Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841.§. 169. Schenkung. Einschränkungen. 3. Widerruf. (Forts.) lich gesagt, und daher auch unbestritten (d). Schon hier-aus wird es wahrscheinlich, daß dieselbe Beschränkung auch in allen anderen Fällen gelten müsse, indem die Ab- sicht, hierin etwas Besonderes für die Mutter zu bestim- men, nicht angedeutet ist; allein Justinian hat es auch im Allgemeinen deutlich genug ausgesprochen (e). Die Bedingung der Klage ist im Allgemeinen die Un- 1) Grobe wörtliche Beleidigungen (g). 2) Thätlichkeiten gegen die Person des Gebers (h). (d) L. 7 C. de revoc. don. (8. 56.) "nec in heredem detur, nec tribuatur heredi." (e) L. 10 C. cit. "Hoc ta- men usque ad primas personas tantummodo stare censemus." Die primae personae sind der Geber und der Empfänger, auf welche also der Widerruf indivi- duell beschränkt seyn soll. Daß in den folgenden Worten die Be- schränkung in Beziehung auf die Erben des Gebers noch beson- ders eingeschärft wird (Note c), kann jener an der Spitze stehen- den Regel ihre Kraft nicht ent- ziehen. Es ist unglaublich, wel- che Mühe Donellus XIV. 30 § 1 -- 15 aufwendet, um jenen Satz zu widerlegen, indem er ganz ohne Grund die oben ab- gedruckten Worte für zweydeutig ausgiebt. Er argumentirt ledig- lich aus allgemeinen Gründen, allein auch diese entscheiden gegen ihn, wenn man das Rechtsver- hältniß in seiner wahren Natur auffaßt. Denn dieser Widerruf hat eigentlich die Natur einer Strafklage, und solche gehen über- haupt nicht gegen den Erben. (f) L. 10 C. cit. "Ex his enim tantummodo causis .. donatio- nes in eos factas everti con- cedimus." Donellus XIV. 27 § 6--15 handelt ausführlich von diesen Fällen. (g) "ita ut injurias atroces in eum effundat." (h) "vel manus impias infe-
§. 169. Schenkung. Einſchränkungen. 3. Widerruf. (Fortſ.) lich geſagt, und daher auch unbeſtritten (d). Schon hier-aus wird es wahrſcheinlich, daß dieſelbe Beſchränkung auch in allen anderen Fällen gelten müſſe, indem die Ab- ſicht, hierin etwas Beſonderes für die Mutter zu beſtim- men, nicht angedeutet iſt; allein Juſtinian hat es auch im Allgemeinen deutlich genug ausgeſprochen (e). Die Bedingung der Klage iſt im Allgemeinen die Un- 1) Grobe wörtliche Beleidigungen (g). 2) Thätlichkeiten gegen die Perſon des Gebers (h). (d) L. 7 C. de revoc. don. (8. 56.) „nec in heredem detur, nec tribuatur heredi.” (e) L. 10 C. cit. „Hoc ta- men usque ad primas personas tantummodo stare censemus.” Die primae personae ſind der Geber und der Empfänger, auf welche alſo der Widerruf indivi- duell beſchränkt ſeyn ſoll. Daß in den folgenden Worten die Be- ſchränkung in Beziehung auf die Erben des Gebers noch beſon- ders eingeſchärft wird (Note c), kann jener an der Spitze ſtehen- den Regel ihre Kraft nicht ent- ziehen. Es iſt unglaublich, wel- che Mühe Donellus XIV. 30 § 1 — 15 aufwendet, um jenen Satz zu widerlegen, indem er ganz ohne Grund die oben ab- gedruckten Worte für zweydeutig ausgiebt. Er argumentirt ledig- lich aus allgemeinen Gründen, allein auch dieſe entſcheiden gegen ihn, wenn man das Rechtsver- hältniß in ſeiner wahren Natur auffaßt. Denn dieſer Widerruf hat eigentlich die Natur einer Strafklage, und ſolche gehen über- haupt nicht gegen den Erben. (f) L. 10 C. cit. „Ex his enim tantummodo causis .. donatio- nes in eos factas everti con- cedimus.” Donellus XIV. 27 § 6—15 handelt ausführlich von dieſen Fällen. (g) „ita ut injurias atroces in eum effundat.” (h) „vel manus impias infe-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0247" n="233"/><fw place="top" type="header">§. 169. Schenkung. Einſchränkungen. 3. Widerruf. (Fortſ.)</fw><lb/> lich geſagt, und daher auch unbeſtritten <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 7 <hi rendition="#i">C. de revoc. don.</hi> (8.<lb/> 56.) „<hi rendition="#i">nec in heredem</hi> detur,<lb/> nec tribuatur heredi.”</hi></note>. Schon hier-<lb/> aus wird es wahrſcheinlich, daß dieſelbe Beſchränkung<lb/> auch in allen anderen Fällen gelten müſſe, indem die Ab-<lb/> ſicht, hierin etwas Beſonderes für die Mutter zu beſtim-<lb/> men, nicht angedeutet iſt; allein Juſtinian hat es auch im<lb/> Allgemeinen deutlich genug ausgeſprochen <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 10 <hi rendition="#i">C. cit.</hi> „Hoc ta-<lb/> men <hi rendition="#i">usque ad primas personas<lb/> tantummodo</hi> stare censemus.”</hi><lb/> Die <hi rendition="#aq">primae personae</hi> ſind der<lb/> Geber und der Empfänger, auf<lb/> welche alſo der Widerruf indivi-<lb/> duell beſchränkt ſeyn ſoll. Daß<lb/> in den folgenden Worten die Be-<lb/> ſchränkung in Beziehung auf die<lb/> Erben des Gebers noch beſon-<lb/> ders eingeſchärft wird (Note <hi rendition="#aq">c</hi>),<lb/> kann jener an der Spitze ſtehen-<lb/> den Regel ihre Kraft nicht ent-<lb/> ziehen. Es iſt unglaublich, wel-<lb/> che Mühe <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Donellus</hi> XIV.</hi> 30<lb/> § 1 — 15 aufwendet, um jenen<lb/> Satz zu widerlegen, indem er<lb/> ganz ohne Grund die oben ab-<lb/> gedruckten Worte für zweydeutig<lb/> ausgiebt. Er argumentirt ledig-<lb/> lich aus allgemeinen Gründen,<lb/> allein auch dieſe entſcheiden gegen<lb/> ihn, wenn man das Rechtsver-<lb/> hältniß in ſeiner wahren Natur<lb/> auffaßt. Denn dieſer Widerruf<lb/> hat eigentlich die Natur einer<lb/> Strafklage, und ſolche gehen über-<lb/> haupt nicht gegen den Erben.</note>.</p><lb/> <p>Die Bedingung der Klage iſt im Allgemeinen die Un-<lb/> dankbarkeit des Empfängers; allein Juſtinian hat Fünf<lb/> einzelne Fälle dieſer Undankbarkeit angegeben, und aus-<lb/> drücklich beſtimmt, in jedem derſelben ſolle der Widerruf<lb/> gelten, außer ihnen durchaus nicht <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 10 <hi rendition="#i">C. cit.</hi> „Ex his enim<lb/> tantummodo causis .. donatio-<lb/> nes in eos factas everti con-<lb/> cedimus.” <hi rendition="#k">Donellus</hi> XIV.</hi> 27<lb/> § 6—15 handelt ausführlich von<lb/> dieſen Fällen.</note>. Die Fälle ſelbſt<lb/> ſind folgende:</p><lb/> <list> <item>1) Grobe wörtliche Beleidigungen <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">„ita ut injurias atroces<lb/> in eum <hi rendition="#i">effundat.</hi>”</hi></note>.</item><lb/> <item>2) Thätlichkeiten gegen die Perſon des Gebers <note xml:id="seg2pn_47_1" next="#seg2pn_47_2" place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq">„vel manus impias <hi rendition="#i">infe-</hi></hi></note>.</item> </list><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [233/0247]
§. 169. Schenkung. Einſchränkungen. 3. Widerruf. (Fortſ.)
lich geſagt, und daher auch unbeſtritten (d). Schon hier-
aus wird es wahrſcheinlich, daß dieſelbe Beſchränkung
auch in allen anderen Fällen gelten müſſe, indem die Ab-
ſicht, hierin etwas Beſonderes für die Mutter zu beſtim-
men, nicht angedeutet iſt; allein Juſtinian hat es auch im
Allgemeinen deutlich genug ausgeſprochen (e).
Die Bedingung der Klage iſt im Allgemeinen die Un-
dankbarkeit des Empfängers; allein Juſtinian hat Fünf
einzelne Fälle dieſer Undankbarkeit angegeben, und aus-
drücklich beſtimmt, in jedem derſelben ſolle der Widerruf
gelten, außer ihnen durchaus nicht (f). Die Fälle ſelbſt
ſind folgende:
1) Grobe wörtliche Beleidigungen (g).
2) Thätlichkeiten gegen die Perſon des Gebers (h).
(d) L. 7 C. de revoc. don. (8.
56.) „nec in heredem detur,
nec tribuatur heredi.”
(e) L. 10 C. cit. „Hoc ta-
men usque ad primas personas
tantummodo stare censemus.”
Die primae personae ſind der
Geber und der Empfänger, auf
welche alſo der Widerruf indivi-
duell beſchränkt ſeyn ſoll. Daß
in den folgenden Worten die Be-
ſchränkung in Beziehung auf die
Erben des Gebers noch beſon-
ders eingeſchärft wird (Note c),
kann jener an der Spitze ſtehen-
den Regel ihre Kraft nicht ent-
ziehen. Es iſt unglaublich, wel-
che Mühe Donellus XIV. 30
§ 1 — 15 aufwendet, um jenen
Satz zu widerlegen, indem er
ganz ohne Grund die oben ab-
gedruckten Worte für zweydeutig
ausgiebt. Er argumentirt ledig-
lich aus allgemeinen Gründen,
allein auch dieſe entſcheiden gegen
ihn, wenn man das Rechtsver-
hältniß in ſeiner wahren Natur
auffaßt. Denn dieſer Widerruf
hat eigentlich die Natur einer
Strafklage, und ſolche gehen über-
haupt nicht gegen den Erben.
(f) L. 10 C. cit. „Ex his enim
tantummodo causis .. donatio-
nes in eos factas everti con-
cedimus.” Donellus XIV. 27
§ 6—15 handelt ausführlich von
dieſen Fällen.
(g) „ita ut injurias atroces
in eum effundat.”
(h) „vel manus impias infe-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |