#x017F;&#x017F;e. Kap. <hi rendition="#aq">III.</hi> Ent&#x017F;tehung und Untergang.</fw><lb/>
Schluß die&#x017F;er Fri&#x017F;t er&#x017F;chien, &#x017F;o konnte es zweifelhaft &#x017F;chei-<lb/>
nen, ob er die&#x017F;elbe gewahrt habe. Darauf bezieht &#x017F;ich<lb/>
folgende Stelle.</p><lb/>
              <quote> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 1 § 9 <hi rendition="#i">de succ. ed.</hi> (38. 9.). (Ulp. lib. 49 ad Ed.).<lb/>
Quod discimus, <hi rendition="#i">intra dies centum</hi> bonorum posses-<lb/>
sionem peti posse, ita intelligendum est, ut <hi rendition="#i">et ipso<lb/>
die centesimo</hi> bonorum possessio peti possit: quem-<lb/>
admodum intra Kalendas etiam ipsae Kalendae sint.<lb/>
Idem est, et si <hi rendition="#i">in</hi> diebus centum dicatur.</hi> </quote><lb/>
              <p>Die&#x017F;e Stelle hat die größte Ähnlichkeit mit der vorher-<lb/>
gehenden (<hi rendition="#aq">L. 30 ad L. J. de adult.</hi>), &#x017F;o daß fa&#x017F;t blos auf<lb/>
deren genauere Erklärung verwie&#x017F;en zu werden braucht.<lb/>
Auch hier will der Juri&#x017F;t einer denkbaren kürzeren Beendi-<lb/>
gung der Fri&#x017F;t wider&#x017F;prechen. Er zählt auch hier &#x017F;o, daß<lb/>
er den Tag, an welchem der Berufene die angefallene <hi rendition="#aq">Bo-<lb/>
norum possessio</hi> erfahren hat, <hi rendition="#g">nicht</hi> mitzählt, und er<lb/>
nennt deswegen <hi rendition="#aq">centesimus</hi> den Tag, den er auch <hi rendition="#aq">novis-<lb/>
simus</hi> oder <hi rendition="#aq">centesimus et primus</hi> hätte nennen können.<lb/>
Er wählt die&#x017F;e Zählung und überhaupt die Zahlbezeich-<lb/>
nung, um den Zu&#x017F;ammenhang &#x017F;eines Aus&#x017F;pruchs mit den<lb/>
Worten des Edicts (<hi rendition="#aq">intra dies centum</hi>) unmittelbar an-<lb/>
&#x017F;chaulich zu machen, und um nicht in einen &#x017F;cheinbaren<lb/>
Wider&#x017F;pruch mit die&#x017F;en Worten zu gerathen. Indem er<lb/>
nun &#x017F;agt, der <hi rendition="#aq">novissimus</hi> (oder <hi rendition="#aq">centesimus</hi>) <hi rendition="#aq">dies</hi> <hi rendition="#g">gehöre<lb/>
noch</hi> zu der ge&#x017F;tatteten Fri&#x017F;t, &#x017F;o heißt das (da es unbe-<lb/>
&#x017F;chränkt ge&#x017F;agt i&#x017F;t) von &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;o viel, als: die&#x017F;er <hi rendition="#g">ganze</hi><lb/>
Tag, bis zur Mitternacht, gehört dazu, &#x017F;o daß die&#x017F;e Stelle<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[402/0416] Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang. Schluß dieſer Friſt erſchien, ſo konnte es zweifelhaft ſchei- nen, ob er dieſelbe gewahrt habe. Darauf bezieht ſich folgende Stelle. L. 1 § 9 de succ. ed. (38. 9.). (Ulp. lib. 49 ad Ed.). Quod discimus, intra dies centum bonorum posses- sionem peti posse, ita intelligendum est, ut et ipso die centesimo bonorum possessio peti possit: quem- admodum intra Kalendas etiam ipsae Kalendae sint. Idem est, et si in diebus centum dicatur. Dieſe Stelle hat die größte Ähnlichkeit mit der vorher- gehenden (L. 30 ad L. J. de adult.), ſo daß faſt blos auf deren genauere Erklärung verwieſen zu werden braucht. Auch hier will der Juriſt einer denkbaren kürzeren Beendi- gung der Friſt widerſprechen. Er zählt auch hier ſo, daß er den Tag, an welchem der Berufene die angefallene Bo- norum possessio erfahren hat, nicht mitzählt, und er nennt deswegen centesimus den Tag, den er auch novis- simus oder centesimus et primus hätte nennen können. Er wählt dieſe Zählung und überhaupt die Zahlbezeich- nung, um den Zuſammenhang ſeines Ausſpruchs mit den Worten des Edicts (intra dies centum) unmittelbar an- ſchaulich zu machen, und um nicht in einen ſcheinbaren Widerſpruch mit dieſen Worten zu gerathen. Indem er nun ſagt, der novissimus (oder centesimus) dies gehöre noch zu der geſtatteten Friſt, ſo heißt das (da es unbe- ſchränkt geſagt iſt) von ſelbſt ſo viel, als: dieſer ganze Tag, bis zur Mitternacht, gehört dazu, ſo daß dieſe Stelle

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/416
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/416>, abgerufen am 23.05.2024.