Q. quoque Mucium Ic. dicere solitum legi, Lege non isse usurpatum mulierem, quae Kalendis Januariis apud virum causa matrimonii esse coepisset, et ante diem quartum Kalendas Januarias sequentes usurpatum isset. Non enim posse impleri trinoctium, quod abesse a viro usurpandi causa ex XII tabulis deberet: quoniam ter- tiae noctis posteriores sex horae alterius anni essent, qui inciperet ex Kalendis.
Nach den Zwölf Tafeln sollte durch jede gewöhnliche Ehe, wenn sie Ein Jahr lang ununterbrochen fortdauerte, die Frau in die manus des Mannes kommen, und dieses wird ausdrücklich auf den Grundsatz der einjährigen Usu- capion beweglicher Sachen zurück geführt. Eine Unter- brechung dieser Usucapion sollte nur dann angenommen werden, wenn die Frau wenigstens drey vollständige Nächte jedes Jahres außer dem Hause des Mannes zubrächte (b). Scävola nun beurtheilt einen Rechtsfall, der durch fol- gende Tafel anschaulich werden wird:
28. Dec.
29. Dec.
30. Dec.
31. Dec.
1. Jan.
V. Kal. Jan.
IV. Kal. Jan.
III. Kal. Jan.
pridie Kal. Jan.
Kal. Jan.
Die Frau war an einem 1 Januar in die Ehe getreten und am 29 December (c) desselben Jahres aus dem Hause
fluß haben. Das Material findet sich theils in den Noten zu Gel- lius, theils bey Erb S. 213 fg.
(b)Gajus I. § 111, wo es ins- besondere heißt: "velut annua possessione usucapiebatur."
(c) Allerdings hatte Scävola das ältere Jahr von 355 Tagen, und einen December von 29 Ta- gen (Macrob. Sat. I. 13. 14.)
Q. quoque Mucium Ic. dicere solitum legi, Lege non isse usurpatum mulierem, quae Kalendis Januariis apud virum causa matrimonii esse coepisset, et ante diem quartum Kalendas Januarias sequentes usurpatum isset. Non enim posse impleri trinoctium, quod abesse a viro usurpandi causa ex XII tabulis deberet: quoniam ter- tiae noctis posteriores sex horae alterius anni essent, qui inciperet ex Kalendis.
Nach den Zwölf Tafeln ſollte durch jede gewöhnliche Ehe, wenn ſie Ein Jahr lang ununterbrochen fortdauerte, die Frau in die manus des Mannes kommen, und dieſes wird ausdrücklich auf den Grundſatz der einjährigen Uſu- capion beweglicher Sachen zurück geführt. Eine Unter- brechung dieſer Uſucapion ſollte nur dann angenommen werden, wenn die Frau wenigſtens drey vollſtändige Nächte jedes Jahres außer dem Hauſe des Mannes zubrächte (b). Scävola nun beurtheilt einen Rechtsfall, der durch fol- gende Tafel anſchaulich werden wird:
28. Dec.
29. Dec.
30. Dec.
31. Dec.
1. Jan.
V. Kal. Jan.
IV. Kal. Jan.
III. Kal. Jan.
pridie Kal. Jan.
Kal. Jan.
Die Frau war an einem 1 Januar in die Ehe getreten und am 29 December (c) deſſelben Jahres aus dem Hauſe
fluß haben. Das Material findet ſich theils in den Noten zu Gel- lius, theils bey Erb S. 213 fg.
(b)Gajus I. § 111, wo es ins- beſondere heißt: „velut annua possessione usucapiebatur.”
(c) Allerdings hatte Scävola das ältere Jahr von 355 Tagen, und einen December von 29 Ta- gen (Macrob. Sat. I. 13. 14.)
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0379"n="365"/><fwplace="top"type="header">§. 183. Zeit. 3. Civile Zeitrechnung. (Fortſetzung.)</fw><lb/><p><hirendition="#et"><hirendition="#aq">Q. quoque Mucium Ic. dicere solitum legi, Lege non<lb/>
isse usurpatum mulierem, quae Kalendis Januariis apud<lb/>
virum causa matrimonii esse coepisset, et ante diem<lb/>
quartum Kalendas Januarias sequentes usurpatum isset.<lb/>
Non enim posse impleri trinoctium, quod abesse a viro<lb/>
usurpandi causa ex XII tabulis deberet: quoniam ter-<lb/>
tiae noctis posteriores sex horae alterius anni essent,<lb/>
qui inciperet ex Kalendis.</hi></hi></p><lb/><p>Nach den Zwölf Tafeln ſollte durch jede gewöhnliche<lb/>
Ehe, wenn ſie Ein Jahr lang ununterbrochen fortdauerte,<lb/>
die Frau in die <hirendition="#aq">manus</hi> des Mannes kommen, und dieſes<lb/>
wird ausdrücklich auf den Grundſatz der einjährigen Uſu-<lb/>
capion beweglicher Sachen zurück geführt. Eine Unter-<lb/>
brechung dieſer Uſucapion ſollte nur dann angenommen<lb/>
werden, wenn die Frau wenigſtens drey vollſtändige Nächte<lb/>
jedes Jahres außer dem Hauſe des Mannes zubrächte <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">Gajus</hi> I.</hi> § 111, wo es ins-<lb/>
beſondere heißt: <hirendition="#aq">„velut annua<lb/>
possessione <hirendition="#i">usucapiebatur.</hi>”</hi></note>.<lb/>
Scävola nun beurtheilt einen Rechtsfall, der durch fol-<lb/>
gende Tafel anſchaulich werden wird:</p><lb/><table><row><cell>28. Dec.</cell><cell>29. Dec.</cell><cell>30. Dec.</cell><cell>31. Dec.</cell><cell>1. Jan.</cell></row><lb/><row><cell><hirendition="#aq">V. Kal.<lb/>
Jan.</hi></cell><cell><hirendition="#aq">IV. Kal.<lb/>
Jan.</hi></cell><cell><hirendition="#aq">III. Kal.<lb/>
Jan.</hi></cell><cell><hirendition="#aq">pridie Kal.<lb/>
Jan.</hi></cell><cell><hirendition="#aq">Kal. Jan.</hi></cell></row><lb/></table><p>Die Frau war an einem 1 Januar in die Ehe getreten<lb/>
und am 29 December <notexml:id="seg2pn_70_1"next="#seg2pn_70_2"place="foot"n="(c)">Allerdings hatte Scävola<lb/>
das ältere Jahr von 355 Tagen,<lb/>
und einen December von 29 Ta-<lb/>
gen (<hirendition="#aq"><hirendition="#k">Macrob.</hi> Sat. I.</hi> 13. 14.)</note> deſſelben Jahres aus dem Hauſe<lb/><notexml:id="seg2pn_69_2"prev="#seg2pn_69_1"place="foot"n="(a)">fluß haben. Das Material findet<lb/>ſich theils in den Noten zu Gel-<lb/>
lius, theils bey <hirendition="#g">Erb</hi> S. 213 fg.</note><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[365/0379]
§. 183. Zeit. 3. Civile Zeitrechnung. (Fortſetzung.)
Q. quoque Mucium Ic. dicere solitum legi, Lege non
isse usurpatum mulierem, quae Kalendis Januariis apud
virum causa matrimonii esse coepisset, et ante diem
quartum Kalendas Januarias sequentes usurpatum isset.
Non enim posse impleri trinoctium, quod abesse a viro
usurpandi causa ex XII tabulis deberet: quoniam ter-
tiae noctis posteriores sex horae alterius anni essent,
qui inciperet ex Kalendis.
Nach den Zwölf Tafeln ſollte durch jede gewöhnliche
Ehe, wenn ſie Ein Jahr lang ununterbrochen fortdauerte,
die Frau in die manus des Mannes kommen, und dieſes
wird ausdrücklich auf den Grundſatz der einjährigen Uſu-
capion beweglicher Sachen zurück geführt. Eine Unter-
brechung dieſer Uſucapion ſollte nur dann angenommen
werden, wenn die Frau wenigſtens drey vollſtändige Nächte
jedes Jahres außer dem Hauſe des Mannes zubrächte (b).
Scävola nun beurtheilt einen Rechtsfall, der durch fol-
gende Tafel anſchaulich werden wird:
28. Dec. 29. Dec. 30. Dec. 31. Dec. 1. Jan.
V. Kal.
Jan. IV. Kal.
Jan. III. Kal.
Jan. pridie Kal.
Jan. Kal. Jan.
Die Frau war an einem 1 Januar in die Ehe getreten
und am 29 December (c) deſſelben Jahres aus dem Hauſe
(a)
(b) Gajus I. § 111, wo es ins-
beſondere heißt: „velut annua
possessione usucapiebatur.”
(c) Allerdings hatte Scävola
das ältere Jahr von 355 Tagen,
und einen December von 29 Ta-
gen (Macrob. Sat. I. 13. 14.)
(a) fluß haben. Das Material findet
ſich theils in den Noten zu Gel-
lius, theils bey Erb S. 213 fg.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/379>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.